Bilder: Phil (08/2006)

Howard Carter

 

Britischer Archäologe; wuchs in einfachen Verhältnissen in Swaffham (Grafschaft Norfolk) ohne regelrechte Ausbildung auf; sein Vater, ein Kunstmaler, unterrichtete ihn lediglich in Zeichnen und Malen. Ab Herbst 1891 arbeitete er für den Egypt Exploration Fund, kopierte in Ägypten Wandmalereien und Inschriften für die spätere Auswertung. 1892 lernte er Flinders Petrie in El-Armana kennen, der Carter für nicht besonders geeignet für Ausgrabung hielt. Dennoch bewährte er sich, so daß er 1899 zum First Chief Inspector General der Monumente Oberägyptens ernannt wurde, eine Tätigkeit, die er 1905 nach Auseinandersetzungen mit ägyptischem Wachpersonal und betrunkenen französischen Touristen aufgab. In den Jahren bis 1908 schlug er sich als Maler und Touristenführer durch. 1908 lernte er Lord Carnarvon kennen, der sich in Ägypten nach einem Autounfall auf Anraten seiner Ärzte aufhielt, wurde Aufseher über diejenigen Ausgrabungen, die von Lord Carnarvon finanziert wurden - Grabungen in Theben-West und anderen Orten im Nil-Delta. In dieser Zeit entdeckte er u.a. das Grab von Amenophis I. und grub ein unbenutztes Grab von Hatschepsut und 1915 das Grab von Amenophis III. aus. Obwohl Carnarvon aus finanzieller Sicht mit den Ergebnissen der Ausgrabungen unzufrieden war, stellte er Carter für das Jahr 1922 nochmals Mittel zur Verfügung, so daß Carter bereits im Januar 1922 wieder mit der Suche nach dem Grab Tutenchamuns begann, das er schließlich am 4.11. des selben Jahres im Tal der Könige in fast unversehrtem Zustand entdeckte (zwar waren Grabräuber eingedrungen, sind aber offenbar gestört worden; anschließend hatte man das Grab wieder versiegelt, und der Zugang wurde im Laufe der Zeit verschüttet). Am 17.2.1923 erfolgte die offizielle Öffnung des versiegelten Eingangs zur Sargkammer im Beisein von Regierungsbeamten und Archäologen, Lord Carnarvons und unter großer Teilnahme der Presse. Während der umfangreiche Fund katalogisiert wurde (es handelte sich um über 4.000 Einzelteile), was eine Dekade in Anspruch nahm, starb Lord Carnarvon im April 1923 in Kairo an einer Lungenentzündung. Zu dieser Zeit tauchten die ersten Gerüchte des sogenannten Fluch der Mumien auf. Anfang 1924 kam es zwischen Carter und der ägyptischen Regierung zu einer Meinungsverschiedenheit, die dazu führte, daß die Grabungslizenz dergestalt geändert wurde, daß sie nur für ein Jahr erteil wurde und Carter lediglich die Funktion eines Aufsehers ohne jegliche Befugnis erhielt. Nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren, war auch Carters Arbeit beendet; er zog sich in das Privatleben zurück und begann, sich wieder als Antiquitätenhändler und -sammler zu betätigen.

Inschrift: “O night, spread your wings over me as the imperishable stars.” [O Nacht, spanne deine Flügel über mich aus wie die unvergänglichen Sterne]

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London, Putney Vale Cemetery

Bild: Jan D. Sørensen

Fridtjof Nansen

 

Norwegischer Polarforscher, Zoologe, Ozeanograph und Diplomat; Vater des Philathropen Odd Nansen (*1901, †1973); der Sohn eines Rechtsanwalts studierte Zoologie an der Universität von Kristiania und war nach Beendigung des Studiums zunächst Kustos am Zoologischen Museum in Bergen. Erstmals brach er im Mai 1888 mit fünf Begleitern zu einer Expedition in das ewige Eis auf und durchquerte Grönland von Osten nach Westen. 1893 begann er auf dem Segelschiff Fram eine Driftfahrt ins Nordpolarmeer und erreichte 1895 zusammen mit Fredrik Hjalmar Johansen (*1867, †1913) bei einem Schlittenvorstoß zum Pol eine nördliche Breite von 86°14'. In Anerkennung seiner Erkenntnisse aus seiner Polarforschung erhielt er 1897 einen Ruf als außerordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Zoologie und Ozeanographie an die Universität von Christiania. Von 1906 bis 1908 war er als Gesandter Norwegens in London akkreditiert; nach dem Ende des Ersten Weltkrieges leitete er die Heimführung der Kriegsgefangenen aus Rußland, und von 1921 bis 1923 organisierte er als Hochkommissar des Völkerbundes Hilfsaktionen für das hungernde Sowjetrußland.. Zudem sorgte Nansen biszum Jahr 1922 durch die Einführung des Nansen-Passes, ein Pass für staatenlose Flüchtlinge und Emigranten,. für die Heimkehr von insgesamt 427.886 Menschen aus rund 30 Ländern.

