Hans Mayer

 

Deutscher Literaturwissenschaftler; der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns studierte zunächst Jura, das er mit Promotion 1930 abschloß, anschließend Geschichte, Philosophie, Literaturgeschichte sowie Musik an den Universitäten Köln, Berlin und Bonn. 1933 emigrierte er nach Frankreich, von 1935 bis 1945 lebte er in der Emigration in der Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er zunächst als Chefredakteur des Frankfurter Rundfunks, des späteren Hessischen Rundfunks, folgte 1948 einem Ruf an die Universität Leipzig auf den Stuhl für Literaturwissenschaften, kehrte allerdings 1963 in die Bundesrepublik zurück, da er in seiner Arbeit erheblich behindert wurde, und war Professor für deutsche Literatur an der Technischen Universität Hannover (1965-1973). Gastprofessuren führten ihn in die Vereinigten Staaten, nach Israel und Frankreich. Ab 1975 lebte er dauerhaft in Tübingen. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Er befaßte sich mit zahlreichen Autoren aus jener Zeit, darunter Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist, Georg Büchner, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann und Bertolt Brecht. Ihre Werke untersuchte er auf ihre Beziehung zu sozialpolitischen Ereignissen.

Werke u.a.: Georg Büchner und seine Zeit (1946).

Autobiographische Werke: Ein Deutscher auf Widerruf (2 Bde., 1982-84), Der Turm von Babel. Erinnerung an eine Deutsche Demokratische Republik (1991).

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (04/2006)

Karl Theodor Wilhelm Weierstrass

Deutscher Mathematiker; der Sohn eines Steuerprüfers studierte an Universität in Bonn Rechtswissenschaften, an der Universität in Münster Mathematik und Physik und unterrichtete an verschiedenen Gymnasien. 1864 erhielt er einen Ruf an die Berliner Universität. Weierstrass machte sich vor allen Dingen in der Mathematik um die Analysis und die Funktionentheorie verdient. Nach ihm ist der Satz von Bolzano-Weierstrass benannt.

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Berlin, Alter Domfriedhof St. Hedwig

David Hume

                  

Schottischer Philosoph, Historiker und Ökonom; Sohn eines verarmten Edelmanns; brach sein von der Familie gewünschtes, 1723 in Edinburgh aufgenommenes Jurastudium, während dessen er sich für die newtonsche Physik zu interessieren begann und in Werken von John Locke gelesen hatte, vorzeitig nach drei Jahren ab, arbeitete in einem Zuckerhandelshaus in Bristol, verließ diese Arbeit allerdings bald wieder, nachdem er bemerkte, daß sie ihn nicht befriedigen könnte. 1734 ging er nach Frankreich (Reims und La Flèche) - auch schon weil die Lebenshaltungskosten dort niedriger sind - und verfaßte dort, angeregt durch die Werke französischer Philosophen, die Schrift A Treatise of Human Nature (1739-40, 3 Bde., dt. Ein Traktat über die menschliche Natur), die keinerlei Resonanz fand, so daß er sie, während er drei Jahre als Sekretär eines Marquis diente, umschrieb und 1748 Philosophical Essays Concerning Human Understanding veröffentlichte deren Titel 1758 in An Enquiry Concerning Human Understanding (dt. Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand) geändert wurde. 1737 kehrte er zurück in seine Heimat; seine Bewerbung im Jahre 1744 um den Lehrstuhl für Ethics and Pneumatics an der Universität von Edinburgh war nicht von Erfolg gekrönt, da man ihm Deismus, und Atheismus vorwarf. Er verdingte sich als Hauslehrer bei der Marquise von Annandale, bei der er bis 1750 in Diensten blieb. Danach nahm er die Stellung als Bibliothekar an der juristischen Fakultät der Universität von Edinburgh an, die ihm die Gelegenheit und Ruhe gab, sein umfangreiches Werk The History of Great Britain (1754-62, 6 Bde.), welches durch seine nachhaltige Wirkung großen Einfluß auf die nachfolgende englische Geschichtsschreibung ausüben und seinen Ruf als hervorragenden Historiker begründete sollte, zu beginnen. 1763 nahm Hume das Angebot des designierten Botschafters Lord Hertford an, ihn als Privatsekretär nach Frankreich zu begleiten. Während des dreijährigen Aufenthalts dort war Hume Botschaftssekretär und zeitweilig Geschäftsträger. Dort lernte er u.a. Diderot kennen und Voltaire, der ihn bewunderte, und er schloß Freundschaft mit Jean-Jacques Rousseau, der vor der Verfolgung aus seiner Heimat geflüchtet war, und ihn 1766 bei seiner Rückkehr nach England begleitete (später zerbrach diese Freundschaft, als Rousseau Hume beschuldigte, einer der Drahtzieher seiner Verfolgung zu sein). 1767 wurde Hume Unterstaatssekretär für das Northern Department; ein Jahr später ließ sich er sich wieder in Edinburgh nieder, wo er sich ein Haus baute. Seine philosophischen Werke gewannen nach 1770 an Bedeutung in der Öffentlichkeit, nachdem Immanuel Kant sie als solche lobte, die ihn aus “dogmatischem Schlaf” geweckt hätten. Jetzt bekam Hume die Anerkennung, nach der er bislang vergeblich gestrebt hatte. Hume, der neben John Locke als wichtigster Vertreter des englischen Empirismus gilt, unterschied, um in der Erkenntnistheorie das Zustandekommen von Erkenntnis aus der Erfahrung heraus bestimmen zu können, zwischen “impressions” (Eindrücken) und “ideas” (Vorstellungen), wobei nach seiner Auffassung erstere aufgrund von Ähnlichkeitsbeziehungen durch Assoziationen entstehen, letztere durch Erinnerung oder Einbildung hervorgerufene Abbilder der unmittelbar wahrgenommenen Eindrücke. Als Ergebnis stellte er das traditionelle Verständnis der Gesetze der Naturwissenschaften in Abrede. Ebenso stellte er die Herleitung von ethischen Normen aus Fakten (sog. naturalistischer Fehlschluß) mit der berühmten Formel “No Ought from an Is” (“Aus dem Sein folgt kein Sollen”) infrage. Seine Erkenntnis, daß moralisch gute Eigenschaften an ihrer Nützlichkeit erkannt würden, machten ihn zum Wegbereiter des Utilitarismus. In der Ökonomie gilt Hume als Mitbegründer der klassischen Nationalökonomie.

