Prag, Teynkirche

Tycho Ottesen Brahe

                                 

Dänischer Astronom; studierte Recht und Philosophie an den Universitäten von Kopenhagen, Rostock und Leipzig, beschäftigte sich nebenbei mit der Beobachtung von Sternen, fand mit einfachsten Mitteln Fehler in den astronomischen Tabellen und bemühte sich um deren Korrektur. 1572 entdeckte er eine Supernova im Sternbild Cassiopeia. Der König von Dänemark und Norwegen, Friedrich II., unterstütze ihn bei der Einrichtung und Unterhaltung einer Sternwarte auf der Insel Hven (heute Ven); nach dem Tode des Königs erhielt er von dessen Nachfolger, Christian IV., allerdings keine Privilegien mehr, so daß er seine Sternwarte aufgeben mußte. 

Tycho Brahe in seinem Laboratorium zoom

Im Oktober 1597 zog er auf Einladung des dänischen Stadthalters und seines Freundes Heinrich Rantzau nach Wandsbek (heute zu Hamburg), bevor er im Folgejahr nach Prag ging. Der ungarisch-böhmische Kaiser Rudolf II. hatte ihm eine Pension von 3.000 Dukaten und ein Besitztum bei Prag angeboten, der Bau einer neuen Sternwarte konnte jedoch wegen des Todes Brahes nicht mehr fertig gestellt werden. Im Februar 1600 traf er auf dem unweit von Prag gelegenen Schloß Benatek erstmals Johannes Kepler, den er eingeladen hatte, kurz vor seinem Tod trafen beide noch den Astronomen David Fabricius. Brahe starb infolge des Platzen seiner Harnblase, weil er sich trotz heftigen Harndrang nicht gewagt hatte, ein von Rudolf II. veranstaltetes Bankett zu verlassen Eine 2010 vorgenommene Untersuchung der sterblichen Überreste Brahes räumte den Verdacht aus, er sei evtl. von Kepler, zu dem er in Konkurrenz stand, mittels Quecksilbers vergiftet worden, Tycho Brahe hatte eine künstliche, aus Gold gefertigte Nasenspitze, nachdem er die natürliche bei einem Duell mit einem dänischen Kommilitonen während seines Studiums an der Rostocker Universität verloren hatte.

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Charles Robert Darwin

               

