Bilder: Dieter Georg
Bilder: Dieter Georg

Conrad Binding

 

Deutscher Unternehmer und ehrenamtlicher Stadtrat der Stadt Frankfurt am Main (1909-17); der Sproß einer aus der Wetterau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert zugewanderten Familie gründete 1870 die gleichnamige Bierbrauerei und machte sie trotz 39 Konkurrenzunternehmen sehr bald zur größten Brauerei der Freien Reichsstadt. Zuvor war er nach der Gesellenprüfung auf Wanderschaft in Bayern und Österreich sowie Frankreich gegangen. 1885 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft gewandelt, in der Binding den 1. Vorsitz übernahm; seit 1895 war er Vorsitzender des Aufsichtsrats. Nach der Übernahme der ebenfalls in Frankfurt ansässigen Henninger-Brauerei gehört das Unternehmen heute zur Radeberger-Gruppe.

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Philipp Holzmann

Deutscher Unternehmer und königlicher Baurat; gab dem von seinem Vater Johann Philipp Holzmann 1849 gegründeten Bauunternehmen die Richtung und Bedeutung, die das Unternehmen bis in das Jahr 2002 repräsentierte. Unter die bedeutenden Bauten sind zu zählen: Alte Oper, Frankfurt am Main (1873); Amsterdamer Bahnhof (1882); Empfangsgebäude des Frankfurter Hauptbahnhofs (1883); Elbtunnel in Hamburg (1907); Hindenburgdamm (1925).

 

Das weltweit bekannte Holzmann-Logo

Um die Wende zum 20. Jahrhundert baute Holzmann auch im Ausland (z.B. Bagdad-Bahn im Irak; Mittellandbahn in Ostafrika) und engagierte sich ab 1906 auch in Südamerika (Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Peru und Uruguay). Zuletzt war das Unternehmen in 60 Ländern tätig.

Seine jüngste Tochter war die Graphikerin und Kunsthandwerkerin Lina von Schauroth.

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Bilder: Dieter Georg

Johann Philipp Holzmann

Deutscher Unternehmer; einer Familie von Mühlenbetreibern entstammend; erlernte ebenfalls das Handwerk und betrieb gemeinsam mit seiner Mutter nach dem frühen Tode des Vaters (†1817) die Kreuzmühle in Sprendlingen.1849 gründete er in Sprendlingen (bei Frankfurt am Main) eine Baufirma, die sich aus kleinen Anfängen zum größten Bauunternehmen mit internationaler Bedeutung entwickelt hat. Das Unternehmen war anfangs im Eisenbahnbau tätig, umfaßte aber bald auch die Planung, Entwicklung und Ausführung von Bauvorhaben aller Art sowie von Infrastrukturprojekten und Industrieanlagen. Nach beinahe 150-jähriger erfolgreicher Firmengeschichte stellte die weltweit bekannte Philipp Holzmann AG im Herbst 2002 Insolvenzantrag.

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Bilder: Dieter Georg

Wilhelm Merton

Deutscher Unternehmer, Sozialpolitiker und Mäzen; wandelte das bereits vom Großvater gegründete Handelsunternehmen 1881 zusammen mit Leo Ellinger und Zacharias Hochschild in Metallgesellschaft AG, die “MG”, um, die bis 1890 im Ausland Rohstoffquellen erschloß. 1889 wurde ein Labor eingerichtet, in welchem die gelieferten Metalle analysiert wurden. Aus der Metallurgischen Gesellschaft, in die 1897 alle industriellen Aktivitäten überführt worden waren, entstand 1919 die Firma Lurgi, die die Entwicklung und den Vertrieb technischer Verfahren betreute. Zur Finanzierung aller Unternehmensaktivitäten gründete man die Metallbank. Merton, dem immer bewußt blieb, daß der Erfolg des Unternehmens auch seinen Arbeitern zu verdanken sei, gründete zu ihrem Wohl 1896 das Institut für Gemeinwohl GmbH und initierte 1900 die Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften als Vorläuferin der heutigen Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, deren Entstehen er 1915 mit einer Privatspende von 2,3 Millionen Reichsmark unterstützte.