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Edinburgh, Old Carlton Cemetery

Sofia (auch Sonja) Wissiljewna Kowalewskaja [russ. Софья Васильевна Ковалевская]

1880                                 1890

Russische Mathematikerin; Tochter eines unter Nikolaus I. dienenden Artillerieoffiziers; ihre Mutter Elisabetha war deutscher Abstammung. Ihr besonderes Interesse an der Mathematik soll geweckt worden sein, als bei der Renovierung ihres Zimmer zu wenig Tapeten vorhanden waren und ihr Zimmer daher kurzerhand mit dem Skript einer Vorlesung über Differential- und Integralrechnung, die ihr Vater in seiner Jugend gehört hatte, verwendet wurde. Da es Frauen seinerzeit nicht möglich war, sich an Universitäten zu immatrikulieren, konnten sie lediglich als Gasthörerinnen an den Vorlesungen teilnehmen. Und da ihr in Rußland selbst diese Möglichkeit verwehrt blieb, heiratete sie den Studenten Wladimir Kowalewski, um mit ihm ins Ausland zu gehen. 1867 verließen beide Rußland, gingen zunächst nach Wien, wo sie keine Zulassung erhielt und schließlich nach Heidelberg, wo sie 1869 als Gasthörerin bei Hermann von Helmholtz, Gustav Robert Kirchoff und Robert Bunsen  hörte. In Berlin erhielt sie von Karl Weierstrass Privatunterricht, da sie auch hier nicht zum Studium zugelassen wurde. 1874 konnte sie an der Göttinger Universität in der Mathematik summa cum laude promovieren und war somit die erste Frau in Europa, die diese Auszeichnung erlangte. Als sie nach Rußland zurückkehrte, wurde ihr der Zugang als Professorin wegen ihrer radikalen politischen Ansichten verweigert. Enttäuscht kehrte sie daraufhin wieder nach Deutschland zurück. Nachdem ihre Ehe gescheitert war und sich ihr Mann nach der Trennung das Leben genommen hatte, gelang es ihr mit Hilfe des Mathematikers Gösta Mittag-Leffler (*1846, †1927) an der Universität von Stockholm zunächst Privatdozentin, 1884 Extraordinarius und schließlich 1889 erste ordentliche Professorin der Mathematik an einer europäischen Universität zu werden. Kowalewkaja, die sich auch für die Emanzipation der Frau in den Wissenschaften einsetzte, verfaßte Arbeiten zur Funktionentheorie und zur Theorie der partiellen Differenzialgleichungen.

