Deutscher Verleger; ältester Sohn von Fritz Springer (*1850, †1944) und dessen Frau Emma, Tochter des Berliner Verlegers Wilhelm Hertz; Enkel von Julius Springer, dem Älteren (*1817, † 1877 ); hielt sich nach dem Abitur sechs Monate in England auf und begann dann am 1.10.1898 - mit Unterbrechung zum Ableisten des obligatorischen Militärdienstes in Freiburg im Breisgau - eine Ausbildung zum Buchhändler in Buchhandlungen in Bonn, Stuttgart und Straßburg und voluntierte anschließend in der Piererschen Hofbuchdruckerei in Altenburg in Thüringen, in der schon sein Vater Drucktechnik und Buchherstellung kennengelernt hatte. 1904 trat er gemeinsam mit seinem Cousin Ferdinand Springer (junior) in den von ihrem Großvater Julius Springer gegründeten Verlag von Julius Springer (heute Springer Science+Business Media) ein. Springer übernahm von seinem Vater u.a. den damals bedeutendsten Zweig des Verlages, den Bereich Technik. Nachdem sein Onkel Ferdinand Springer (sen.) gestorben war und auch sein Vater sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, führten Julius und Ferdinand den Verlag selbstständig weiter. 1911 wurde ein neues Verlagsgebäude in der Linkstraße in Berlin bezogen. 1912 erschien das von dem Professor für Maschinenbau, Heinrich Dubbel, größtenteils verfaßte Taschenbuch für den Maschinenbau , der “Dubbel”, das bald auch in andere Sprachen übersetzt wurde und bis heute in immer neuen Auflagen erscheint. 1914 wurden beide Spingers zum Wehrdienst herangezogen, während Julius’ Vater Fritz in dieser Zeit die Geschäfte wieder übernahm. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Überwindung der Auswirkungen der Inflation Anfang der 1920er Jahre gelang es den beiden, den Verlag zu einem bedeutenden Wissenschaftsverlag auszubauen. 1924 wurde der Springer-Verlag Wien gegründet und nach und nach konnten weitere Verlage und Buchhandlungen erworben werden. Außerdem wurde der Bereich der wissenschaftlichen Zeitschriften durch die Gründung neuer Zeitschriften ausgebaut und namhafte Wissenschaftler als Autoren hinzu gewonnen werden, die u.a die Bereiche Werkstattstechnik, Schiffsbautechnik und Bauingenieurwesen zu einem wichtigen Faktor machten. Wegen seiner jüdischen Wurzeln wurde zunächst Julius Springer 1935 aus dem Verlag gedrängt und kurze Zeit im KZ Oranienburg internier; 1942 verlor auch sein Cousin Ferdinand seine Rechte am Verlag, der “arisiert” wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus führte Tönjes Lange, der Leiter der verlagseigenen Hirschwaldschen Buchhandlung war, die Geschäfte in Deutschland, während dessen Bruder Otto Lange den Springer-Verlag Wien leitete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten Julius und Ferdinand in die Geschäftsführung von Springer zurück; Tönjes Lange blieb zeit seines Lebens Teilhaber des Verlages, und die Buchhandlung erhielt den Namen Lange & Springer. Julius Springer verlegte den Hauptsitz des Verlages vom Ostteil Berlins, der jetzt in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) lag, in den Westteil Berlins, während sein Cousin Ferdinand in Heidelberg den zweiten Verlagssitz aufbaute. Einen bedeutenden Anteil an dem Wiederaufbau des Springer-Verlags hatte Heinz Götze, der seit 1949 im Verlag tätig war und seit 1957 Teilhaber und designierter Nachfolger von Ferdinand Springer war; Julius Springer schied ohne Nachfolger 1962 aus dem Verlag aus.
Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Stuttgart (1923)
Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.
