Franz Philipp Schott

 

Deutscher Musikverleger; Enkel des Kupferstechers Bernhard Schott, der 1770 den gleichnamigen, zweitältesten europäischen Musikverlag in Mainz gegründet hatte, und dessen Inhaber. Der internationale Erfolg des Verlages begann, als ihm 1858 die Zusammenarbeit mit Richard Wagner gelang, dessen Bühnenwerke Die Meistersinger von Nürnberg, der gesamte Ring des Nibelungen und Parsifal vom Verlag betreut wurden. Allerdings war die Zusammenarbeit nicht spannungsfrei: so hatte Wagner einen stattlichen Betrag als Vorauszahlung erbeten und auch nach Bedenken des Verlegers, das erst dessen Frau Betty zerstreute, erhalten, die Meistersinger allerdings erst mit erheblicher Verspätung geliefert. Da es keine Nachkommen gab, setzte die Familie Schott im Jahre 1874 Geheimrat Ludwig Strecker (*1853, †1943) als Nachfolger ein. Von Januar 1865 bis Januar 1871 war Franz Philipp Schott außerdem Bürgermeister seiner Vaterstadt Mainz.

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Christian Adalbert Kupferberg

 

Deutscher Unternehmer; der Sohn eines Großherzoglichen Districteinnehmers begann 1843 eine Ausbildung zum Exportkaufmann im Handelshaus Reiss in Mannheim. Als seine Braut beleidigt wurde und er sich auf ein Duell einließ, wurde er deswegen in Festungshaft genommen. Nach seiner Entlassung gründete er im Jahre 1847 zusammen mit dem Mainzer Robert Kempf in Neustadt a.d. Weinstraße die Firma Kempf & Kupferberg "Fabrication moussirender Weine". Nach der Trennung von Kempf gründete Kupferberg am 4.7.1850 in Mainz die Sektkellerei Kupferberg. 1855 verlagerte er auch die Produktion von Laubenheim (heute zu Mainz) nach Mainz. 1864 errichtete er eine neue Degussierhalle, zu deren Eröffnung u.a. Fürst Bismarck zu Gast war. Seine Beziehungen zu diesem und zum deutschen Kaiser ließen die Firma zu einem der erfolgreichsten Sektproduzenten aufsteigen. Zwei Jahre zuvor hatte er während der Weltausstellung in London mit seiner Marke “Die Perle des Rheins” großem Erfolg gehabt. Die bereits 1852 von ihm kreierte Sektmarke ”Kupferberg Gold”, die seinerzeit noch als Deutscher Champagner bezeichnet werden durfte, zählt heute zu den ältesten Sektmarken in Deutschland. Kupferberg betätigte sich aber auch als Wohltäter. Nachdem in Mainz die Cholera ausgebrochen war und sein Bruder Florian, der als Armenarzt tätig war, über die katastrophalen hygienischen Zustände in der Stadt, in der 50.000 Menschen innerhalb der Befestigungsmauern auf engstem Raum lebten, eine Schrift veröffentlichte, finanzierte er für Mainz ein neues Wasserwerk mit.

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Adam Henkell

Deutscher Unternehmer; entstammte einer angesehenen Kasseler Handwerksfamilie, machte jedoch eine Ausbildung zum Kaufmann und erweiterte seine Kenntnisse in Bremen und in Frankreich. Dort kam er in Beaune bei der Firma Poulet et frères erstmals mit dem Champagnergeschäft in Berührung. Im Juni 1832 gründete er zusammen mit Leopold Urban, den er bei Poulet kennengelernt hatte, in Mainz die Weinhandlung Henkell & Cie. und produzierte ab 1856 auch Schaumwein. Während Henkell sich um kaufmännische Belange, die heimischen Kunden und die Entwicklung des Mousseuxgeschäftes kümmerte, betätigte sich Urban als Handelsreisender. Bald schon entwickelten sich vielversprechende Geschäftsverbindungen in die Vereinigten Staaten, nach Australien und in viele Staaten Europas. 1838 trennten sich Henkell und Urban. 1894 erreichte sein Enkel Otto Henkell den kommerziellen Durchbruch auf dem nationalen und internationalen Markt, als er 1894 den Markenartikel “Henkell Trocken” schuf und mit einer kontinuierlichen Werbung für die Produkte begann. Als der alte, angestammte Standtort in Mainz mit fünfzig Kellern zu klein wurde und die Logistik sich als zu problematisch gestaltete, verlegte der Architekt Paul Bonatz, der u.a. ab 1912 den Stuttgarter Hauptbahnhof und später das Opernhaus in Ankara erbaute, die neue Repräsentanz nach Biebrich (heute Wiesbaden-Biebrich) und baute dort zwischen 1907 und 1909 das Henkell-Schlößchen in neoklassizistischem Stil auf dem Grund zweier bereits ausgehobener Kiesgruben, das später als Henkellsfeld bezeichnet wurden, und auf dem sich bis heute u.a. auch die Produktion befindet.

