Bild: Peter Malaschitz (2002)

Basilio Calafati

 

Österreichischer Zauberkünstler, Karussell- und Gasthausbetreiber; der Sohn eines aus Korfu eingewanderten Teppichhändlers begann ab 1840 im Wiener Wurstelprater zahlreiche Amüsierbetriebe zu etablieren; u.a. betrieb ein Ringelspiel zunächst mit Holzpferden, dann mit Lokomotiven, ebenfalls aus Holz, denen er die Namen Hellas und Peking gab. 1846 eröffnete er ein Restaurant und später dann zusätzlich noch Bild: Peter Stadler (2005)einen einen Billardsalon. In seinen Etablissements traten zahlreiche Praterkünstler auf. Auf dem Gelände ließ er nach einem Umbau des Ringelspiels 1854 einen freistehenden Mast des Gebäudes mit einer Riesenfigur verkleiden, die die Gesichtszüge eines Chinesen trägt (die Figur ist heute ein Wahrzeichen des Wurstelpraters). Begonnen hatte Calafati 1820 im Prater als Salamucci-Mann (Verkäufer von Salami, Käse und Süßigkeiten mit Bauchladen). Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete er als Assistent bei dem Zauberkünstler Sebastian von Schwanenfeld.

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Wien, St. Marxer Friedhof

Hinweis: Calafati wurde ursprünglich auf dem Sankt Marxer Friedhof beigesetzt. Am 27. Oktober 1905 wurde er zusammen mit Vater Georg, Frau Josefa und seinen fünf Kindern exhumiert und auf den Wiener Zentralfriedhof überführt und dort .in einem Metallsarg beigesetzt.

Bild: Matthias Bauer

Josef Rodenstock

 

Deutscher Unternehmer; gründete 1877 in Würzburg das Unternehmen, wobei er neben Brillengläsern und -fassungen auch Barometer und andere Meßinstrumente herstellte und verkaufte; später kamen andere optische Artikel wie Fernrohre und Kameraobjektive hinzu. Ab 1883 residiert die Hauptverwaltung in München und produzierte ab 1884 dort. 1919 übernahm sein Sohn Alexander die Unternehmensführung

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München, Waldfriedhof (Alter Teil)

Rudolf Hauschka

 

Österreichischer Chemiker und Unternehmer; nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg und Studium der Naturwissenschaften und Medizin, nahm er als Angestellter in der chemischen Industrie an Erkundungsreisen nach Australien, Indien, Ägypten und in die Südsee teil. Angeregt durch die anthroposophischen Ansichten des seinerzeit sehr populären Rudolf Steiner suchte er in den 1920er Jahren nach neuen Möglichkeiten Arzneimittel herzustellen und ohne Konservierungsstoffe haltbar zu machen. Nachdem er 1929 einen entsprechenden Weg gefunden hatte, gründete er 1935 die Arzneimittelfirma Wala-Heilmittel GmbH (Wala = Wärme-Asche, Licht-Asche). In den 1990er Jahren wurde das Unternehmen international bekannt, als sich Hollywood-Schauspieler und Popmusiker für die Produkte von Wala zu interessieren begannen.

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Bilder: Matthias Bauer (04/2006)

Bad Boll (am Aichelberg)

