Johann Wilhelm von Leube

 

Deutscher Psychiater; Bruder von Ernst Gustav Leube, des späterer Apothekers und Begründers der deutschen Zementindustrie; studierte in Tübingen Medizin und promovierte 1821. Er unternahm im Auftrag der württembergischen Regierung ausgedehnte Studienreisen nach Paris und in die Niederlande, besuchte dort Irrenanstalten und verfaßte darüber einen Bericht. Nach seiner Heirat im Jahre 1825 mit Luise Uhland (*1801), einer Cousine des Dichters Ludwig Uhland, ließ er sich als praktischer Arzt in Tübingen nieder und hielt als Privatdozent dort ab 1825 zugleich regelmäßig psychiatrische Vorlesungen. Im Jahr 1828 legte er dem Medizinalkollegium, einer Abteilung des Innenministeriums, einen ”Entwurf zu einer neuen Irrenanstalt“ vor. Der Plan, der die medizinische Lehre im Fach Psychiatrie verbessern sollte, wurde jedoch - ebenso wie ein zweiter Plan im Jahre 1831 - abgelehnt (erst im Jahre 1894 wurde in Tübingen eine Universitätspsychiatrie eingerichtet). Während seiner Zeit in Tübingen behandelte Wilhelm Leube Friedrich Hölderlin, der als Mitglied des Haushalts und mit familiär-fürsorglicher Unterstützung, zuletzt durch Lotte Zimmer, eine Turmstube oberhalb des Neckars bewohnte. Als Leubes Frau im Jahre 1837 starb, übersiedelte er nach Ulm, eröffnete er dort eine Praxis, bevor er 1854 als Medizinalrat bei der Regierung des Donaukreises tätig wurde. In Ulm ging er dann auch eine zweite Ehe ein: Er heiratete Marianne Dieterich, Tochter des Senators und Kirchenstiftverwalters Konrad Daniel von Dieterich; mit ihr hatte er 5 Töchter und einen Sohn, Wilhelm Olivier von Leube

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Ulm, Alter Friedhof

Lujo von Brentano eigentl. Ludwig Josef Brentano

Deutscher Volkswirtschaftler; Bruder von Franz Brentano, Neffe von Clemens Brentano; seit 1872 Professor der Staatswissenschaften in Breslau, ab 1882 in Straßburg, ab 1887 in Wien, ab 1889 in Leipzig und ab 1891 in München; neben G. Schmoller und A. Wagner war er führender Vertreter des Kathedersozialismus, Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik (1872); u.a. trat er für die Gewerkschaften und einen Freihandel ein.

Werke u.a.: Die Arbeitergilden der Gegenwart, 2 Bde. (1871-72), Eine Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands, 3 Bde. (1927-29).

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10/2005

Aschaffenburg, Altstadtfriedhof

Alfred Edmund Brehm

       

Deutscher Zoologe; der Sohn des Pfarrers Christian Ludwig Brehm hatte zunächst kein besonderes Interesse am Steckenpferd seines Vater, der sich intensiv mit Ornithologie beschäftigte und deshalb auch “Vogelpfarrer” genannt wurde, sondern wollte Architekt werden. So ging er nach einer Maurerlehre 1848 nach Dresden, um dort Architektur zu studieren. Als jedoch der bekannte Vogelkundlers Johann Wilhelm von Müller für eine Afrika-Expedition einen Gehilfe suchte, brach er 1847 mit diesem zu einer 5-jährigen Reise nach Ägypten, in den Sudan und auf die Sinai-Halbinsel auf. Nach seiner Rückkehr studierte er von 1853 bis 1855 an der Jenaer Universität Naturwissenschaften. Danach brach er immer wieder zu Studienreisen auf u.a. nach Spanien, in die Skandinavischen Länder, nach Sibirien. Von 1863 bis 1866 war er Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg, gründete 1869 das Berliner Aquarium und leitete es bis 1874. Brehm verfaßte für verschiedene Zeitschriften, darunter auch die Gartenlaube, populär-wissenschaftliche Artikel und veröffentlichte zahlreiche Reisebücher. Seine populärste Veröffentlichung jedoch war das bei Herrmann Julius Meyer in sechs Bänden Brehms Wohn- u. Sterbehauszwischen 1864 und 1869 erschienene Werk “Illustrirtes Thierleben.”

