Enzo Anselmo Ferrari

Italienischer Sport- und Rennwagenhersteller sowie Automobilrennfahrer; Sohn von Alfredo Ferrari, Eigentümer mehrerer Schlossereibetriebe, in dessen Betrieb er nach erfolgtem Schulabschluß eine Ausbildung zum Schlosser absolvierte, und einer Bäuerin. Während des Ersten Weltkrieges war er als Ausbilder bei der Feuerwehr von Modena, wo Kurse zur Vorbereitung von Arbeitnehmern für Hilfsindustrien abgehalten wurden, tätig, bevor er . . 1917 in die königliche Armee eingezogen und dem 3. alpinen Artillerie-Regiment zugeteilt wurde, jedoch aufgrund einer Rippenfellentzündung noch im selben Jahr entlassen. Nach dem Krieg bewarb er sich- erfolglos - als Werksfahrer bei dem Automobilhersteller Fiat in Turin und baute mit Hilfe seiner Ersparnisse und Unterstützung seitens privater Förderer im Jahr 1919 ein eigenes Fahrzeug, mit dem er an regionalen Rennen teilnahm und die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machte, nachdem er bereits innerhalb weniger Monate mehrere Siege erzielen konnte. In der Folge wurde er als Betriebstestfahrer bei der Firma CMN Costruzioni Meccaniche Nazionali eingestellt und war bald schon erster Werksfahrer. 1920 wurde Enzo Ferrari Chefwerksfahrer der Alfa Romeo-Crew, nachdem er bei der Targa Florio den zweiten Platz gewonnen hatte. In den 47 Rennen, an denen Enzo Ferrari als Fahrer teilnahm, holte er über ein Dutzend Siege für Alfa-Romeo1 und war damit erfolgreichster Fahrer Italiens. 1924 beteiligte er sich an der Gründung der Sportzeitung Corriere dello Sport. und blieb deren Geschäftsführer bis 1926, nachdem er sich entschlossen hatte, aus dem Verlag auszuscheiden. Im selben Jahr gewann er in Pescara den Coppa Acerbo, einen wichtigen italienischen Automobilpreis, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges u.a. in Grand Prix di Pescara umbenannt wurde, mußte jedoch am Ende der Saison zunächst auf die Teilnahme an weiteren Rennen verzichten. und kehrte nach Modena zurück. 1929 wurde er nach Mailand zurückgerufen, um ein Rennteam zu gründen, das mit Alfa Romeo verbunden war und als Scuderia Ferrari (Rennstall Ferrari) berühmt werden sollte. Er engagierte den großen Designer Vittorio Jano, der für Fiat arbeitete,  in der Scuderia Ferrari mitzuarbeiten, um mit diesem gemeinsam, seine Träume zu verwirklichen. Enzo leitete nun die Entwicklung von Alfa Romeo-Fahrzeugen und baute ein Team von über 40 Fahrern auf, darunter Antonio Ascari, Giuseppe Campari und Tazio Nuvolari. Ferrari selbst fuhr weiter, bis sein Sohn Dino 1932 geboren wurde. Aufgrund der Wirtschaftskrise von 1933 zog sich Alfa Romeo bis 1937 vom Rennsport zurück, und Enzo gründete Ferrari den Auto Avio Costruzioni (AAC) mit Sitz in Modena.  1943 verlegte er die AAC aus Angst vor Bombenangriffen in seine neue Fabrik in Maranello. Nach dem Krieg wurde 1947 der berühmte Name Scuderia Ferrari reaktiviert und gilt seidem als das berühmteste Team in der Welt des Automobilsports. Das erste Rennen in der Weltmeisterschaft war der Grand Prix von Monaco am 21.5.1950, und 1951 gewann der Formel 1 beim Grand Prix von Großbritannien auf einem Ferrari 375 mit José Froilán González, am Steuer, der den Argentinier Juan Manuel Fangio auf Alfa Romeo auf den 2. Platz verwies; dies war die Zeit, zu der der Abstiege von Alfa Romeo begann und zugleich der Aufstieg Ferraris. (Alfa konzentrierte sich jetzt auf die Produktion von Straßenfahrzeugen). 1952 gewann Ascari die Weltmeisterschaft Insgesamt hat die "Scuderia Ferrari, die seit ihrer Gründung in der Formel-1-Weltmeisterschaft aktiv war, 15-fach den Fahrertitel und 16-fach Herstellertitel gewonnen.

