Anton Riemerschmid

 

Deutscher Spirituosenfabrikant; einer Familie von Schmieden entstammend; erlernte das Färberhandwerk wurde 1835 Teilhaber der Königlich-Bayerischen privilegierten Weingeist-, Spiritus-, Likör- und Essigfabrik Tip & Vigl in München. Nachdem er 1852 alleiniger Eigentümer des Unternehmens geworden war, firmierte das Unternehmen unter dem Namen Weinbrennerei und Likörfabrik Anton Riemerschmid. Mit Fortune und Fleiß gelang es ihm, die Fabrik in den folgenden Jahren erfolgreich zu vergrößern, so daß er sie 1869 aus Platzmangel auf die in der Isar auf der Höhe der Maximilianstraße gelegene Praterinsel verlagern mußte und dort 1870 eine Essigfabrik eröffnet. Zu Qualitätsverbesserung zog Riemerschmid u.a. Wissenschaftler wie den Chemiker Justus von Liebig und den Hygieniker Max von Pettenkofer heran. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer widmete sich Riemerschmid aber auch gesellschaftlichen Aufgaben; so war er vom 1. September 1855 bis zum 3. Juli 1856 Mitglied der Zweiten Kammer des Bayerischen Landtag und gründete gemeinsam mit dem Prokuristen seiner Firma, Matthias Reischle, 1862 in der bayerischen Landeshauptstadt die erste deutsche Mädchenhandelsschule, die Riemerschmid-Reischle´sche Handelslehranstalt für Frauenzimmer (heute Riemerschmid-Wirtschaftsschule), seinerzeit ein absolutus Novum im Schulwesen, und trug auch die Kosten für den Unterhalt für die Bildungsanstalt.

1877 wurde Riemerschmid für seine Verdienste mit der Goldene Bürgermedaille der Landeshauptstadt München ausgezeichnet.

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Bilder: Peter Müller (09/2014)

München, Nordfriedhof

William Richard Morris, 1. Viscount von Nuffield

 

 