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Mainz, Hauptfriedhof

Bilder: KN (30.07.2006)
Bilder: KN (30.07.2006)
Bilder: KN (30.07.2006)

Georg Andreas Reimer

 

Deutscher Verleger; nach einer Ausbildung zum Buchhändler in der in der Stralsunder Filiale der Langschen Buchhandlung übernahm er im Jahre 1800 die Leitung der 50 Jahre zuvor gegründete Realschulbuchhandlung zu Berlin, die er zu Deutschlands angesehenster Verlagsbuchhandlung ausbaute. In dem 1815 erworbenen Sackensche Palais in der Wilhelmstraße in Berlin richtete er eine eigene Buchhandlung ein und gründete den Verlag Georg Reimer, der bald schon die Werke von Autoren wie z. B. Friedrich Schleiermacher, Johann Gottlieb Fichte, Heinrich von Kleist, Ernst Moritz Arndt und Jean Paul herausgab. Während der Befreiungskriege (1813/15) gegen Napoléon war sein Haus Anlaufstelle für viele Gleichgesinnte. Reimer war Vorsteher der Korporation der Berliner Buchhändler, von 1825 bis 1828 Stadtverordneter und von 1831 bis 1842 ehrenamtlicher Stadtrat. 1897 wurde sein Unternehmen von dem Verleger Walter de Gruyter übernommen.

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Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Bilder: Dieter Müller (08/2006)

Georg Wertheim

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Deutscher Kaufmann; wuchs als Sohn jüdischer Eltern (Abraham & Ida Wertheim) mit seinen Brüdern Wolf (†1940), Wilhelm und Franz (*1863, †1933) in Stralsund auf. Er entwickelte nach der Übernahme (1876) des im Jahr zuvor von seinen Eltern gegründeten Ladengeschäfts für Kurz- und Posamentierwaren neue Verkaufsstrategien: er bot seinen Kunden, die Möglichkeit zum Umtausch von Waren und Verkauf nur gegen Barzahlung. Aufgrund des positiven cash flows konnte er Preise anbieten, die weit unter den üblichen lagen. 1885 eröffnete Georg Wertheim zusammen mit seinen Brüdern Franz, Wilhelm und Wolf die erste Filiale des Manufakturwarengeschäfts in Berlin. Bald schon konnte er am Alten Markt in Stralsund ein größeres Geschäft eröffnen, 1884 gefolgt von einem in Rostock; bereits im Folgejahr eröffnete er gemeinsam mit seinen Brüdern Franz, Wilhelm und Wolf, der später wegen seiner Exzentrik und seiner Extravaganzen aus dem Warenhausunternehmen gedrängt wurde, eine Niederlassung in der Berliner Rosenthaler Straße. In schneller Folge wurde weitere Geschäfte erfolgreich in der neuen Reichshauptstadt gegründet. 1894 eröffnete das erste Warenhaus in der Oranienstraße, das diesen Namen verdient. Im Warenhaus am Leipziger Platz, das 1897 von dem in Darmstadt geborenen Architekten Alfred Messel geplant und realisierte wurde, wurde erstmals nach dem Motto “Alles unter einem Dach” angeboten. Bereits 1913 war das Wertheim-Unternehmen das größte deutsche seiner Art. Obwohl bereits zur Kaiserzeit alle Brüder, außer Wolf, zum Christentum konvertiert waren, wurde die Familie mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 gezwungen, ihre Geschäftsanteile an “Arier” zu übergeben. Am 1.1.1937 trat Georg Wertheim aus dem Unternehmen aus, die Firma wurde als deutsch erklärt und der Firmenname in Allgemeine Warenhandels-Gesellschaft (AWAG) geändert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Warenhäuser in der DDR enteignet, in Westdeutschland übernahm der Hertie-Konzern 1951 die Mehrheit der Geschäftsanteile und führte das Unternehmen zunächst unter dem eingeführten, ursprünglichen Namen weiter. 1994 übernahm der Karstadt-Konzern die Hertie-Gruppe, und zugleich ging auch das einzig verbliebende Warenhaus Wertheim am Kurfürstendamm in Berlin in den Besitz der Firma Karstadt über.

