Deutscher Unternehmer; Sohn eines Unternehmers, der bereits von seinem Vater ein Handelsunternehmen für chemische und pharmazeutische Rohmaterialien, das Ende des 19. Jahrhunderts im böhmischen Aussig an der Elbe gegründet worden war, übernommen hatte und der nach der Flucht vor der Roten Armee mit der Familie in das schwäbische Kaufbeuren, wo er die Merckle GmbH gründete, floh. Adolf Merckle studierte Rechtswissenschaft in Tübingen, Hamburg und Grenoble und arbeitete bis 1967 als Rechtsanwalt in Hamburg, bis er nach dem Tode des Vaters den Arzneimittelbetrieb in Blaubeuren erbte, ein Betrieb, der zu jener Zeit vier Mrd. D-Mark Umsatz mit rund 80 Mitarbeitern erzielte. 1974 gründete er dort das heute in Ulm ansässige Unternehmen Ratiopharm, das sich bald zu einem führenden Hersteller von Generika entwickelte. 1991 führte er das Öko-Controlling ein, 1994 erfolgte unter ihm die Gründung des Pharmagroßhandels Phoenix Pharmahandel AG. Ende 2008 arbeiteten in seinem Firmenkonglomerat, zu dem auch der Baustoffkonzern HeidelbergCement gehört, mehr als 100.000 Menschen und erzielten im Jahr über 30 Mrd. Euro an Umsatz. Vom Wirtschaftsmagazin Forbes wird Merckle mit einem Privatvermögen von mehr als sieben Mrd. Euro auf Platz 94 der reichsten Menschen der Welt geführt. Im Zuge der Weltwirtschaftkrise des Jahres 2008 verlor Merckles Vermögensverwaltungsgesellschaft VEM mit Sitz in Dresden allerdings aufgrund von Spekulation mit VW-Aktien einen erheblichen Teil des Vermögens. Am Abend des 5.1.2009 wurde Merckle in der Nähe seines Wohnhauses in Weiler, einem Ortsteil Blaubeurens, von einem Zug erfaßt und getötet. Später bestätigte die Familie, daß es sich um einen Suizid gehandelt habe.
Deutscher Zirkusdirektor; einer Zirkusfamilie entstammend, arbeitete er bereits im Alter von drei Jahren in der Manege. In seiner Zeit war er einer der berühmtesten Kunstreiter; übernahm am 28.10.1899 das Zirkusunternehmen von Ernst Renz und betrieb es bis 1918 als Zirkus Schumann weiter. Zuvor hatte er in Frankfurt am Main das Schumann-Theater erbaut. Auf dem noch unbebauten Gelände gegenüber dem Hauptbahnhof war zunächst ein provisorisches Gebäude errichtet worden, als sein Zirkus in der Saison 1893/94 erstmals in Frankfurt am Main auftrat. Als aber ufgrund des großen Erfolgs beschloß er, einen festen Zirkusbau zu errichten. Schumann gründete zur Finanzierung des Baus die Aktiengesellschaft für Zirkus- und Theaterbau mit Sitz in Berlin und Frankfurt. Diese erwarb ein ca. 5.300 m² großes Gelände am Bahnhofsvorplatz. Die Bauarbeiten begannen im September 1904, und im Dezember 1905 konnte das Schumann-Theater seine Tore eröffnen. In dem Theater, das sich nach dem Ersten Weltkrieg mehr zu einem Varietétheater entwickelte, gastierten in der Folge nicht nur Artisten wie z.B. der weltberühmte Rastelli oder der “Akrobat - schööön!”, der Clown Charlie Rivel , sondern auch viele bekannte Künstler aus allen Bereichen, u.a. Claire Waldoff, die Primaballerina Anna Pawlowa mit ihrer russischen Ballettcompagnie oder der Vortragskünstler Otto Reutter, der das Frankfurter Publikum mit dem elfstrophigen Couplet “Es gibt nur ein Frankfurt am Main” begeisterte. Auch die Volksschauspielerin Liesel Christ, spätere Gründerin des Frankfurter Volkstheaters, trat zu Beginn ihrer Karriere dort auf. Bei den schweren Bombenangriffen der allierten Streitkräfte im März 1944 auf die Mainmetropole wurde v.a. der Zuschauerraum des Theaters zerstört; erst 1960 wurden die verbliebenen Reste abgerissen.
