Johannes Kepler

                          1610

Deutscher Astronom und Mathematiker, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, besuchte er die Lateinschule in Leonberg und legte 1583 das Landexamen mit der Absicht ab, ein Theologiestudium als Stipendiat absolvieren zu können, besuchte die Klosterschulen in Adelberg (1584) und Maulbronn (1586) und kam 1589 an die Universität Tübingen, an der er evangelische Theologie studierte und mit dem kopernikanischen Weltbild vertraut gemacht wurde. 1594 ging er als Lehrer der Mathematik und der Moral an die evangelische Stiftsschule nach Graz und wurde zugleich Mathematiker der Landesregierung. In dieser Eigenschaft erstellte er Kalender mit Prognostica. Aufgrund seiner zutreffenden Voraussagen für das Jahr 1594 (kalter Winter und Einfall der Türken) wurde er als Astrologe schnell berühmt. 1600 wurde Kepler mit seiner Familie im Zuge der Gegenreformation aus Graz vertrieben (seine Mutter wurde der Ketzerei bezichtigt und hatte 14 Monate in Ketten gelegen; Kepler konnte sie nur aufgrund von Beziehungen retten) und siedelte nachSupernova 1610 (NASA) Prag über, wo er zunächst Assistent von Tycho Brahe, nach dessen Tod (1601) sein Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker Kaiser Rudolfs II. wurde. Anhand des von Brahe hinterlassenen Beobachtungsmaterials erkannte Kepler, daß der Mars sich in einer Ellipsenbahn bewegen müsse. Diese Erkenntnis stellte er über die geltenden Autoritäten und über die Bibel - eine entscheidende Wendung, die in die moderne Wissenschaften führte. Seine Beschäftigung mit der antiken Kegelschnittlehre führte zur Entdeckung des ersten und zweiten Keplerschen Gesetzes. Wichtig für die weitere Entwicklung der Physik war Keplers These (1621), eine von der Sonne ausgehende Kraft (vis) verursache die Planetenbewegung. Am 17.10.1610 entdeckte er im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) eine Supernova, die heute den Namen Supernova 1604 trägt. Über seine Entdeckung verfaßte er wenig später die Schrift De stella nova in pede Serpentarii (dt. Über den neuen Stern im Fuß des Schlangenträgers).

Wegen zunehmender persönlicher Repressionen nahm Kepler 1611 eine Anstellung als Mathematiker in Linz an, wo er im selben Jahr das heute nach ihm benannte Fernrohr konstruierte. Seine Beschäftigung mit dem “Unendlichen” hat entscheidend zur Entstehung der modernen Infinitesimalrechnung beigetragen und wurde u.a. von Galilei und Cavalieri aufgegriffen. Weiterhin erstellte er ab 1601 Tabellen mit Sonnen-, Mond- und Planetenörtern, entwickelte das Rechnen mit Logarithmen (1624). Nachdem 1626 die Gegenreformation in Linz obsiegt hatte, verbrachte Kepler mehrere Jahre auf Reisen. Ein Angebot des Kaisers lehnte er ab, weil er zum Katholizismus hätte übertreten müssen, er trat jedoch 1628 in die Dienste Wallensteins und ließ sich in Sagan (Schlesien) nieder. Auf einer Reise nach Linz starb er in Regensburg. Sein letztes Werk war die utopische Beschreibung, in der er das Leben der Mondbewohner schilderte.

Werke u.a.: Mysterium cosmographicum (1595, dt. Das Weltgeheimnis), Astronomia nova (1609, dt. Neue Astronomie), Dioptrice (1611, dt. Dioptrik), Harmonices mundi (1619, dt. Weltharmonik), Somnium seu astronomia lunaris (1634, dt. Traum oder Astronomie des Mondes).

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Sterbehaus in Regensburg, Keplerstr. 5

Regensburg, St. Peter-Friedhof

Bild: Martina Schulz

Philipp Friedrich Theodor Meckel

Deutscher Anatom; war erst 22 Jahre alt, als ihm 1777 die Hallesche Professur für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe übertragen wurde. Meckel war nicht nur als hervorragender Anatom, sondern auch als ausgezeichneter Geburtshelfer bekannt; so weilte er z.B. 1798 zur Entbindung der russischen Zarin Maria Fjodorowna, der zweiten Gemahlin Pauls I., in St. Petersburg. Er und insbesondere sein Sohn Johann Friedrich haben am Ende des 18. bzw. zu Beginn des 19. Jahrhunderts ganz entscheidend die Entwicklung des Fachgebietes Anatomie an der Halleschen Universität und über die Landesgrenzen hinaus vorangebracht. Schriftlich hatte er bestimmt, daß sein Körper nach dem Tode seziert, skelettiert und in einem eigenen Schrank aufbewahrt werden sollte, und ging somit in die Sammlung von ca. 3.500 Präparaten ein, die sich in Meckels Haus, dem Riesenhaus, befinden. Diese Sammlung besuchte J.W.v.Goethe am 12.7.1802 unter Leitung Meckels Prosektor, Carl Friedrich Senff (*1776, †1816).