Deutscher Kaufmann und Mäzen; einer Mennonitenfamilie, woher sein soziales Eengagement herrührte, entstammend; gründete 1882 am Allerheiligentor in Frankfurt am Main ein Kolonialwarengeschäft, das zehn Jahre später über 7 Filialen und verfügte und sich in den folgenden Jahren rasant entwickelte. 1912 umfaßte das Unternehmen dank Latschas klugen Einkaufspolitik und Verkaufsstrategie bereits 72 Verkaufsstellen: er kaufte die Waren direkt beim Erzeuger und konnte so billiger anbieten, und verkaufte sie nur gegen bar - bislang konnte noch “angeschrieben” werden - und verfügte so über eine viel bessere Liquidität. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit gründete Latscha um 1900 die Grundstücksgesellschaft Marioth-GmbH und finanzierte auch den Bau von Siedlungen im Umfeld Frankfurts, so Siedlungen 1904 in Buchschlag (heute Stadtteil von Dreieich, Ldkrs. Offenbach), und 1911 die Landhauskolonie Waldheim, das heute zu Offenbach gehört. Dieses Engagement im sozialen Wohnungsbau brachte das Unternehmen allerdings zeitweise in Liquiditätsengpässe. Nach seinem Tode wurde das Unternehmen von seinem 1881 geborenen Sohn Hans weitergeführt. 1924 wurde das Unternehmen in eine AG umgewandelt, 12 Jahre später in eine Kommanditgesellschaft (KG). Bei den Bombenangriffen der Alliierten im Jahre 1944 auf das Rhein-Main-Gebiet, aber besonders auf die Städte Frankfurt am Main, Offenbach und Darmstadt verlor das Unternehmen alleine 50 Filialen in diesem Gebiet, außerdem wurden viele beschädigt – abgesehen von der verlorengegangenen Infrastruktur.
Nach dem Zweiten Weltkrieges konnte sich das Unternehmen jedoch von den kriegsbedingten wirtschaftlichen Rückschlägen erholen. Die J. Latscha KG bezog ihren Hauptsitz in der Schwedlerstraße im Frankfurter Ostend (zur Firmengruppe gehörten auch Warenhäuser, Schnellrestaurants, Tankstellen und Autowaschstraßen) In den 1960er Jahren schaffte Latscha die immer noch gerne gesammelten Rabattmarken ab. Außerdem begann die J. Latscha Lebensmittel KG mit der Kennzeichnung von Waren mit Herstell- bzw. Verfallsdaten, und Anfang der 1970er Jahre wurde ein Labor zur Kontrolle von Lebensmitteln eingerichtet. Allerdings führte die Expansion zu finanziellen Verlusten, zumal die Konkurrenz auf dem Lebensmittelmarkt stärker und aggressiver wurde. 1977 mußte das immer noch im Familienbesitz befindliche Unternehmen, das 1973 250 Märkte im Rhein-Main-Gebiet mit rund 4.000 Angestellten umfaßte, mit inzwischen auf 178 reduzierten Filialen an die Rewe-Leibbrand-Gruppe verkauft werden. Damit verschwand das den meisten Menschen im Großraum Frankfurt am Main und darüber hinaus bekannte Firmenlogo mit dem dreifachen “L” (für Latscha liefert Lebensmittel) aus dem Alltag.