Schumann als Dressurreiter
Schumann Theater in Frankfurt am Main (1905)
Deutscher Unternehmer; Sohn eines Kaufmanns; vermarktete ein von seinem Freund, dem Chemiker Dr. Richard Seifert (*1861, †1919) entwickeltes Antiseptikums, als Mundwasser unter dem Namen Odol (von griech ὀδούς = odous: Zahn und lateinisch oleum: Öl). Das antibakterielle Produkt - unterstützt von umfangreicher Werbung - verkaufte sich über das von Lingner am 3.10.1892 gründete Dresdner Chemisches Laboratorium Lingner, das 1912 in Lingner-Werke umbenannt wurde, exzellent. 1910/11 begründete Lingner mit dem Sächsischen Serumwerk Dresden ein weiteres sehr erfolgreiches Unternehmen, dessen Produkte im Ersten Weltkrieg an das Militär geliefert wurden. Lingner , der sehr viel Geld in Werbung steckte, war auch der Initiator der ersten Internationalen Hygiene-Ausstellung, die vom 6.5. bis zum 31.10.1911 in Dresden stattfand und über 5 Millionen Besucher anlockte.
Von Franz von Stuck entworfenes Plakat
1906 kaufte Lingner, rasch zu Reichtum gekommen, die im Auftrag von Albrecht von Preußen (*1809, †1872), Sohn Friedrich Wilhelms III. und Königin Luises, für seinen Kammerherrn Baron von Stockhausen zwischen 1850 und 1853 als Wohnsitz erbaute Villa Stockhausen. Lingner nutzte sein Vermögen allerdings auch für Wohltaten, u.a. stiftete er in Dresden das Hygiene-Museums.
Villa Stockhausen, gen. Lingnerschloß, Dresden
Joseph Anton Ritter von Maffei
Deutscher Unternehmer; Spoß eines aus dem italienischen Verona stammenden Handelsgeschlechts; der Vater kam nach München, um dort eine Tabakgroßhandlung zu betreiben, die Joseph Anton Maffei weiterführte. 1836 gründete Maffei im Englischen Garten die Lokomotivfabrik J. A. Maffei, aus der ein Unternehmen mit Weltruf entstand. Die u.a. von seinem Ingenieur Anton Hammel entwickelte Schnellzuglokomotiven S 2/6 stellte 1907 mit 154 km/h einen Schnellfahrrekord auf (diese Maschine und die S 3/6 sind heute im Deutschen Museum in München und Nürnberger Verkehrsmuseum zu sehen). Die von Maffei entwickelten und gebauten Lokomotiven wurden weltweit eingesetzt; bereits 1864 wurde die 500. Lokomotive ausgeliefert. Maffei setzte sich außerdem für den Bau der Bahnlinie München–Augsburg ein und unterstützte den Bau der Privatbahn München–Starnberg. 1851 lieferte Maffei für die Schifffahrt am Starnberger See den ersten Dampfer Maximilian. Bis 1926 baute Maffei mehr als 40, die “schlüsselfertig”, d.h. inkl. selbstentwickelten Schiffsmotoren geliefert wurden. 1930 ging die Firma J. A. Maffei in Konkurs und fusionierte 1931 mit der Firma Krauss zu Krauss-Maffei. Die Villa Maffei im am Starnberger See gelegenen Feldafing beherbergt heute ein Museum und Ausstellungen.
