William Colgate

 

 

US-amerikanischer Unternehmer britischer Herkunft; Sohn eines Bauern, der im März 1798 mit seiner Familie nach Baltimore auswanderte und in Harford County, (Maryland), eine Farm erwarb und bewirtschaftete. William Colgate arbeitete zunächst als Kerzenmacher in New York City. Dort gründete er in der Dutch Street 1806 die William Colgate & Co., ein Geschäft, in dem er Seife, Wäschestärke und Kerzen herstellte und verkaufte. Mit der Produktion von Zahnpaste, für die Marke Colgate in Europa hauptsächlich bekannt ist, begann das Unternehmen erst viele Jahre (1877) nach dem Tode des Firmengründer. 1896 erfolgte die Einführung der ersten Zahnpasta in einer Tube überhaupt, Colgate’s Ribbon Dental Cream. Heute ist Colgate-Palmolive ein multinationaler Konzern mit Stammsitz in New York.

1808 gelang es William Colgate, die baptistischen Kirchen in New York City zu vereinen; 1817 gründete er gemeinsam mit anderen die Baptist Education Society of the State of New York, Geburtszelle der Colgate Universität; außerdem war er Vorstandsmitglied der American Bible Society, verließ diese jedoch wegen religiöser Differenzen, gründete aber einige Jahre später die American And Foreign Bible Society.

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Kurt Wolff

 

 

Deutscher Verleger; Sohn eines Musikwissenschaftlers; studierte Germanistik in Marburg, München und Leipzig und trat 1908 als Teilhaber in den von Ernst Rowohlt in Leipzig gegründeten gleichnamigen Verlag ein, den er 1913 übernahm und in dem er v.a. Dichter des deutschen Expressionismus verlegte. Er beschäftigte er u.a. Schriftsteller wie Walter Hasenclever, Kurt Pinthus und Franz Werfel als Lektoren.

Nach der Verlagsauflösung 1930 emigrierte Wolff 1933, er lebte bis 1940 in Italien und Frankreich und siedelte 1941 in die USA über, wo er 1942 in New York den Verlag “Pantheon Books, Inc.” gründete.

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Hermann Böhlau

 

 

Deutscher Verlagsbuchhändler; gründete den Böhlau-Verlag, der u.a. zwischen 1887 und 1919 das Goethesche Gesamtwerk in 143 Bänden, die sogenannte Weimarer- oder Sophienausgabe, genannt nach der Schirmherrin Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach (Ehefrau des Großherzogs Carl Alexander), herausgab, die bis heute einzige Gesamtausgabe mit wissenschaftlichem Anspruch. Böhlaus Tochter aus seiner Ehe mit Therese née Thon war die Schriftstellerin Helene Böhlau (*1859, †1940), die um die Jahrhundertwende zu den namhaften deutschen Schriftstellerinnen zählte. Sie heiratete 1886 den bereits verheirateten Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arndt, der um Helene als zweite Frau heiraten zu können, vom Judentum zum Islam übertraf und sich Omar al Raschid Bey nannte. Ihr Vater war dermaßen empört, daß er seiner Tochter Hausverbot erteilte; beide trafen sich später noch einmal, aber den Ruhm seiner Tochter hat er nicht mehr erlebt.

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Bilder: Marc Yearian (08/2009)

New York Brooklyn, Green-Wood Cemetery

Bilder: Hajo Rackel (08/2009)