Inschrift: Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die zukünftige suchen wir. (H)EBR 13, 15
Latscha-Filiale in Offenbach, Kleiner Biergrund (1910)
Frankfurt am Main, Hauptfriedhof
Friedrich ”Fritz“ Wilhelm Schnitzler
Deutscher Landwirt, Unternehmer und Politiker; Vater des Malers, Autors, Musiker, Schauspielers und Politiker des Bündnisses 90/Die Grünen Frank Christoph Schnitzler; .besuchte nach der Volksschule in Ohnestetten von 1934 bis 1942 die landwirtschaftliche Berufsschule in Münsingen, war bis 1944 in der Hitler-Jugend und meldete sich anschließend freiwillig als Soldat bei der Wehmacht. Nach der Entlassung aus US-amerikanischer Gefangenschaft übernahm er den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters, den er 1964 zu einem Aussiedlerhof erweiterte. Ab Oktober 1964 war Schnitzler in verschiedenen Gemeindeämtern als CDU-Politiker tätig. Als 1. Vorsitzenden des Bauernverbandes Reutlingen vereinigte 1975 die Bauernverbände Reutlingen und Münsingen zum Kreisbauernverband Reutlingen e.V.. und war Lobbyist des Landesbauernverbands Baden-Württemberg im Landtag Baden-Württembergs. Ab 1992 war er bis zu seinem Tode Ehrenvorsitzender des Kreisbauernverbandes Reutlingen und Dozent an der Schwäbischen Bauernschule in Bad Waldsee.
Schnitzler, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftete, prägte besonders die Bereiche Milcherzeugung und -verarbeitung, in denen er wesentliche Strukturveränderungen erwirkte, die bundesweit heftige Auseinandersetzungen zur Folge hatte. Als Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender leitete Fritz Schnitzler die Südmilch AG Deutschland mit Hauptsitz in Stuttgart, die er 1993, bedingt durch den Südmilch-Skandal, für ca. 350 Millionen DM an die FrieslandCampina Germany mit Sitz in Holland verkaufen musste. Die Südmilch AG hatte zu dieser Zeit einen Kurswert von rund 1 Milliarde DM.
Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1983).
St. Johann OT Ohnastetten), Friedhof
Deutscher Unternehmer und Mäzen; war nach dem Besuch einer Oberrealschule und einer folgenden Banklehre in verschiedenen Industrieunternehmen tätig Während des Zweiten Weltkriegs war er Kommandant der Flakkaserne auf dem jetzigen Gelände der Universität Mainz. 1928 gründete Klenk im ehemaligen Proviantamt seiner Heimatstadt die Toilettenpapierfabrik Hakle. (den Firmenamen bildete er aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Familiennamens), deren Angebot er nach und nach um weitere Hygienepapiere erfolgreich ergänzte. 1954 verlagerte er den Standort seines Unternehmens, um die Produktionskapazitäten erweitern zu können, in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz. In der Folge entwickelte sich das Unternehmen in den 1960er Jahren im Bereich der Herstellung von Hygiene-Spezialpapieren innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) zu einem führenden Hersteller. In den frühen 1960er Jahren, in der Zeit der sog. “Vollbeschäftigung”, engagierte er zahlreiche italienische “Gastarbeiter” und wurde von dem italienischen Staatspräsidenten Antonio Segni für deren vorbildliche Betreuung zum “Ritter des Verdienstordens der Italienischen Republik” ernannt. Aber auch Herbert Bonewitz1, Prokurist, Chef der Hakle-Werbeabteilung und verantwortlich auch für die firmeneigene Zeitschrift Die Rolle, trug mit seinen bemerkenswerten Slogans wie “Keiner wischt reiner“ oder ”Der Erfolg liegt auf der Hand“ zum Bekanntheitsgrad und damit zum Erfolg der Firma bei:
Hans Klenk tat sich aber auch als Mäzen hervor: So ließ er 1952 u.a. durch seine Stiftung die 1945 zerstörten Chorfenster der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbauten evangelischen Kirche in Mainz-Gonsenheim ersetzen; außerdem stiftete er 1966 denHans Klenk-Preis, der einzelnen Fakultäten der Universität Mainz in wechselnder Reihenfolge zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten zur Verfügung steht.
Auszeichnungen u.a.: Großes Bundesverdienstkreuz (1966).
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1 Im “Nebenberuf” war Herbert Bonewitz Kabarettist und wurde durch seine Auftritte in der Mainzer Fastnacht - besonders im Rahmen der Fernsehsendung Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht - bekannt.