Werke u.a.: Auf Schneeschuhen durch Grönland (2 Bde., 1891), Eskimoleben (1891), In Nacht und Eis (2 Bde., 1897), Nebelheim. Entdeckung und Erforschung der nördlichen Länder und Meere (2 Bde., 1911), Rußland und der Friede (1923).

Auszeichnungen u.a.: Friedensnobelpreis (1922).

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Lysaker, Polhøgda (heute Sitz des Fridtjof-Nansen-Instituts)

Jakob Bernoulli

Schweizerischer Mathematiker; Bruder von Johann Bernoulli; Professor in Basel (seit 1687), trug mit seinem Bruder Johann entscheidend zur Anwendung der Infinitesimalrechnung auf Geometrie und Mechanik bei, förderte die Wahrscheinlichkeitsrechnung und lieferte wichtige Beiträge zur Theorie der Differenzialgleichungen.

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Basel, Münster

Bild: Andre Lardon (05/2005)

Henrik (Henrich) Steffens

              

Deutscher Naturphilosoph und Schriftsteller norwegischer Herkunft; der Sohn eines deutschen Chirurgen kam, als sein Vater zum Regimentschirurgen in Helsingör ernannt wurde, nach Dänemark, wo er an der Universität in Kopenhagen Theologie und Naturwissenschaften studierte. 1796 gab er Vorlesungen in Kiel und ging im Folgejahr nach Jena, um sich mit der Naturphilosophie von Friedrich Wilhelm Schelling vertraut zu machen. Dessen Ansichten beeinflußten ihn stark und machten ihn zu einem Vertreter der romantischen Naturphilosophie. 1800 kam er nach Freiberg, wo er die Freundschaft Abraham Gottlob Werners (*1749, †1817) erlangte, kehrte aber zwei Jahre später wieder nach Kopenhagen zurück und hielt an der dortigen Universität Vorlesungen, um nach weiteren zwei Jahren einen Ruf nach Halle (Saale) anzunehmen. Während der Freiheitskriege nahm er als Freiwilliger u.a. an der Eroberung und Besetzung Paris teil. Ab 1811 war er Professor in Breslau und wechselte 1832 nach Berlin.

Werke u.a.: Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaften (1806), Die gute Sache (1819), Der Norwegische Storthing im Jahre 1824. Geschichtliche Darstellung und Aktenstücke (1825), Christliche Religionsphilosophie (2 Bde., 1839), Was ich erlebte (10 Bde., 1840-44).

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Bilder: Wolfgang Prokosch (2006)

Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Bild: Wolfgang Prokosch (01/2007)

Johann Wolfgang Doebereiner

Deutscher Chemiker; der Sohn eines Kutschers, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, bildete sich mit viel Fleiß autodidaktisch. Seine Veröffentlichungen erregten das Interesse der Jenaer Universität, die ihm eine Professur anbot, obwohl er noch nicht einmal promoviert war. Dort richtete er das erste chemische Unterrichtslabor ein und holte die Habilitation nach. Er wurde zu einem der wichtigsten Berater Goethes, untersuchte die katalytischen Eigenschaften des Platins und stellte 1817 die “Triadenregel” als Vorstufe zum Periodensystem der Elemente auf (1829 veröffentlicht). Er führte auch Praktika für Chemiestudenten ein. (Und nebenbei: Als Karl Marx seine Promotion 1841 in Jena einreichte, mußten die Mitglieder der philosophische Fakultät diese prüfen. Unter dem Befürwortungsschreiben befindet sich auch die Unterschrift Doebereiners. Die Dissertation war übrigens so gut, daß Marx nicht einmal zur Rigorosum nach Jena reisen mußte.)