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Ole Christensen Rømer

Dänischer Astronom; studierte von 1662 bis 1671 Astronomie in Kopenhagen und folgte Jean Dominique Cassini, als dieser einen Assistenten suchte, 1672 an der Pariser Sternwarte. Zum Bruch mit Cassini kam es, als Rømers Vorhersage, daß das Licht eine endliche Geschwindigkeit habe, bestätigt wurde. Rømer hatte für den 9.11.1776 die genaue Zeit vorhergesagt, zu der Io, einer der Jupitermonde, aus dessen Schatten hervortreten würde (17h35m45s). Cassini und dessen Anhänger bestritten das Ergebnis, Rømers zog sich nach Kopenhagen zurück, wo er viele Jahre als Hafenkommandant wirkte. Im Jahr 1681 wurde er schließlich königlicher Astronom und Professor an der Universität Kopenhagen und heiratete 1682 die Tochter Bartholins, bei dem er in Kopenhagen studiert hatte. Er entwickelte ein Mikrometer für Fernrohre und baute 1677 das sog. Jovilabium und 1678 das Saturnarium und 1680 das Lunarium, mechanische Modelle für Planetenumläufe. Ca. 1700 erdachte er den Meridiankreis, der die Standorte der Sterne ermitteln und den Beweis für die Richtigkeit des Sonnensystems nach Nikolaus Kopernikus erbringen sollte. Das gelang jedoch erst ca. 140 Jahre später. Rømers, der 1705 Bürgermeister Kopenhagens geworden war, führte 1700 den gregorianischen Kalender im Königreich Dänemark und Norwegen ein. 1701 entwickelte er ein Thermometer, das erstmals zwei Fixpunkte (Siede- und Schmelzpunkt) angab. Der deutsche Physiker Daniel Gabriel Fahrenheit, der Rømers besucht hatte, übernahm die Idee und entwickelte das Thermometer weiter. Es wurde schließlich auch die Grundlage des von Celsius entwickelten Wärmemessers.

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Kopenhagen, Vor Frue Kirke

Gabrielle Émilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise du Châtelet-Laumont

               

