Wolfgang (Vincent) Döblin

 

Französischer Mathematiker deutscher Abstammung; einer der beiden Söhne des deutschen Schriftstellers Alfred Döblins, der nach dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28.2.1933 zunächst nach Zürich auswanderte, wo er seinen Sohn Wolfgang wiedertraf. In Paris studierte er an Faculté des sciences und arbeitete ab 1935 am Institut Henri Poincaré über die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Seine Arbeiten hierzu wurden erst nach der Veröffentlichung durch die Académie des Sciences in Paris einem breiten Publikum bekannt (er hatte im Februar 1940 seine Arbeit in einem versiegelten Umschlag hinterlegt). 1936 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an, änderte seinen Vornamen in Vincent und leistete einen zweijährigen Wehrdienst in der französischen Armee. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er als Telegrafist zum in den Ardennen stehenden 291. Infanterieregiment eingezogen und kämpfte an der Front im Saarland. Als sich sein Regiment vor den vorrückenden deutschen Truppen zurückziehen mußte, nahm er sich angesichts der zu erwartenden Niederlage Frankreichs gegen das Dritte Reich das Leben.

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Bilder: Christian Niederlender (05/2007)

Housseras (Ost-Vogesen)

Jules Henri Poincaré

Französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph; Cousin des Politikers Raymond Poincaré: der Sohn des Professors der Medizin an der Universität in Nancy, Leon Poincaré (*1828, †1892), studierte ab 1873 Mathematik an der École Polytechnique und setzte seine Studien an der Elitehochschule École des Mines fort. Er arbeitete zunächst als Bergbauingenieur und ging anschließend als Dozent für Mathematik an die Universität von Caen. 1881 wurde er auf den Stuhl für mathematische Physik an die Sorbonne in Paris berufen und hatte diese Professur bis zu seinem Tod inne. Poincaré war der Begründer der moderne Topologie und lieferte Beiträge zur Theorie der Differenzialgleichungen und zur Lösung des Dreikörperproblems. Er arbeitete auch über die Himmelsmechanik, Thermodynamik, Elektrizitätstheorie und Optik. Er gilt zudem als einer der Vorläufer der einsteinschen (speziellen) Relativitätstheorie. Von besonderer Bedeutung waren seine Werke über die Grundlagen der Wissenschaft. 

Werke u.a.: Wissenschaft und Hypothese (1901), Der Wert der Wissenschaft (1905).

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Paris, Cimetière du Montparnasse

Bilder: Florian Häberlein (01/2007)
Bild: Davis Doherty (12/2006)
Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 06/2007)

Hermann Alexander Diels

Deutscher Altphilologe; Sohn eines Volksschullehrers und Stationsvorstehers; Vater des Chemikers Otto Diels; studierte ab 1867 Altphilologie in Berlin, wechselte aber schon 1868 nach Bonn, wo er 1870 mit der ArbeitDe Galeni historia philosopha promovierte. Hier machte er auch die Bekanntschaft von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband. Am 8.7.1871 legte Diels das Lehrerexamen ab und übte diesen Beruf in Hamburg und Flensburg aus, bis er 1877 nach Berlin zurückkehrte, wo bis 1882 als Lehrer arbeitete. Parallel dazu wirkte er als Redakteur für die Commentaria in Aristotelem Graeca (dem Akademie-Projekt einer Gesamtedition der antiken griechischen Aristoteles-Kommentare). Im Juli 1881 erfolgte seine Wahl in die Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1882 erhielt er ein Extraordinariat an der Friedrich-Wilhelm-Universität und beendete zugleich seine Tätigkeit als Oberlehrer am Königstädtischen Gymnasium. 1886 wurde er schließlich Ordinarius, gefolgt vom Dekanat (1891-92) und dem Amt des Rektors (1905-06). In der Nachfolge Theodor Mommsens wurde er 1895 Sekretär der philosophisch-historischen Klasse der Akademie und hielt diese Funktion bis 1920, dem Jahr seiner Emeritierung. Diels machte sich verdient um das Verständnis der griechischen Philosophie, Medizin und Technik, förderte die Kenntnis der Realien des Altertums.