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Jena, Alter Friedhof

Bild: Natalia (11/2006) www.flickr.com/photos/moonrat/

Enrico Fermi

 Bild aus dem Dienstausweis

Italienischer Physiker; studierte Physik an der Universität von Pisa, wo er das Studium mit einer Promotion über Röntgenstreuung an Kristallen abschloß. 1923 war er zu einem Forschungsauftrag mehrere Monate bei Max Born in Göttingen, wo über die Quantenmechanik geforscht wurde. Nach einem Aufenthalt 1924 in Holland bei Paul Ehrenfest, ebenfalls ein Mitbegründer der Quantenmechanik, folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität von Florenz. Anschließend (1927) ging er als Professor für theoretische Physik nach Rom, wo seine theoretischen Arbeiten zur Festkörperphysik und zur Quantenstatistik (Fermi-Dirac-Statistik für Fermionen, Fermis Goldene Regel, Fermifläche, Fermi-Resonanz) entstanden. 1934 wandte Fermi sich der Experimentalphysik zu. Er verwendete als erster Neutronen zur Umwandlung schwerer Atomkerne, wofür er 1938 den Nobelpreis für Physik erhielt. Unmittelbar danach verließ er Italien unter Benito Mussolini und ging in die Vereinigten Staaten. Nachdem die Kernspaltung von Otto Hahn und Fritz Straßmann Ende 1938 entdeckt worden war, erkannte Fermi die Möglichkeit der Emission von “secondary neutrons“ und einer Kettenreaktion. Am 2.12.1942 gelang ihm in Chicago im einem unter dem Stadion liegenden Squash Centre die erste kontrollierte nukleare Kettenreaktion. Ab da war Fermi maßgebend am Bau des ersten Kernreaktors und am Manhattan-Projekt, der Entwicklung der Atombombe, beteiligt. In 1944 erhielt Fermi die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde Professor am Institute for Nuclear Studies of the University of Chicago, eine Position, die er bis zu seinem Tode innehatte. Dort beschäftigte er sich mit Hochenergiephysik und leitete Untersuchungen zur Pion-Nukleon-Interaktion.

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Chicago, Oak Woods Cemetery

Fritz Straßmann

 

 

Deutscher Chemiker; der Sohn eines Gerichtsbeamten studierte an der Technischen Hochschule Hannover und arbeitete nach der Promotion mit einem Stipendium bei der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, der Vorgängerorganisation der Deutschen Forschungsgemeinschaft, am Kaiser-Wilhelm-Institut. Als ihm nach Ablauf des Stipendiums 1934 eine Stelle in der chemischen Industrie angeboten wurde, lehnte er diese ab, weil er einer der nationalsozialistischen Berufsorganisationen hätte beitreten müssen. Als Gegner des Nazi-Regimes wurde ihm zudem im Dritten Reich die Habilitation verwehrt. Bereits seit 1934 hatten Otto Hahn und Lise Meitner im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem Uran mit Neutronen bestrahlt. Da diese Versuche jedoch die Anwendung spezieller analytischer Methoden erforderten, zogen Hahn und Meitner den jungen Chemiker Straßmann als Mitarbeiter heran, der diese Methoden, wie Hahn später schrieb, glänzend beherrschte und über künstliche Radionuklide und Methoden geologischer Altersbestimmung gearbeitet hatte. Im Dezember 1938 entdeckte er gemeinsam mit Hahn und Meitner (bis sie im Juli 1938 nach Österreich fliehen mußte) bei Versuchen über die Reaktion von Uran mit langsamen Neutronen die künstliche Kernspaltung. Obwohl Straßmann und Meitner ganz entscheidend an der Enträtselung der Kernspaltung beteiligt waren, gingen beide bei der Verleihung des Nobelpreises, der Hahn 1944 zugesprochen wurde, ungerechterweise leer aus. "Lise Meitner war die geistig Führende in unserem Team gewesen", so Straßmann später. In Bezug auf Straßmann äußerte sich Otto Hahn auf die Frage eines Jounalisten anläßlich der Verleihung des Nobelpreises: "Ich kann nur das eine sagen, daß sie [die Rolle Straßmanns] so groß war, daß ich eigentlich betrübt war, daß der Herr Straßmann bei der Erteilung des Nobelpreises nicht mindestens - sagen wir mal - die Hälfte oder einen Teil des Preises bekommen hat; denn sein Anteil war ganz wesentlich" (zitiert nach M. Koch HU, Berlin). In den Jahren von 1939 bis 1946 arbeitete er an der Aufklärung der Spaltprodukte von Thorium und Uran sowie des Elemenst 93. Ab 1946 war er - ohne Habilitation - an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz ordentlicher Professor und zugleich ab 1950 zweiter Direktor des Max-Planck-Instituts (MPI) für Chemie in Mainz; 1953 beendete er seine aktive Arbeit am Institut und widmete sich ausschließlich seinen Aufgaben an der Universität. Dort arbeitete er in seinem ureigensten Arbeitsgebiet, der Kernchemie. Im April 1957 war er einer der Unterzeichner der Göttinger Erklärung, in der sich achtzehn führende deutsche Kernforscher gegen die Absicht der Bundesregierung wenden, die Bundeswehr atomar zu bewaffnen. 1970 emeritiert er. Straßmann war zweimal verheiratet: ab 1937 mit der Chemikerin Dr.-Ing. Maria Heckter (†1956) und ab 1959 mit der Jounalistin Irmgard Hartmann; beide kannte er aus seiner Zeit in Hannover.