Englischer Unternehmer; ältestes von sieben Kindern; wuchs in einem kleinen Dorf auf der Farm des Schwiegervaters seines Vaters auf, wohin sich dieser auf der Flucht vor dem Gerichtsvollzieher zurückgezogen hatte. In dem nahegelegenen Dorf Church Cowley besuchte er die Schule., die er aber im Alter von 15 Jahren verließ und zunächst bei einem in St. Giles ansässigen Fahrradhändler, der auch eine Werkstatt betrieb, in die Lehre ging. Nach nur neun Monaten verließ er das Geschäft, als ihm eine Lohnerhöhung verwehrt worden war, lieh sich bei einem Nachbarn 4£ und gründete einen eigenen Fahrradreparaturladen, den er in einem Schuppen auf der Rückseite des Hauses in 16 James Street, in das seine Eltern inzwischen gezogen waren, einrichtete. Dort reparierte er nicht nur Fahrräder, sondern baute sie auch selber aus Teilen zusammen, die er sich jeweils aus Birmingham besorgt hatte, indem er in der Frühe dorthin fuhr und abends wieder zurück. Ab 1894 nahm er dann auch mit von ihm handgefertigten Fahrrädern an Rennen teil, und machte so seine Produkte bekannt. Das kleine Unternehmen lief bald so gut, daß er zwei Jahre später einen Laden in 48, Highstreet und eine Werkstatt in der nahegelegenen Longwell Street eröffnen konnte. In dieser Zeit begann Morris auch mit dem Bau von Motorrädern und beschäftigte sich intensiv mit deren Mechanik Einen herben geschäftlichen Rückschlag erlitt er allerdings, nachdem er sich mit einem Automobilbauer eingelassen hatte, der wenig später in Konkurs ging und ihn mit Schulden zurückließ. Er besann sich wieder auf das Geschäft mit Fahrrädern und schwor sich zugleich, nie wieder eine Partnerschaft einzugehen. 1908 wandte sich dem boomenden Automarkt zu. und verkauft sein Fahrradgeschäft, wobei er das Gelände in der Longwell Street allerdings behielt, ausbaute und dort Automobile verkaufte, sie reparierte und Garagen zum Unterstellen anbot. Seinem Unternehmen gab er den Namen The Morris Garage, die Zeitung Oxford Times bezeichnete es allerdings wegen seiner Größe und aufwendigen Ausstattung alsThe Oxford Motor Palace. Morris, der jetzt auch schon Mechaniker beschäftigte, verkaufte dort 1913 sein erstes Auto mit dem Namen Morris-Oxford Light Car für ca. £165. Ab Juli des Folgejahres, des Jahres, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach, verkaufte er bereits einhundert Fahrzeuge je Monat; während des Krieges brach der Absatz allerdings zusammen. Nach dem Ende des Weltkrieges nahm Morris die Produktion wieder auf, und innerhalb einer Dekade dominierte er die Autoindustrie in Großbritannien. Zwischen 1919 und 1925 konnte Morris, der seine Fabrik zuvor nach Cowley verlegt hatte, die Produktion seines Automobils bis auf 56.000 Stück jährlich steigern, indem er weitere Produktionsstätten in Abingdon, Birmingham und Swindon hinzukaufte oder bauen ließ. 1938 kaufte Morris den insolventen Fahrrad- und PKW-Produzenten Riley von der Eigentümerfamilie und veräußerte den Betrieb umgehend an seine eigene Morris Motor Company weiter. Im selben Jahr erwarb er die Wolseley Motor Company und verschmolz diese ebenfalls mit seinem Unternehmen, das in der Folge zunächst als Nuffield Organisation firmierte. Nach dem Zusammenschluß 1952 mit der Austin Motor Company, die sein einziger wirklicher Konkurrent war, entstand daraus die British Motor Corporation. (BMC). Eines seiner bekanntesten und zugleich erfolgreichsten Autos war der kurz vor seinem Tode in den Markt eingeführte Mini.

Mini Cooper S

Morris selbst wurde für seine Verdienste um die Automobilindustrie 1938 in den Adelsstand erhoben, zunächst als Baron, später als Viscount Nuffield, benannt nach einem etwa 15 Meilen von Oxford auf dem Weg nach Henley gelegenen Dorf. William Morris war aber aufgrund seiner vielfältigen sozialen Engagements auch als Philanthrop bekannt. Zu seinen Lebzeiten spendete er knapp 30£ Millionen seines Vermögens für wohltätige Zwecke. 1943 gründete er die “Nuffield Foundation“ zur Förderung von Bildung und sozialer Fürsorge und stattete diese mit einem Kapital von 10£ Millionen aus, außerdem. begründete er das Nuffield College in Oxford.

Verheiratet war Morris seit 1904 mit Elizabeth (“Lilian”), née Anstey, einer scheuen und zurückhaltenden Frau, die sich um den Garten des Anwesens kümmerte und die zahlreichen Hunde. Die Ehe blieb kinderlos.

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Bild: Acabashi (08/2014) Wikipedia.org
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Nuffield (Oxfordshire), Holy Trinity Churchyard

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Kathi Kobus

 

 