Diels (links, sitzend), von Wilamowitz-Moellendorff (Mitte) mit Kommilitonen während des Sommersemesters 1869 in Bonn.

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Berlin, Städt. Friedhof Dahlem

Bild: Andreas Kleinert (ca. 1979)

Philipp Eduard Anton Lenard

Deutscher Physiker; der Sohn eines Tiroler Weinhändlers studierte 1880 zunächst in Budapest und Wien Naturwissenschaften. Er brach jedoch nach zwei Semestern seine Studien ab und arbeitete in der väterlichen Weinhandlung in Preßburg, die er ursprünglich hatte übernehmen sollen. Ab 1883 nahm er jedoch seine Studien wieder auf, hörte bei Hermann Quincke und Robert Bunsen an der Universität in Heidelberg. 1886 promovierte er in Berlin bei Hermann von Helmholtz und war anschließend bis 1889 Assistent bei Quincke im physikalischen Institut der Universität Heidelberg, wo er seine Untersuchungen über Phosphoreszenz weiterführte. Nach einem Auslandsaufenthalt in London und verschiedenen Zwischenstationen an diversen Universitäten (u.a. Breslau, Aachen und Heidelberg) wurde er 1898 Ordinarius an der Universität Kiel, wo er die Untersuchungen des lichtelektrischen Effekts durch Heinrich Hertz und Wilhelm Hallwachs (*1859, †1922) fortsetzte und im selben Jahr entdeckte, daß bei zunehmender Lichtintensität zwar die Zahl der Elektronen wächst, nicht jedoch ihre Geschwindigkeit. Die Deutung dieser Entdeckung gelang erst Albert Einstein 1905 durch die Lichtquantenhypothese. Außerdem beschäftigte er sich u.a. mit der Ionisierung der Luft durch ultraviolettes Licht (sog. Lenard-Effekt) und schuf durch Einbau einer Aluminiumfolie in die Wand einer Entladungsröhre (sog. Lenard-Fenster) die Möglichkeit, Elektronen aus der Kathodenröhre austreten zu lassen und zu untersuchen. In den 1920er Jahren wandte er sich gegen die moderne Physik und wurde als Antisemit während des Nationalsozialismus zum Wortführer der “Deutschen Physik”. Er war ein Gegner der Relativitätstheorie Albert Einsteins und verfaßte eine 4-bändige Deutsche Physik als Gegenstück zur “jüdischen Physik”. Lenard gilt als wichtiger Wegbereiter der modernen Physik, speziell der Quantenphysik.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik für Arbeiten über Kathodenstrahlen (1905).

Inschrift: Kurz ist der Schmerz, ewig ist die Freude.

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Lauda-Königshofen OT Messelhausen

Bild: Marc Heiden (09/2004)

Igor Jewgenjewitsch Tamm [russ. И́горь Евге́ньевич Тамм]

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Russischer Physiker; der Sohn eines Ingenieurs studierte an den Universitäten von Edinburgh und Moskau, wo er 1918 mit dem Physik-Diplom abschloß. Später lehrte er an den Universitäten der Krim und der Staatlichen Hochschule Moskau, am Polytechnikum und am Institut für Ingenieurwesen und Physik, sowie an der Kommunistischen Swerdlow Universität.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik “für die Entdeckung und Interpretation des Tscherenkow-Effekts” (1958) zusammen mit Pawel Alexejewitsch Tscherenkow und Ilja Michailowitsch Frank.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Bild: Stasa16 (06/2009) wikipedia.ru
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Bilder: Günter Bihn (07/2011)

Frankfurt am Main-Höchst, Hauptfriedhof

Karl Ludwig Friedrich Stolz

 

Deutscher Chemiker; Sohn des Chemikers und späteren Apothekers Friedrich Conrad Stolz; studierte Pharmazie und Chemie und war anschließend Assistent bei Adolf von Baeyer in München. Ab 1890 arbeitete er für die Farbwerke Hoechst.

Stolz war gemeinsam mit Ludwig Knorr der Erfinder des Schmerzmittels Aminophenazon (Pyramidon® 1897). Mit der chemischen Synthese von Adrenalin (als Racemat) gelang Friedrich Stolz 1904 erstmals die künstliche Herstellung eines Hormons.