Das Skelett Philipp Friedrich Theodor Meckels

 

 

 

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Halle (Saale), Stadt-Gottesacker

Bild: Günter Strack

Julius Lips

 

Deutscher Ethnologe; ab 1929 Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln; von 1933 bis 1948 war er an Universitäten in den USA tätig, ab 1948 war er Rektor der Universität Leipzig. Lips arbeitete über Wirtschaft und Recht der Naturvölker, besonders der Indianer Nordamerikas.

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Leipzig, Südfriedhof

Bild: Günter Strack

Hermann August Korff

 

Deutscher Literaturhistoriker; wurde 1921 Professor in Frankfurt am Main, 1923 in Giessen und ab 1925 in Leipzig; erforschte in seinem Hauptwerk Geist der Goethezeit (1923-57) die Ideen- und Problemgeschichte der deutschen Klassik der Jahre 1770 bis1830.

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Bernhard Windscheid

Deutscher Rechtswissenschaftler; drittes Kind eines Königlichen Hypothekenbewahrers und Steuerrats; nach Abitur 1834 in Düsseldorf studierte Windscheid in Berlin zunächst Sprachwissenschaften, wechselte dann aber unter dem Eindruck der Vorlesungen Friedrich Carl von Savignys zu den Rechtswissenschaften zunächst in Berlin, dann in Bonn, schließlich wieder in Berlin.  Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen im Jahre 1837 leistete er den praktischen Justizdienst im Landgericht in Düsseldorf ab. In Bonn wurde er 1847 zum außerordentlichen Professor für römisches und französisches Recht berufe, ging dann noch im selben Jahr nach Basel, 1852 nach Greifswald, 1857 nach München und wurde 1871 Nachfolger von Adolph von Vangerow an der Universität Heidelberg. 1874 wechselte er dann an die Universität von Leipzig. Winscheid war Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung des ersten Entwurfs eines deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), auf das er großen Einfluß nahm.

Werke u.a.: Lehrbuch des Pandektenrechts (3 Bde., 1862-70).

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Leipzig, Neuer Johannis-Friedhof

Bild: Günter Strack

Carl Adolph von Basedow (seit 1838)

Deutscher Arzt; Enkel des Pädagogen Johann Bernhard Basedow; studierte Medizin an der Universität Halle (Saale) und promovierte 1821 bei Johann Friedrich Meckel (*1781, †1833) mit der Arbeit Commentationes in novam amputationis cruris panniculatae encheiresin, die sich mit einer neuartigen Methodik der Amputation von Unterschenkeln beschäftigte. 1821 bis 1822 hospitierte er in Paris. 1822 erhielt er seine Approbation und ließ sich noch im selben Jahr als Hausarzt in Merseburg nieder, wo er bei der Bekämpfung der dortigen Choleraepidemie und derjenigen in Magdeburg tätig war. Er erkannte, wie wichtig zur Vermeidung solcher katastrophalen Epidemien hygienische Maßnahmen seien und führte regelmäßige Trinkwasseruntersuchungen ein. Außerdem führte er einen “Krankenmeldezettel“ ein und verordnete zur größeren Widerstandsfähigkeit des Körpers Luft- und Lichttherapien. 1842 wurde er zum Königlichen Sanitätsrat ernannt und 1848 zum Kreisphysikus in Merseburg. Basedow starb an den Folgen einer Infektion, die er sich bei der Sektion eines Typhuskranken zugezogen hatte.

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Bild: Martina Schulz

Merseburg, Stadtfriedhof St. Maximi

Leipzig, Südfriedhof

einst....

....jetzt (heute Museum)

Bilder: D. Buhre

Eduard Christian Kurt Pestel

 

 

Deutscher Ökonom und Politiker (CDU); 1956 wurde er als ordentlicher Professor für Mechanik an die Technische Universität Hannover berufen. Ab 1966 war Pestel Mitglied im NATO-Wissenschaftsausschuß und wurde später Mitglied im Kuratorium der Stiftung Volkswagenwerk und Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1968 gehörte er zu den Gründer des Club of Rome. Pestel war von 1977 bis 1981 im Kabinett Ernst Albrecht Minister für Wissenschaft und Kunst des Landes Niedersachsen. 1982 war er maßgeblich an der Neugründung des während der Zeit des Nationalsozialismus verbotenen Deutschen Technion-Gesellschaft und deren Präsident.

