Göttingen, Stadtfriedhof

Göttingen, Stadtfriedhof

Richard Adolf Zsigmondy

Österreichischer Chemiker ungarischer Abstammung; jügnerer Bruder des Bergsteiges und Alpinisten Emil Zsigmondy; war 1889 Privatassistent in München, von 1890 bis 1892 in Berlin und von 1893 bis 1897 Assistent an der Grazer Technischen Universität, an der er habilitierte. Danach wirkte er bis 1900 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Glaswerk SCHOTT & Genossen in Jena; das dort von ihm entwickelte Jenaer Milchglas wurde später weltberühmt. Von 1900 bis 1907 war er wiederum Privatgelehrter. 1903 konstruierte er zusammen mit Henry Siedentopf für Zeiss das Ultra-Mikroskop und erfand Membran- und Ultrafeinfilter. 1907 zog er sich mit seiner Familie auf seinen Besitz in Terlago bei Trient zurück, und von 1908 bis zu seinem Tod im Jahr 1929 war er ordentlicher Professor für Anorganische Chemie an der Universität Göttingen.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie 1925.

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Friedrich Wöhler

              1856

Deutscher Chemiker; Sohn des Tierarztes und Agrarwissenschaftlers August Anton Wöhler; lebte bis zu seinem zu seinem fünften Lebensjahr im Hause seines Onkel in Eschersheim, in dem er auch geboren wurde; erst als sein Vater 1806 einen Gutshof in Rödelheim (heute zu Frankfurt am Main) erworben hatte, verbrachte er dort seine weitere Kindheit. Er studierte zunächst Medizin in Marburg an der Lahn und ab 1821 in Heidelberg, wo er sein Medizinstudium fortsetzte , aber, als er Vorlesungen von Leopold Gmelin besuchte, seine Vorliebe für die Chemie entdeckte. 1823 ging der Wissenschaftler nach Stockholm und promovierte 1823/24 bei Jöns Jakob von Berzelius. Danach unterrichtete er bis 1831 unterrichtete Chemie an einer Gewerbeschule in Berlin - 1828 ernannte man ihn zum Professor. Anfang 1831 wechselte Wöhler als Professor nach Kassel und unterrichtete dort ebenfalls an einer Gewerbeschule. Fünf Jahre später übernahm er eine ordentliche Professur an der Universität Göttingen.

Wöhler, der als Pionier der organischen Chemie gilt, entdeckte die Elemente Aluminium, Yttrium, kristallisiertes Bor und Silizium, Synthese des Harnstoffs.

Auszeichnungen u.a.: Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste (1864)

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Christian Matthias Theodor Mommsen

1863     pinxit Lenbach 1897

Deutscher Historiker und Jurist; einer Pfarrerfamilie entstammend, studierte er Jura und Philologie in Kiel, reiste mit einem dänischen Stipendium ausgestattet, nach Frankreich und Italien, wo er mit römischen Inschriften in Berührung kam. 1848 war er Journalist in Rendsburg und erhielt noch im gleichen Jahr einen Ruf als Professor für Rechtswissenschaft an die Leipziger Universität, wurde jedoch wegen seiner liberalen Auffassungen 1851 entlassen. 1852 erhielt er einen Lehrstuhl für römisches Recht in Zürich und 1854 in Breslau. 1858 erfolgte eine Berufung an die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin, dazu parallel 1861 eine Professur für römische Altertumskunde an der Berliner Universität, an der er bis 1887 Vorlesungen hielt. In Anerkennung seiner Dienste um die römische Geschichte erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rom. Von 1863 bis 1866 und erneut von 1873 bis 1879 war er für die Deutsche Fortschrittspartei bzw. die Nationalliberalen Mitglied des Preußischen Landtages und von 1881 bis 1884 Mitglied des Reichstages.

Zwischen 1854 und 1856 erschienen seine drei Bände Römische Geschichte, für die er 1902 den Nobelpreis für Literatur erhielt. In ihr stellte er die Geschichte Roms von den Anfängen bis zum Ende der Republik und der Herrschaft Iulius Caesars dar. Das Werk ist inzwischen aufgrund von Ergebnissen neuer wissenschaftlicher Forschungen in Teilen überholt, gilt aber auch heute noch - schon wegen seiner exzellenten Sprache - als Klassiker der Geschichtsschreibung. Die Fertigstellung von 15 das insgesamt 16 Bände umfassende Corpus Inscriptionum Latinarum, eine Sammlung lateinischer Inschriften, von denen er fünf selber zusammengestelt hatte, erfolgte noch zu seine Lebzeiten. Bedeutend ist auch seine systematische Darstellung des römischen Staatsrechts, die in drei Bänden zwischen 1871 und 1888 unter dem Titel Römisches Staatsrecht erschien. Mommsen verfaßte zudem das Werk Römisches Strafrecht (1899).