Adolphus Busch

US-amerikanischer Unternehmer deutscher Herkunft; Gründer der heutigen Anheuser-Busch-Brauerei in den USA; obwohl einer wohlhabenden Familie entstammend, wanderte er nach Abitur und weiterführender Ausbildung mit 18 Jahren in die Vereinigten Staaten aus. Während die meisten seinen 21 Geschwister in der Heimat blieben, folgten ihm drei seiner Brüder dorthin. Er ließ sich in Saint Louis nieder, wo er in einem Großhandelsunternehmen arbeitete, bis er drei Monate auf Seiten der Nordstaatenarmee während des Sezessionskrieges diente. 1861 heiratete er Lilly Anheuser, deren Vater Eberhard Anheuser (*1805 in Bad Kreuznach, †1880 in St. Louis) eine kleine Brauerei führte. Mit dem Geld aus dem väterlichen Erbe übernahm er 1865 den Großhandel Ernst Wattenberg und führte ihn unter eigenem Namen weiter. 1864 wurde er Mitglied der Geschäftsführung der Brauerei Anheuser, führte aber zunächst das sein Unternehmen bis 1869 parallel weiter. Nachdem er es verkauft hatte, erwarb er die Hälfte der Anteile von Anheuser. Der rasche Erfolg der Firma stellte sich ein, als es Busch gelang, das Bier durch das Pasteurisierungsverfahren haltbarer zu machen: damit war es ihm möglich, sein Produkt in den gesamten Vereinigten Staaten anzubieten. 1879 wurde das Unternehmen in Anheuser-Busch Brewing Association umbenannt; nach dem Tode Anheusers machte Busch es zur größten Bierbrauerei in den Staaten. Bei Anheuser-Busch wurde leichtes Bier unter dem Namen Budweiser gebraut; Busch hatte diesen Namen von einem Carl Conrad erworben. Seine Nachfolge trat nach seinem Tode sein Sohn August an. Busch, der stets Kontakt zu seiner alten Heimat gehalten, sie in Notzeiten aquch finanziell unterstützt hatte und sie auch regelmäßig besuchte, starb bei einem dieser Aufenthalte. Sein Leichnam wurde per Bahn (er hatte einen privaten Eisenbahnwagon mit sich geführt) und Schiff zurück an den Ort seiner wirtschaftlichen Erfolge gebracht. Buschs jüngste, 1884 in Saint Louis geborene Tochter und Miterbin der Anheuser-Busch-Brauerei, “Minnie” Wilhelmina, an achter Stelle auf der Liste der reichsten Personen im deutschen Kaiserreich, die im Alter von 22 Jahren den deutscher Hopfenhändler Eduard Scharrer geheiratet hatte, ließ am Starnberger See, wohin sie 1911 erstmals gekommen war, das Schloß Höhenried in Bernried zwischen 1937 und 1939 erbauen. Heute befindet sich auf dem Gelände des Schlosse das Museum der Phantasie, besser bekannt als Buchheim-Museum. Minnie und ihr zweiter Mann Samuel Edison Woods sind in Höhenried - jeder für sich - in einem Marmorsarg mit der Aufschrift "Love never ends" beigesetzt worden.

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Biolder: Anneliese Nerger

Saint Louis, (Missouri), Bellefontaine Cemetery

Karl Anton Martin Gerhard Gerd Bucerius

 

Deutscher Verleger und Politiker (CDU); Sohn des Bürgermeisters von Hannover und späteren Mitglieds des Direktoriums der Hugo Stinnes AG für Seeschiffahrt und Überseehandel, Walter Bucerius; studierte er von 1924 bis 1928 Jura in Freiburg, Hamburg und Berlin und wurde nach einem Referendarium Hilfsrichter in Flensburg. 1932 heiratete er Gretel Goldschmidt, der er 1938, um sie vor den Nationalsozialisten zu schützen, zu Flucht nach England verhalf. 1947 heiratete er nach der Scheidung von ihr (1946) Gertrud Ebelin, née Müller. Nachdem er 1933 die Kanzlei seines Vaters in Altona übernommen hatte, setzte er sich trotz Anfeindungen mutig für viele jüdische Mitbürger vor Gericht ein. Von Februar bis November 1946 war er Bausenator in Hamburg und wurde im Juni desselben Jahres Mitglied der CDU. Er sowie Lovis H. Lorenz, Richard Tüngel und Ewald Schmidt di Simoni erwarben von der britischen Besatzungsmacht eine Lizenz zur Herausgabe einer Wochenzeitschrift und gründeten DIE ZEIT, die erstmals am 21.2.1946 in einer Auflage von 25.000 Exemplaren erschien. 1957 wurde er alleiniger Gesellschafter der ZEIT. 1970 führte Bucerius gegen die Skepsis der Redakteure das ZEIT-Magazin als Beilage zur ZEIT ein, die innerhalb von wenigen Monaten die Auflage um 200.000 steigerte. 1951 hatte er die Anteilmehrheit des Nannen-Verlages erworben und wurde ab Oktober Verleger des Stern, den er seinerzeit zur bedeutendsten Illustrierten Europas machte. 1965 kam es gemeinsam mit Richard Gruner und John Jahr sen. zur Gründung der Gruner+Jahr GmbH & Co.; 1973 übertrug er seine Anteile an die Bertelsmann AG. 1971 gründete er die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Ab 1977 führte Bucerius' Lebensgefährtin Hilde von Lang die Geschäfte des Verlages. Seine bundespolitische Karriere begann, als er 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages wurde. Konrad Adenauer, mit dem er eng befreundet war und dem er sich geistig verwandt fühlte, berief ihn 1952 zum “Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft” (bis 1957). Zu einem dauerhaften Zerwürfnis mit Adenauer und auch der Partei kam es, als er erkennen mußte, daß der Bau der Berliner Mauer von diesem offenbar ohne sichtbare Widerstände akzeptiert wurde und er in der ZEIT seiner Enttäuschung darüber Ausdruck gab. Schließlich trat er 1962 aus der Partei aus und legte sein Bundestagsmandat nieder, als aus der CDU scharfe gegen ihn gerichtete Angriffe, die er auch als solche gegen die Pressefreiheit empfand, kamen, weil imStern ein kirchenkritischer Artikel unter dem Titel Brennt in der Hölle wirklich ein Feuer? erschienen war.

