Albrecht von Graefe

Deutscher Augenarzt; Sohn eines königlich preußischen Geheimen Medizinalrats und Generalstabsarztes Carl Ferdinand von Graefe; studierte Medizin, Mathematik, Physik und Chemie in Berlin; nach Studienaufenthalten in Paris, Wien und London, kehrte er 1852 nach Berlin zurück, wo er ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik der Universität Berlin war. 1854 gründete der Begründer der modernen Augenheilkunde mit dem Archiv für Ophthalmologie die erste augenärztliche Fachzeitschrift. außerdem brachte er den Augenspiegel von Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz in die augenärztliche Praxis ein, entwickelte u.a. eine operative Behandlung des Glaukoms.

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Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin, Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Friedrich von Raumer

Deutscher Historiker; studierte in Halle und Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. 1811 wurde er Professor in Breslau und war von 1819 bis 1859 in Berlin. Seine romantisch verklärte Darstellung der Stauferzeit Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit (6 Bde., 1823-25) wirkte weniger auf die Geschichtsschreibung als auf die dramatische Literatur; so hatte er Kontakt zu Ludwig Tieck. In der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er dem rechten Zentrum an.

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Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Bild: Dieter Georg (2005)

Fritz Haber

Deutscher Chemiker; Haber, der 1893 vom jüdischen zum protestantischen Glauben konvertierte, studierte ab 1886 Chemie in Berlin und Heidelberg und promovierte 1891 in Berlin mit einer Arbeit über anorganische Chemie. Nach Tätigkeiten in der Industrie arbeitete er ab 1894 als Assistent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, habilitierte 1896 dort und wurde drei Jahre später zum außerordentlichen Professor für technische Chemie ernannt. Er arbeitete auf den Gebieten der Elektrochemie, der Thermodynamik, der organische und physikalische Chemie; nachdem er sich bereits seit 1909 damit beschäftigte, entdeckte er das Verfahren, Stickstoff und Wasserstoff durch Anwendung hoher Drücke, hoher Temperaturen und bestimmter Katalysatoren zu Ammoniak zu vereinigen, das Carl Bosch für die großtechnische Ammoniaksynthese ausbaute (Haber-Bosch-Verfahren). Im Ersten Weltkrieg förderte er den Einsatz von Giftgas (1915 Chlorgas, 1917 Senfgas) und wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges aufgrund vermeintlichen Verstoßes gegen die Haager Landkriegsordnung von den Alliierten wegen Verbrechen gegen die Menschheit zum Kriegsverbrecher erklärt und floh vorübergehend in die Schweiz.

Verheiratet war Fritz Haber seit 1901 mit der Chemikerin Clara, née Immerwahr, die sich 1915 aus Protest gegen die Teilnahme ihres Mannes an der Giftgasentwicklung und -anwendung, vor dem Haus der gemeinsamen Villa mit einem Revolver erschoß, nachdem sie zuvor öffentlich seine Unternehmungen als Perversion der Wissenschaft mißbilligt hatte.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie "für die Synthese von Ammoniak aus dessen Elementen" (1918).

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Basel, Hörnli-Friedhof

Carl Ferdinand von Graefe

Deutscher Chirurg; königlicher Divisions-Generalchirug; Vorläufer der modernen plastischen Chirurgie; von 1810 bis 1840 Direktor der chirurgischen Klinik an der Universität Berlin, Superintendent der Militärhospitäler während der Napoleonischen Kriege (1800-1815). Leibarzt Friedrich Wilhelm III. Vater von Albrecht von Graefe.

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Berlin, Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Sergej Nikolajewitsch Bulgakow

 Bulgakow (r.) mit Michail Nesterow (1917)

Russischer Religionsphilosoph und Theologe; Sohn eines orthodoxen Priesters; schon während seiner Studienzeit in Orel und Moskau - er studierte Recht und Ökonomie - wurde sein Interesse am Marxismus geweckt, und er beschäftigte sich mit u.a. Karl Kautsky, August Bebel, Viktor Adler und Georgij Plechanow. Allerdings ließ seine anfängliche Begeisterung später nach, und er wandte sich unter dem Einfluß des Philosophen Wladimir Solowjew vom Marxismus ab. Nach Abschluß der akademischen Ausbildung im Jahre 1894 in Moskau wurde er Lehrer der Nationalökonomie an der Kaiserlichen Moskauer Technischen Hochschule, anschließend war er am Kiewer Polytechnischen Instituts in der Abteilung der politischen Ökonomie tätig. Er wurde bald populär und insbesondere in Kreisen der russischen Intelligenzia durch seine öffentlichen Vorträge. 1906 wurde er als unabhängiger Sozialist in die 2. Duma gewählt, die von Pjotr Stolypin nach kurzem Bestehen aufgelöst wurde. 1917/18 nahm er am allrussischen Kirchenkonzil zur Erneuerung der orthodoxen Kirche teil und wurde 1918 Priester und zum Mitglied der Höchsten Kirchenverwaltung ernannt. Wegen seine religiösen Einstellung verfolgt, verließ er Moskau, hielt sich während des nach der Oktoberrevolution beginnenden Russischen Bügerkrieges auf der Krim auf. Als er auf einer Liste personae non gratae (unerwünschte Personen) auftauchte, die Lenin führte, verließ er Rußland 1923 und ging über Istanbul zunächst nach Prag, wo er 1923 Professor für Kirchenrecht und Theologie am dortigen Russischen Forschungsinstitut wurde. 1925 verließ er die Stadt und ging nach Paris, wo er ab 1925 der erste Dekan des Institut de Théologie Orthodoxe Saint-Serge war. Dort war Bulgakow insbesondere für die gläubigen russisch-orthodoxen Exilanten eine wichtige Institution.