Wertheim in Berlin

 

 

 

 

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Bikld: Dieter Müller (08/2006)

Carl Andreas Julius Bolle

Deutscher Unternehmer; Gründer und Besitzer der Berliner Meierei C. Bolle. Als sechstes Kind eines Holz- und Steinhändlers geboren, besuchte er nach der Dorfschule das Gymnasium in Brandenburg - jedoch ohne Abschluß. Nach einer Ausbildung zum Maurergesellen ging er nach Berlin und besuchte dort noch einmal ein Gymnasium sowie eine Baugewerksschule. 1860 heiratete er und gründete zunächst ein Baugeschäft. Mit dem erarbeiteten Geld gründete er die Norddeutschen Eiswerke, Bolles Seefisch-Handelsgesellschaft, dann Bolles Baumschulen, Bolles Obstplantagen und Bolles Konservenfabrik. Hinzu kam 1879 Bolles Milchausschank, wobei er die Milch zunächst von eigenen Kühen bezog, die er auf einem seiner Grundstücke weiden ließ. Ab 1881 vertrieb er mittels seines Unternehmens Provincial-Meierei C. Bolle seine Milchprodukte mit einem für die damalige Zeit typischen, von Pferden gezogenen Milchwagen, von denen er schließlich 250 betrieb. Die aus Berlin stammende, umgangssprachliche Redewendung “Wie Bohle auf dem Milchwagen” bezog sich vermutlich ursprünglich auf den bekannten Refrain “Aber dennoch hat sich Bohle ganz köstlich amüsiert und spielte damit auf die Milchwagen, die sog. Bolle-Wagen, an.

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Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Hinweis: Die Statue in der Grabstätte stellt Euterpe dar, eine der neun Musen, Sinnbild für die Tonkunst und die lyrischen Poesie.

Mainz, Hauptfriedhof

Mainz, Hauptfriedhof

Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Kurt Neven DuMont

 

 

Deutscher Zeitungsverleger; der Sohn des Verlegers Alfred Neven DuMont; studierte an den Universitäten in Köln und München Rechtswissenschafte und trat, nachdem er eine längere Ausbildungszeit in einem Berliner Großverlag absolviert hatte, 1927 in die Geschäftsleitung der Verlagsgesellschaft und Großdruckerei M. DuMont Schauberg ein. 1933 wurde er zu gleichen Teilen Inhaber des Unternehmens neben seinem Vetter August. Nicht unbelastet ging er aus der Nazizeit hervor; er war nicht nur bereits 1933 der NSDAP beigetreten, in den Zeitungen des Verlages wurde Hitlers Wahlkampf unterstützt. 1933 wurde Kurt Neven DuMont neben seinem Vetter August, dem langjährigen Seniorchef, zu gleichen Teilen Inhaber des Familienunternehmens, welches neben der Kölnischen Zeitung (seit 1805), der Kölnischen Illustrierten Zeitung (seit 1926) und dem Sonntag Morgen auch den Kölner Stadt-Anzeiger (seit 1876) herausgab. Neven DuMont gelang es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht, die für das Erscheinen von Druckerzeugnissen notwenigen Lizenzen von der britischen Besatzungsbehörde zu erhalten. Erst 1949 nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland konnte er wieder verlegerisch tätig werden und die erste Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers herausgeben.

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Münsing am Starnberger See OT Holzhausen, Friedhof Holzhausen

Karl Klingspor

 

Deutscher Schriftgestalter und Typograph; Sohn des 1839 in Gießen geborenen Zigarrenfabrikanten Carl Klingspor, Karl trat nach einer kaufmännischen Ausbildung 1892 in die von seinem Vater im selben Jahr übernommene Rudhard’sche Gießerei ein, die 1842 in Offenbach am Main gegründet worden war. Sein jüngerer Bruder Wilhelm übernahm 1895 als Partner die kaufmännische Leitung, während Karl für die technischen und künstlerischen Aufgaben verantwortlich zeichnete. 1904 (andere Quellen zufolge 1906) wurde die Gießerei in Gebr. Klingspor umfirmiert. 1907 gehörte das Unternehmen zu den zwölf Unternehmen, die an der Gründung des Deutschen Werkbunds beteiligt waren. Karl Klingspor war der erste Inhaber einer Schriftgießerei, der immer gezielt Künstler beschäftigte, die neue Druckschriften entwarfen, darunter der Schriftkünstler und Graphiker Rudolf Koch, der 1906 in die Gießerei eintrat und auch für den Insel Verlag tätig war, oder Otto Hupp.. Ab 1899 war Klingspor Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen und 1922 Mitbegründer der Frankfurter Bibliophilen Gesellschaft. Klingspors Privatsammlung bildet den Grundstock des Klingspor-Museums für Schriftkunst und Typografie in Offenbach.