Marbach am Neckar, Friedhof an der Alexanderkirche

Georg Christian von Kessler

Deutscher Fabrikant; Sohn eines Stadtgerichtsassessors, der als Organist und Hofkommissar im Dienste des Herzogs von Sachsen-Meiningen gestanden hatte; nach drei Lehrjahren in einem Einzelhandelsgeschäft für Farben, Gewürze und Lederwaren in Neuwied, wechselte Kessler, der inzwischen die französische Sprache erlernt hatte, 1804 als Comptorist in eine Lederwarenhandlung in das seinerzeit zu Frankreich gehörende Mainz. Von 1807 bis 1825/26 war er Mitarbeiter und seit 1810 Teilhaber bei der Witwe Barbe-Nicole Clicquot, deren Mann François Clicquot ein florierendes Champagnerhaus gegründet hatte, das sie, trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund der Kontinentalsperre Und den Niederlagen Napoléons nach dem desaströsen Rußlandfeldzug, sehr erfolgreich weitergeführt hatte. Kessler gelang es, den Export wieder auszubauen. Nach dem Tode seiner ersten Frau Marguerite bei der Geburt des gemeinsamen Kindes verließ er das Unternehmen und kehrte nach Württemberg zurück. Wenig später, am 1.7.1826 ließ er in Esslingen die Firma “G. C. Kessler & Co.“ im Handelsregister eingetragen und gründete damit die erste deutsche Sektkellerei. Kessler gilt aber auch als ein "Wegbereiter der württembergischen Industrie", da er auf dem Gelände der 1811 gegründeten Tuchfabrik Steudel Mitte der 1830er Jahre moderne, in England als dem seinerzeit führenden Land der Maschinentechnik entwickelte Produktionsmethoden für die Garn- und Tuchproduktion einführte. Verheiratet war Kessler serit dem 23.1.1826 mit Auguste von Vellnagel (*1806, †1890), der Tochter des württembergischen Politikers Christian Ludwig August Freiherr von Vellnagel, Präsident des Oberhofrats, Präsident der Hofdomänenkammer, Staatssekretär und Chef des königlichen Kabinetts.

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Bilder: Thomas Haas (08/2009)

Weimar, Alter Friedhof

Bilder: Hajo Rackel (08/2009)

Stuttgart, Hoppenlaufriedhof

Eduard Breuninger

 

 

Deutscher Unternehmer; nach einer Lehre zum Textilkaufmann im Backnanger Handelsgeschäft Albert Müller, zog er 1871 zog er nach Stuttgart, wo er im März 1881 ein eigenes Unternehmen gründete, das sich rasch entwickelte, so daß er 1888 in der Münzgasse 7 das Haus mit der historischen Stuttgarter Gaststätte "Zum Großfürsten" erwarb und das 1889 eröffnete Geschäft in "Ed. Breuninger zum Großfürsten" umbenannte. Aus diesem Geschäft entwickelte sich das heutige große Kaufhaus am Stuttgarter Marktplatz. 1903 wurde das Gebäude abgerissen und durch zwei Neubauten ersetzt. Bereits zwei Jahre später beschäftigte Breuninger 250 Mitarbeiter. Sukzessive wurde das Unternehmen ausgebaut, lediglich wegen der Rohstoffknappheit kam es während des Ersten Weltkrieges zu Problemen. Mitten im Krieg, im Jahre 1916, änderte Breuninger die Unternehmensform in eine AG; das Unternehmen hieß jetzt “E. Breuninger AG.” Einen weiteren Rückschlag gab es in der Wirtschaftskrise 1929, in der wegen der hohen Arbeitslosenzahlen die Kaufkraft nachließ. Dennoch begann Breuninger 1929 mit dem Bau des Herrenhauses in der Stuttgarter Marktstraße 3, das 1931, noch einen Monat vor seinem Tode, eingeweiht werden konnte.

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Josef Garbáty-Rosenthal

 

 

Deutscher Zigarettenfabrikant; begann bereits im Jahre 1879 gemeinsam mit seiner Frau Rosa Rahel, Zigaretten und Tabakwaren in Heimarbeit herzustellen. Im Jahre 1881 gründete er sein Zigarettenunternehmen an der Schönhauser Allee in Berlin, das er 1906 nach Pankow verlegte, wo an der Berliner und an der Hadlichstraße in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Pankow die neuen Fabrikgebäude errichtet wurden. Hier wurde bereits ab 1908 für die Arbeiter und Angestellten Frühstück und Mittagsessen in einer Kantine angeboten, die mit einer Art firmeneigenen Geldes bezahlt wurden, und 1918 waren die damals 1.000 Angestellten arbeitslosenversichert - neun Jahre bevor Einführung der staatlichen Arbeitslosenversicherung durch die SPD-Regierung eingeführt wurde. Um auch die Verpackung der Zigaretten in eigener Regier herstellen zu können, wurde 1919 1919 die Pappen- und Papier-Verarbeitungs-AG (Pa-Pa-Ge) gegründet, die 1929 an Reemtsma verkauft wurde. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg waren im Ausland Niederlassungen gegründet worden, u.a. in den Deutschen Kolonien. 1912 wurde ein zweites Firmengbäude an der Berliner Straße und 1931 ein drittes errichtet. Zu jenem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen ca. 1.600 Personen, überwiegend Frauen. Die bekanntesten Marke der Garbáty-Zigarettenfabrik, die bereits 1887 ein Warenzeichen und 1898 patentrechtlichen Schutz eintragen ließ, war die Königin von Saba, die erste ägyptische Zigarette in Berlin. 1935 wurde die GmbH in eine Kommanditgesellschaft mit dem Namen Zigarettenfabrik Garbáty K.G. umgewandelt, die dann “entjudet” und 1938 zwangsverkauft wurde, so daß die Familie Garbáty ihren gesamten Berliner Grundbesitz von etwa 45.000 m² Fläche verlor. Während die Söhne ins Ausland emigrierten, blieb Josef Garbáty bis zu seinem Tode in Berlin.