Französische Mathematikerin, Physikerin und Autorin; die nicht nur vor dem Hintergrund ihrer Zeit faszinierende Persönlichkeit interessierte sich schon in jungen Jahren mehr für Mathematik und Physik als für die Vergnügungen ihrer Altersgenossinnen. Ihr Mutter hielt fest: “Meine Jüngste prahlt mit ihren geistigen Gaben und vertreibt damit die Bewerber”, und sie hätte sicherlich ihre Absicht durchgesetzt, die Tochter auf eines der strengen Klosterinternat zu geben, wenn nicht der Vater dagegen gewesen wäre, der das Talent seiner Tochter erkannte. Aber argwöhnend, daß ihr hoher Wuchs sie ungelenkt werden lassen und spätere Heiratskandidaten abschrecken könnte, verordneten ihre Eltern ihr jahrelangen Fechtunterricht. Sie heiratete dann aber doch; im Alter von 19 Jahren stimmte sie der Heirat mit dem wohlhabenden Offizier du Châtelet zu. Da dieser häufig abwesend war, pflegte sie nicht nur diverse Liebschaften, es Schloß Cireyergaben sich für sie vor allen Dingen die Möglichkeiten ihren für Frauen der damaligen Zeit ungewöhnlichen Interessen weiterhin freien Lauf zu lassen; sie richtete sich auf ihrem Schloß bei Cirey-sur-Blaise in der Champagne ein Laboratorium mit neuesten Gerätschaften ein. Das nötige Geld beschaffte sie sich, indem sie u.a. ihre mathematischen Fähigkeiten am Spieltisch einsetzte. Schnell sprach sich herum, daß es eine Frau sei, die alles dies tue und daß sie klug sei, so daß sich Besucher aus allen Teilen Europas einfanden. Voltaire, der aus Paris geflohen war, nachdem er seine Lettres philosophiques veröffentlicht hatte und die Verhaftung drohte, lud sie 1734 hierher ein (sie hatte ihn schon als Kind bei ihren Eltern kennengelernt). Sie hatte sich schon zuvor in Paris in ihn verliebt. Er erkannte bald, daß sie ihm geistig überlegen sei. So notierte er 1738, als sie einen lateinischen Text las: “...dennoch las sie ihn laut auf Französisch vor. Nach jedem Satz zögerte sie eine Weile. Erst verstand ich nicht, warum, dann wurde mir klar, daß sie die Berechnungen auf den Seiten überprüfte. So schnell war sie...”. Aber sie befruchteten sich gegenseitig; Voltaire hatte neue Ideen aus London mitgebracht, wo er sich von 1726 bis 1729 aufgehalten und Einblick in John Lockes Philosophie und Isaac Newtons Physik gewonnen hatte, und regte Émilie an, sich u.a. mit der Frage des Zusammenhangs zwischen Masse und Energie zu beschäftigen. Ihre Untersuchungen und Publikationen - nicht nur zu diesem Thema - beeindruckten Wissenschaftler. Mit ihm zusammen las sie kritisch die Bibel, und schon am Anfang der Genesis amüsierte sie sich darüber, daß es bereits Tag und Nacht gegeben hatte, bevor Gott erst am vierten Tag Sonne und Mond erschuf. Voltaire leitete sie außerdem an, das Englische zu erlernen, und so konnte sie innerhalb kürzester Zeit John Milton im Original lesen. Sie studierte die Arbeiten von Leibnitz, las Werke vieler Gelehrter, übersetzte Fachliteratur aus dem Lateinischen etc. Ihre Beziehung zu Voltaire erfuhr Höhen und Tiefen; die Beziehung dauerte bis zu ihrem Tode an, wenn sie auch durch ihre Liebschaft mit dem Mathematiker Pierre-Louis Maupertuis (*1698, †1759) unterbrochen wurde, und sich allmählich abkühlte, weil sie sich von Voltaire oft verlassen fühlte. Aber sie setzte sich immer wieder für ihn ein. Als sie in Versailles an mehreren Tagen hintereinander große Summen Geldes am Spieltisch verlor, warnte Voltaire sie an einem Abend, als ihr Verlust ein Vermögen betrug (nach heutigem Wert ca. 1 Million US-$), vor Falschspielern. Da in dem Spielsaal nur Personen aus der höchsten Gesellschaftsklasse zugelassen waren, war dies ein ungeheuerlicher Vorwurf, der - obwohl vorsichtshalber auf Englisch geäußert - dazuführte, daß Voltaire Versailles fluchtartig verlassen mußte, um einer erneuten Verhaftung entgehen zu können. Er floh auf das Schloß Sceaux der Duchesse du Maine, wohin sie ihm schließlich folgte, nachdem sie ihre Schulden abgetragen hatte, und wo sie ihre Diskussionen und gemeinsame Arbeit wieder aufnahmen. Dann aber folgte sie einer Einladung des im Exil lebenden polnischen Königs Stanislaus I. Leszczynski, Schwiegervaters von Ludwig XV., auf dessen Schloß im Saint-Lambertlothringischen Lunéville, wo sie sich in den 10 Jahre jüngeren Dichter Marquis Jean-François de Saint-Lambert (*1716, †1803) verliebte, so daß das Verhältnis zu Voltaire wieder abkühlte. Saint-Lambert betrog sie mit Catherine de Bouffles (*1711, †1787), der Mätresse Stanislaus I. Leszczynskis, was sie maßlos enttäuschte. Aber sie nahm ihre Arbeit an der Übersetzung und Kommentierung von Newtons Principia wieder auf und vollendete sie wenige Tage vor ihrem Tode. Am 1.9.1749 sandte sie ihre Arbeit an den Direktor der königlichen Bibliothek. Sie starb kurz nach der Geburt einer Tochter, deren Vater Saint-Lambert war und die die Geburt auch nicht überlebte, an einer Infektion.