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Sainte-Geneviève-des-Bois, Russischer Friedhof

Max Jakob Friedländer

 

Deutscher Kunstwissenschaftler und -historiker; einer jüdischen Familie von Bankiers und Juwelenhändlern entstammend; da er wegen seiner jüdischen Herkunft wenig Aussichten für eine Karriere im preußischen Staatsdienst sah, studierte er in München, Florenz und Leipzig Kunstgeschichte, promovierte bereits nach sechs Semestern und ergriff nach Studienabschluß den Beruf eines Privatgelehrten der Kunstgeschichte. Von 1896 bis 1933 war er an der Berliner Gemäldegalerie tätig, ab 1924 als deren Erster Direktor, sowie von 1908 bis 1928 gleichzeitig Direktor des Kupferstichkabinetts. 1938 emigrierte er in die Niederlande, wo er dem Zugriff der SS nur entging, weil Hermann Göring ihn für die Begutachtung der geraubten Kunstgegenstände als Spezialisten benötigte.

Friedländer veröffentlichte u.a. Arbeiten über niederländische und altdeutsche Malerei. Sehr erfolgreich war sein ab 1924 bei Paul Cassirer publiziertes 14bändiges Werk Die altniederländische Malerei.

Werke u.a.: Meisterwerke der niederländischen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts (1903), Albrecht Dürer (1923), Echt und unecht (1929), Von Kunst und Kennerschaft (1946).

Auszeichnungen u.a.: Großes Verdienstkreuz mit Stern (1953).

Inschrift: Stärker als der Tod ist die Liebe.

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Berlin, Waldfriedhof Heerstr.

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Otto Prokop

 

Deutscher Rechtsmediziner; Sohn eines Arztes; begann 1940 in Wien ein Studium der Medizin, das er jedoch nach zwei Semestern wegen der Einberufung zur Wehrmacht abbrechen mußte. Nach seiner Entlassung aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft setzte er das Studium Ende 1945 in Bonn fort und schloß es 1948 mit dem Staatsexamen und der Promotionsarbeit Über Mord mit Tierhaaren ab. Nach der Habilitation wirkte er als Privatdozent und hielt u.a. Vorlesungen über die Blutgruppen des Menschen und Naturwissenschaft und Okkultismus. Ende 1956 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl in Ost-Berlin (Ost) an die Gerichtliche Medizin der Humboldt-Universität, wo er ab 1957 30 Jahre lang als Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Charité tätig war; zeitweise leitete er zusätzlich die Gerichtsmedizin in Halle und Leipzig. 

Prokop, der einer renommiertesten Rechtsmediziner Deutschland war, aber auch österreichischer Staatsbürger blieb, klärte mit seinen Untersuchungen zahllose Todesumstände; so stellte er z.B. fest, daß der Unteroffizier Egon Schultz von einem West-Berliner Fluchthelfer zwar angeschossen worden war, aber die neun Todesschüsse einer Kalaschnikow eines Kameraden entstammten.

Prokop verfaßte unzählige Publikationen und 62 wissenschaftliche Werke, darunter Standardwerke der Rechtsmedizin, der Blutgruppenkunde und der Genetik. Mit seinen Forschungsarbeiten erwarb er sich internationales Renommee und wurde vielfach ausgezeichnet.

Auszeichnungen u.a.: Nationalpreise der DDR, Beccaria-Preis in Gold der Deutschen Kriminologischen Gesellschaft

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Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrich Werderschen Gemeinden

Erika Weinzierl née Fischer

 

 

Österreichische Historikerin; studierte zunächst Medizin, wechselte jedoch 1945 zum Studium der Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte an die Universität Wien, das sie 1948 abschloß, und absolvierte parallel dazu einen Institutskurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. In den Jahren zwischen 1948 und 1964 arbeitete Weinzierl, die sich 1961 habilitierte, als Archivarin am Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. 1964 erfolgte eine Berufung nach Salzburg an das Institut für kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum, dessen Vorstand sie bis 1992 blieb. Daneben wurde sie 1967 außerordentliche Universitätsprofessorin und 1969 ordentliche Universitätsprofessorin für Österreichische Geschichte an der Universität Salzburg. Ab 1977 leitete sie das Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften (seit 1991 für Geschichte und Gesellschaft) in Wien und Salzburg. 1979 wurde sie als ordentliche Professorin Nachfolgerin von Ludwig Jedlicka für Neuere und Neueste Geschichte und Ordinaria am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, ein Amt das sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1995 innehielt.

