US-amerikanischer Industrieller; verließ die Schule im Alter von 14 Jahren und wurde später einer der einflußreichsten, aber zugleich umstrittensten Bürger Chicagos. Ab 1858 baute er luxuriöse Reisezugwagen (sog. Pullmanwagen) für das sich damals rasant entwickelnde Streckennetz der Eisenbahn in den Vereinigten Staaten. 1867 gründete er dann das Waggonbauunternehmen Pullman-Palace Car Co. und ließ im Jahre 1880 für seine Arbeiter die Chicagoer Arbeitersiedlung Pullman erbauen. Aufgrund der Rezession im Jahre 1894 senkte er zwar die Gehälter für seine Arbeiter um 25%, nicht aber die Mieten für die Arbeiterwohnungen oder die Preise, für die diese in seinen Geschäften einkaufen mußten. Die Folge war ein zweimonatiger Streik, der sich nicht nur über das Land ausbreitete, sondern auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit 25 Toten und erheblichen wirtschaftlichen Verlusten mit sich brachte und erst durch Intervention des US-Präsidenten Grover Cleveland beendet werden konnte. Als Pullman starb, sah sich seine Familie genötigt, den Leichnam einzubetonieren, da man Ausschreitungen gegen den toten Industriellen befürchtete.
Chicago, Graceland Cemetery
Henry Steinway eigentl. Heinrich Engelhardt Steinweg
US-amerikanischer Klavierbauer deutscher Herkunft; der gelernte Schreiner und Orgelbauer begann in Braunschweig mit dem Herstellen von Gitarren und Zithern und baute Pianinos und Klavierflügel, bis er 1836 seinen ersten Flügel in einer umgebauten Waschküche in Seesen herstellte. 1850 übergab er sein Geschäft in Braunschweig seinem Sohn Theodor Steinweg und emigrierte im Folgejahr mit seinen vier anderen Söhnen in die Vereinigten Staaten, wo er sich in New York niederließ und zunächst in verschiedenen Klavierfabriken arbeitete. 1853 machten er und seine Söhne sich selbständig und nannten die Firma Steinway & Sons. Die Firma nahm rasch einen bemerkenswerten Aufschwung; ihre Klaviere und Flügel waren bald in allen Konzertsälen der Welt zu finden.
New York Brooklyn, Green-Wood Cemetery
mit ihrem Ehemann
Deutsche Kunsthandwerkerin und Unternehmerin; Mutter des Kinderbuchautors Max Kruse; nach einer Schauspielausbildung war sie von 1900 und 1902 am Berliner Lessing-Theater engagiert, an dem sie ihren späteren Mann, den dreißig Jahre älteren Bildhauer und Bühnenbildner Max Kruse, kennenlernte und den sie 1910 heiratete. Außerdem nahm sie an Gastspielen teil, die sie nach Warschau und Moskau führten. Nachdem ihr Mann den Kindern keine Puppen kaufen wollte, weil er die auf dem Markt befindlichen häßlich fand, bastelte sie ihre erste, eigene Puppe. Als das Berliner Warenhaus Tietz sie aufforderte, sich an der Ausstellung “Spielzeug aus eigener Hand” zu beteiligen, rückten ihre individuell gestalteten Puppen in das Bewußtsein der Öffentlichkeit, und wenig später erhielt sie aus New Yor einen “Großauftrag” über 150 Puppen. Verwaltung und Fabrikation mußte 1912 von Berlin ins sächsische Bad Kösen verlegt werden. Noch bekannter werden ihre Kreationen durch die Teilnahme an den Weltausstellungen in Barcelona und Paris. Ab 1933 produziert das Unternehmen auch Schaufensterfiguren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen, wie andere Privatfirmen auch, von der DDR-Administration enteignet; die Familie ging in den Westen Deutschlands, nach Bad Pyrmont zunächst und schließlich 1952 nach Donauwörth.
Schäftlarn, Gemeindefriedhof Zell
Deutscher Unternehmer jüdischer Abstammung; er reüssierte mit seinem am 14.8.1879 in Stralsund gegründeten Warenhaus mit einer neuen, revolutionären Idee: Tietz führte Festpreise für alle Artikel ein, gestattete deren Erwerb nur noch gegen Barzahlung und räumte ein Umtauschrecht ein. 1891 eröffnete er in der Kölner Hohe Straße ein weiteres Kaufhaus. 1905 wurde das Unternehmen, aus dem später die Kaufhaus AG hervorging, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im Gegensatz zu seinem Onkel Hermann Tietz konzentrierten sich seine Warenhausgründungen auf den Westen Deutschlands und Belgien. Nach seinem Tod führte sein Sohn Alfred Leonhard Tietz das Geschäft weiter.