Enzo Ferrari im Anzug in der Mitte stehend neben dem Fahrer Achille Varzi. (im weißen Overall).

Enzo Ferrari wurde vielfach mit Titeln ausgezeichnet, der Titel eines "Maschinenbauingenieurs", verliehen 1960 von der Universität Bologna, aber war ihm der wichtigste.1988 erhielt er ein Ehrendiplom in Physik der Universitäten von Modena und von Reggio Emilia. 

Sein 1932 geborener Sohn Alfredo ”Dino“ starb bereits 1956 im Alter von nur 24 Jahren an den Folgen der Muskeldystrophie.

Enzo Ferrari (lks.) u.a. mit den Alfa Romeo-Piloten Tazio Nuvolari und Archille Varzi (um 1930)

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1  Akronym für: Anonima Lombarda Fabbrica Automobili"

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Bilder: Parsifal von Pallandt (07/2018)

Modena, Cimitero di San Cataldo

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Bilder: Chris van de Riet (07/2018)

Hamburg-Altona, Jüdischer Friedhof

Felix Deutsch

 

 

Deutsch-jüdischer Industrieller; Sohn eines Oberkantors; trat nach einer kaufmännischen Ausbildung im Alter von 15 Jahren in die Firma W. Heimann in Breslau ein, die technische Gerätschaften für Zuckerfabriken herstellte, und besuchte Kunden seiner Firma in Deutschland, Polen und Österreich, bevor er 1882 nach Berlin umzog, um dort in der Bank des Jakob Landau seine kaufmännischen Kenntnisse zu erweitern und sich solche auch auf dem Gebiete des Bank- und Börsenwesens anzueignen. Im Auftrag Landaus modernisierte er die Zuckerfabrik Rositz, wobei er das Wissen aus seiner ursprünglichen Tätigkeit anbringen konnte. 1883 lernte er Emil Rathenau kennen, der Lizenzen für die von Edison 1879 entwickelte erste brauchbare Glühbirne erworben und eine Studiengesellschaft für die Auswertung der Glühlampen gegründet hatte, und nun Gespräche mit der Bank wegen einer möglichen finanziellen Unterstützung mit dem Ziel der Gründung der Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität, aus der später die die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) hervorging, führte. Im April 1883 wurde Deutsch Prokurist des neugegründeten Unternehmens. und zwei Jahre später Direktor. Deutsch, der 1901 in die Gesellschaft der Freunde aufgenommen wurde,  widmete sich dem Aufbau der Vertriebs- und Büroorganisation der AEG, knüpfte auf zahlreichen Auslandsreisen Geschäftsverbindungen an und realisierte große elektrotechnische Projekte im In- und Ausland. Der interne Aufbau und die Verwaltung der großen Fabriken, die die AEG nach und nach errichtete, waren mit sein Werk. Als Rathenau 1915 starb, wurde dessen Sohn Walther gemäß der Verfügung des Testaments Präsident der AEG, praktisch aber war Deutsch’ Einfluß als Vorsitzenden des Vorstandes bereits damals schon bedeutend, wuchs aber noch weiter, nachdem Walther Rathenau sich der Politik zugewandt hatte und als dieser ermordet wurde, war Felix Deutsch die in allen Fragen der Geschäftspolitik führende Persönlichkeit der AEG.

Felix Deutsch war im Vorstand zahlreicher technischer und wirtschaftlicher Vereinigungen, langjähriges Mitglied der Berliner Handelskammer sowie Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates.

Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Karlsruher Technischen Hochschule (1921), der Kölner Universität sowie Ehrenbürger der Technischen Universität Berlin.

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Bild: Mutter Erde (04/2018) Wikipedia.de
Bild: Mutter Erde (04/2018) Wikipedia.de

Berlin, Parkfriedhof Lichterfelde (Thunerstr.)

Hinweis: Der Grabstein Samson Heines wurde - verborgen unter einer Grasnabe - erst 2014 wiederentdeckt und anschließend restaurriert.Bislang war man davon ausgegangen, daß der Stein in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört worden sei.