Werke u.a.: Römisches Staatsrecht 1-3, Römisches Strafrecht, Reden und Aufsätze.

Auszeichnungen u.a.: Pour le mérite (1868).

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Willibald Pirckheimer

Deutscher Humanist; Sohn wohlhabender Patrizier studierte in Padua und Pavia; gehörte später dem Rat von Nürnberg an, wo er sich 1495 niedergelassen hatte; seit 13.10.1495 war er mit Crescentia Rieter (†1505) verheiratet, aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor. Pirckheimer förderte die Kenntnis über antiken griechische Schriftsteller durch Übersetzung derer Werke ins Lateinische. Er war mit Dürer und Reuchlin befreundet und Berater Kaiser Maximilians I.. Maßgeblich ist ihm die Rezeption des römischen Rechts in Deutschland zuzurechnen: im Jahre 1529 erschien mit finanzieller Unterstützung der Stadt Nürnberg das römische Recht in dem von Gregor Haloander, der für Pirckheimer in Italien Materialien u.a. aus Pandectarum, seu Digestorum Divini Iustiniani Imperatoris Libri quinquaginta gesammelt hatte, bearbeiteten Text unter dem Titel Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta.

Werke u.a.: opera politica, historica, philologica et epistolica.

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Nürnberg, St. Johannisfriedhof

Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Heinrich Gotthardt von Treitschke

Deutscher Historiker und Publizist; studierte Staatswissenschaften in Bonn und Leipzig, 1863 Professor für Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau, legte seine Professur nieder und ging nach Preußen, als sich Baden 1866 im Deutschen Krieg gegen Preußen stellte, 1866 übernahm er die Herausgabe der Preußischen Jahrbücher, 1866 Professor für Geschichte in Kiel, 1867 in Heidelberg und 1874 in Berlin, wurde 1886 Nachfolger Leopold von Rankes zum Historiographen des preußischen Staates ernannt, ab 1895 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, gehörte von 1871 bis 1884 dem Reichstag an. Ca. ab 1864 trat er für eine Einigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung ein, erwarb sich dadurch den Ruf des “Herolds der Reichsgründung”. Treitschke befürwortete eine aggressive Außenpolitik Deutschlands und den Erwerb von Kolonien, vertrat antisemitischen Positionen, die durch ihn unter deutschen Akademikern salonfähig wurden und hat dadurch - besonders in Auseinandersetzung mit Theodor Mommsen - den Berliner Antisemitismusstreit ausgelöst. Seine Aufsätzen, Vorlesungen und sein Hauptwerk Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert (5 Bde., 1879-94) prägten das Geschichts- und Deutschlandbild im In- und Ausland und trug zur Verfestigung des deutschen Nationalismus und der Anglophobie in Deutschland bei.

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Leo Frobenius

                   

Deutscher Ethnologe und Forschungsreisender; Sohn eines preußischen Offiziers; verließ das Gymnasium vor Erreichen des Abiturs und machte eine Ausbildung zum Kaufmann. Da sein Interesse bereits früh der Völkerkunde galt, bildete er sich darin autodidakisch weiter und arbeitete später auch als Voluntär in diversen Museen. Ab 1904 unternahm er zwölf Forschungsreisen nach Afrika. Ab 1908 war Frobenius als Wissenschaftler an den Museen für Völkerkunde in Bremen, Basel und Leipzig tätig. Anfang der 1930er Jahre war er Professor und Direktor des Völkerkundemuseums in Frankfurt am Main, wo er das Forschungsinstitut für kulturmorphologische Völkerkunde gründete und die Kulturkreis-Lehre entwickelte.

Werke u.a.: Kulturgeschichte Afrikas (1933).

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

2002
Bild: Dieter Georg (2004)
Bild: Jutta Gillich (10/2005)
Bild: Klaus Hübner (04/2007)

Zustand 1976

Heinz Maier-Leibnitz

 