Bayerische Kneipenwirtin; Theaterprinzipalin; Tochter eines Traunsteiner Wirts; nachdem das “Fräulein” Kobus bereits in der Adalbertstraße in München-Schwabing eine sog. Brettlbühne mit Restauration geführt hatte, übernahm es 1903 Räumlichkeiten im Kaffeehaus Kronprinz Rudolf in der Türkenstraße 57, wo sich einst bereits König Ludwig III. mit seinen Freunden aus dem Bürgertum getroffen hatte. Die von ihr übernommene Lokalität hätte sie - in Anlehnung an den Namen der von ihr zuvor geführten Lokalität - gerne Neue Dichtelei genannt, was ihr jedoch aus wettbewerblichen Gründen gerichtlich untersagt wurde. Albert Langen, der Herausgeber der satirischen Zeitschrift Simplicissimus, gestattete ihr jedoch, als Namen für das Lokal den Namen seiner Zeitschrift zu verwenden Schnell etablierte sich das neue Lokal, und vieleSimplicissimus-Mitarbeiter und Autoren des Blattes wurden zu ihren Stammgästen - zumal Kathi Kobus es verstand, das Publikum stets aufs Neue zu unterhalten, indem sie interessante Künstler auf die Bühne holte, wie z.B. 1907 Karl Valentin, der dort seine Bühnenpremiere hatte, oder auch - sozusagen als Hausdichter für Bühnentexte - verpflichtete, wie z.B. Joachim Ringelnatz, der dort seine absurden, tiefsinnigen Verse in Moritaten- und Bänkelsängermanier vortrug, oder den österreichischer Dichter und Humoristen Theo Prosel (*1889, †1955).

Werbung aus dem Jahr 1909

 So war es kein Wunder, daß sich in ihrem Lokal zahlreiche Personen der bildenden und schreibenden Kunst dort einfanden, wie u.a. die Schriftsteller Frank Wedekind, Ludwig Thoma, Erich Mühsam, Max Halbe, Fred Endrikat (*1890, †1942), Roda Roda oder die Künstler Thomas Theodor Heine (*1867, †1948) und Olaf Gulbransson. 1912 ging sie in einen vorläufigen, selbstgewählten Ruhestand, aus dem sie aber nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wieder zurückkehrte, indem sie den Simpl wieder übernahm und erneut zu großem Erfolg führte, bis sie während der Weltwirtschaftskrise das Lokal in ihrer Eigenschaft als Veranstalterin aufgeben mußte, jedoch die Geschäftsführung weiterhin behielt.

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Bilder: Ewald Krismer (10/2014)

München, Nordfriedhof

Josef von Ferenczy

 

 

Deutsch-ungarischer Verleger und Filmproduzent; unterstützte die Familie, nachdem der Vater die Familie verlassen hatte, mit dem Geld, das er durch den Verkauf von Leitungswasser in dem einzigen Kino des Ortes und dem Packen von Obstkisten verdiente. Im ALter von 19 Jahren gründete er in Budapest ein ”Reklamebüro“.Während der Bestzung Ungarns während des Zweiten Weltkrieges durch die deutsche Wehrmacht wurde er 1944 aufgrund seines Widerstandes gegen die Nationalsozialisten interniert. Nach der Befreiung wurde er 1946 Staatssekretär im ungarischen Verteidigungsministerium, wurde aber 1948 von der ungarischen politische Polizei verhaftet, nachdem er einem Regimegegner illegal einen Pass verschafft hatte

war Außerordentlicher Botschafter der Republik Ungarn, ehemaliger Oberstleutnant der Reserve und Ehren-Brigadegeneral der ungarischen Armee.

Josef von Ferenczy gilt als der erste Medienmanager im deutschsprachigen Raum und übte durch die von ihm gegündete Ferenczy Media Holding AG eine Vorbildfunktion in diesem Sprachraum aus

 

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Bilder: Hajo Rackel (10/2014)

Grünwald, Waldfriedhof

Fritz P. Molden

 

 