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Lunéville, L´Èglise Saint Jacques

Solna (Stockholms län), Norra begravningsplatsen

Bilder: Josef Aschenbrenner (08/2008)
Bild: Tove Öhrmann (08/2008)
Gegenansicht
Bilder: Bernd wolter (01/2009)

David (ben Salomon) Gans

 

Jüdischer Historiker, Astronom und Geograph; erwarb in Bonn und in Frankfurt am Main talmudische Kenntnisse, sowie in Krakau, wo er in der Schule des berühmten R. Mose Isserls besuchte. Gans verkehrte mit vielen bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, u.a. mit Johannes Kepler und dem dänischen Astronomen Tycho Brahe, die beide im Dienste Kaiser Rudolfs II. standen und sich in Prag aufhielten, um dort an der Sternwarte zu forschen. Rabbi Löw, dessen Schüler er gewesen war, machte er mit Brahe bekannt. Gans verfaßte eine historische Abhandlung mit dem Titel Zemach David (1592, dt. Sproß Davids), die in ihrem ersten Teil Annalen der jüdischen, der zweite solche der allgemeinen Geschichte von ihren Anfängen bis in seine Zeit enthält, in der er auch Ereignisse im Prager Judenviertel festhielt. In ihr berichtete er für das Jahr 1592 von einem Treffen zwischen Kaiser Rudolf II. und Rabbi Löw, dessen Anlaß bis heute im Dunklen liegt und bei dem der Kaiser mit Löw sprach „... von Angesicht zu Angesicht, wie zu einem Freund. Und die Art und Weise ihrer Worte waren geheimnisvoll, verschlossen und verborgen. Und dies geschah hier in der heiligen Gemeinde zu Prag, am ersten Tag (der Woche; Sonntag), dem 3. Adar (5)352.“ (die Szene wird auch in dem Stummfilm Der Golem (1920) dargestellt). David Gans verfaßte auch ein Lehrbuch der mathematischen Geographie Nechamat we-Naim über astronomische und geographische Themen.

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Bild: Geof (05/2007) Wikipedia.de
Bild: Geof (05/2007) Wikipedia.de

Prag, Alter jüdischer Friedhof

Hinweis: An der Spitze des Grabstein befindet sich die Abbildung einer Gans, im unteren Teil der Himmelsbogen, sowie Sonne und Mond.

Iring Fetscher

 

 

Deutscher Politikwissenschaftler; Sohn des Mediziners Rainer Fetscher, der am letzten Tag des Zweiten Weltkrieges von der SS erschssen wurde, weil er Verhandlungen mit Angehörigen der Roten Armee aufgenommen hatte, um einen Waffenstillstand zu bewirken; als 18-Jähriger wurde Mitglied der NSDAP - ein Schritt, den er später nicht mehr nachvollziehen konnte- und meldete sich anschließend freiwillig bei einem Feldartillerieregiment der Wehrmacht als Offiziersanwärter und wurde an der Westfront und an der Ostfront eingesetzt. Nach seiner Entlassung aus britischer Gefangenschaft begann er ein Studium zunächst der Medizin, dann der Philosophie, Germanistik, Romanistik und Geschichte an der Pariser Sorbonne und an der Eberhard Karls Universität in Tübingen. 1950 promovierte und 1959 habilitierte er sich. Von 1949 bis 1956 und von 1957 bis 1959 war er wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter an den Universitäten Tübingen bzw. Stuttgart. In den 1960er Jahren war Fetscher, der 1946 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geworden war, Berater des Kanzlerkandidaten Willy Brandt, später wurde er Mitglied der im Juni 1959 gegründeten SPD-Grundwertekommission. 1963 erfolgte seine Berufung als Politologe an die Johann Wolfgang Goethe-Universität (heute Goethe--Universität) in Frankfurt am Main, an ihr lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1987. Iring Fetscher befaßte sich v.a. mit der Geschichte der politischen Theorien, und hier besonders des Marxismus. Bei den Debatten der 1970er Jahre diskutierte er - oftmals im Fernsehen, wodurch er einem breiteren Publikum bekannt wurde - über die großen Themen der Zeit: Mitbestimmung, Terrorismus, Grenzen des Wachstums. Fetscher war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Werke u.a.: Von Marx zur Sowjetideologie (1956), Der Marxismus. Seine Geschichte in Dokumenten (3 Bde., 1963-68), Wer hat Dornröschen wachgeküßt? (1972), Demokratie zwischen Sozialdemokratie und Sozialismus (1973), Überlebensbedingungen der Menschheit (1976), Vom Wohlfahrtsstaat zur neuen Lebensqualität (1983), Neugier und Furcht. Versuch, mein Leben zu verstehen (1995); Mitherausgeber von: Pipers Handbuch der politischen Ideen (5 Bde., 1985-93).

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder: KN (03102014)
Bild: Christian Hein (2017)
Wissenschaft & Forschung XXXV

Omnibus salutem!