Auszeichnungen u.a.: Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz (1972); ihm zu Ehren benannte die International Astronomical Union den Kleinplaneten 19136 nach ihm.

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Bilder: KN (19.01.2007)

Mainz, Hauptfriedhof

Günter Amendt

 

 

Deutscher Sozialwissenschaftler; studierte nach dem auf dem zweiten Bildungsweges im Hessenkolleg abgelegten Abiturs Soziologie, Psychologie und Germanistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in seiner Geburtsstadt. Während seiner Studienzeit schloß er sich dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an. 1968 wurde Amendt vom Springer-Konzern auf über 70.000 DM (ca. 35.000 EUR) Schadenersatz als Teilnehmer einer Anti-Springer Demonstration verklagt; nach einer gerichtlichen Einigung wurde er zu einer Zahlung von 30.000 DM (15.000 EUR) verurteilt, die aus Mitteln eines Spendenaufrufs beglichen werden konnte. Nach Auflösung des SDS wurde Amendt Mitglied in der in der Bundesrepublik neugegründeten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). 1972 promovierte er an der Universität Gießen über eine empirische Untersuchung zum Sexualverhalten von Jugendlichen in der Drogensubkultur. Anfang der 1970 wurde er freier Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sexualforschung und gehörte dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung an. Zu jener Zeit entstanden seine beiden populärsten Bücher Sex-Front und Das Sex-Buch (1979), die die Tabuisierung der Sexualität durchbrachen und ihn schlagartig bekannt machten. Allerdings ging die bayerische Justiz gegen das Buch vor; so wurden Münchner Buchhandlungen durchsucht und die vorgefundenen Exemplare beschlagnahmt. Von ihm stammen die Redewendungen "Alltagsdoping" oder "Pharmakologisierung des Alltags". Er bezeichnete nicht nur Cannabis, LSD oder Alkohol als Drogen, sondern rechnete auch die Erzeugnisse der Pharmaindustrie wie Psychopharmaka und andere psychoaktive Substanzen in einer medikamentenfixierten Gesellschaft hinzu. Später produzierte Amendt für den Hessischen Rundfunk (hr) Reportagen, u.a. über die Armut weiter Bevölkerungsteile in den USA und auch Hörspiele.

Amendt kam in Hamburg-Eppendorf bei einem Unfall, den ein Fahrer unter Drogeneinfluß verursacht hatte, ums Leben, als er an einer Fußgängerampel stand. Mit ihm starben der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Dietmar Mues, bekannt aus dem Krimiserie Tatort und Großstadtrevier, dessen Ehefrau Sibylle und die Bildhauerin Angela Kurrer, die Stiefmutter des Tatort-Kommissars Dominick Raacke.

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Frankfurt am Main, Friedhof Bockenheim

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Wissenschaft & Forschung XL

Omnibus salutem!