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Reinbek b. Hamburg; Friedhof

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Udo Rudolf Proksch

 

Österreichischer Unternehmer; studierte 1954 bis 1958 einige Semester auf der Akademie für angewandte Kunst in der Meisterklasse für gewerblich-industrielle Entwürfe. Ab 1957 entwarf er als Designer und Art-Director für den Industriellen Wilhelm Anger, der ihn nach einem Wettbewerb engagiert hatte, Brillen der Marken Serge Kirchhofer, Viennaline, Carrera und Porsche Design. Serge Kirchhof, wie sich Proksch jetzt als Designer nennt, weitete seine Kreativität auch auf andere Gebiete aus, etablierte in Wien ein Werbeunternehmen und gründete mit Unterstützung verschiedener Investoren und Partner diverse Firmen. Schließlich gekingt es ihm 1972 sogar, als Einzelprokurist die traditionsreiche k.u.k. Hofzuckerbäckerei Demel zu übernehmen. Der in der vierten Etage des Demel untergebrachte Club 45 wurde bald zum Treffpunkt vieler Politiker; Proksch entwickelte sich zum Liebling der Schickeria. Sein umtriebiges Agieren endete, als er wegen Mordes, Betrugs und Politaffären 1992 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde: Er hatte gemeinsam mit seinem deutschen Partner Hans Peter Daimler, der 1997 verurteilt wurde, 1977 das angeblich mit einer hochwertigen Uranwiederaufbereitungsanlage beladene Schiff "Lucona" auf den Weg nach Hongkong geschickt - tatsächlich war nur wertloser Schrott an Bord. Wie Untersuchungen ergaben, sank der Frachter mit der Fracht, die mit 200 Millionen Schilling (ca. 14 Millionen Euro) versichert war, nach einer absichtlich herbeigeführten Explosion, wobei sechs Seeleute den Tod fanden. Proksch, in Graf inhaftiert, starb überraschend nach einer Herzoperation.

Udo Proksch war dreimal verheiratet: u.a. von 1962 bis 1967 mit der Schauspielerin Erika Pluhar und in zweiter Ehe von 1967 bis 1968 mit der Wagner-Urenkelin Daphne Wagner.

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Bilder: Heinz Knisch (11/2011)

Wien, Heiligenstädter Friedhof

Bruno Heinrich Schubert

 