Britischer Naturforscher; der Begründer der modernen Evolutionstheorie war das fünfte Kind einer reichen englischen Familie, sein Großvater mütterlicherseits erfolgreicher Unternehmer Josiah Wedgwood, Besitzer einer Porzellanmanufaktur, der Großvater väterlicherseits Erasmus Darwin, im 18. Jahrhundert ein berühmter Arzt und Gelehrter; er studierte in Edinburgh Medizin, brach aber 1827 das Studium ab, um in Cambridge - wiederum auf Anraten des Vaters - Theologie zu studieren, bestand das Examen jedoch nur mit Mühe. Auf einer Reise - für ihn eine Qual, da er permanent seekrank war - an Bord des Forschungs- und Vermessungsschiffs Schiffes Beagle unter der Führung von Robert FitzRoy, zu der ihn sein Freund aus seiner Studienzeit in Cambridge, Professor John Stevens Henslow (*1796, †1861) als wissenschaftlichen Sammler empfohlen hatte, wurde sein Interesse an der Entstehung von Tier- und Pflanzenarten geweckt. Dieser hatte ihm die Lektüre des ersten Bandes von Charles Lyells (*1797, †1875) Principles of Geology (1830-33) ans Herz gelegt, wodurch sein Interesse an der Entstehung von Tier- und Pflanzenarten geweckt wurde. Er begann, die bis dato geltenden Katastrophentheorie, der zufolge die Entwicklung im Laufe der Erdgeschichte, beispielsweise die Entstehung neuer Tier- und Pflanzenarten, durch Naturkatastrophen und anschließende Neuschöpfungen erklärt wurde, in Zweifel zu ziehen. Besonders der Aufenthalt auf den Galápagos-Inseln vor der Küste Ecuadors führten ihn zum Studium über die Entstehung von Arten und zu der Frage, ob verschiedene, einander ähnliche Arten aus einer gemeinsamen Stammform hervorgegangen sein könnten. Da Darwin interdisziplinär dachte, konnte er neue Erkenntnisse leichter akzeptieren, als die im Denken und Wissen ihrer Zeit gefangenen Wissenschaftler. Nach seiner Heimkehr (1836) notierte Darwin seine Gedanken zur Veränderlichkeit und Entstehung der Arten in einer Schrift von 35 Seiten, legte diese aber unveröffentlicht zur Seite, da er Nachteile für seine Familie und sich im Falle der Veröffentlichung fürchtete. Erst ca. 20 Jahre später trug er seine Gedanken der “Linne an Society” vor, nachdem er während der Zeit des Schweigens darunter gelitten hatte, seine Erkenntnisse nicht mitteilen zu können. Nach der Veröffentlichung von On the Origin of Species by Means of Natural Selection (dt. Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl) gab es heftige Widerstände gegen seine Gedanken, insbesondere von christlicher Seite, da Gott nunmehr absolet zu sein schien. Den Kritikern, die in Bezug auf die Evolutionstheorie konzidierten, die natürliche genetische Auswahl habe zwar bei den Urmenschen wegen dessen noch geringer geistigen und moralischen Bildung eine Rolle gespielt, dürfte aber heute “nur in geringem Maße eine weitere, durch natürliche Zuchtwahl oder 1840irgend welche andere Mittel bewirkte Modification seiner körperlichen Bildung erfahren haben..”, entgegnete er messerscharf: “Wenn sie (die Abweichungen zur Vererbung) daher früher für den Urmenschen und seine affenähnlichen Urerzeuger von großer Bedeutung waren, so werden sie durch natürliche Zuchtwahl vervollkommnet oder fortgeschritten sein”. Seine Cousine Emma Wedgwood, die er 1839 geheiratet hatte, eine tiefgläubige Frau, fürchtete, ihren Mann aufgrund der “gottlosen” Ansichten im Jenseits nicht wiedersehen zu können. Darwin zog auf seinen Landsitz Down House in Kent, wo seine Frau 10 Kinder gebahr, von denen drei im Kindesalter starben.

 

HMS Beagle bei der Einfahrt in den Beagle-Kanal (Murray Narrows) in Feuerland.

Werke u.a.: On the Origin of Species by Means of Natural Selection (Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl, 1859), The Variation of Animals and Plants Under Domestication (1868, Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication), The Descent of Man (1871, Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl), The Expression of the Emotions in Animals and Man (1872, Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei den Menschen und den Thieren).

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London, Westminster Abbey, The Nave

Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach (seit1813)

                            

Deutscher Jurist, erstes Kind des Advokaten Johann Anselm Feuerbach (*1755, †1827); Großvater des Malers Anselm Feuerbach, und Vater des Philosophen Ludwig Andreas Feuerbach; besuchte nach dem Umzug der Familie nach Frankfurt am Main das dortige Gymnasium, studierte ab 1792 an der Universität Jena Philosophie, dann Rechtswissenschaften und war anschließend als Privatdozent tätig, bevor er 1801 an der Universität von Jena außerordentlicher Professur der Jurisprudenz wurde und schließlich ordentlicher Professor für Lehnrecht. Schon 1802 folgte er einem Ruf an die Kieler Universität und 1804 an die gerade gegründete bayerische Landesuniversität in Landshut, wo mit seiner Hilfe ein Entwurf zu einem bayerischen Strafgesetzbuch ausgearbeitet werden sollte. 1805 wurde er als Geheimer Referendar in das Ministerialjustiz- und Polizeidepartement nach München versetzt, wurde 1806 ordentliches Mitglied des Departements und 1808 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Bereits 1806 tat Feuerbach durch seinen Entwurf zur Abschaffung der Folter den ersten Schritt zur Beseitigung der Mißstände in der bayerischen Kriminaljustiz,. die schließlich abgeschafft wurde. Als Neubegründer der deutschen Strafrechtswissenschaft forderte er auch für die moderne Strafrechtslehre den alten römischen Rechtsgrundsatz nullem crimen, nulla poena sine lege (kein Verbrechen, keine Strafe ohne Gesetz, d.h. ohne vorherige, gültige Strafrechtsregelung) ein. 1814 wurde er zum zweiten Präsidenten des Appellationsgerichts in Bamberg und 1817 zum ersten Präsidenten des Appellationsgerichts in Ansbach. Dort trat er 1828 mit dem Findling Caspar Hauser zusammen, der durch Feuerbachs Schrift Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen zu europäischer Berühmtheit gelangte. Feuerbach, der 1821 zum Wirklichen Staatsrat ernannt worden war, starb überraschend und ungeklärt in Frankfurt am Main, als er dort seine Schwester besuchte.