Stanislas Baudry

 

 

Französischer Unternehmer; Sohn eines Chirurgen; besuchte das collège de Machecoul und studierte anschießend Medizin in Nantes und Paris. Nach eine Zeit als Soldat in der napoleonischen Armee ,während der er am Feldzug 1814, der sogenannten Campagne de France von Ende Dezember 1813 bis April 1814 gegen die Sechste Koalition teilnahm und es bis zum colonel (Oberst) brachte, übernahm er nach seiner Rückkehr ins Privatleben einen Mühlenbetrieb mit einer Getreidemühle, die er mit einer Dampfmaschine ausstattete und unter Nutzung des warmen Wassers ein Bad angliederte. Da sein Betrieb außerhalb der Stadt lag, richtete er zu Beginn 1826 einen kostenlosen Transport-Service für Passagiere ein Am 10.8.1826 erhielt er eine Konzession für den öffentlichen Betrieb des Fahrdienstes und bildete im Folgemonat eine Gesellschaft, wobei Baudry Hauptaktionär und Direktor wurde und zunächst zwei Linien einrichtete: Rue de Richebourg-Salorges (entlang der Loire) und Pont de la Poissonnerie (nordöstlich der Insel Feydeau) - Tour Pirmil (durch die Loire-Inseln). Betrieben wurden die beiden Linien mit zwei gefederte Wagen, die jeweils 16 Passagiere aufnehmen konnten. Das Unternehmen war schnell erfolgreich: Von September 1826 bis Januar 1828 erzielte es bei einer Kapitaleinlage von rund 23.500 Franc einen Gewinn von 8 200 Franc. Bereits 1827 bewarb er sich um eine Zulassung für Paris, die jedoch zunächst vom Präfekten abgelehnt wurde. Erst nach einem Regierungswechsel im Januar 1828 wurde ihm die Lizenz erteilt. Das Unternehmen bildete daraufhin die Generalgesellschaft Paris Omnibus und übernahm die Firma in Nantes. Am 12.4.1828 eröffnete er in Paris zwei Linien, die die Bastille Madeleine mit dem Carrousel verband. Bereits acht Monate später beschäftigte das Unternehmen 200 Mitarbeiter, 800 Pferde und 89 Wagen. Im Februar 1830 geriet das Pariser Unternehmen in eine schwierige wirtschaftliche Situation, da es sich zwischenzeitlich mehreren Konkurrenten gegenübersah; erschwerend kam hinzu, daß aufgrund eines sehr strengen Winters die Futterpreise in die Höhe schnellten. Vom Bankrott bedroht, nahm Stanislas Baudry, der mutmaßlich den Begriff “Omnibus” kreierte, mittels eines Pistolenschusses in den Kopf das Leben. Das Unternehmen aber überstand die schwere Krise und wurde im Jahr 1855 das wesentliche Element der Compagnie Générale des Omnibus, Vorfahre der Régie Autonome des Transports Parisiens (RATP).

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Bilder: Annie Grillet (08/2018)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Otto Christian Ludwig Lagerfeld

 

 

Deutscher Unternehmer; Sohn des Weinhändlers Tönnies Johann Otto Lagerfeld; Vater des Modeschöpfers Karl Lagerfeld (*1933, †2019); machte eine Ausbildung in einer Kaffeefirma, bevor ihn eine US-amerikanische Firma 1907 nach Wladiwostok entsandte, um dort für sie ein Geschäft für Dosenmilch aufzubauen. Dort vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht, wurde er in Sibirien interniert. Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Hamburg zurück und gründete 1919 die Firma Lagerfeld & Co zum Import von Carnation Dosenmilch aus den USA. 1923 führte er eine eigene Marke unter dem Namen “Glücksklee“ ein. Bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1957 leitete er das Unternehmen als Geschäftsführer und machte die Glücksklee Milchgesellschaft mbH zu einem führenden Hersteller von Dosenmilch in Deutschland.

Lagerfeld war seit 1922 in erster Ehe mit Theresia, née Feigl, bis zu deren Tode im Jahre 1922 verheiratet; aus dieser Ehe stammt eine Tochter. 1930 heiratete er Elisabeth, née Bahlmann,  eine Tochter von Karl Bahlmann, einem Beamten der katholischen Zentrumspartei.; aus dieser Ehe Elisabeth, née Bahlmann,  einer Tochter von Karl Bahlmann, einem Beamten der katholischen Zentrumsparte, gingen eine Tochter und der Modeschöpfer Karl Lagerfeld (*1933, †2019) hervor.