Deutscher Unternehmer; ältester Sohn von Bruno Schubert, des Besitzers der Brauerei Henninger Bräu, die 1655 in Frankfurt am Main von Eberhard Stein gegründet worden war. Nachdem das Elternhaus 1944 einem Bombenangriff zum Opfer gefallen war, zog die Mutter - der Vater starb 1942 - mit Bruno, der während ds Zweiten Weltkrieges Wachtmeister bei der Flak-Artillerie war, und dessen drei jüngeren Brüdern Hans Otto, Paul Adolf und Knut nach Frankfurt-Höchst. Nach zahlreichen Zukäufen Anfang der 1920er Jahre wurde das Unternehmen 1935 in Henninger-Bräu AG umfirmiert. In den 1960er Jahren expandierte das Unternehmen und weitete seine Aktivitäten auch in das Ausland aus, u.a. in Griechenland, Spanien und den USA. 1970 wurde eine Mehrheitsbeteiligung an den Mannheimer Eichbaum-Brauereien erworben. 1961 wurde der Henninger-Turm als Getreidesilo in Betrieb genommen, der zu einem Wahrzeichen der Stadt wurde und der ab 1962 zum Start- und Zielpunkt des Radrennens Rund um den Henninger-Turm wurde. 1980 übernahm Reemtsma die Mehrheit an der Henninger-Brauerei, 1987 die Unternehmensgruppe Gebrüder März aus Rosenheim. 1994 mußte die März-Gruppe einen Teil ihrer Brauereien wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten verkaufen. Heute ist das Unternehmen stillgelegt, die Betriebsstätten wurden abgerissen; im Januar 2013 begannen auch die Arbeiten zum Abriß des Turmes.

Verheiratet war Schubert, dem 2002 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Frankfurt am Main verliehen wurde, seit 1941 in erster Ehe mit der gleichaltrigen Ingeborg (†2009). Aus dieser Verbindung ging die Schauspielerin Renate Schubert (*1941, †1966) hervor. Aus einer außerehelichen Verbindung stammt Hanns Peter Nerger (*1947), bis Ende 2008 Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH, der seit 2009 die Bruno H. Schubert Stiftung leitet. Im Juli 2009 heiratete Schubert die aus Äthiopien stammende Belgierin Meharit Kifle, die einen Sohn in die Ehe mitbrachte.

2012 wurde der Leichnam Schubert exhumiert und gerichtsmedizinisch untersucht, nachdem es Hinweise auf einen nicht natürlichen Tod wegen des “Verdachts auf unterlassene Hilfeleistung” gegeben hatte. Schließlich erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft 2018 wegen “versuchten und nicht vollendeten Totschlags” Anklage u.a. gegen seine Witwe.

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Bilder: Dieter Georg (12/2011)

Frankfurt am Main-Oberrad, Waldfriedhof

Bilder: Heinz Knisch (12/2011)

François Haby

 Karikatur des Simplicissimus

Deutscher Unternehmer; der aus einer hugenottischen Familie stammende Haby kam 1880 aus Königsberg in die Reichshauptstadt Berlin, in der er einen Friseursalon eröffnete. Nachdem um1890 auch Wilhelm II. der seit 1888 deutscher Kaiser war, auf den Coiffeur aufmerksam geworden war und ihn ihn zu seinem Hoffriseur ernannt hatte, firmierte das Friseurgeschäft als “Königlicher Hof-Friseur & Parfümeur.“ Nicht nur, daß Haby jeden Morgen zu Frisieren in das Schloß kam; er mußte den Kaiser auch oftmals auf dessen Reisen begleiten. Solchermaßen populär, entwickelte sich nicht nur sein luxuriöses, nach Entwürfen des belgischen Architekten und Gestalters Henry van de Velde (*1863, †1957) ausgestattetes Geschäft in der dorotheenstädtischen Mittelstraße äußerst erfolgreich; auch eine von ihm entwickelte Kosmetik-Serie, deren Produkte er Namen wie Donnerwetter – tadellos! (Bartpomade), Wach auf (Rasierseife) und Ich kann so nett sein (Damenshampoo) gab, fand im standesbewußten und kaisertreuen Publikum großen Anklang. Schließlich war Haby so bekannt, daß er auch in Heinrich Manns zeitkritischem RomanDer Untertan (1918) Erwähnung findet.