Merton mit Dr. Adickes im Sommer 1914

Verheiratet war Wilhelm Merton seit 1877 mit einer der Töchter des Bankiers Emil Ladenburg, mit Emma Ladenburg (*1859, †1939).

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Bilder: Dieter Georg

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Heinrich Kleyer

 

Deutscher Unternehmer; gründete 1880 nach Studium in Darmstadt und seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten, wo er u.a. am Patentamt in Washington tätig war, in Frankfurt am Main eine Maschinen- und Velocipedhandlung. 1886 wurden erstmals eigene Fahrräder gebaut, ab 1898 auch Schreibmaschinen, von denen 1935 schließlich 50.000 Stück abgesetzt werden konnten. 1899 wurde die Autoproduktion begonnen, die bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 20% Marktanteil erreichte. Seit 1907 firmierte die Firma unter dem Namen Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG. Im Dritten Reich beschäftigten die Adlerwerke aus KZ stammende Zwangsarbeiter, von denen 528 ihr Leben verloren (und deren Gemeinschaftsgrab sich ebenfalls auf dem Frankfurter Hauptfriedhof befindet). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab man den Automobilbau auf, begann aber wieder mit der Produktion von Fahrrad- und Motorrädern sowie Büromaschinen.

kleyervilla1894.bild

Kleyers Villa in der Wiesenhüttenstraße 33 in Frankfurt am Main (1994)

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Franz Edgar Ullstein

 

 

Deutscher Jurist; Zeitungs- und Buchverleger; zweitältester Sohn Leopold Ullsteins und dessen Gemahlin Matilda, née Berend), Vater von Elizabeth “Lisbeth”, née Saalfeld, und Kurt Ullstein; studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg und Freiburg im Breisgau und trat nach seiner Promotion zum Dr. iur und dem anschließenden Referendariat 1894 in das Unternehmen seines Vaters ein und wurde drei Jahre später Mitinhaber. Danach war er zunächst bei der Berliner Illustrierten Zeitung tätig, bevor er 1900 für die konzeptionelle Leitung für alle im Verlag erscheinenden Tageszeitung zu denen u.a. die Vossische Zeitung, BZ am Mittag und Berliner Morgenpost gehörten, verantwortlich wurde.

Nachdem das Unternehmen im Jahre 1921 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war, wurde unter den fünf Brüdern eine Sydikatsvertrag geschlossen, mit dem Rechte und Pflichten der Aktionäre untereinander und zur AG geregelt wurden. Franz Ullstein wurde erste Vorstandsvorsitzender. Nach dem Zwangsverkauf der Verlagsgruppe 1933/34 lebte er zunächst weiter in Berlin als Pensionär, bevor er 1938 in die Vereinigten Staaten emigrierte und dort seinen Lebensabend verbrachte.

Franz Ullstein war dreimal verheiratet: Seit 1900 mit Charlotte “Lotte”, née Lehmann (*1877, †1926)., seit 1928 mit Rosalie Goldschmidt, von der er sich 1931 scheiden ließ, und seit 1932 mit der aus der Bukowina stammende Dolly Baronin Kirchbach.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (07/2013)

Berlin OT Charlottenburg, Waldfriedhof Heerstr.

Peter Michael Cromer eigentl. Kromer

 

 