Mainz, Hauptfriedhof
Deutscher Unternehmer; Sohn eines Steigers absolvierte nach dem Besuch der Volksschule in Zelle bei Aue 1844 eine Maschinenbaulehre in seiner Geburtsstadt. Anschließend begann er eine Maschinenbaulehre in der Baumwollspinnerei Lauckner in Aue. Im Jahre 1855 wurde er Technischer Direktor bei der Dessauer Firma Jahn & Arendt und blieb dort bis 1859. Danach war er als Leiter des Unternehmens von Ernst Gessner in Aue tätig, bevor er im März 1861 als Kleinstunternehmer den Sprung in die Selbständigkeit wagte und gemeinsam mit einem Partner in einem gemieteten Raum zunächst zum Bearbeiten von Blechen geeignete sogenannte Sickenmaschinen herstellte. Nach positiver wirtschaftlicher Entwicklung des kleinen Unternehmens stellte er weitere Arbeiter ein, und sein jüngerer Bruder trat in die firma ein. Er begann jetzt auch Scheren und Abbiegemaschinen zur Herstellung von Haus- und Küchengeräten zu produzieren. Nachdem seine Produkte sowohl auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Chemnitz im Jahre 1867 als auch auf der Weltausstellung in wien 1873 ausgezeichnet worden waren, baute er sein Unternehmen weiter aus, indem er Grundstücke am Ufer der Mulde und errichtete auf den Geländen Fabrikgebäude mit sechs Wassermotoren. Er war nun in der Lage, die Palette der angebotenen Erzeugnis durch Ziehpressen, Maschinen zum Verschließen von Konservendosen oder zur Herstellung von Blechumhüllungen und anderes mehr zu erweitern.
Das florierende Unternehmen Erdmann Kircheis gilt als eines der Vorreiter, was das sozialen Engagement für die Mitarbeiter anbelangt. So wurden 1888 eine Unterstützungskasse sowie eine Fabrik-Krankenkasse geschaffen; diesen vorbildlichen Errungenschaften folgte u.a. eine betriebseigene Kantine sowie Wasch- und Umkleideräume.
Aue (Erzgebirgskreis), Klösterlein Friedhof
Deutscher Fabrikant und Feuerwehrtechniker; Sohn eines Kolonialwarenhändlers und Manufakturbesitzers; verbrachte nach dem Abschluß der Realschule im Jahre 1838 sieben Jahre in Neapel, wo seine ältere Schwester Pauline verheiratet war und mit ihrem Mann ein Importgeschäft betrieb; während dieser Zeit machte er dort eine kaufmännische Ausbildung. Nach seiner Rückkehr trat er im Alter von 22 Jahren in das Geschäft seines Vaters in Ulm ein, das er 1850 übernahm. Neben seinem beruflichen Engagement in der Firma, wurde er Mitglied des kurz zuvor gegründeten Turnvereins, dessen Mitglieder bald eine Freiwillige Feuerwehr gründeten, und im Gesangverein ”Frohsinn”, dessen Vorstand er 1847 bis 1861 sein wird. 1853 erfolgte die Ernennung von Magirus aufgrund seiner Verdienste um den Brandschutz in Ulm und die Feuerwehr zum Kommandanten der Feuerwehr Ulm. In dieser Eigenschaft führte er eine Neuorganisation der Freiwilligen Feuerwehr, die er bis 1880 verantwortlich leiten wird, durch. Am 10.7.1853 gründete Magirus gemeinsam mit weiteren Feuerwehrvertretern aus dem Umkreis in Plochingen im Gasthaus zum Waldhorn den noch heute bestehenden Deutschen Feuerwehrverband. Bereits ein Jahr, nachdem er 1863 Vorsitzender des württembergischen Feuerwehrvereins, ein Amt, das er bis 1879 bekleidete, wurde, begann er in seiner 1867 gegründeten Firma Feuerwehr-Requisiten-Fabrik C. D. Magirus mit der gewerblichen Herstellung von Feuerwehrgerätschaften. 1872 kam die von ihm entwickelte erste freistehende, auf einen fahrbaren, von Pferden gezogenen lafettenartigen einachsigem Untersatz montierte ausziehbare Feuerwehrleiter, die sogenannte Ulmer Leiter, auf dem Markt, und er führte verbesserte Feuerspritzen ein.