J.A. Maffei - Eisenwerk Hirschau-München
US-amerikanischer Unternehmer englischer Herkunft; wanderte 1830 nach Nordamerika aus, nachdem sein Geschäft in London durch ein Feuer zerstört und zudem noch geplündert worden war. In New York City arbeitete er als Kerzenzieher, bevor er mit seiner Frau Martha weiter nach Westen zog. Als sie während der anstrengenden Reise erkrankte und medizinischer Hilfe bedurfte, unterbrach er die Reise in Cincinnati, wo sie jedoch verstarb. Procter blieb er in der Stadt und nahm dort seine Arbeit als Kerzenzieher wieder auf. Schon bald lernte er seine zweite Frau, Olivia Norris (~1814, †1893) kennen, deren Schwester Elisabeth mit dem aus Irland eingewanderten James Gamble (*1803, †1891), einem Seifensieder aus Irland, verheiratet war, und heiratete sie. Am 12.4.1837 gründeten Procter und sein Partner Gamble an der Ecke Main Street/6 th Street in der Nähe eines belebten Umsteigebahnhofs die gemeinsame Firma P&G, die sich rasch positiv entwickelte und 1859 mit ihrem Kerzensortiment bereits einen Jahresumsatz von einer Million US-$ überschritt. Aus Angst, wichtiger Bestandteile, die für die Herstellung ihrer Produkte essentiell waren sind und die im Süden der Staaten gewonnen wurden, verlustig zu gehen, kauften die beiden Geschäftsleute zu Beginn des Sezessionskrieges große Mengen von Kolophonium, einen wesentlichen Bestandteil einiger ihrer Produkte, auf und beherrschten mit diesem klugen Schachzug während des Krieges den Markt. Heute ist The Procter & Gamble Company (G&P) ein weltweit agierender Konsumgüter-Konzern, dessen Hauptsitz sich nach wie vor in der Stadt seiner Gründung befindet. Zum Konzern gehören heute [Stand 2009] u.a. Always, Blendax, Braun Elektrogeräte, Dash, Gillette, Febrèze, Head & Shoulders, Oil of Olaz, Oral-B, Pampers, Wella.
Blaubeuren, Friedhof
Deutscher Unternehmer; Sohn eines Ingenieurs; studierte Elektrotechnik und arbeitete zunächst bei Siemens, bevor er zur Dresdner Maschinenfabrik Universelle wechselte und dort im Alter von nur 29 Jahren technischer Direktor wurde. 1946 kam er nach Hamburg und gründete dort die Hanseatische Universelle (Hauni Maschinenfabrik in Hamburg-Bergedorf, jetzt: Hauni Maschinenbau AG), die hauptsächlich Maschinen für die Fabrikation von Filterzigaretten herstellt. 1957 gründete Körber, der mehr als 200 Patente hielt, seine erste Stiftung in Hamburg zur Förderung des Wiederaufbaus des Thalia Theaters. Auch später richtete er immer wieder Stiftungen im Bereich der Kultur und zur Förderung des technischen Nachwuchses ein, so die Körber-Stiftung (1959). Er ließ den alten Hamburger Blumengroßmarkt renovieren und wandelte die Deichtorhallen zu einem Ausstellungsbau. In seinem Betrieb probierte er Methoden der Führung und Mitbestimmung aus und führte eine Gewinnbeteiligung für die Belegschaft ein.
Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktor der Universität Erlangen (1960), Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen (1983), Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden (1989).
Dresden-Tolkewitz, Johannisfriedhof
Dresden, Loschwitzer Elbhang, Mausoleum am Lingnerschloß
Hinweis: Die sterblichen Überreste von Karl August Lingner wurden bereits 1921 in das Mausoleum am Lingnerschloß überführt. Das obige Bild zeigt das Mausoleum von der Elbe aus gesehen.
Hamburg, Bergedorf
München, Südlicher Friedhof
Cincinnati (Ohio), Spring Grove Cemetery
Berlin, Neuer Dorotheenstädtischer Friedhof
Deutscher Unternehmer und Erfinder; Sohn eines Kaufmanns; machte eine Ausbildung zum Kaufmann und Werbegraphiker und gründete, nachdem er zuvor in mehreren Firmen tätig gewesen war, 1933 sein eigenes Unternehmen. 1936 entwickelte er einen Brennstoff in Tablettenform, den er ESBIT (Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform) nannte, und der u.a. Campingfreunden als Brennstoff für ihre Campingkocher diente und bis heute dient, aber z.B. auch in Modellschiffen und -dampfmaschinen für Kinder Verwendung findet. Nachdem sein Stuttgarter Firmensitz im Zweiten Weltkrieg 1943 bei einem der Luftangriffe zerstört worden war, übersiedelte er mit seinem Unternehmen nach Murrhardt und gründete dort nach dem Ende des Krieges die Schumm Zuckerwarenfabrik, in der in den 1950er Jahren u.a. Produkte wie Kaugummi und Weingummi hergestellt wurden. Das Schumm Plastic-Werk stellte in den 1950er und 1960er Jahren Kunststoffprodukte für Haus und Garten her; sein seinerzeit bekanntestes Produkt war die Fliegenklatsche, die er 1953 erfunden hatte. Später folgte die Fertigung von Handtuch- und Seifenspendern, wie sie überall in öffentlichen Einrichtungen zu finden waren. Kurz vor seinem Tode gründete er 1978 mit Schumm sprechende Bücher den ersten deutschen Hörbuchverlag; die Idee war ihm auf einer Reise durch die Vereinigten Staaten gekommen, wo Sprachkassetten bereits ein Erfolg waren. Schumm engagierte sich auch sozial in Murrhardt, so gründete er den Club der Alten, eine Altentagesstätte, und 1962 die Erich-Schumm-Stiftung, die 1973 ein Seniorenheim eröffnete.