Werke u.a.: Merkwürdige Verbrechen in aktenmäßiger Darstellung.

Inschrift: Insigne moestis praesidium reis et consulenti curiae (dt. Hervorragender Schutz unglücklicher Angeklagter und Rat Suchender[aus: Horaz, Carmina II 1, Strophe 4)

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Georg Simon Ohm

Deutscher Physiker; nach Studium der Mathematik und Physik an der Universität Erlangen promovierte er dort 1811, nachdem er zunächst aus finanziellen Gründen sein Studium unterbrechen mußte; lehrte anschließend Mathematik und Physik an verschiedenen Orten u.a. in Bamberg, Köln und Berlin, von 1833 bis 1849 Physikprofessor an der Polytechnischen Schule in Nürnberg, von 1852 bis zu seinem Tod Professor für Experimentalphysik an der Universität München. Er erforschte die Eigenschaften elektrischer Ströme, formulierte das Ohm’sche Gesetz als Beziehung zwischen Strom, Spannung und Widerstand, die Einheit des elektrischen Widerstands wurde nach Ohm benannt.

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München, Alter Südlicher Friedhof

Paris, Panthéon

Pierre Curie

Französischer Physiker und Nobelpreisträger.; studierte an der Sorbonne Physik, wurde 1895 Professor an der École de physique et de chimie in Paris, 1904 als Professor für Physik an die Sorbonne berufen und 1905 zum Mitglied der Französischen Akademie ernannt. Pierre wurde von einem Pferdewagen überfahren und starb an seinen Verletzungen.

Marie Curie née Marya Sklodowska

Französische Physikerin und Nobelpreisträgerin; ging 1891 nach Paris (wo sie ihren Vornamen in Marie änderte), bestand bereits nach 2-jährigem Studium der Physik an der Sorbonne die Abschlußprüfung. Marie und Pierre Curie heirateten 1895. 1898 isolierte sie zusammen mit H. Becquerel als dessen Assistentin aus der Pechblende zunächst Polonium und dann gemeinsam mit ihrem Mann Pierre das Element Radium. Beide legten damit eine der Grundlagen für die moderne Kernphysik. Im gleichen Jahr wies sie die Radioaktivität des Thoriums gleichzeitig mit G. C. Schmidt nach. Hierfür erhielt sie mit ihrem Mann 1903 den Nobelpreis für Physik. 1906 wurde sie nach dessen Tode Nachfolgerin ihres Mannes als Professorin für Physik an der Sorbonne. 1911 erhielt sie – einzigartig - einen zweiten Nobelpreis, diesmal für Chemie; aufgrund ihrer Arbeit zum Radium und zu Radiumverbindungen, 1914 wurde sie Leiterin des Pariser Radiuminstituts und half bei der Gründung des Curie-Instituts.

In dem Jahr, in dem sie ihren zweiten Nobelpreis erhielt, wurde ihre Beziehung zu Paul Langevin (*1872, †1946), einem Schüler ihres verstorbenen Mannes, von der Presse öffentlich gemacht. Daraufhin bedrohte dessen Gattin Marie Curie mit dem Tode, reichte die Scheidung ein und verklagte ihren Ehemann” wegen Verkehrs mit einer Konkubine in der ehelichen Wohnung“. Die Affaire geriet erst dann aus dem Fokus der Öffentlichkeit, als das Ehepaar sich außergerichtlich ins Benehmen setzte.