Deutscher Physiker; studierte Physik an der Technischen Hochschule in Stuttgart sowie an der Universität Göttingen, an der er 1935 bei dem Nobelpreisträger von 1925, James Franck, promovierte. Anschließend war er Mitarbeiter des Nobelpreisträgers Walther Bothe am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, dem späteren Max-Planck-Institut für medizinische Forschung. 1952 folgte er einem Ruf der Technischen Hochschule München auf den Lehrstuhl für Technische Physik als Nachfolger von Walther Meißner. Das zum Lehrstuhl gehörige Laboratorium für Technische Physik wurde eine Keimzelle der nuklearen Festkörperphysik in Bayern. Unter seiner Leitung wurde der erste deutsche Forschungsreaktor in Garching bei München gebaut, das 1957 in Betrieb gehen konnte. Von 1967 bis 1972 stand Maier-Leibnitz dem deutsch-französischen Neutronenforschungszentrums Instituts Laue-Langevin in Grenoble vor, dessen Aufbau er gefördert hatte. 1972 wurde er Präsident der International Union of Pure and Applied Physics, war von 1972 bis 1973 Mitglied des Wissenschaftsrates und in der Nachfolge Julius Speers von 1973 bis 1979 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFR). Da Maier-Leibnitz, der 1974 emeritiert wurde, sich besonders um wissenschaftlichen Nachwuchs gekümmert hatte, richtete in Erinnerung an seine Leistungen die DFG den Heinz Maier-Leibnitz-Preis ein, mit dem Forschungsergebnisse junger Wissenschaftler ausgezeichnet werden; der Preis wurde 1977 erstmals verliehen.

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz (1972), Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1973), Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1981), Otto-Hahn-Preis der Stadt Frankfurt am Main (1984).

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Bilder: Hajo Rackel (06/2011)

Garching b. München, Städt. Friedhof

Walter Muschg

 

Schweizerischer Literaturhistoriker; Halbbruder von Adolf Muschg; ab 1936 Professor in Basel; verfaßte zahlreiche literaturhistorische Arbeiten, so die Tragische Literaturgeschichte (1948), Die Zerstörung der deutschen Literatur (1956); Von Trakl zu Brecht (1961).

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Bilder: Dieter Georg (2005)

Basel, Hörnli-Friedhof

Bilder: Hans-Christian Seidel (04/2013)

Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Alfred Werner

 

Schweizer Chemiker; interessierte sich bereits als Schüler für Chemie, besuchte schon während seines Wehrdienstes in Karlsruhe Vorlesungen über Chemie an der dortigen Technischen Hochschule und ab 1886 am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich Chemie, wo er 1890 promovierte und sich 1891 habilitierte. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten, die weitreichende Bedeutung für die Chemie im Übergang vom 19. in das 20.  Jahrhundert hatten, widmete er sich besonders anorganischen Verbindungen, u a. entwickelte er die sogenannte “Koordinationslehre". Für seine Arbeiten wurde Werner 1913 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Zu seinen Veröffentlichungen gehört u.a. Beitrag zur Konstitution anorganischer Verbindungen (1893).

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Bilder: Matthias Bauer (10/2006)

Zürich OT Riesbach, Friedhof Rehalp

Leonardo Pisano auch gen. Fibonacci

 

Italienischer Mathematiker; Sohn des Guglielmo dei Bonacci, eines wohlhabenden pisanischen Kaufmanns und Vertreters der Kaufleute der Republik Pisa, mit dem gemeinsam er einige Jahre in Bugia in Algerien verbrachte, wo er die arithmetischen Verfahren studierte, die muslimische Gelehrte in den verschiedenen Teilen der arabischen Welt verbreiteten. Hier hatte er auch frühe Kontakte zur Welt der Kaufleute und erlernte mathematische Techniken, die im Westen unbekannt waren. Einige dieser Verfahren wurden zum ersten Mal von den Indern eingeführt, die eine andere Kultur als die westliche trugen. Um genau dieses Wissen zu perfektionieren, reiste Fibonacci in der Folge ausgiebig in Ägypten, Syrien, Sizilien, Griechenland und kam in Konstantinopel an, vermutlich abwechselnd mit mathematischen Studien. Viel verdankte er den Abhandlungen von Muḥammad ibn Mūsā al-Khwārizmī, von Abu Kamil und der Konfrontation mit den arabischen Meistern, ohne jedoch ein bloßer Eklektiker ihres Werkes zu sein. Über die gewonnenen Erkenntnisse verfaßte er im Jahre 1202 das Rechenbuch Liber ab(b)aci (1228 überarbeitet). Bekannt daraus ist heute vor allem die nach ihm benannte Fibonacci-Folge., die im Zusammenhang mit dem Goldenen Schnitt steht.

Zurück in Italien, erreichte sein Ruhm - er gilt bis heute gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker des Mittelalters - auch den Hof von Kaiser Friedrich II., den er vermutlich im Sommer 1226 in Pisa traf.

Inschrift: A Leonardo Fibonacci insigne matematico pisano del secolo XII [Leonardo Fibonacci dem hervorragenden Pisanischen Mathematiker des 12. Jahrhunders]

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Bilder: Kilian Nauhaus (05/2021)

Pisa, Campo Santo

Wissenschaft & Forschung III

Omnibus salutem!