Weitere Gegenstände seiner Forschungen waren die Salvarsanchemie, Novocain, Nirvanol und Ephedrin. Für sein Lebenswerk wurde er 1930 zum Ehrendoktor der Universität Marburg ernannt.

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Alfred Adler

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Österreichischer Arzt und Psychotherapeut; eines von sieben Kindern eines Getreidehändlers jüdischen Glaubens, konvertierte jedoch im Jahr 1904 zum Protestantismus; Adler studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte dort 1895. An der Universität traf er auch die aus Rußland stammende Raissa Timofejewna Epstein (*1872, †1962), die zunächst 1895 in Zürich Biologie studiert hatte, bevor sie dann ebenfalls in Wien ein Studium begann. Die beiden heirateten 1897 in Moskau. Nachdem Adler zunächst als Augenarzt praktiziert hatte, eröffnete er eine Praxis für Allgemeinmedizin im 2. Bezirk, Leopoldstadt, Praterstraße 44, einem der ärmlicheren Viertel der Hauptstadt, nahe dem Wiener Prater gelegen. 1902 lernte er Sigmund Freud, der seit 1891 in der Berggasse 19 eine psychiatrische Praxis betrieb, bei einer dessen Diskussionsrunden der Mittwochabendgesellschaft kennen. 1911 verließ Adler jedoch den von ihm als orthodox empfundenen psychoanalytischen Zirkel und wurde zum Begründer einer eigenen, abweichenden tiefenpsychologischen Lehre, der Individualpsychologie, die nicht davon ausgeht, daß der Mensch von Trieben bestimmt sei, sondern sein Leben selbstbestimmend zu meistern habe. Seit 1926 lehrte er als Gastprofessor an der Columbia University. Als sich die Situation in Deutschland und in Österreich nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten immer bedrohlicher entwickelte, siedelte Adler 1934 in die Vereinigten Staaten über, wohin er 1935 seine Familie nachholte. Er unternahm aber immer wieder Vortragsreisen nach Europa; auf einer dieser Reisen starb Adler in Aberdeen an Herzversagen. Neben seinen zahlreichen Werken war er Herausgeber der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie, die zwischen 1914 und 1937 erschien.

Werke u.a.: Studie über die Minderwertigkeit von Organen (1907), Über den nervösen Charakter (1912), Praxis und Theorie der Individualpsychologie (1918), Menschenkenntnis (1927), The Pattern of Life (1930).

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Wien, Zentralfriedhof

Hinweis: Nach seinem Tode wurde sein Leichnam in Edinburgh kremiert und die Asche dort aufbewahrt. Erst nach längeren Recherchen wurde die Urne 2011 dort entdeckt und im April 2011 nach Wien überführt, wo sie am 12.7. in der Nähe des Haupttores 2 in einem Ehrengrab beigesetzt wurde.

Hermann Hubert Knaus

 

 