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Galileo Galilei

 pinxit Tintoretto     

Italienischer Physiker, Mathematiker, Philosoph und Astronom, Sohn eines Komponisten und Musiktheoretikers, schrieb sich 1581 an der Universität von Pisa ein, um Medizin zu studieren, wandte sich jedoch der Philosophie und Mathematik zu und nahm 1589 eine Stelle als Lektor für Mathematik an der Universität Pisa an Da sein Vertrag 1592 nicht verlängert wurde, nahm er einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Padua bis 1610 ein. Im Herbst 1610 ernannte Cosimo II. de’ Medici Galilei, der von 1605 bis 1608 sein Lehrer gewesen war, zum Hofmathematiker und -philosophen und zum Ersten Mathematikprofessor an der Universität von Pisa – ohne jede Lehrverpflichtung. Im September 1619 übersiedelte er nach Florenz und ließ seine Haushälterin Marina Gamba, mit der er drei Kinder hatte, in Pisa zurück. Seine Töchter Virginia (Ordensname: Maria Celeste, (†1634) und Livia (Ordensname: Arcangela, †1659) brachte er in einem Kloster unter, in dem sie bis zu ihrem Lebensende verblieben; sein Sohn Vincenzio (†1669) wurde 1613 zu seinem Vater nach Florenz geschickt, nachdem Marina Gamba einen Mann namens Giovanni Bartoluzzi geheiratet hatte.

1609 baute Galilei erstmals ein im Jahr zuvor in Holland erfundenes Fernrohr nach; welches zunächst eine 4-fache Vegrößerung gegenüber dem menschlichen Auge bot; das er der Signoria, der venezianischen Regierung, anbot, die dessen Wert für das Militär sofort erkannte. Nach und nach gelang konnte er die Vergrößerung auf das 33-fache steigern. Bereits mit Hilfe eines Teleskops mit einer 20facher Vergrößerung hatte erbegonnen, die Gebirge und Krater auf dem Mond zu erforschen, erkannte, daß die Milchstraße aus Sternen besteht und entdeckte die vier größten Jupitermonde. Als er die Phasen der Venus beobachtete, erkannte er den Grund für die Entstehung der Phasen: Der Planet müsse sich um die Sonne bewegen; damit bestätigte sich Kopernikus’ Ansicht, daß nicht die Erde den Mittelpunkt des Universums bilde, sondern die Sonne. Obwohl er aufgrund dieser Beobachtungen wußte, daß sich die Erde um die Sonne bewege, dieser Erkenntnis gegenüber dem ptolemäischen Weltbild den Vorrang gab, trat Galilei erst 1610, als er auf Lebenszeit als Hofmathematiker und Hofphilosoph des Großherzogs nach Florenz zurückgekehrt war und zugleich dort Lehrer der Medici-Kinder wurde, öffentlich für das heliozentrische Weltsystem des Nikolaus Kopernikus ein. Da seine Entdeckungen im Widerspruch zur aristotelischen Auffassung standen, kam es zu Auseinandersetzungen mit Professoren der Universitäten in Florenz und Pisa, in dessen Folge seine Veröffentlichungen 1616 schließlich der Zensur unterworfen wurden; der jesuitische Kardinal Roberto Bellarmino wies Galilei an, nicht mehr zu behaupten, daß sich die Erde bewege. Nachdem Galilei jahrelang nicht mehr veröffentlicht hatte, erschien 1632 in Florenz der Dialog über die zwei hauptsächlichsten Weltsysteme (den urspr. Titel Dialog über die Gezeiten mußte er ändern), indem er die ptolemäische und die kopernikanische Hypothese in Bezug auf die Physik der Gezeiten diskutierte; trotz zweier behördlicher Genehmigungen wurde Galilei von der Inquisition nach Rom geladen, um sich vor Gericht dem Verdacht der Ketzerei zu stellen. Diese Anschuldigung beruhte auf jenem Bericht, in dem Galilei seitens Bellarmino 1616 persönlich befohlen worden war, die kopernikanische Theorie weder mündlich noch schriftlich zu diskutieren. 1633 wurde Galilei gezwungen, abzuschwören; um der Todesstrafe zu entgehen, mußte er seine Erkenntnisse widerrufen: Im Dominikanerkloster Santa Maria sopra Minerva in Rom verlas er ein von der Inquisition vorbereitetes Dokument. Jedoch wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, die dann zu ständigem Hausarrest gemildert wurde. Es wurde angeordnet, den Dialog zu verbrennen; das Urteil gegen Galilei konnte in jeder Universität öffentlich eingesehen werden. Erst im Oktober 1992 gestand eine päpstliche Kommission den Irrtum des Vatikans ein, und Galileo Galilei wurde offiziell rehabilitiert (“Und sie (die Erde) bewegt sich doch”, soll er übrigens am Ende des Prozesses und des Widerrufs murmelnd gesagt haben).