Deutscher Unternehmer; arbeitete bereits während seines Studiums der Volkswirtschaft in Tübingen immer wieder als Photomodell und war als Gelegenheitsschauspieler in einigen Filmen zu sehen, u.a. unter der Regie von May Spils (*1941) 1970 in der Komödie Nicht fummeln, Liebling mit Gila von Weitershausen (*1944) und Hau drauf, Kleiner (1974). 1977 gründete er gemeinsam mit seiner Frau das Unternehmen Moderne Creation München Reisegepäck GmbH (MCM). Mitte der 1990er Jahre geriet das Unternehmen, das weltweit über 250 Filialen und Depots, u.a. in New York, Los Angeles, Tokio, Paris, Mailand und London, verfügte und nach eigenen Angaben ca. 500 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftete, in wirtschaftliche Schwierigkeiten – auch aufgrund zunehmender Plagiate insbesondere aus Asien. Nach einer anonymer Anzeige wegen Steuerhinterziehung beim Finanzamt München im Jahr 1995 (danach soll er Steuern in Höhe von 60 Millionen Mark hinterzogen und schwarze Kassen geführt haben), setzte sich Michael Cromer, der Berühmtheiten wie Sammy Davis jr. oder Michael Douglas zu seinen Bekannten zählte, auf Anraten seines Anwalt in die Schweiz ab, kehrte jedoch wenig später wieder nach München zurück, um mit der Staatsanwaltschaft zu sprechen. Als ein weiterer anonymen Brief bei der Staatsanwaltschaft einging, in dem jetzt von 100 Millionen Mark die Rede war, floh er erneut in die Schweiz. Ende der 1990er Jahre verlor er seine Firma. Nachdem er im Jahr 2000 zu einer Strafe von zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war, kehrte er nach Deutschland zurück. Zuletzt wohnte der ehemalige Mehrfachmillionär mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung in Sauerlach bei München mit einem monatlichen Einkommen von ca. 600 Euro. Er verstarb nach einer schweren Aorta-Operation.

Ende des letzten Jahrhunderts war Michael Cromer eine der schillerndsten Figuren der Münchner Schickeria und geriet immer wieder aufgrund seines extrovertieren Lebensstils in die Schlagzeilen der Boulevardpresse; nicht nur sein türkisfarbenen Ferrari fiel auf, auch die goldlackierten Felgen des Trabants (“Trabbi”), des letzten, der in der ehemaligen DDR vom Band lief.

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Bilder: Matthias Bauer (07/2013)

Sauerlach (Ldkrs. München), Friedhof

Otto Beisheim

 

 

Deutscher Unternehmer; Sohn eines Gutsverwalters im zum Essener Ortsteil Kupferdreh gehörenden Voßnacken; machte eine Lehre zum Lederwarenkaufmann und war zwischen 1941 und 1945 Angehöriger der Leibstandarte Adolf Hitler im Range eines SS-Sturmmanns (Gefreiter)1. Er geriet bei Ende des Zweiten Weltkrieges in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung und Entnazifizierung arbeitete er zunächst als Prokurist in einer Firma des Elektrohandels. Nachdem 1963 in Essen die Metro AG (Cash and Carry) gegründet war und ihren ersten Markt im November desselben Jahres in Essen-Vogelheim und 1964 den zweiten Metro-Marktes in Mülheim an der Ruhr eröffnet hatte, wurde Beisheim Hauptgeschäftsführer des Unternehmens und 1966/67 Metro-Gesellschafter. Nach der Gründung der Metro AG, an der er beteiligt war, entwickelte sich die Metro AG Gesellschaft zu einem der größten Handelskonzerne der Welt. 1990 erwarb Beisheim von Leo Kirch (*1926, †2011) die Rechte an 2.500 Filmen und rettete ihn so vor dem Konkurs. Außerdem war Beisheim bis 1995 am TV-Sender Kabelkanal (heute Kabel eins) beteiligt. 2009 gab Beisheim bekannt, daß er Teile seiner Aktien veräußert habe.

Otto Beisheim, der 1988 die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen hatte, schied durch Freitod aus dem Leben.

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1 Belegt aufgrund Auskünften des Bundesarchivs und anderer offizieller Dienststellen.

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Bilder: Claus Harmsen (08/2013)

Rottach-Egern, Gemeindefriedhof

Berthold Beitz

1986Bundesarchiv cc_somerightsreserved

 