Karl Lagerfeld (Bild: Udo Grimberg (03/2011)

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Bilder: Parsifal von Pallandt (03/2019)

Hamburg-Nienstedten, Friedhof

Hugh Marston Hefner

 

 

US-amerikanischer Verleger und Lebemann; Sohn eines Wirtschaftsprüfers und einer Lehrerin; arbeitete nach Ableisten seiner Armeezeit und einem Psychologiestudium zunächst als Werbetexter für das Magazin Esquire, bevor er im Dezember 1953 das US-amerikanische Männermagazin Playboy gründete; auf der ersten Titelseite erschien die damals gerade zum Sexsymbol aufsteigende Marilyn Monroe, die für das Bild eine Gage von 50 US $ erhielt. Als dessen Chefredakteur machte er den Playboy zum berühmtesten Herrenmagazin der Welt, Das Magazin, das zunächst als anrüchig angesehen wurde, etablierte sich zu einem festen Bestandteil der US-amerikanischen Kultur. Für die Rubrik ”Playmate des Monats“, das sog. Centerfold in der Mitte des Magazins, ließen sich spätere Stars wie Jayne Mansfield, für deren nackte Abbildung mit einem Mann im Bett im Playboy er am 4.6.1963 verhaftet wurde, weil er für obszöne Literatur geworben habe, Pamela Anderson (*1967), Anna Nicole Smith (*1967) oder Jenny McCarthy (*1972) photographieren.

Hugh Hefner, der Drogen jeder Art gegenüber .ablehnend stand, veranstaltete in der Playboy Mansion - er hatte das Gelände 1971 für 1 Mill. $ erworben - legendäre Partys, bei denen die von ihm erfundenen “bunnies” (Hasen) die Gäste bedienten.

Hugh Hefner war dreimal verheiratet: mit seiner Kommilitonin Mildred Williams (1949), dem Playmate des Jahres 1989, Kimberley Conrad und dem Model und Playmate Crystal Harris (2012).

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Bilder: Dirk Gebauer (05/2019)

Westwood (CA), Westwood Memorial Park

Samson Heine

mit Betty

 

Deutscher Tuchhändler jüdischen Glaubens; Vater Heinrich Heines;

Heine, der sie letzten Jahre seines Lebens in Hamburg lebte, war seit 1797 mit Betty, née Peira van Geldern; Urenkelin des kurfürstlichen Hofkammeragenten Joseph Jacob van Geldern, verheiratet.

Inschrift: Nun liege ich und schlafe, erwache einst, denn der Herr hält mich. Ps. 8, V. 6.

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Gustav von Mevissen  (seit 1884)

 

Deutscher Unternehmer und Politiker; einer katholischen rheinländischen Kaufmannsfamilie entstammend; verließ das Gymnasium nach der Tertia und trat 1830 in den Betrieb seines Vaters ein, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte. 1834 übernahm er die Leitung der väterlichen Ölmühle und war noch im selben Jahr Mitgründer des Kölner Allgemeinen Organs für Handel und Gewerbe. Vier Jahre später wurde Mevissen, der sich durch Lektüre und auf Reisen durch Belgien, Frankreich und England zwischen 1836 und 1838 weitergebildet hatte, Teilhaber der Deutsch-Englischen Dampfschiffahrtsgesellschaft und im Folgejahr auch Teilhaber der väterlichen Zwirnfabrik, in der er sich zunächst die Geschäftsleitung mit seiner Schwester Wilhelmine teilte. 1839 war er Mitgründer der Rheinischen Allgemeinen Zeitung.

Mevissen investierte in den Eisenbahnbau und die Schwerindustrie. Als Gründer zahlreicher Banken, darunter der Darmstädter Bank, sowie Versicherungen gehört er zu den Pionieren des deutschen Kredit- und Versicherungswesens. Als Politiker war er einer der führenden Vertreter des rheinischen Liberalismus. Mevissen gehörte dem Provinziallandtag der Rheinprovinz, dem Vereinigten Landtag, der Frankfurter Nationalversammlung und ab 1866 dem Preußischen Herrenhaus an.

 

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Bilder: Wilfried Pawue (06/2019)

Köln, Friedhof Melaten

Hinweis: Hugh Hefner wurde unmittelbat neben Marilyn Monroe beigesetzt.