Österreichischer Verleger und Journalist; Sohn von Ernst Molden; wurde als 14-Jähiger nach dem “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich wegen der Teilnahme an einer Protestaktion des katholischen Untergrundes verhaftet. kam auch später mehrmals in Haft und wurde schließlich während des Zweiten Weltkrieges zu einem Strafbataillon an der Ostfront in Rußland versetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Molden Sekretär des zunächst von der Provisorischen Regierung Karl Renners bestellten, und bis 1953 im Amt eines Außenministers der Zweiten Republik Österreich stehenden Karl Gruber. In dieser Position war Molden u.a. für die Pressearbeit zuständig. Im Folgejahr übertrug ihm sein Vater die Aufgabe eines Auslandskorrespondenten für seine Tageszeitung Die Presse, Nachfolgerin der 1939 eingestellten Neuen Freien Presse. 1948/1949 war Molden als Diplomat in den Vereinigten Staaten, wo er im Informationsdienst des Österreichischen Generalkonsulates in New York arbeitete. 1950 übernahm er als Verlagsdirektor die kaufmännische Leitung der Presse und gründete im selben Jahr die Wochenpresse. 1958 erfolgte - gemeinsam mit dem späteren ORF-Generalintendanten Gerd Bacher - die Gründung der Boulevardzeitung Express, die in bis zu drei Ausgaben pro Tag erschien. Nachdem er 1960 das Wiener Wochenblatt (WiWo) von Fritz Herrmann erworben hatte, war er der größte und damit zugleich einflußreichste Zeitungsherausgeber Österreichs. Molden setzte sich in den 1960er Jahren mittels Diplomatie auch für ein Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler ein, die bis 1920 österreichische Staatsbürger waren1. 1964 gründete er einen eigenen Buchverlag, den Fritz Molden Verlag, der Sachbücher publizierte, aber auch Übersetzungen von Bestseller des internationalen Büchermarks. Eines der bekanntesten von ihm publizierten Bücher war der Roman Der geschenkte Gaul (1970) der Schauspielerin Hildegard Knef. Trotz dieses großen verlegerischen Erfolgs und weiterer Bestseller geriet der Verlag in wirtschaftliche Schwierigkeiten, so daß Molden 1982 Konkurs anmelden mußte; ein Großteil der Buchrechte wurde an die Verlagsgruppe Bertelsmann verkauft. Danach produzierte er im Auftrag des ORF die TV-Serie Auf rot-weiß-roten Spuren, eine Dokumentation über Auslansösterreicher. 1987 übernahm er diplomatische Sondermissionen und reiste mit dem Ziel, das durch die Waldheim-Affäre angekratzte Image Österreichs wieder aufzupolieren, durch Europa. 1988 beriet Molden Oscar Bronner bei der Gründung der Wiener Tageszeitung Der Standard und stand ihm bis 1995 als Berater zur Seite. Danach gründete er erneut den Molden-Verlag, gab ihn aber Anfang 2005 an den Steuerberater Bernhard Vanas ab..

Verheiratet war er seit 1948 mit Joan Dulles, die Tochter des Leiters der OSS und späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles.

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1 Ab Mitte der 1950er Jahre versuchten separatistisch gesinnte Südtiroler mittels Bombenanschlägen auf Strommasten etc., bei denen es auch Tote und Verletzte gab, die Loslösung von Italien zu erzwingen.

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Bilder: Heinz Knisch (10/2014)

Wien, Zentralfriedhof

Willibald ”WillyElmayer-Vestenbrugg

 

 

Österreichischer Militär, Unternehmer; Sohn des k.u.k. Feldmarschallleutnants Ludwig Elmayer, der 1908 als Edler von. Vestenbrugg in den Adelsstand erhoben worden war;

Am 19.11.1919 gründete er in den ehemaligen Stallungen des Palais Pallavicini in der Bräunerstraße 13 im 1. Wiener Gemeindebezirk die heute renommierte Tanzschule Elmayer.