Verheiratet war Erika Weinzierl seit 1949 mit dem Experimentalphysiker Peter Weinzierl.

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Wien, Zentralfriedhof

Frank Clifford “RockyWhitmore

 

 

US-amerikanischer Chemiker; wuchs in Atlantic City (New Jersey) auf und studierte mittels eines Stipendiums an der Harvard Universität. Nach dem erfolgreichen Abschluß seines Studiums mit Benotung “magna cum laude” im Jahre 1911 und der Promotion im Jahre 1914, arbeitete er ab 1916 am Williams College in Williamstown (Massachusetts), von 1917 bis 1918 an der Rice University in Houston (Texas), und unterrichtete anschließend als Professor an der Universität von Minnesota, bevor er 1920 an die Northwestern University (Illinois) wechselte, an der er 10 Jahre blieb und dort Leiter der Chemie-Fakultät war. Dort begann er, sich mit organischen Quecksilver-Verbindungen zu befassen. 1929 kam er schließlich an die Pennsylvania State University (State College, Pa.) an der er bis 1929 Dekan der Fakultät für Chemie und Physik war. Während des Zweiten Weltkrieges war Whitmore ab 1940 neben seiner Universitätstätigkeit in mehreren Komitees tätig, die sich u.a. mit der Entwicklung organischer Sprengstoffe beschäftigten; so forschte er u.a. an der Entwicklung von Plastiksprengstoffen. Er erkannte das Konzept der Carbokation-Zwischenreaktion, das zur Erklärung organischer Reaktionen wie der Addition von Halogenen an Kohlenstoff-Doppelbindungen und allgemein das Konzept elektronischer Umordnungen in Molekülen, beitrug. Das Ergebnis dieser Forschungen veröffentlichte er in The Common Basis of Intramolecular Rearrangements.. Die diversen Aktivitäten Frank C. Whitmores, der auch eines der ersten fortgeschrittenen Lehrbücher der Organischen Chemie in den USA verfaßte, führten schließlich zu einer körperlichen Entkräftung, die schließlich zu seinem frühen Tode führte.

Frank C. Whitmore - Mitherausgeber der Fachzeitschrift für Chemie Organic Syntheses - war Mitglied der National Academy of Sciences und 1938 Präsident der American Chemical Society. Außerdem wurde er dreimal mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

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Bild: Ken gilbert /09/2010)

State College (Centre County, Pennsylvania), Memorial Cemetery

Moritz Benedikt Cantor

Bild: Max Kögel 

 

Deutscher Mathematiker; studierte ab 1848 Mathematik in Heidelberg, dann ab 1851 in Göttingen bei Carl Friedrich Gauß, dem Physiker Wilhelm Weber und dem aus Frankfurt am Main stammenden Moritz Abraham Stern (*1807, †1894), sowie schließlich 1852 in Berlin bei Peter Gustav Lejeune-Dirichlet und dem gebürtigen Schweizer Mathematiker Jakob Steiner  (*1796, †1863). Nach seiner Promotion im Jahre 1851 und Habilitation 1853 lehrte Cantor an der Universität in Heidelberg als Privatdozent, und ab 1860 als erster Professor für die Geschichte der Mathematik in Deutschland, und wurde v.a. für seine Vorlesungen über die Geschichte der Mathematik bekannt. 1863 wurde er in Heidelberg außerplanmäßiger Professor und lehrte ab 1875 - seit 1877 Mitglied der Leopoldina - bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1913 als Honorar-Professor.

Ab 1859 war er Mitherausgeber der Zeitschrift für Mathematik und Physik, die er zu einer wichtigen Zeitschrift für Mathematikgeschichte im 19. Jahrhundert ausbaute. Außerdem veröffentlichte Moritz Cantor Biographien u.a. über Karl Wilhelm Feuerbach (1910), Gauß (1899), Cardano (1903), Leonardo da Vinci (1890), Kopernikus (1899), und Nikolaus von Cusa (1889).

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Bild: Ribax (04/2014) Wikipedia.de
Bild: Ribax (04/2014) Wikipedia.de

Heidelberg, Bergfriedhof

Bilder: Heinz Knisch (03/2017)
Wissenschaft & Forschung XXIV

Omnibus salutem!