Nach dem Todes des Firmengründers übernahmen seine drei Söhne die Geschäfte des Unternehmens. Bis heute liefert Magirus GmbH die allseits bekannten roten Feuerwehrautos.
Seit dem Jahre 2012 wird jährlich der Conrad-Dietrich Magirus Preis für das ”Feuerwehrteam des Jahres“ verliehen.
Ulm. Alter Friedhof
Bild: Daniel Kaltenthaler (2010)
Deutscher Kaufmann und Fastnachter; war Inhaber und Geschäftsführer seines in Mainz angesiedelten Fachhandel für Arzt - und Krankenhausbedarf, der nach der “Wende” auch eine Filiale in Erfurt unterhielt. Bundesweit bekannt wurde er durch seine Auftritte in der jährlich vom ZDF ausgestrahlten Fernsehsendung Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht, in der er ab 1978 durch seine Rolle als “Der Bote vom Bundestag” in Erscheinung trat, in der er die politischen Ereignisse des jeweils vergangenen Jahres in seinen Büttenreden spiegelte. Die Idee zu dieser Figur kam ihm, als er einmal dem Deutschen Bundestag einen Besuch abstattete und die sog. Saaldiener beobachtet hatte. Seine Vorträge beendete er jeweils mit den Worten: “Deutschland, Deutschland über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's." Dietz war Vizepräsident und damit Mitglied des geschäftsführenden Vorstands und des Komitees des Mainzer Carneval-Vereins (MCC).
Jürgen Dietz engagierte sich auch in der Hilfe für Arme; so ließ er Medikamente und medizinisches Zubehör im Wert von fast 200.000 Euro Flüchtlingslagern in der Türkei zukommen.
Mainz-Gonsenheim, Waldfriedhof
Deutscher Buchhändler, Verleger und Publizist; einer Juristen- und Medizinerfamilie entstammend; zweites von sieben Kindern eines Amtmanns des Amtes Meppen im Herzogtum Arenberg-Meppen; wuchs in Meppen auf, wo er bis zur Quarta das Gymnasium besuchte und in der Tradition seiner Familie mütterlicherseits 1831 die Ausbildung zum Buchhändler bei seinem Großvater Joseph Heinrich Coppenrath in Münster absolvierte In der Buch- und Kunsthandlung Coppenrath erhielt und nach Beendigung der Ausbildung 1842 als Geschäftsführer die Leitung der Nasse’schen Buchhandlung in Soest übernahm, die er zu wirtschaftlichem Erfolg führte, bevor er 1847 in Paderborn die Buch- und Kunsthandlung Ferdinand Schöningh gründete, aus der 1848 der Verlag Ferdinand Schöningh hervorging, den er zu einem der wichtigsten katholischen Verlage für theologische, wissenschaftliche und pädagogische sowie schöngeistige Literatur in Norddeutschland entwickelte. Der Verlag betreute und verlegte die Werke u.a. von Joseph von Eichendorff, Ferdinand Freiligrath und Luise Hensel sowie der seinerzeit vielgelesenen Autoren Friedrich Wilhelm Grimme und Friedrich Wilhelm Weber. 1848 gründete Ferdinand. Schöningh das wöchentlich erscheinende Westfälische Kirchenblatt für Katholiken sowie 1875 die Tageszeitung Westfälisches Volksblatt 1850 bezog das Unternehmen ein neues Gebäude, in dem er 1858 auch eine Druckerei etablierte. , 1866 erwarb er ein eigenes Verlagshaus am Paderborner Rathausplatz, das 1883 erweitert wurde.