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Bilder: Heinz Knisch (10/2014)

Wien, Zentralfriedhof

Joseph Monier

 

Französischer Erfinder und Unternehmer; einer Gärtnerfamilie entstammend; 1842 holte der Herzog von Uzès ihn an sein Schloß in Paris. Erst während dieser Zeit lernte er Lesen und Schreiben. 1846 verließ er die Dienst des Herzogs, um einen Posten m Jardin des Tuileries in der Nähe des Louvre anzunehmen. Als Verantwortlicher für die Orangerie, begann er, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Orangenbäume auch in der kalten Jahreszeit im Freien überwintern könnten und schuf Kübel aus mit Sand, Asche und / oder zerkleinerte Schamottesteine gemischtem Zement, die er mit einem Drahtgewebe verstärkte, so daß sie der Kälte widerstehen könnten, ohne zu platzen. 1849 eröffnete er ein eigene kleine Werkstatt, ohne jedoch seine Stellung aufzugeben, und beschäftigte sich mit der Landschaftsgestaltung. In Juli 1867 präsentierte er seine Ideen während der zweiten Pariser Weltausstellung (Exposition universelle). Noch im selben Monat ließ er die von ihm entwickelten Container für Pflanzen patentieren. Ab 1869 erweiterte er seinen Betrieb allmählich um Büros, Werkstätten und Gewächshäuser sowie Stallungen für acht Zug- und drei Kutschpferde. Als Folge des Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor er fast seinen gesamten Besitz, als die hungernde Pariser Bevölkerung während des extrem kalten Winters mit Temperaturen bis -23 Grad seinen Betrieb auf der Suche nach Essbarem, einschließlich der Pferde, plünderte. Ein Übriges tat die Bombardierung durch die preußische Armee im Januar 1871. Nach dem Ende des Krieges begann er, seinen Betrieb mühsam wieder aufzubauen. Aufgrund seines guten Rufes konnte er sogar Arbeiten für Alphonse de Rothschild im Park von Schloß Ferrières ausführen. 1875 beauftragte ihn der Marquis de Tillière mit dem Bau einer 13,80 m langen und 4,2 5m breiten Brücke über den Schloßgraben, der ersten aus Eisenbeton gebaute Brücke, die aber den Eindruck einer Holzkonstruktion vermittelt. Im Juni 1888 mußte er aus familiären Gründen - es fehlte ein Nachfolger - Konkurs anmelden, gründete aber bereits 1890 eine neue Firma unter dem Namen L'Entreprise générale de travaux en ciment J Monier.

Im Jahr 1879 beantragte Joseph Monier ein Patent für den 1855 von ihm erfundenen Stahlbeton für Österreich und erteilte 1880 eine Lizenz an R. Schuster. Im gleichen Jahr unterzeichnete er ein Protokoll für Rußland und erteilte Lizenzrechte für Belgien und Holland. 1881 stellte er einen Patentantrag für Deutschland.

Auf Josephs Moniers Erfindung gehen die heute in Deutschland im Bauwesen noch verwendeten und in deutscher Phonetik ausgesprochenen Begriffe Moniereisen und Monierbauweise zurück.

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Boulogne-Billancourt (Dép. Hauts-de-Seine), Cimetière

Karl Hans Albrecht

 

 

Deutscher Unternehmer; älterer Bruder von Theo Albrecht; Gründer von Aldi Süd. die Brüder wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf. Zu Beginn wurde er im Alter von 19 Jahren zur Wehrmacht eingezogen und an der Ostfront u.a. in der Sowjetunion eingesetzt und dort verwundet; bei Kriegsende bekleidete er den Rang eines Gefreiten. Nachdem er wieder in der Heimat war, übernahm er mit seinem Bruder den kleinen Lebensmittelladen des Vaters, und beide gründeten gemeinsam die Albrecht KG. Bereits 1950 hatten sie 31 Lebensmittelläden eröffnet; zehn Jahre später umfaßte das Unternehmen 500 Läden. 1960 nannten sie das Unternehmen in Albrechts Discount um und vereinbarten einen sog. Gebietsschutz, d.h. eine Gebietsaufteilung, die durch den Fluß Ruhr als südliche bzw. nördliche Gebietsgrenze markiert wurde, und gründeten 1961 ALDI Nord (Theo) bzw. ALDI Süd (Karl). Der erste Aldi-Markt in der heutigen Ausprägung als Discounter) wurde 1962 in Dortmund eröffnet (der Name ALDI ist ein aus dem Firmennamen Albrechts Discounter gebildeter Akronym).