Köln-Bocklemünd, Jüdischer Friedhof
Deutscher Unternehmer und Weinhändler; trat in die von seinem Bruder Moritz 1862 gegründete Weinhandlung in Breslau ein, die unter dem Namen M. Kempinski & Co. firmierte. 1872 zog er mit seiner Frau Helene nach Berlin und ließ mit Genehmigung seines Bruders unter demselben Namen eine Weinhandlung ins Handelsregister eintragen. Das Ladenlokal mit angeschlossener Weinstube, das zum "Stammhaus" wurde, befand sich in der Friedrichstraße 178/Ecke Taubenstraße. Schnell stellte sich der Erfolg ein, und der Name "Kempinski" wurde weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Das Berliner Unternehmen florierte so gut, daß es später auch das Unternehmen in Breslau übernehmen konnte. In der Leipziger Straße 25 wurde im Juli 1889 in einem viergeschossigen Haus ein Restaurant mit mehreren Sälen eröffnet, das seinerzeit das größte in Berlin war. Alle Schichten gingen hier ein und aus, weil Kempinski die Idee der "Sozialisierung des Luxus" verfolgte. Es gab halbe Portionen zum halben Preis. Nach dem Tode der Gründer der Schwiegersohn Richard Unger die Firma, deren Firmenname beibehalten wurde. Nach der “Machtübernahme” der Nationalsozialisten wurde das Unternehmen enteignet und “arisiert”.
Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof
Deutscher Unternehmer; zweitjüngster Sohn des Kölner Schokoladenproduzenten Franz Stollwerck (*1815, †1876); war gemeinsam mit seinen Brüdern Teilhaber an der 1871 gegründeten Schokoladenfabrik Gebr. Stollwerck. Albert Nicolaus war für Einkauf, Kalkulation, Korrespondenz und die allgemeine Vertriebsorganisation zuständig, Peter Joseph Finanzen und Personals, Bruder Heinrich, der das neu errichtete Werk in der Hohestraße leitete, baute 1872 im Unternehmen eine eigene Konstruktionsabteilung auf, die bereits 1875 den Großteil des eigenen Betriebsbedarfs deckte und deren Maschinen weltweit verkauft wurden, erlitt beim Probelauf einer von ihm erfundenen Mischmaschine so schwere Verletzungen, daß er ihnen erlag. Carl führte nach dem Tode seiner Brüder ab 1922 das Unternehmen gemeinsam mit seinen Neffen. Ludwig, der bis zu seinem Tod 1922 im Konzern blieb, war an technischen Entwicklungen sehr interessiert und ließ 1887 erstmals Schokoladenautomaten aufstellen; bereits 1893 gab es hiervon 15.000 Stück, alleine in New York standen 4.000 dieser Automaten, die täglich aufzufüllen waren. In England, Belgien und Österreich-Ungarn wurden Niederlassungen eröffnet; in den Vereinigten Staaten eröffnete er 1894 zusammen mit dem deutschen Kaufmann John Volkmann die Firma Volkmann, Stollwerck & Co. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges brach der Umsatz des Unternehmens ein, die Zeit des großen Erfolges und der Expansion war vorbei zunächst vorbei. Ludwig
Stollwercks Chocoladen-Tempel mit der Germania auf der Weltausstellung in Chicago 1893
Stollwerck saß außerdem als Vorsitzender im Aufsichtsrat bei Diamant, Deutsche Zündholzfabrik und Deutsche Sunlight. Auch im Mitte der 1890er Jahre beginnenden Kinematographengeschäft mischte er mit: 1896 entstanden auf seine Initiative hin die ersten Filmaufnahmen in Köln. Im März 1896 erwarb er die deutsche Lizenz für den Cinématographe Lumière. Im April desselben Jahres gaben die Brüder Lumière in der Domstadt die erste öffentliche Filmvorführung im Deutschen Reich und wenige Monate später haben bereits über eine Million Zuschauer Stollwercks "Lebende Photographien" angeschaut.