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Bilder: Hajo Rackel (08/2009)

Stuttgart-Degerloch, Waldfriedhof

Bilder: Hajo Rackel (08/2009)

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Bild: China Encounters (07/2008) flickr.com/photos/chinaencounters/2659498127

John Heinrich Detlef. Rabe

 

 

Deutscher Kaufmann; Sohn eines Kapitäns z.S.; nach einer kaufmännischen Ausbildung und einem Aufenthalt in Afrika von 1903 bis 1906, ging er 1908 nach China. Von 1911 bis 1938 arbeitete er dort zunächst bei der Siemens China Co., einer Tochtergesellschaft des Siemens-Konzerns; 1931 wurde er Geschäftsführer der Firma Siemens in der damaligen Hauptstadt Chinas, in Nanjing. Als verantwortlicher Siemens-Direktor baute er Elektrowerke und stattete Krankenhäuser mit Siemensprodukten aus. 1934, in dem Jahr, in dem er Mitglied der NSDAP wurde, gründete er auf eigene Rechung, aber auch mit Unterstützung der ortsansässigen NSDAP-Ortsgruppe im südchinesischen Nanjing eine deutsche Schule.

Als im Sommer 1937 Japan den Krieg gegen China begann und japanische Truppen das Land besetzten, marschierten sie nach dem Fall von Shanghai auch in Nanjing ein. Dort steigerte sich ihre Grausamkeit zu dem sog. Nanking-Massaker, dem innerhalb von sechs Wochen ca. 300.000 Chinesen zum Opfer fielen. Angesichts der zügellosen Grausamkeiten der japanischen Besatzer gründete Rabe zusammen mit amerikanischen und englischen Geistlichen eine Sicherheitszone für bedrohte Zivilisten. Dank seiner Initiative konnten wenigstens 850 Chinesen, die auf dem Gelände Zuflucht fanden, vor den marodierenden Japanern gerettet werden. Um eine Bombardierung des Geländes zu verhindern, hatte Rabe eine überdimensionierte Hakenkreuzfahne über einen Teil des Areal spannen lassen - immerhin hatte das Deutsche Reich ja mit dem japanischen Kaiserreich ein Bündnis geschlossen. Als die Lage auch für die Ausländer immer prekärer wurde, flüchteten Mitte Dezember 1937 die meisten seiner Helfer aus der Sicherheitszone, während Rabe blieb, obwohl sein Arbeitgeber Siemens ihn zurückbeordert hatte; erst zwei Monate später brach er nach Deutschland auf. Als er seine in Nanjing über die japanischen Grausamkeiten von dem US-amerikanischen Missionaren John Macgee gedrehten Dokumentarfilme, die Rabe in Kopie mitgebracht hatte, öffentlich machen wollte, wurde er von der Gestapo verhaftet. Erst als er unter Druck versprach, sein Wissen für sich zu behalten, wurde er drei Tage später entlassen. Als Rabe 1950 starb, war er verarmt und vergessen - auch von Siemens. Als 25 Jahre später die gesetzliche Friedhofsliegezeit abgelaufen war, wurde wenigstens der Grabstein gerettet. 1997 wurde er nach Nanjing gebracht und dort im John-Rabe-Memorial aufgestellt. Heute wird John Rabe von den Chinesen als “der deutsche Buddha” oder “der gute Deutsche von Nanjing” bezeichnet. 2009 wurde ein Film (John Rabe) vorgestellt, der sich mit Rabe und den beschriebenen Ereignissen beschäftigt; Rabe wurde von Ulrich Tukur dargestellt.