 

Wohnhaus A. Brehms

 

 

Werke u.a.: Reiseskizzen aus Nordost-Afrika (1853), Reiseskizzen aus Nordamerika (1855), Leben der Vögel (1861).

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Christian Ludwig Brehm

 

Deutscher Pfarrer (lutherisch) und Ornithologe; Vater von Alfred Brehm; legte eine große, ca. 9.000 Vogelbälge umfassende ornithologische Sammlung an und schuf neue Grundlagen für die ornithologische Systematik. Wegen seines Steckenpferd wurde er “Vogeldoktor” genannt.

Werke u.a.: Beiträge zur Vögelkunde (3 Bde., 1820-22), Lehrbuch der Naturgeschichte aller europäischen Vögel (2 Bde., 1823-24), Monographie der Papageien (14 Hefte, 1842-55).

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Renthendorf (Thüringen, Saale-Holzland-Kreis)

Bilder: Wolfgang Prokosch (10/2005)

Jean-François Champollion

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Französischer Ägyptologe; der Sohn eines Buchhändlers begann bereits im Alter von dreizehn Jahren auf einem Internat in Grenoble, an dem er obligatorisch Latein- und Griechischunterricht hatte, mit dem Erlernen verschiedener orientalischerStein von Rosette Sprachen wie Koptisch und Persisch und beherrschte vier Jahre später sechs altorientalische Sprachen. Mit 19  Jahren wurde er Professor für Geschichte am Lycée von Grenoble. Während sich auch englische Wissenschaftler mit der Entzifferung der Hieroglyphen beschäftigte, begann er 1821 mit der Entzifferung altägyptischer Inschriften und wies bereits im Folgejahr nach, daß es sich bei der Hieroglyphenschrift um eine Lautschrift handelt.

Grundlage seiner Erkenntnisse war die dreisprachige Inschrift des Steins von Rosette, einer im Niltal gelegenen kleinen Stadt, den Napoléon von seinem Feldzug aus Ägypten nach Frankreich mitgebracht hatte. Mit Hilfe der Namenskartuschen für Ptolemäus und Kleopatra, deren hieroglyphischen Zeichen bereits bekannt waren, konnte er im Vergleich mit den gleichlautenden demotischen und griechischen Texten auf dem Stein nach und nach alle Zeichen und damit die bislang rätselhaften Inschriften an den altägyptischen Monumenten entschlüsseln und begründete damit die Ägyptologie. 1826 wurde Champollion Direktor der Ägyptischen Sammlung im Louvre.

1828 ging für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung; mit Unterstützung des Großherzogs der Toskana, Leopold II., und Karls X. konnte er endlich in das Land am Nill reisen.

Stein von Rosette (Ausschnitt): Der Text oben ägyptisch, in der Mitte demotisch, unten griechisch.

Er leitete gemeinsam mit dem italienischen Archäologen Ippolito Rosellini eine französisch-toskanische Expedition nach Ägypten und reiste den Nil entlang bis Wadi Halfa, wobei er zahlreiche Denkmäler und Inschriften in Theben entdeckte, die ihn faszinierten; am 26. November kam er in Abu Simbel an, wo er den Sand, der sich am Eingag angesammelt hatte, beseitigen mußte, um ins Innere des Tempel zu gelangen. An diesem Tag verfaßte er einen Brief an den Gräzisten und langjährigen Sekretär der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres und Mitglied der Académie française, Bon-Joseph Dacier, in dem es hieß: “Ich bin jetzt stolz, nachdem ich den Verlauf des Nils von seiner Mündung bis zum zweiten Katarakt verfolgt habe, das Recht zu haben, Ihnen mitzuteilen, daß es an unserem Nil nichts zu ändern gibt.“ “Buchstabe über das Alphabet der Hieroglyphen. Unser Alphabet ist gut”. Nach ihrer Rückkehr wurde 1831 am Collège de France der erste Lehrstuhl für Ägyptisches Altertum für Champollion geschaffen. Außerdem wurde er Mitglied der Académie Française.

Werke u.a.: Précis du système hiéroglyphique (1824, dt. Abriß des hieroglyphischen Schriftsystems), Grammaire égyptienne (1836-41, dt. Ägyptische Grammatik), Dictionnaire égyptien (1841-43, dt. Ägyptisches Wörterbuch).