1994 zog Karl Albrecht sich aus dem operativen Geschäft des Unternehmens zurück, übernahm jedoch den Aufsichtsratsvorsitz, den er 2002 aufgab und sich gänzlich in das Privatleben zurückzog. Sein Gesamtvermögen brachte er in die nicht auflösbare Siepmann-Stiftung mit Sitz in Eichenau ein.

Noch zu Lebzeiten der Brüder dehnte Aldi seine Aktivitäten bereits auch auf Länder außerhalb Deutschlands aus. Kurz nach dem Tode Karl Albrechts wurde bekannt, daß ALDI Süd auf den chinesischen Markt vorstoßen will.

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 10/2014)

Essen-Bredeney, Städtischer Friedhof

Werner A. Otto

 

 

Deutscher Unternehmer; Sohn eines Einzelhändlers; wuchs unter schwierigen Bedingungen auf; seiine Mutter starb früh und sein Vater mußte nach einem Konkurs sein Geschäft aufgeben, so daß Werner Otto das Gymnasium vorzeitig beenden mußte, weil das Schulgeld nicht mehr bezahlt werden konnte. Er begann dann eine kaufmännische Lehre in Angermünde, konnte sich dann aber als Einzelhandelskaufmann in Stettin selbständig machen.

Otto war als Gründer eines Versandhauses am Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt und gilt als einer der Wirtschaftspioniere der Bundesrepublik.

 

Inschrift: Panta rhei [altgriech. πάντα ῥεῖ, dt. Alles fließt]

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Bilder: Claus Harmsen (11/2014)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Pierre Dreyfus

 

 

Französischer Industrieller und Politiker; Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes; er wuchs in einem Umfeld auf, bei dem er schon in seiner Kindheit Persönlichkeiten wie Claude Lévi-Strauss und Robert Marjolin kennenlernte. Nach einer Tätigkeit als Geschäftsmann studierte er Rechtswissenschaften und war ab 1935 nach dem Studium technischer Berater im Industrieministerium. Während der deutschen Besatzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war er Mitglied der Résistance. Nach dem Krieg wurde er 1947 zunächst inspecteur général und war bis 1949 Directeur de cabinet des Industrie- und Handelsministers Robert Lacoste, 1954 erneut für Maurice Bourgès-Maunoury. Von 1949 bis 1955 leitete er als Chef du corps die Inspection Générale de l'Industrie et du Commerce. Während dieser gesamten Zeit im Ministerium war er im Vorstand des Autoherstellers Renault und von 1948 bis 1955 auch Vizepräsident. Ab 1955 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1975 war er Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens und führte bei Renault eine Reihe neuer Produktionsmethoden ein und das Unternehmen zu kommerziellem Erfolg. Gleichzeitig sorgte er im Dialog mit den Gewerkschaften dafür, daß Renault als ehemals verstaatlichtes Unternehmen seine soziale Verantwortung wahrnahm. Ab 1968 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der Geschäftsleitung und der Arbeiterschaft angesichts des politischen Umfelds zunehmend. 1972 mußte Dreyfus als Zeuge in dem Prozeß um die Ermordung des Maoisten Pierre Overney aussagen, der von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes von Renault erschossen worden war. Nach der Wahl François Mitterrands zum Präsidenten wurde er 1981 Industrieminister in der Regierung von Pierre Mauroy, trat aber bereits im Folgejahr von seinem Posten zurück und war er für einige Jahre Berater des Präsidenten und Aufsichtsratsmitglied des Pharmakonzerns Roussel-UCLAF, bevor er sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog.

(Eine Verwandtschaft zu Alfred Dreyfus bzw. dessen Nachkommen besteht nicht).

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Bilder: Thomas Haas (11/2014)

Paris, Cimetière des Batignolles

Unternehmer / Manager LXIII

Omnibus salutem!