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Nanjing, John Rabes Haus (heute John Rabe Memorial; auf der Rasenfläche rechts: Gedenkstein)

Bild: Hans-Christian Seidel (04/2009)

Berlin-Charlottenburg, Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächnis Kirchengemeinde

Hinweis: John Rabes sterblichen sterblichen Überreste wurden 1997 von Berlin nach Nanjing überführt, wo sie auf dem Gelände des John Rabe Memorials beigesetzt wurden.

Bilder: Hans-Christian Seidel (10/2013)

Grab-/Gedenkstätte nach der Neugestaltung im Jahre 2013 (oben), vor der Umgestaltung (unten).

Johan Bernhard Georg Carstensen

 

Dänischer Offizier und Unternehmer; als Sohn eines Diplomaten - seit 1812 dänischer Generalkonsul in Algier - verbrachte er die meiste Zeit seiner Kindheit im Orient. In den Jahren zwischen 1835 und 1837 bereiste er Spanien, Marokko und Algerien. Anschließend reiste er von Paris aus in die Vereinigten Staaten, von wo er nach weiteren Aufenthalten in England und Frankreich 1839 wieder in Kopenhagen eintraf. Dort veröffentlichte er noch im selben Jahr die erste literarisch-künstlerische Zeitschrift Portefeuillen und zwei Jahre später den Figaro. Er lud die Abonnenten zu großen Festen mit Musik, für die der Kapellmeister Hans Christian Lumbye sorgte, und Feuerwerk ein, die sowohl im Kongens Have, Classen Garten oder auf Christiansborg Ridebane stattfanden. Der große Erfolg dieser Veranstaltungen regte Carstensen zu der Idee an, einen Vergnügungspark in Kopenhagen zu errichten. So bat er König Christian VIII. um Erlaubnis, nach dem Vorbild des Vergnügungsparks Vauxhall Gardens in London einen solchen Park auch in Kopenhagen bauen zu dürfen; der König stimmte zu - vielleicht auch, weil Carstensen argumentiert hatte: “Når folket morer sig, politiserer det ikke” [dt. Wenn sich das Volk amüsiert, diskutiert es nicht}. Er erhielt die Genehmigung mit einem Vertrag über 5 Jahre. Am 15.8.1843 öffnete auf dem früheren Militärgelände entlang der Stadtmauer Kjøbenhavns Tivoli og Vauxhall (heute Tivoli) erstmals seine Tore (von den aus Holz gefertigten Ständen, Pavillons und Restaurants, die Carstensen meistens selbst entworfen hatte, ist heute nichts mehr übrig). 1847 eröffnete er ein “Winter”-Tivoli, das er Casino nannte; diesem Unternehmen war jedoch kein Glück beschieden; es ging bald n Konkurs, während sich das erste Etablissement vom Volk angenommen wurde. Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, auch Zweiter Schleswigscher Krieg (1848–51) genannt, war er bei der Kongelige Livgarde (Königliche Leibgarde), einem Regiment der Dänischen Armee, sein letzter Rang dort war der eines Leutnants. Als er aus dem Felde zurückkam, weigerte sich der Vorstand des Tivoli, ihn wieder in seine alte Position einzusetzen, weil sie ihn nicht für das tägliche Geschäft in dem inzwischen gewachsenen Betrieb für geeignet hielt, sondern in ihm mehr den Ideengeber sahen. So zog Carstensen sich nach den Meinungsverschiedenheiten mit den anderen Mitgliedern des Tivoli-Managements nach Dänisch-Westindien, die heute ein Teil der Amerikanischen Jungferninseln (U.S. Virgin Islands) sind und wo er sich freiwillig zur Armee meldete. Dort heiratete er die Tochter eines einheimischen Plantagenbesitzers und war dort in der Verwaltung tätig. Später hielt er sich längere Zeit in New York City auf, wo er in Zusammenarbeit mit dem deutschen Architekten Karl Gildemeister den New York Crystal Palace - ein Ausstellungsgebäude für die Ausstellung der Industrie aller Nationen - plante, der im Jahre 1853 errichtet wurde. 1855 kehrte er mit neuen Ideen nach Dänemark zurück; so versuchte er als Konkurrenz zum Tivoli das in Frederiksberg im maurische Stil erbaute Alhambra zu etablieren, noch größer und spektakulärer als letzteres sollte es werden. 1857 sollte es eröffnet werden, es gab jedoch immer wieder Verzögerungen und die Investoren verloren ihr Geld. Schließlich wurde 1869 das, was schon errichtet worden war, abgerissen und das Gelände parzelliert. Die Realisierung einer ersten Straßenbahnlinie in Kopenhagen erlebte er nicht mehr; er starb, bevor sein Plan realisiert wurde.