Nach dem Tode Erich Schumms, der insgesamt über 1.000 Patente angemeldet hatte, wurde das Unternehmen von seinem Geschäftsführer Karl-Friedrich Kleemann übernommen und bis zu dessen Tode weitergeführt; heute (2013) gehört es zu Haniel Textilservices (HTS, inzwischen CWS-boco).
Murrhardt (Rems-Murr-Kreis), Friedhof
Deutscher Unternehmer; Sohn eines Weber und einer Wäscherin; jüngerer Bruder von Rudolf Dassler, dem Gründer der Firma Puma; machte eine Ausbildung zum Bäcker. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, in dem er noch kurz vor dessen Ende eingezogen wurde, begann er in der elterlichen Waschküche mit der Herstellung von leichten Sportschuhen aus Leinen. Nachdem sich sein Bruder Rudolf angeschlossen hatte, gründeten sie 1923 die Sportschuhfabrik Gebrüder Dassler. Das Unternehmen entwickelte sich sehr schnell: Bereits 1930 fertigte es über 10.000 Paar Rennschuhe und mehr als 18.000 Fußballschuhe. Als in Berlin 1936 die XX. Sommerolympiade stattfanden, trugen alle deutschen Athleten die Schuhe der Brüder Dassler, und Jesse Owens gewann mit seinen spikebewehrten Sportschuhen aus der Werkstatt Dassler vier Goldmedaillen
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zwischen den beiden Brüdern zum Zerwürfnis, die Firma wurde aufgeteilt. Während Adolf Dassler auf dem Firmengelände bleibt und das Unternehmen in Adidas umbenannte, übernahm Rudolf das Firmengelände nördlich des Flüßchen Aurach und gründete dort das Unternehme Puma.
Herzogenaurach (Ldkrs. Erlangen-Höchstadt), Alter Friedhof
Phineas Taylor Barnum gen. Prince of of Humbugs (König des Humbugs)
US-amerikanischer Schausteller und Zirkusunternehmer; Sohn eines Gastwirts und Ladenbesitzers; begann seine Lehrzeit in kleinen Einzelhandelsgeschäften im Bundesstaat Connecticut. Barnum begann 1835 in New York, als er eine angeblich 161 Jahre alte schwarze Sklavin erwarb, die er bis zu ihrem Tod 1836 als Amme George Washingtons ausstellte. 1841 erwarb er Scudder's American Museum in New York City, das er durch Schaustellung von Monstrositäten, wie dem Liliputaner General Tom Thumb und den siamesischen Zwillingen Chang und Eng, ab 1842 zu einer internationalen Attraktion machte. 1850 organisierte er eine Amerikatournee für die berühmte schwedische Sopranistin Jenny Lind, die ebenfalls ein großer finanzieller Erfolg für ihn wurde.
P.T. Barnum mit Commodore Nutt,
Nach mehreren Amtszeiten als Parlamentarier im Bundesstaat Connecticut startete er schließlich 1871 in Brooklyn (New York) sein bis dahin größtes Projekt: einen Wanderzirkus mit Tier- und Monstrositätenschau, angekündigt als “Größte Show der Welt". 1881 gründete er durch Fusion mit dem Unternehmen des Schaustellers James Anthony Bailey einen neuen Zirkus, der als Barnum and Bailey international bekannt wurde.
Barnum verfaßte mehrere Bücher, u.a. Life of P.T. Barnum (1854), The Humbugs of the World (1865), Struggles and Triumphs (1869), und The Art of Money-Getting (1880).
Barnums Panorama of Humbug mit Jenny Lind. (1853)
Bridgeport (Connecticut), Mountain Grove Cemetery
Omnibus salutem!