Paderborn, Ostfriedhof
Hinweis: Auf dem Grabstein ist als Geburtsdatum der 15. Mai 1815 angegeben.
Christian Philipp Freiherr von Stumm (seit1815)
Deutscher Bankier und Industrieller; Sohn von Johann Heinrich Stumm (*1699, †1783), Eigentümer der Abentheuerer Hütte sowie der Asbacherhütte, und dessen Ehefrau Maria Barbara Gienanth, die einer pfälzischen Montanindustriellenfamilie entstammte; Bruder von Friedrich Philipp Stumm; studierte Rechtswissenschaften; war Hofrat und avancierte 1799 zum pfalz-bayerischen Hofbankier.
Gemeinsam mit seinen Brüdern Friedrich Philipp und Ferdinand gründete er 1806 die offene Handelsgesellschaft Gebrüder Stumm, worin die Eisenwerke der Familie an der Saar und im Hunsrück vereinigt waren. 1808 erwarben sie das Neunkircher Eisenwerk, 1809 große Anteile der Halberger- und der Fischbacher Hütte. Aus dem Lothringer Salzgebiet betrieb Christian Philipp zudem einen regen Salz-Importhandel.
Mannheim,, Hauptfriedhof
Deutscher Unternehmer; Sohn von Friedrich Philipp Stumm; der 1802 nach Saarbrücken übersiedelte und dort 1806 mit seinen Brüdern das Montanunternehmen Gebrüder Stumm gründete. Carl Friedrich absolvierte ab 1818 eine hüttenmännische Ausbildung an der Bergakademie Freiberg und ab 1820 in Berlin, trat 1825 in das Familienunternehmen ein und war im Neunkircher Eisenwerk tätig. Carl Friedrich, der sich bereits seit 1824 für das sogenannte Puddelverfahren ( ein im 19. Jahrhundert verbreitetes Verfahren zur Umwandlung des im Hochofen hergestellten Roheisens in Schmiedeeisen (i.e. Stahl) interessiert hatte, führte das Verfahren - zunächst versuchsweise - 1829 ein, nachdem er sich auf einer Reise durch Wales von dessen Effektivität überzeugt hatte 1833 wurde es dann in den Dauerbetrieb übernommen. Nach dem Tod seines Vaters 1835 fielen die Werke im Hunsrück an seinen Schwager Heinrich Böcking, während er die Werke an der Saar, darunter auch das Werk in Neunkirchen erhielt, dessen Betrieb er von Holzkohle auf Steinkohle umstellte; ab 1836 wurden dort Dampfmaschinen eingesetzt. 1839 übersiedelte er mit seine Familie - er hatte 1834 Marie Luise, née Böcking, geheiratet - und dem bereits geborenen gemeinsamen Sohn Carl Ferdinand nach Neunkirchen, wo er bereits zwei Jahre zuvor mit dem Anlegen eines weitläufigen Landschaftsgarten, eines Privatfriedhofs und einer Schweizerei, d.h. einen Molkereibetrieb, und anderen Einrichtungen, begonnen hatte. 1842 stellte er Ferdinand Steinbeis als Direktor an, der für die technischen Belange verantwortlich zeichnete, während er sich vor allem um den kaufmännischen Bereich kümmerte. Im Jahr 1844 erwarb das Unternehmen große Erzfelder an der Lahn. Im Jahr 1847 wurde ein neues großes Walzwerk errichtet. Stumm kontrollierte als Großaktionär auch die Dillinger Hütte. Kurz vor seinem Suizid nahm er Carl Bernhard Böcking, den Bruder seiner Frau, als Teilhaber in die Firma. Letztere übergab daraufhin die Leitung des Unternehmens ihrem Bruder.