Gottfried Schenker

 

Österreichischer Unternehmer Schweizer Herkunft; einer seit Generationen in Däniken beheimateten, kinderreichen Familie entstammend; besuchte erst die Alltagsschule in seiner Geburtsstadt und machte dann an der Kantonsschule in Aarau die Matura (Abitur), bevor er danach in Heidelberg 1861 ein Studium der Rechtswissenschaften begann., das er wegen Konkurses des väterlichen Schlosserbetriebes jedoch abbrechen mußte und 1865 eine Beamtenstelle bei der Schweizerischen Centralbahn in Basel annahm. Bereits im Folgejahr wechselte er zum Transportunternehmen F. Braff & Eckert, einer Agentur der Französischen Ostbahn, wo er sich zunächst mit dem Tarifwesen befaßte, um sich im Auftrag der Firma 1867 in Wien um einen Getreideimport Frankreichs aus Österreich-Ungarn zu betreuen und die Leitung der Wiener Filiale zu übernehmen. Schon Ende des Jahres verließ er das Unternehmen und übernahm 1868 für das Hamburger Speditionsunternehmen Elkan & Co. die Wiener Agentur Organisationsaufgaben. 1871 begann Schenker, für die Spedition Rappaport & Kann als Tariffachmann zu arbeiten. Zu Beginn des Jahres 1872 lernte er Moritz Karpeles und Moritz Hirsch, Inhaber der Speditionsfirma Karpeles und Hirsch, kennen, die mit ihm als Minderheitsbeteiligten am 1.7.1872 die Spedition Schenker & Co. mit Sitz in Wien und einem Startkapital von 50.000 Gulden gründeten. Schenker, der sich mittlerweile in Wien niedergelassen hatte, richtete erstmals Sammelgutverkehre in verschiedene Städte innerhalb und außerhalb Österreich-Ungarns ein. Die Transporte wurden damals schon überwiegend per Schiene abgewickelt, während die Abholung und Zustellung beim Endabnehmer der Güter noch mit Pferdefuhrwerken durchgeführt wurden. So gründete er bald Niederlassungen in vielen Städten wie Budapest, Prag, Belgrad oder Istanbul. Für Massensendungen nutzte er auch die Schifffahrt, vorerst auf der Donau. Bald schon entwickelte sich die Flußschifftransporte auf der Donau zu einem wesentlicher Teil im Speditionsgeschäft von Schenker. Deshalb wurde 1895 mit Sitz in München die Süddeutsche Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet. Um 1879/80 gründete Schenker mit Mehrheitsbeteiligung die Adria Dampfschiffahrts-Gesellschaft bzw. Adria Steamship Company - bald die größte ungarische Reederei im internationalen Seehandel: 1895 gründete er gemeinsam mit William Burell von Burrel & Sohn und August Schenker-Angerer, seinem späteren Adoptivsohn und designierten Unternehmensnachfolger, erneut eine Reederei, die Schiffahrts-Gesellschaft Austro-Americana, um den Seeverkehr mit den Vereinigten Staaten abzudecken. Das Speditionsunternehmen, die seinen Sitz in Triest hatte, war die erste Frachtschifflinie, die reguläre Linien zwischen der Adria und Nordamerika eingerichtet hatte. 1913 wurde eine Niederlassung in New York eröffnet. Schenker, der 1896 österreichischer Staatsbürger wurde, beteiligte sich auch an den aufkommenden Telekommunikationsunternehmen, die mit ihren Überseeleitungen Europa mit Amerika verbanden.

In seinem letzten Lebensjahr wurde Gottfried Schenker aufgrund einer fortschreitenden Krankheit unter Kuratel gestellt, und sein Adoptivsohn übernahm die Unternehmensleitung.

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Bilder: Otto Prohaska (06/2019)

Wien, Heiligenstädter Friedhof

Rudolph Sack

 

Deutscher Unternehmer; Sohn eines Landwirtes, der früh starb, so daß Rudolph schon als Kind auf dem Hof der Familie mithelfen mußte. 1842 verließ er den Hof und arbeitete als Verwalter verschiedener Landgüter in der Provinz Sachsen. Nach dem Tod seines Stiefvaters im Jahre 1855 übernahm er den elterlichen Hof und heiratete 1857 die acht Jahre jüngere Müllerstochter Adolphine, nèe Franke, mit der er zwei Söhne und zwei Töchter hatte.