Werke u.a.: Jenseits der Grenzen des Wachstums. Stuttgart (1988), Das Deutschland-Modell. Stuttgart (1978).

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Hannover, Herrenhäuser Friedhof

Eduard Hanslick

 

Österreichischer Musikwissenschaftler, -kritiker und -ästhetiker; brach ein begonnenes Studium der Theologie an der Universität in Prag ab, um dort ab 1844 und ab 1849 in Wien Rechtswissenschaften zu studieren. Nach der Promotion wurde er Fiskalbeamter und war in Klagenfotz tätig, bevor er nach Wien übersiedelte. 1854 erschien seine Schrift Vom Musikalisch-Schönen, in der er eine Position gegen die in den 1840er Jahren geltende Gefühlsästhetik bezog. Diese Werk Hanslicks, der der sogenannten Neudeutschen Schule um Franz Liszt und Richard Wagner kritisch begegnete, übte einen großen Einfluß auf die damalige Musikkultur aus. 1856 wurde er Privatdozent für Geschichte der Musik und Ästhetik und ab 1861 außerordentlicher, ab 1870 ordentlicher Professor an der Wiener Universität. 1895 trat er in den Ruhestand.

Verheiratet war Hanslick mit Karoline née Kisch, Tochter des Prager Großkaufmanns und Hoffaktors Salomon Abraham Kisch und dessen Frau Rebekka, née Götzl.

Autobiographie: Aus meinem Leben (1894).

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Wien, Zentralfriedhof

August Bier

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Deutscher Chirurg; Sohn eines Geometers; studierte von 1881 bis 1886 Medizin in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität, an der Universität Leipzig und schließlich in Kiel an der Christian-Albrechts-Universität, bevor er eine Weile als Landarzt und dann als Schiffsarzt und Marineoffizier im Range eines Generaloberarztes in der Kaiserlichen Marine tätig war. Danach war er Assistent in die Chirurgische Universitätsklinik Kiel und ab 1894 Extraordinarius. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Greifswald und Bonn kam er 1907 als Professor an die Charité in Berlin, der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1932 angehörte. Diese Tätigkeit wurde nur durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, als Bier als beratender Chirurg beim XVIII. Armee-Korps an der Westfront eingesetzt war. Aufgrund seiner Erfahrung bei der Sichtung von Kriegsversetzten empfahl er 1915 die Einführung eines neuen, den Schädel besser schützenden Stahlhelms; der als Stahlschutzhelm M1916 bezeichnete Helm wurde bereits wenig später in der Schlacht vor Verdun eingesetzt. Was seine universitäre Laufbahn anbelangt, so kommen ihm besonders Verdienste im Bereich der Amputationschirurgie zu, u.a. entwickelte er die Lumbalanästhesie (Spinalanästhesie) und führte die Blutstauung als Behandlungsmethode ein. In der Weimarer Republik engagierte er sich für Heilgymnastik und Sport und wurde 1920 erster Leiter der Hochschule für Leibesübungen in Köln (heute Deutsche Sporthochschule). Seine Freizeit nutzte er zur Kultivierung seines 500 Hektar großen Waldgutes in Sauen, indem er den ursprünglich nur aus Kiefern bestehenden Wald in einen Mischwald verwandelte.

1937 wurde August Bier gemeinsam mit Ferdinand Sauerbruch mit dem mit 100.000 Reichsmark dotierten Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, der von den Nationalsozialisten als Ersatz für den Nobelpreis eingeführt worden war.

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Bild J .Rzadkowski (07/2012) Wikipedia.de
Bild J .Rzadkowski (07/2012) Wikipedia.de

Rietz-Neuendorf OT Sauen (Ldkrs. Oder-Spree), Auf dem Anwesen

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Aufnahme ca. 1900

Hinweis: Keplers Grab wurde bei der Belagerung Regensburgs im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und ist seitdem verloren. Die ‘Inschrift auf dem verlorenen Grab lautete: Mensus eram coelos, nunc terrae metior umbras. Mens coelestis erat, corporis umbra iacet. [dt. Die Himmel hab' ich gemessen, jetzt mess' ich die Schatten der Erde. Himmelwärts strebte der Geist, des Körpers Schatten ruht hier.)

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Bilder: Heinz Knisch (10/2012)
Wissenschaft & Forschung XII

Omnibus salutem!