Werke u.a.: Discorsi e dimostrazioni matematiche (1638, dt. Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend).

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Galileis Widerruf der ihm vorgeworfenen Häresie vom 22.6.1633

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1  Die Raumsonde, die am 18. Oktober 1989 von der NASA mit dem Ziel gestartet worden war, um den Planeten Jupiter und dessen Monde zu untersuchen, trägt den Namen des Physikers, Mathematikers, und Astronomen Galileo Galilei. Ihr gelangen im Juli 1994 spektakuläre Aufnahmen von den Einschlägen der Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9, der im Jahr zuvor entdeckt worden war, auf der Oberfläche des Größten der Planeten in unserem Sonnensystem.

Bild: NASA

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Florenz, Basilica Santa Croce

Aufnahme 2003
Bild: Federico Cantoni (04/2006) GNU-DLF
Bild: Infrogmation (1993) it.wikipedia GFDL
Bild: Hartmut Riehm (10/2006)
Bild: KN (1977)
Bild: Richard Gillanders (04/2007) flickr.com

Hinweis: Das ursprüngliche Grab befindet sich in Sceaux (Île-de-France, Dép. Hauts-de-Seine). Die sterblichen Überreste der beiden wurden erst 1995 in das Panthéon überführt.

Hinweis: Galileo Galilei war zunächst unter dem Glockenturm der Basilika Santa Croce in Florenz beigesetzt worden; man hatte ihm ein ehrenvolles Begräbnis verweigert, da er mit seinem der damals geltenden Lehre widersprechenden heliozentrischen Weltbildes bei der katholischen Kirche in Ungnade gefallen war. Erst 1737 wurde innerhalb der Basilika zur letzten Ruhe gebettet worden. Bei dieser Umbettung hatte man den sterblichen Überresten drei Finger, einen Zahn sowie einen Wirbel "entwendet". Reste des Raubes wurden im Jahre 2009 in einem "Marmeladenglas" wieder entdeckt.

Bilder: Wikipedia, GNU-Lizenz, s.a hier

Hinweis: Im Dezember 2010 wurden die Gebeine Tycho Brahes exhumiert, um die Todesursache festzustellen, da ein Blasenriß als Todesursache als eher unwahrscheinlich gilt. Im Gegenteil hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, er sei vergiftet worden. An Barthaaren, die seit der ersten Exhumierung im Jahre 1901 im Prager Nationalmuseum aufbewahrt werden, war eine über hundertfach erhöhte Quecksilberbelastung festgestellt worden. 2012 wurde das neue Ergebnis veröffentlicht; danach starb Brahe nicht an einer Überdosis an Quicksilber, d.h. er wurde höchstwahrscheinlich nicht ermordet. Außerdem gewannen die Wissenschaftler die Erkenntnis, daß seine Nasenprothese aus Kupfer gefertigt worden war.

Bilder: Thomas Haas (04/2012)

Sceaux (Dép. Hauts-de-Seine),Cimetière communal

Irène Joliot-Curie

 