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ca. 1978

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Georg Christian von Oeder

Deutscher Biologe; Sohn eines Ansbacher Rektors und späteren Pfarrers; studierte ab 1746 an der Universität von Göttingen, promovierte im Oktober 1749 in Medizin und ließ sich als Arzt zunächst in Schleswig nieder. Anschließend studierte er Botanik und Staatskunde. 1751 erhielt er einen Ruf an die Universität von Kopenhagen als Botaniker und Wirtschaftswissenschaftler und legte 1752 einen neuen Botanischen Garten an, der den alten Garten in der Skidenstræde (Krystalgade) ablöste. Als Deutscher an der Universität sowieso nicht sehr gelitten, verlor er im Zuge der Ereignisse um Johann Friedrich Struensee 1771 seine dortige Stellung und zog er sich enttäuscht in das wieder deutsch gewordene Oldenburg - es stand zuvor unter dänischer Herrschaft - zurück. Er war der Herausgeber des Flora Danica Projekts, eines umfangreichen botanischen Werkes.

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Oldenburg, Gertrudenfriedhof

Bild: Matthias Bauer (2003)
Bild: Ian Goulden (09/2007)

Wladimir Wassiljewitsch Stassow [russ. Владимир Васильевич Стасов]

1873  1883   1905 pinxit Repin

Russischer Kunstkritiker; Sohn des russischen Architekten Wassili Petrowitsch Stassow (*1769, †1848); studierte bis 1843 Rechtswissenschaften und war anschließend in diversen Ministerien, u.a. in dem für die Landerschließung. tätig, Stassow, der sechs Sprachen fließend sprach, war ein engagierter Förderer der Peredwischniki-Bewegung (russ. Передвижники, dt. Wanderer) in den bildenden Künsten und diente als Berater der russischen Komponistengruppe der Fünf. Seine Briefwechsel gelten als wichtige Quellen für das damalige russische Kulturleben. Aufsehen erregte u.a. Stassows kontroverse Diskussion mit dem Musikkritiker Alexander Serow über die Opern von Michail Glinka. Über letzteren hatte er 1847 eine Monographie veröffentlicht, in der er sich mit der Verwendung von Volksmusik in dessen Musik auseinandersetzte; seit dieser Zeit forderte er ein Primat des Einflusses der russischen über die Musik des Westens. Stassow war aber auch eine bedeutender Kritiker der bildenden Kunst und beteiligte sich aktiv an der Vorbereitung der ersten und den folgenden Kunstausstellungen. Er war auch ein Kenner der jüdischen Kunst. In einem Aufsatz kritisierte er scharf Richard Wagners antisemitischen Aufsatz Das Judentum in der Musik (1850).

    

1904

Von links nach rechts: Repin, Stassow, Andrejew Gorkij und Tarchanow, 1904 auf dem Anwesen Ilja Repins in der Gemeinde Repin, ehem. Kuokkala b. Sankt Petersburg)

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Bilder: Peter Malaschitz (05/2011)

Sankt Petersburg, Tichwiner Friedhof am Aleksander Newskij Kloster

Heinrich Ernst Albers-Schönberg

 

 

Deutscher Arzt; studierte in Tübingen und Leipzig, wo er promovierte, und war anschließend von 1892 bis 1894 als Assistenzarzt am Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf, sowie ein Jahr in Leipzig tätig, bevor er in seiner Geburtsstadt eine Praxis als praktischer Frauenarzt und Geburtshelfer eröffnete. 1897 gründete er gemeinsam mit Georg Deycke das erste Röntgeninstitut und Laboratorium für medizinisch hygienische Untersuchungen. 1903 wurde er als Röntgenologe am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg (heute Asklepios Klinik St. Georg) berufen, an dem er ein von ihm geplantes Röntgenhaus anschloß, das heutige Albers-Schönberg Institut für Röntgendiagnostik am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg; diese Einrichtung entwickelte sich zum Vorbild für weitere, ähnliche Einrichtungen. 1919 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Röntgenkunde an der Universität Hamburg. Bereits 1903 hatte er als Erster die schädigenden Auswirkungen der Röntgenstrahlung auf den Körper erkannt. Ab 1910 zeigten sich auch bei Albers-Schönberg, der 1900 die Atlantenreihe Archiv und Atlas der normalen und pathologischen Anatomie in typischen Röntgenbildern begründet hatte, die ersten Strahlenschäden; der linke Arm mußte ihm amputiert werden. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschrieb er den Morbus Albers-Schönberg und die Marmorknochenkrankheit, bzw. Osteopetrose.