Deutscher Industrieller; Sohn eines Ulanen-Wachtmeisters und späteren Sekretärs der Reichsbank; zog nach Absolvierung einer Banklehre nach Hamburg, wo er 1937 eine Anstellung beim Ölkonzern Royal Dutch Shell fand. 1939 wurde er von der Karpathen-Öl AG in das besetzte Polen geschickt und arbeitete zwischen 1941 und 1944, als er eingezogen wurde, als Manager einer Erdölfirma im ostpolnischen Galizien. Dort auf dem Bahnhof von Boryslaw (heute in der Ukraine) rettete er im August 1942 Hunderten von Juden das Leben, die die SS dort zum Abtransport in ein Vernichtungslager zusammengetrieben hatte, indem er ihre Arbeitskraft als unentbehrlich erklärte, obwohl das in vielen Fällen erkennbar ein Vorwand war; schließlich waren es wenigstens 1.500 Menschen, deren Leben er retten konnte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stieg er in die Versicherungsbranche ein. Im Alter von 38 Jahren lernte er, inzwischen Direktor der Iduna-Germania-Versicherungsgesellschaft, seinen künftigen Arbeitgeber anläßlich eines Besuchs in Essen bei einem Bildhauer, bei dem er eine Arbeit in Auftrag gegeben hatte, rein zufällig kennen, und da sich beide gut verstanden, entstand ein von gegenseitigem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit: Er wurde Generalbevollmächtigter des Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und ein einflußreicher Industrieller in der Montanindustrie des Ruhrgebiets.

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Essen-Bredeney, Städtischer Friedhof

Bilder: Claus Harmsen (11/2014, stones & art)
Bild: Dieter Grzondziel (09/2003)

 

Karl Heinrich Kässbohrer

 

 

Deutscher Unternehmer und Fahrzeugbauer; Sohn des Schiffmeisters Georg Kässbohrer und dessen Frau Luise Friederike Wilhelmine, née Kübler; Vater von Karl und Otto Kässbohrer; wuchs mit fünf Brüdern und drei Schwestern in Ulm auf. Während zwei seiner Brüder noch das Schiffbauer-Handwerk erlernten, wurde er zu einem Wagnermeister in die Lehre gegeben und ging von dort anschließend auf Wanderschaft: nach Stuttgart, München und Wien, um sich im Bau von Kutschen fortzubilden. 1893 machte er sich als Stellmacher und Wagnermeister selbstständig und eröffnete mitten in der Ulmer Altstadt am Lautenberg eine Wagenfabrik, der er 1907 den Namen Wagenfabrik Kässbohrer, und ab 1911 den Namen Erste Ulmer Karosseriefabrik Karl Kässbohrer gab. Zunächst führte er hauptsächlich Reparaturarbeiten aus, bevor 1897 der erste komplette Brückenwagen zu einem Verkaufspreis von 480 Reichsmark ausgeliefert werden konnte.

1904 zog das Unternehmen in die damalige Ulmer ”Neustadt“ unterhalb des Michelsberges in die Hartmannstraße, wo es bis 1928 blieb. Drei Jahre später konnte Kässbohrer den erste von ihm konstruierten Omnibus als ein Fahrzeug für kombinierten Personen- und Güterverkehr zum Patent anmelden; der Prototyp wurde 1910 an eine Ausflugsgaststätte bei Ulm geliefert.

1910 lieferte das Unternehmen einen Omnibus für 25 Fahrgäste (Karosserie auf Schweizer Saurer-Fahrgestell) für den Verkehr von Ulm nach Wiblingen. Zudem stellt Kässbohrer Karosserien für edle Pkw her, wie z.B. für Studebaker oder für den Lancia Lambda. Mit letzterem Fahrzeug sammelte Kässbohrer erste Erfahrungen mit selbsttragenden Karosserien. Bald wurden andere Hersteller auf das Unternehmen aufmerksam; so baute Kässbohrer u.a. Fahrgestelle für Opel, Ford, NSU usw. Mit der Zeit gewann allerdings der Bau von Lastkraftwagen (LKW) immer mehr an Bedeutung, so daß Kässbohrer 1922 den - allerdings noch mit Vollgummireifen ausgestatteten - Lastwagenanhänger entwickelte.

Der plötzliche Tod von Karl Kässbohrer und die durch die weltweite Inflation ausgelösten allgemeinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten hätten beinahe das Ende des jungen Unternehmens bedeutet; es gelang seinen beiden Söhnen Karl jun. und Otto Kässbohrer jedoch, die die Firma übernommen hatten, weiterzuführen.

Die Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH löste sich 1995 aufgrund von wirtschaftlichen Problemen auf; die Marken des Konzerns bestehen allerdings in voneinander unabhängigen Gesellschaften fort:

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Bild: Günterr Bihn (04/2023)

Ulm, Hauptfriedhof

Unternehmer / Manager IX

Omnibus salutem!