Französische Physikerin; eine von zwei Töchtern von Marie und Pierre Curie; wuchs, da ihr Vater früh starb, unter der Obhut ihres Großvaters Eugène Curie auf, der ihre politischen Ansichten stark beeinflußte. Während des Ersten Weltkrieges leitete sie eine Röntgenstation im Militärkrankenhaus von Amiens. Nach 1918 arbeitete sie zunächst unentgeltlich bei ihrer Mutter am Institut du Radium der Pariser Universität mit und studierte parallel dazu Mathematik und Physik an der Sorbonne. Später erhielt sie an dem Institut einen Unterassistenten-Posten. Dort lernte sie den Chemielaboranten Frédéric Joliot kennen. Die beiden heirateten am 9.10.1926. 1935 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann den Nobelpreis für Chemie für die Synthese neuer radioaktiver Elemente. Im Jahr 1936 wirkte sie im französischen Kabinett als Staatssekretärin für wissenschaftliche Forschung. Von 1946 bis 1951 war sie Mitglied der französischen Atomenergiebehörde und ab 1947 Leiterin des Institut du Radium. 1939 wurde sie Mitglied der Légion d'honneur.

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Jean Frédéric Joliot-Curie

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Französischer Physiker; studierte an der Sorbonne. Während seiner Tätigkeit am Institut du Radium traf er Irène Curie. Sie heirateten am 9.10.1926, nahmen den Namen Joliot-Curie an und arbeiteten fortan als wissenschaftliches Team. Sie spezialisierten sich auf das Gebiet der Kernphysik. Im Jahr 1933 gelang ihnen die wichtige Entdeckung, daß radioaktive Elemente künstlich aus stabilen Elementen hergestellt werden können. 1937 wurde er Professor für Physik am Collège de France und Direktor des Laboratoire de Synthèse Atomique in Ivry. Während der deutschen Okkupation von Paris im Zweiten Weltkrieg war er Vorsitzender der Front National, der im Untergrund agierenden Widerstandsbewegung aus Pariser Universitätskreisen. 1946 wurde er französischer Repräsentant für die Atomenergiebehörde der Vereinten Nationen. Als Hochkommissar war er für die Atomenergieforschung in Frankreich verantwortlich. Nachdem er nach 1946 Mitglied der kommunistischen Partei geworden war, wurde er 1950 aus seinem Amt entlassen. 1956 trat er die Nachfolge seiner Ehefrau als Leiter des Institut du Radium an.

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Bilder; Thomas Haas (04/2012)

Sceaux (Dép. Hauts-de-Seine),Cimetière communal

Hinweis: Bei Michel Langevin (*1926, †1985), handelt es sich um den Enkel des Physikers Paul Langevin, mit dem Marie Curie 1910/1911 eine Affaire hatte, die eine große öffentliche Aufmerksamkeit erreichte.

Sir William Matthew Flinders Petrie (seit 1923)

                              

 

Englischer Archäologe; Sohn eines Vermessungs- und Elektroingenieurs; Enkel des Vermessers der australischen Küstenlinie; wurde von seinem Vater und anderen Mitgliedern der Familie u.a. in Latein und Altgriechisch wegen seiner fragilen Gesundheit zu Hause unterrichtet, bis er im Alter von acht Jahren einen Nervenzusammenbruch erlitt und zunächst jede weitere Unterrichtung eingestellt werden mußte. Schon als Kind interessierte er sich für Ausgrabung und kritisierte die rüden Methoden der Freilegung einer römischen Villa auf der Isles of Wright. Ein Buch über die Große Pyramide von Gizeh, das er als 13-Jähriger las, weckte sein Interesse für Ägypten. Von 1875 bis 1880 grub er zunächst in Großbritannien; dabei stieß er u. a. auf das prähistorische Steinmonument Stonehenge. Anfang 1880 reiste er nach Ägypten, machte in Gizeh eine sorgfältige Bestandsaufnahme und veröffentlichte nach seiner Rückkehr Ende 1880 nach England seine Untersuchungen in dreidimensionaler Darstellung. In dieser Zeit lernte er Amelia Edwards kennen, die von seinem Eifer und gezieltem Vorgehen beeindruckt war, Durch sie finanziell mit einer monatlichen Summe von 250 Pfund unterstützt, begann Petrie 1884 mit seinen Ausgrabungen in Ägypten, zunächst mit den Ausgrabungen der Pyramiden von Gizeh; später leitete er archäologische Projekte im Nildelta, so am großen Tempel in Tanis (1884) und in der griechischen Stadt Naukratis (1885), sowie in der Region Faijum (1888-90).