1850 baute Sack, der bei einem Feldmesser in Leipzig das Zeichnen und die Grundlagen der Mathematik erlernt hatte, in Löben (heute zu Kitzen) mit Unterstützung seitens des dortigen Dorfschmieds einen in Deutschland erstmals komplett aus Eisen bzw. Stahl hergestellten Pflug. Ab 1854 stellte er Pflüge auf Bestellung her. 1857 exportierte er 120 Pflüge nach Kiew, später weitere 80. Aufgrund der steigenden Nachfrage verlagerte er die Produktion nach England zur Firma Garetts & Sons in Leiston; England war seinerzeit führend in industrieller Produktionstechnik. 1863 gründete er jedoch die Landmaschinenfabrik Rudolph Sack in der bis 1881 noch selbständigen Gemeinde Plagwitz, wo der Rechtsanwalt Karl Heine bereits 1854 mit dem Ankauf von Grundstücken zur gewerblichen Nutzung begonnen hatte und sich im Laufe der Zeit bedeutende Unternehmen ansiedelten. Dort entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bedeutendsten Landtechnikherstellern im Deutschen Reich; von seinem Universalpflug wurden mehr als zwei Millionen Stück verkauft, die Jahresproduktion umfaßte 1910 etwa 182.000 Stück.

Nachdem sich Rudolph Sack aus dem Unternehmen im Jahre 1891 zurückgezogen hatte, übernahm sein Sohn Paul das Unternehmen.

Ansicht der Fabrik in Leipzig-Plagwitz (um 1910)

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Leipzig OT Plagwitz, Parkfriedhof

Bild:: Exspectabo  (2012), Wikipedia.de
Bild: Exspectabo  (2012), Wikipedia.de

Johann George Hoßauer

 

 

Deutscher Goldschmied, Unternehmer und Erfinder; machte nach dem Besuch einer jüdischen Schule eine Klempnerlehre. 1815 lernte er in Paris ein neues Verfahren zur Herstellung leichter Gegenstände aus Metall kennen und fand daraufhin Anstellung in der Berliner Bronzefabrik Werner & Mietke. Danach absolvierte er von 1817 bis 1819 eine Lehre bei dem Pariser Goldschmied Henri de Ruolz und wurde 1818 contre maître (i.e. Vorarbeiter) in der Manufaktur von Tourot dem Älteren. Zurück in Berlin, konnte er 1819 mit finanzieller Unterstützung seitens König Friedrich Wilhelms III. eine ”Fabrik für Waren aus Platina, Gold, Silber, Bronze und gold- und silberplattiniertem Kupfer nach Englischer Art“ gründen, in der er serienmäßig plattierte Waren mit Hilfe einer Drehbank und Prägewerk fertigte. Die Firma, die schließlich 100 Mitarbeiter beschäftigte, arbeitete u.a. mit Karl Friedrich Schinkel eng zusammen, der ihn als ”den geschicktesten und einzigen in Berlin, der die neuesten technischen Hilfsmittel besitze und anwende, und dem er mehrere Zeichnungen zu Pokalen bereits früh geliefert“ bezeichnete, für den er dessen Entwürfe ausführte. Außerdem fertigte er für Friedrich August Stüler sowie Wilhelm Stier und lieferte außerdem Modelle für die königlichen Eisengießereien in Berlin und Gleiwitz, wo er Statuetten und Vasen gießen ließ.

Hossauer erhielt bereits auf einer der ersten Gewerbeausstellungen in Berlin 1822 die goldene Preismedaille. 1826 verlieh ihm Friedrich Wilhelm III. den Titel Goldschmied Seiner Majestät des Königs. 1855 wurde er als Preisrichter auf die Weltausstellung in Paris berufen. 1845 verkaufte er ein Patent für ein Galvanisierungsverfahren an Werner von Siemens. Als bedeutendster Berliner Goldschmied seiner Zeit erhielt Johann George Hossauer zahlreiche Aufträge vom preußischen Hof.

Ohne männlichen Erben - für seine Tochter Marie Caroline Wilhelmine aus seiner erster Ehe mit Henriette Wilhelmine, née Hanff, übernahm Prinz Carl von Preußen die Patenschaft bei der Taufe - gab er seine Firma 1858 auf und übertrug sie im Folgejahr dem Hofgoldschmied Emil August Albert Wagner, der bei ihm das Goldschmiedehandwerk erlernt hatte, und dem Kaufmann Francois Louis Jeremie Sy. Die Firma Hossauer firmierte daraufhin bis 1933 unter dem Namen Sy & Wagner (ab 1934 Vereinigte Juweliere GmbH).

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Bilder: Parsifal von Pallandt (06/2019)

Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen u. Friedrichwerderschen Gemeinde

Unternehmer / Manager LXVIII

Omnibus salutem!