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Bild: Heiko Bockstiegel

Hamburg-Nienstedten, Friedhof

Bilder: Heiko Bockstiegel (08/2009)

Wilhelm Olivier von Leube

1876            

 

Deutscher Pathologe, Internist und Neurologe; Sohn des Arztes Wilhelm Leube; studierte von 1861 bis 1865 Medizin in Tübingen, Zürich, Berlin und München, wurde 1868 Assistent der medizinischen Klinik in Erlangen, 1872 Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik in Jena, 1874 in Erlangen und 1885 Professor an der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Direktor der Medizinischen Klinik. In Würzburg zählte u.a. auch der Maler Wilhelm Leibl zu den Patienten von Leube, der damals seine Privatstation im Hotel Kronprinz hatte, wo er Zimmer angemietet hatte, da den Medizinern im Juliusspital noch keine Privatstation für wohlhabende Patienten zur Verfügung stand. von Leube machte sich verdient um die Behandlung der Magen- und Darmkrankheiten mit Magensonde und -pumpe. Gemeinsam mit Rosenthal stellte er die Leubesche Fleischsolution (mittels Überhitzung und Behandlung mit Säure in eine weiche Masse verwandeltes Fleisch) her, ein gutes Nahrungsmittel für Magenkranke. Im Jahre 1902 kaufte er das Schloß Montfort in Langenargen vom bisherigen Besitzer, dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen-Kassel-Rumpenheim.

Verheiratet war Wilhelm Olivier von Leube mit Natalie, der Tochter des Chemikers Adolph Strecker (*1822, †1871), eines Schülers und Assistenten Justus von Liebigs.

Der Chemiker und Nobelpreisträger Emil Fischer erwähnt in seinem Buch Aus meinem Leben (verfaßt 1918, erschienen 1922) eine erlebte Episode mit der Familie Leube: “...Die Enge der kleinen Stadt (Erlangen) führte die Angehörigen der Universität zu innigem Zusammenschluß. Der Familienverkehr wurde eifrig gepflegt. Ich selber habe bei meinem Freunde Wilhelm Leube und seiner Gemahlin Natalie, einer Tochter des ausgezeichneten Chemikers Adolf Strecker, viel davon profitiert. Selbstverständlich verlangte Frau Leube von ihren Freunden auch, wenn es nötig war, tätige Hilfe bei geselligen Veranstaltungen, und so mußte ich bei einem Ball, den Leube als Prorektor der Universität gab, die Herstellung einer Riesenbowle übernehmen. Ich habe die Gelegenheit benutzt, um einen karnevalistischen Aufzug zu veranstalten, der auf eine Verherrlichung des Weines hinauslief. Die Hauptfigur war dabei der starke, blühende Diener des Instituts Griesinger, der als Küfermeister auftrat und die Bowle in einem stattlichen Faß auf geschmücktem Handwagen in den Ballsaal hineinfuhr. Auf dem Faß saß als Bacchus verkleidet ein hübscher 10-jähriger Knabe, der Sohn des Chirurgen Heinecke, und um das Faß verteilt saßen die drei Töchter Leubes als Nymphen. Beim Umzug der Gruppe stimmte die ganze Gesellschaft das bekannte Rheinweinlied an: "Bekränzt mit Laub den lieben, vollen Becher... Die Bowle, die ich aus 150 Flaschen Wein komponiert hatte, fand Beifall und war in wenigen Stunden ausgetrunken... Unter den älteren Medizinern war Leube wohl die hervorragendste Persönlichkeit. Sein Ruf als Arzt bei Krankheiten des Verdauungstraktus führte zahlreiche Patienten, darunter manche interessante Menschen, in die Erlanger Klinik."

Werke u.a.: Die Krankheiten des Magens und Darms (2. Aufl., 1878), Diagnose der innern Krankheiten (7. Aufl., 1904).

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Bilder: Dietlind Fischer-Koch (07/2014)

Langenargen (Bodenseekreis), Friedhof

Bilder (08/2015)
Bild: Norboman (12/2008) Wikipedia.de
Wissenschaft & Forschung XXXIII

Omnibus salutem!