Kurz vor ihrem Tode hatte Amelia Edwards 1892 an der University of London mit einem Betrag von 2.500 Pfund dem Lehrstuhl für Ägyptologie gestiftet, deren erster Inhaber Flinders Petrie wurde; diese Position hatte er bis 1933 inne. Petrie, der als der Begründer der wissenschaftlichen Grabungsmethoden in Ägypten und Palästina gilt, organisierte von 1927 bis 1938 Ausgrabungen in Palästina, insbesondere in Tell Hasi. Seine frühen Studien deckten die Tatsache auf, daß es in Ägypten antike griechische Siedlungen gab. Petrie schlug als Erster ein chronologisches System vor, durch das aus Schichtenabfolgen von Keramikfunden die Evolution einer Kultur aufgezeigt werden könne. 1894 gründete er den Egyptian Research Account, aus dem die British School of Archaeology in Ägypten hervorging.

Werke u.a.: Seventy Years in Archaeology (1931, dt. Siebzig Jahre Archäologie).

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Bild: Hanay (09/2009) Wikipedia.en

Jerusalem, Protestantischer Friedhof

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Ferdinand Julius Cohn

 

Deutscher Botaniker und Bakteriologe; Sohn eines Kaufmanns; studierte Medizin ab 1842 an der Universität von Breslau, wo er bereits sein Interesse für die Biologie entdeckte, und wechselte 1846 an die liberalere Berliner Universität, wo er Schüler u.a. von Eilhard Mitscherlich war und 1847 promoviert wurde. 1849 wurde er Mitglied der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie und Ehrenmitglied der Regensburger Botanischen Gesellschaft. 1850 war er Privatdozent in Berlin. Als ihn 1851 die Universität Breslau als Privatdozent berief, kehrte er nach Breslau zurück, wo er bis zu seinem Tode lebte. 1852 wurde er Mitglied und 1856 Leiter der botanischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 1859 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Botanik in Breslau, eine Position, die er bis zu seinem Tod innehielt. .Außerdem war er Direktor des Botanischen Museums der Universität.

Cohn widmete sich dem Studium der mikroskopischen Organismen der Algen und Pilze und untersuchte die bakteriellen Ursachen infektiöser Pflanzen- und Tierkrankheiten. Er war es, der zuerst Bakterien als niedere Lebewesen erkannte und ihre Bedeutung als Krankheitserreger und Auslöser von Epidemien. Mit der Einführung sterilisierter Nährböden legte er die Grundlage der experimentellen Bakteriologie und gilt als Mitbegründer der Bakteriologie. Als Erster ordnete er die Bakterien dem Pflanzenreich zu . Im Jahr 1872 veröffentlichte Cohn die erste, auf morphologischen Merkmalen basierende Klassifizierung von Bakterien unter dem Titel Untersuchungen über Bakterien (sein offizielles botanisches Kürzel lautet ”Cohn“). Vor der Veröffentlichung seines Milzbrand-Artikels im Jahre 1876 schickte Robert Koch, der heute als Begründer der Bakteriologie gilt, eine erste Fassung seiner Arbeit zur Beurteilung an Cohn, der ihn daraufhin zu einer Präsentation nach Breslau einlud und ihn zu weiteren Studien ermunterte.

Ferdinand Julius Cohn erfuhr zahlreiche Ehrungen: So war er Dr. h.c. der medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, korrespondierendes Mitglied der Academia dei Lincei in Rom, des Institut de France in Paris und der Royal Society in London. 1885 wurde er mit der Leeuwenhoek Goldmedaille ausgezeichnet und 1895 mit der Goldmedaille der Linneschen Gesellschaft.

Werke u.a.: Die Menschheit und die Pflanzenwelt. (1851), Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Mikroskopischen Algen und Pilze (1854), Die Pflanze (2 Bde., 1895-97).

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Bilder: Kramar (06/2011) Wikipedia.de
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Breslau / Wroclaw, Alter jüdischer Friedhof

Bild: KN (08.06.2017)
Bild: Ana al'ain (09/2016) Wikipedia.org
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Wissenschaft & Forschung V

Omnibus salutem!