Österreichischer Chirurg und Gynäkologe; begann nach der Matura (Abitur), die er 1911 in Knittelfeld (Steiermark) ablegte, ein Medizinstudium in Graz, das er zu Beginn des Ersten Weltkrieges unterbrechen mußte, da seine Einberufung als Soldat in die österreichisch-ungarischen Armee erfolgte. Er kämpfte an den Fronten in Galizien und Südtirol und brachte es zum Rang eines Oberleutnants - ausgezeichnet mit mehreren Tapferkeitsmedaillen, Nach dem Ende des Krieges kehrte er in das Privatleben zurück, setzte sein Studium in Graz fort, das er 1920 beenden konnte und dort promoviert wurde, und begann seine klinische Tätigkeit als Assistenzarzt unter Emil Knauer an der Grazer Frauenklinik. Ab Oktober 1924 war er als Rockefeller-Stipendiat am Pharmakologischen Institut der Universität London und bei Francis Marshall an der Universität Cambridge tätig. 1926 kehrte er nach Graz zurück und begann wieder wieder an der dortigen Universität, wo er sich 1927 für Gynäkologie und Geburtshilfe habilitierte, zu arbeiten. 1930 ging er für ein Forschungssemester nach Berlin und Paris und wurde anschließend an der Universitätsklinik Graz zum außerordentlichen Professor und 1931 zum ordentlichen Assistenten der Frauenklinik bestellt, bevor er 1934 einem Ruf als ordentlicher Professor und Vorstand der gynäkologisch-geburtshilflichen Klinik an die deutsche Karl-Ferdinands-Universität Prag, die 1348 von Kaiser Karl IV. als Karls-Universität gegründet worden war, folgte. Nach dem “Anschluß” des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und der Bildung des Protektorats Böhmen und Mähren im Jahr 1938 wurde er im Rahmen der politischen Überprüfung der Dozenten der deutschen tschechischen Hochschulen, zwar übernommen, allerdings als “charakterlich belastet oder schwankende Haltung, beeinflußbar, ohne schwerwiegende politische Verfehlung‘ auf “Stufe 3” gesetzt. In der Folge trat Knaus der pro-nationalsozialistischen Sudetendeutschen Partei sowie der NSDAP bei. Von 1939 bis 1941 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität Prag. Als der Berliner Chirurg Kurt Strauß, der der SS als SS-Standartenarzt und ab 1934 der NSDAP-Reichsleitung angehörte und den Rang eines Sturmbannführers bekleidete, der Fakultät aufgezwungen worden war, erstellte Knaus 1940 im Auftrag der Fakultät eine Beurteilung der unzureichenden Operationsergebnisse Kurt Strauß’, Reichsleiter der NSDAP Robert Ley leitete daraufhin auf Initiative von Leonardo Conti, dem Chef der Reichsärztekammer, Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB) und als Hauptdienstleiter der NSDAP Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit, gegen ihn ein Verfahren vor dem Obersten Parteigericht der NSDAP ein, das im Dezember 1942 zu einer Verwarnung Knaus’ führte, obwohl sich hochrangige NS-Funktionäre für ihn verwendet hatte. Im Jahr 1943 wurde auf Betreiben von Leonardo Conti erneut ein Verfahren vor dem Obersten Parteigericht der NSDAP gegen ihn eingeleitet, da das Vorwort Marshalls in seinem Werk Die periodische Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Weibes angeblich deutschfeindlich sei; das Verfahren wurde jedoch eingestellt, da das Reichspropagandaministerium das Werk im Jahr 1939 geprüft und freigegeben hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Auflösung der Deutschen Karls-Universität in Prag war Knaus wieder als Frauenarzt in Graz tätig. Von Oktober 1948 bis März 1949 war er als Gastprofessor am Hammersmith Hospital des Imperial College London und . von 1950 bis 1960 leitete er die gynäkologische Abteilung des Lainzer Krankenhauses in Wien.

Hermann Knaus experimentierte mit Kaninchen um herauszufinden, wie eine Schwangerschaft gefördert bzw. unterbrochen werden könnt,. und entwickelte eine Zeitwahlmethode zur natürlichen Geburtenregelung; außerdem machte er Versuche mit Meerschweinchen, um Genitalkrebs hervorzurufen. Bei der 21. Versammlung der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie in Leipzig am 23.5.1929 stellte Knaus seine neuen Erkenntnisse vor, mit denen er die gängige Lehrmeinung zu Fall brachte: Unabhängig von Knaus kam der japanische Gynäkologe Ogino Kyūsaku zu ähnlichen Erkenntnissen. Daher wurde die Methode der natürlichen Empfängnisverhütung bzw. gewünschten Kinderzeugung nach ihnen beiden benannt Knaus-Ogino-Methode, nach der zur Berechnung der fruchtbaren Tage ein Jahr lang ein Menstruationskalender geführt wird..

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Bilder: Krischnik/Nerger (08/2006)

St. Veit an der Glan (Kärnten, Österreich), Friedhof

Eberhard Jäckel

 

 

Deutscher Historiker; Sohn eines Ingenieurs; studierte Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen, der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der University of Florida und der Sorbonne. und wurde 1955 in Freiburg zum Dr. phil. promoviert. Er wechselte als wissenschaftlicher Assistent an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und habilitierte sich 1961 über Adolf Hitlers Frankreichpolitik Als Privatdozent blieb er der Kieler Universität bis 1966 verbunden. Von 1967 bis zur Emeritierung 1997 lehrte Jäckel, der vor allem zur nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und zur deutschen Frage forschte, als ordentlicher Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Bekannt geworden war Jäckel durch sein 1969 erschienenes Haupt- und Standardwerk Hitlers Weltanschauung.