Neunkirchen (Saar), Erbbegräbnisstätte am Sinnerthaler Weg
Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg (seit 1888)
Preußischer Montanindustrieller und Politiker; der Industriellenfamilie Stumm entstammend; Sohn von Carl-Friedrich Stumm; trat mit 22 Jahren, am 1. April 1858, in die Firma Gebrüder Stumm ein, übernahm die Werksleitung des Neunkircher Eisenwerkes und trat damit in die Fußstapfen seines 1848 durch Suizid verstorbenen Vaters, der das Unternehmen seit 1835 als Alleininhaber geführt hatte. Nach dem Besuch der Realschule in Mainz und der renommierten technischen Oberrealschule in Siegen, wo er mit 16 Jahren das Abitur ablegte, absolvierte er von 1852 bis 1854 Praktika im Neunkircher Werk und auf der Sayner Hütte, besuchte danach alle größeren Eisenwerke am Niederrhein und in Westfalen, leistete seine einjährig-freiwillige Militärdienstzeit im Garde-Dragoner-Regiment ab und studierte anschließend bis 1858 in Bonn und Berlin Rechtswissenschaft, Staatswissenschaften und Eisenhüttenkunde. 1870/71 nahm er am Deutsch-Französischer Krieg als Offizier teil, war Rittmeister der preußischen Landwehr und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Unter seiner Führung konzentrierte sich das Unternehmen ab 1860 auf die Produktion in Neunkirchen; dort wurde zu dieser Zeit 1/33 des deutschen Jahresverbrauchs hergestellt. Seit 1871 stieg das Familienunternehmen Gebrüder Stumm bis zu seinem Tod 1901 zu einem Marktführer der eisenschaffenden Industrie auf. 1891 wurde eine neue Hochofenanlage bei Ueckingen in Betrieb genommen, die Neunkirchen an Roheisenerzeugung noch übertraf. Die Hütte beschäftigte in Neunkirchen im Jahr 1861 1.200 Arbeiter mit 3.000 Angehörigen, im Jahr 1900 4.219 Arbeiter mit 10.716 Angehörigen. 1900 kam der Haushaltsausschuß des Reichstages zu der Erkenntnis, daß Krupp und Stumm als die beiden einzigen Produzenten von Panzerplatten Preisabsprachen getroffen hatten.
Stumm engagierte sich in sozialen Fragen sowohl als Industrieller wie auch später als Politiker. Er war Mitbegründer der 1867 gegründeten Freikonservativen Partei. und damit einer der einflußreichsten Männer Preußens und reichsten Personen des Deutschen Reiches. 1867 erhielt Stumm ein Abgeordnetenmandat im Reichstag des Norddeutschen Bundes und im Preußischen Abgeordnetenhaus. Von 1871 bis 1881 war er Abgeordneter des Deutschen Reichstages, wozu er auf seinen Sitz im preußischen Abgeordnetenhaus verzichtete. Hier wirkte er im Wesentlichen bei der Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialpolitik des Kaiserreiches mit. In der Wirtschaftspolitik trat er für Schutzzölle im Interesse des eigenen Unternehmens ein. Im Reichstag bekämpfte er die Bismarcksche Sozialgesetzgebung und unterstützte zugleich den Kampf gegen die erstarkende Sozialdemokratie. 1895 war von Stumm-Halberg treibende Kraft der Umsturzvorlage und 1899 der Zuchthausvorlage Er führte auch eine aggressive Auseinandersetzung mit den sogenannten Kathedersozialisten1. 1882 wurde er ins preußische Herrenhaus berufen, nachdem er 1881 nicht wieder für den Reichstag kandidiert hatte.
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1 Bezeichnung für eine Gruppe von Wissenschaftlern der Nationalökonomie, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus strategischer Motivation heraus für eine staatliche Sozialpolitik einsetzten, um der revolutionären Sozialdemokratie entgegenzuwirken.
Halberg b. Saarbücken, Familiengrabstätte a.d. Zufahrt zu Schloß Halberg
Omnibus salutem!