Inschrift: Für uns ist’s ein Tod. wenn wir sterben. Aber vor Gott ist’s ein so leiser Schlaf, dass er nicht leiser sein könnte.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (2011)

Stahnsdorf, Südwest-Kirchhof

Hinweis: François Haby war zunächst auf dem Alter St.-Matthäus-Kirchhof beigesetzt worden; im Zuge der Vorbereitungen des Baus der neuen deutschen Hauptstadt Germania, den Hitler angeordnet und Albert Speer durchführen sollte, wurden die sterblichen Überreste 1938 auf dem Südwestkirchof in Stahnsdorf umgebettet und schließlich auf den Waldfriedhof in Berlin-Charlottenburg.

Berlin OT Charlottenburg, Waldfriedhof Heerstr

Hinweis: Der Sarg mit den sterblichen Überresten Adolphus Buschs wurde 1915 mitten im Ersten Weltkrieg – die Vereinigten Staaten waren allerdings noch nicht in den Krieg eingetreten – nach St. Louis überführt.

Otto Weidt

 

 

Deutscher Fabrikant; Sohn eines Tapezierers, dessen Beruf er ebenfalls erlernte; engagierte sich bereits als junger Mann in der anarchistischen Arbeiterbewegung und hatte das Glück, wegen einer Ohrenkrankheit nicht zum Militärdienst während des Ersten Weltkrieges herangezogen zu werden, wurde allerdings als Sinitäter herangezogen. Als er wegen seiner fortschreitenden Erblindung seinen Beruf als Tapezierer aufgeben mußte, eröffnete er Anfang 1940 - jetzt fast erblindet - in der Rosenthaler Straße 39 eine Blindenwerkstatt als Besen- und Bürstenbinderei, wo er ca. 30 zumeist gehörlose und blinde Juden als Zwangsarbeiter beschäftigte. Diese Werkstatt wurde als sogenannter “wehrwichtiger Betrieb“ eingestuft, da deren Produkte hauptsächlich für die Wehrmacht bestimmt waren. Es gelang Weidt durch seine guten Beziehungen zu Dienststellen und einflußreichen Leute, durch Bestechung, auch Fälschungen von Pässen und mit Unterstützung von Hedwig Porschütz seine größtenteils jüdischen Mitarbeiter zu versorgen und zunächst vor den einsetzenden Deportationen zu schützen. Zu ihnen zählten u.a, Inge Deutschkron, Hans Israelowicz und Alice Licht. Letztere hatte er zunächst aus einem Lager in Polen gerettet und sie und ihre Eltern in einem abgeschotteten Nebenraum der Werkstatt untergebracht. Dort wurden sie jedoch durch Verrat entdeckt und durch die Gestapo zunächst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz und schließlich nach Christianstadt, einem Nebenlager von Groß-Rosen, deportiert. Sie berichtete später, Weidt habe sie dort gesucht und auch Pläne zur Flucht geschmiedet, die aber nicht realisiert werden konnte. Alice Licht gelang jedoch später auf einem der von der Gestapo angeordneten, der Räumung der Lager von den herannahenden alliierten Truppen drohenden Entdeckung sog. Todesmärschen, die Flucht - allerdings ohne ihre Eltern -, und sie kehrte nach Berlin zurück, wo Weidt ihr bis zum Zusammenbruch der Nazi-Diktatur und der Befreiung Berlins durch alliierte Truppen Schutz bot. Nach dem Krieg betrieb er den Wiederaufbau des jüdischen Kinder- und Altersheimes in Niederschönhausen und sammelte zu diesem Zweck Geld- und Sachspenden. Die von ihm gegründete Bürsten- und Besenwerkstatt wurde nach seinem Tode von seiner zweiten Ehefrau Else noch fünf Jahre weitergeführt, bis sie 1952 geschlossen wurde. Heute befindet sich an ihrer Stelle ein Museum, das an Weidt erinnern soll.

Otto Weidt wurde 1971 postum als “Gerechter unter den Völkern” geehrt, und als solchem wird in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem das Andenken an ihn bewahrt.

Ottos Weidts Einsatz für seine jüdischen Beschäftigten bilden den Hintergrund des von der ARD im Januar 2014 ausgestrahlten Spielfilms Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt, in dem Edgar Selge die Rolle des Otto Weidt verkörpert.

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Bild: Arvid Zemkus (01/2014)

Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.

Bilder: Matthias Bauer-Härer (08/2001)
Unternehmer / Manager XXVI

Omnibus salutem!