Köln, Friedhof Melaten
Carl Franz Wilhelm Schimmelpfeng
Deutscher Unternehmer; entstammte einer hessischen Beamten-, Pfarrer- u. Gelehrtenfamilie; machte nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Geburtsstadt eine eine kaufmännische Ausbildung in Ahlfeld und Niederaula bei Hersfeld, bevor er als angestellter Kaufmann u. a. in Rußland, Berlin und in Frankfurt am Main tätig war. Er gründete 1872 gründete er in Frankfurt am Main unter der Firmierung Auskunfts- und Kontrollbureau über geschäftliche, insbesondere Kreditverhältnisse, ein Unternehmen, in dem Wirtschaftsdaten von Unternehmen gesammelt und zur Auskunft bereitgestellt wurde. Nachdem er in der neuen Reichshauptstadt Berlin eine Zentrale eingerichtet hatte, eröffnete er nach und nach Filialen zunächst in zahlreichen Städten in Deutschland, bald auch schon im europäischen Ausland, u.a. in Wien (1886). Paris (1888), London (1888), Amsterdam (1890) und Sankt Petersburg (1906). Anfang der 1890er Jahre weitete er seine Aktivitäten auch auf die Vereinigten Staaten aus, indem er mit dem dortigen führenden Wirtschaftsinformationsunternehmen The Bradstreet Company ein Abkommen zur gegenseitigen Vertretung schloß. 1889 wurde das Unternehmen in Auskunftei Wilhelm Schimmelpfeng umbenannt, und die Aktivitäten wurden auf Inkassodienste und Marktforschung ausgedehnt. 1907, als der Gründer das Unternehmen seinen beiden Söhne Richard und Adolf übergab, umfaßte es bereits fast 50 Niederlassungen und 1.750 Angestellten. Richard zog sich 1924 daraus zurück, und 1929, nach dem Ausscheiden auch von Adolf, wurde die Firma unter dem alten Namen in eine GmbH überführt. Der Name wurde erst 1992, nach der Übernahme durch die US-amerikanische Dun & Bradstreet-Gruppe, die 1984 erfolgte, aufgegeben. 1999 wurde der Name Schimmelpfeng für den Firmenteil Inkassodienst wieder “reaktiviert”, nachdem dieser aus dem Konzern ausgegliedert worden war.
Deutscher Verlagsbuchhändler; Sohn des ersten Leipziger Oberbürgermeisters und der Tochter eines Leipziger Großkaufmanns. Nach der Ausbildung zum (Verlags-) Buchhändler in der Bücherstadt Leipzig und Tätigkeiten in der Branche wurde er 1911 Teilhaber am Paul Parey Verlag, den sein Bruder Arthur 1900 nach dem Tode Pareys übernommen hatte. Gemeinsam baute sie den Verlag als Fachverlag aus. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ging nicht nur das Verlagsgebäude verloren, sondern auch fast der gesamte Lagerbestand. Nach dem Tod seines Bruders führte er den Verlag ab 1945 mit seinem Neffen Arthur Georgi jun. weiter, wobei dieser 1951 die Leitung des in Hamburg neugegründeten Verlages übernahm, während jener den Verlag in Berlin wieder aufbaute.
Auszeichnungen u.a.: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1954).
Berlin, Waldfriedhof Dahlem (Hüttenweg)
Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.
Deutscher Stahl- und Eisengroßhändler und Mäzen; Nachkomme hugenottischer Einwanderer und Eisenwarenhändler; nachdem er zunächst eine eigene Firma gegründet und geführt hatte, übernahm nach dem Tode seines Vaters 1861 auch dessen Unternehmen. In der Umgebung im Nordwesten Berlins machte er sich durch mehrere wohltätige Stiftungen um die Kommunen verdient. Gemeinsam mit dem Maler Ernst Lewald und dem Architekten Hermann Ende, der später die Pläne für die Wiederherstellung der Reichsburg Cochem erstellte, gründete er eine Fayencewerkstatt. Zudem war Ravené Vorstandsmitglied des Kunstgewerbemuseums in Berlin; die vom Vater übernommene Gemäldesammlung blieb auch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich.
1868 kaufte Ravené die zu einer Ruine zerfallene Reichsburg bei Cochem an der Mosel vom preußischen Domänenfiskus und ließ sie zwischen 1874 und 1877 - allerdings im neugotischen Sti -l wiederherstellen, wobei die abschließenden Arbeiten des Innenausbaus erst nach seinem Tode durch seinen Sohn Louis Auguste 1890 abgeschlossen werden konnten.
Gravur auf der linken Seite der Grabstele
Die Familie benutzte die Reichsburg, die bis 1942 in Familienbesitz blieb, als Sommersitz und mußte sie dann an das preußische Justizministerium veräußern; 1947 ging sie in das Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz über, das dort eine Verwaltungsschule einrichtete, bis schließlich die Stadt Cochem sie 1978 käuflich erwarb.
Verheiratet war Louis Ravené seit 1864 mit der um 22 Jahre jüngeren Therese, née von Kusserow, die ihn 1874 verließ, um zwei Jahre später einen sog. Hausgast, Bankier Gustav Simon, zu heirateten. Die Affaire erregte die Gemüter in Berlin, Theodor Fontane nahm sie zum Anlaß seines Romans L’Adultera, der 1882 in Buchform, zuvor aber schon als Vorabdruck in einem Magazin erschienen war.
Reichsburg bei Cochem (Stich vor 1822)
Berlin, Französischer Friedhof I
Omnibus salutem!