Auszeichnungen u.a.: Ehrenbürger der Stadt Offenbach am Main (1948), Dr.-Ing. E. h. der TH Darmstadt,

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Bilder: Dieter Georg (10/2017)

Offenbach am Main, Alter Friedhof

Walter Hammer  eigentl. Walter Hösterey

 

 

Deutscher Verleger und Schriftsteller; Sohn eines Brezelbäckers; war bereits im Alter von 18 Jahren schriftstellerisch tätig. 1913 nahm er am Ersten Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner teil. Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1915 eingezogen und diente bis zum Ende des Krieges an der Front, zuletzt in der 236. Infanterie-Division an der Westfront. Aus dem Krieg kehrte er völlig desillusioniert und als überzeugter Pazifisten in die Heimat zurück und verarbeitete seine bedrückenden und verstörenden Erlebnisse in seinem Buch mit dem Titel 236. Infanterie-Division. Er arbeitete danach als Herausgeber mehrerer Zeitschriften, u.a. bei Der Fackelreiter, Junge Menschen, Junge Republik.

Hammer war Mitglied der Wandervogelbewegung, zu deren linken Flügel er gehörte. Als Nietzsche-Anhänger verwendete er als Schriftsteller - in Anlehnung an Nietzsches 1889 veröffentlichten SchriftGötzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt - den Namen Walter Hammer

 

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Bild: Heiko Bockstiegel (1996)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Alexandre Darracq

 

Französischer Unternehmer und Automobilpionier; erlernte den Beruf eines technischen Zeichners. Im Jahr 1891 gründete er mit der Société Gladiator sein erstes Unternehmen, mit dem er Fahrräder produzierte, ab 1894 das Motorrad von Millet. Bereits im Rahmen dieser Firma beschäftigte er sich damit, Automobile zu konstruieren. Nach fünf Jahren verkaufte er die Firma mit Gewinn an ein Konsortium um Adolphe Clément. Wenig später gründete er die Firma Automobiles Darracq S.A. in Suresnes bei Paris. 1904 stellte er bereits ca. 10 % der französischen Automobilproduktion her.

Fahrzeuge aus der Produktion von Darracq-Unternehmen nahmen bald schon erfolgreich an diversen Rennveranstaltungen teil. Die Firma expandierte teilweise durch Lizenzfertigung in andere europäische Länder; so war die Firma. Opel in Deutschland einer der Partner, und in Italien gründete er 1907 gemeinsam mit Cavaliere Ugo Stella die Società Italiana Automobili Darracq, die zunächst in Neapel und danach in Portello bei Mailand Automobile herstellte. Diese Gesellschaft gilt als die Vorläufergesellschaft des 1910 gegründeten Unternehmens Alfa Romeo. Die Unternehmer aus der Lombardei änderten am 24 Juni desselben Jahres die Firma der Gesellschaft in Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili und wählten A.L.F.A. als ihre Kurzbezeichnung. Dieses Ereignis gilt heute als der offizielle Gründungszeitpunkt. 1915 veräußerte Darracq seine letzten Anteile an Alfa Romeo . Bereits 1912 hatte er seine französische Firma an eine britische Investorengruppe verkauft. Daraus entstand 1920 die Firma Sunbeam-Talbot-Darracq, die im Jahr 1935 nach Konkurs Teil der Rootes-Gruppe wurde.

Sein Vermögen investierte er anschließend auch außerhalb des Automobilbaus; so war Darracq vorübergehend am Casino in Deauville beteiligt. Auch am berühmten Hotel Negresco in Nizza hielt er wesentliche Anteile. Seinen Lebensabend verbrachte er an der französischen Riviera.

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Bilder: Herbert Herterich (11/2017)

Paris, Cimetière de Père Lachaise

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Bilder: Helmut Rank (07/2022)
Unternehmer / Manager XXVIII

Omnibus salutem!