Im 1986 von Ernst Nolte in einem Artikel ausgelösten Historikerstreit war Jäckel ein Verfechter der Beispiellosigkeit der Shoa, des nationalsozialistischen Völkermords an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden, und er lehnte einen Vergleich .mit dem Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915 oder den Indianerkriegen ab, da sie die Shoa relativierten: Die Massakern an den Armeniern seien ”eher von Morden begleitete Evakuierungen“ gewesen seien und nur ”im eigenen Lande“ – d.h. im damaligen Osmanischen Reich - geschehen. Außerdem wandte sich Jäckel gegen eine Pauschalverurteilung von Funktionären im System der DDR - einschließlich ehemaliger Mitarbeiter des MfS; man solle, ähnlich wie bei der Entnazifizierung nach 1945, fragen, ”was jemand in dieser Funktion getan hat“.

1968, nachdem Konrad Adenauers in einer Kampagne gegen Willy Brandt (“Brandt alias Frahm”) Stimmung machte, trat Jäckel in die SPD ein und gründete gemeinsam mit Günter Grass und Siegfried Lenz die Sozialdemokratische Wählerinitiative .

Werke u.a.: Hitlers Herrschaft Vollzug einer Weltanschauung (1986), Der Tod ist ein Meister aus Deutschland (1990, mit Lea.Rosh), Das deutsche Jahrhundert Eine historische Bilanz (1996).

Auszeichnungen u.a.: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2001).

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Bilder: Dirk Budde (08/2018)

Stuttgart-Birkach, Friedhof

Johannes Edler von Müller zu Sylvelden (seit 1791)

 

Schweizer Historiker, Publizist und Staatsmann; Sohn eines Pfarrers und Lehrers; studierte von 1769 bis 1771 Theologie in Göttingen. Gegen Ende seiner Studienzeit wandte er sich - beeinflußt vom Historiker August Ludwig Schlözer, dem Vater der Philosophin und Salonière Dorothea Schlözer - der allgemeinen Geschichte zu. 1772 wurde er Professor für das Altgriechische am Collegium humanitatis, an der sein Vater schon gelehrt hatte. 1774 trat er eine Stelle in Genf an. Im Winter 1780/81 ging er auf Einladung Friedrich des Großen nach Berlin und anschließend nach Kassel, wo er von 1781 bis 1782 als Professor der Geschichte und Statistik am Collegium Carolinum lehrte und im November 1782 Bibliothekar. wurde In Kassel war Müller kurz Mitglied des Illuminatenordens, stand aber auch wie seine Freunde Georg Forster und Samuel Thomas Sömmering, dem Rosenkreuzerorden nahe.

Müllers Karriere führte ihn kreuz und quer durch Europa. Kurz bevor die Mainzer Republik etabliert wurde, berief ihn Kaiser Franz II. 1792 nach Wien, wo er als Diplomat an der Geheimen Hof- und Staatskanzlei und ab 1800 als Kustos an der Hofbibliothek wirkte. Auf Veranlassung Napoléons, dessen Bewunderer er war, kam Müller schließlich nach Kassel zurück und wurde dort 1807 Staatsminister und Generaldirektor des Unterrichtswesens im Königreich Westphalen unter König Jérôme.

Als patriotischer Nationalgeschichtsschreiber wie auch als Universalhistoriker wirkte von Müller als Förderer und Vorbild auf die Schweizer und deutsche Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Werke u.a.: Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft (5 Bde, 1786-1808)..

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Bild: Carroy (08/2009), Wikipedia.de

Kassel, Lutherplatz

Hinweis: Urheber und Stifter des Grabmals war KönigLudwig I. von Bayer, der ihn bewunderte, da er unter anderem Anreger der Walhalla bei Regensburg war in. Errichtet wurde es nach einem Entwurf von Friedrich Brugger und Leo von Klenze.

Wissenschaft & Forschung XLV

Omnibus salutem!