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Kopenhagen, Garnisons Kirkegård

Hermann Weil

 

Deutscher Unternehmer; zehntes von 13 Kindern eines Viehhändlers; absolvierte nach dem Besuch der Realschule in Sinsheim 1883 in Mannheim, dem damaligen Zentrum des europäischen Getreidehandels, eine Kaufmannslehre bei dem Getreidegroßhändler Isidor Weismann, reüssierte dort rasch und war in dessen Auftrag auch bald im Ausland tätig, u.a. in der Schweiz, auf dem Balkan und in Antwerpen. 1898 ging er mit zwei seiner Brüder in die Vereinigten Staaten, wo bereits zwei seiner älteren Brüder lebten. Von dort ging er noch im gleichen Jahr nach Argentinien, wo sich die drei in Buenos Aires niederließen und dort gemeinsam das Getreide-Großhandelsunternehmen Weil Hermanos & Ci gründeten. Bereits im Jahr 1900 beschäftigte das Unternehmen 3.000 Mitarbeiter in Niederlassungen an allen Zentren des Getreidehandels weltweit und unterhielt bis zu 60 Schiffe unter eigener Flagge. Zehn Jahre später war das Unternehmen der bedeutendster Getreidehändler der Welt 1907 kehrte Weil aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück, während sein Bruder Samuel die Geschäfte in Argentinien weiterführte. Mit seiner Frau Rosa und seinem Bruder Ferdinand ließ er sich in Frankfurt am Main nieder, wo er in der Zeppeliallee 77 im Stadtteil Bockenheim eine große Villa1 errichten ließ, von der aus er das Unternehmen in Rotterdam und seine europäischen Filialen zunächst leitete, bevor er sich allmählich aus dem Geschäft zurückzog und sich dem politischen Geschehen widmete. Während des Ersten Weltkrieges stellte er ab 1915 seine geräumige Villa als Lazarett zur Verfügung; außerdem war er nicht nur als politischer Berater in Fragen der Wirtschaft tätig, sondern traf sich auch häufiger mit Wilhelm II. zum Gedankenaustausch. U.a. riet er diesem zu einem massiven Einsatz von U-Booten und einer Blockade Englands durch die zunächst sehr erfolgreich operierenden U-Boote, um so das britische Königreich, das auf Importe angewiesen war, in die Knie zu zwingen - ein Plan, der allerdings nicht aufging. Nach dem Ende des Krieges beschlagnahmten die Siegermächte wegen seiner Verbindung zum Kaiser zunächst ein Großteils seines Vermögens in England, das diese allerdings bald wieder freigeben mußten, da Weil neben der deutschen auch die argentinische Staatsangehörigkeit besaß. In den 1920er Jahren kümmerte er sich um humanitäre Belange, so unterstützte er u.a. Armenhäuser, stiftete für die sog. Winterhilfe und kümmerte sich großzügig um die Kriegsversehrten. Zugleich war er einer der größten Förderer der Frankfurter Universität, die 1914 eröffnet worden war, und gilt als Stifter des Instituts für Sozialforschung, das anfangs den Namen Hermann-Weil-Stiftung trug. Außerdem machte Weil sich einen Namen als Mäzen seines Geburtsortes Steinsfurt Beunruhigt war Hermann Weil über die zunehmenden antisemitischen Tendenzen während der Weimarer Republik und gab seinem Abscheu über die Morde an Außenminister Walter Rathenau und Matthias Erzberger in einem Brief an den Frankfurter Oberbürgermeister Georg Voigt vom Februar 1923 Ausdruck.

Hermann Weil verstarb wenige Tage vor Erreichen seines 59. Lebensjahr

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1 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde seine von den Nazis enteignete Villa zunächst vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) genutzt, später zog dort eine Werbeagentur ein.

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Bild: P.Schmelzle (02/2008), Wikipedia.de

Waibstadt (Rhein-Neckar-Kreis), Mausoleum neben dem jüdischen Friedhof

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Bild: Theodor Plesser (07/2008) Wikipedia.de
Unternehmer / Manager LIII

Omnibus salutem!