Britischer Logiker und Mathematiker; Sohn eines Mathematiker, der Präsident des Magdalene College war. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Michael, dem späteren Lord Ramsey, Erzbischof von Canterbury (*1904, †1988), war er politisch linksorientiert – seine Ehefrau bezeichnete ihn als einen “militanten Atheisten”. Er besuchte das College in Winchester, bevor er nach Cambridge zurückkehrte, um Mathematik am Trinity College zu studieren. Ramsey, der innerhalb von nur einer Woche die deutsche Sprache erlernt hatte, las Ludwig Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus, den dieser gerade beendet hatte, und zeigte sich von der Lektüre tief beeindruckt, übersetzte einen großen Teil ins Englische und veröffentlichte eine erste Rezension in der philosophischen Zeitschrift Mind. 1923 reiste er nach Österreich und diskutierte mit Wittgenstein, der damals als Dorflehrer tätig war. 1924 reiste er erneut nach Österreich, um sich bei Theodor Reik (*1888, †1969) in Wien einer Psychoanalyse zu unterziehen, verbunden mit weiteren Besuchen bei Wittgenstein. Nach seiner Rückkehr in seine Heimat wurde er mit 21 Jahren als Fellow an das King's College berufen und war dort Director of Studies in Mathematics. Beeinflußt von Wittgensteins Analyse der logischen Tautologien, versuchte Ramsey, eine logizistische Grundlegung der Mathematik durchzuführen, wobei er u.a. zwischen syntaktischen und semantischen Antinomien unterschied. Ramsey leistete einen wichtigen Beitrag zum Entscheidungsproblem. Daneben beschäftigte er sich mit Fragen der Nationalökonomie, veröffentlichte hierzu zwei bedeutende Arbeiten: A Mathematical Theory of Saving (1927) und A Contribution to the Theory of Taxation (1928). Zahlreiche Begriffe der mathematischen Logik und der Wissenschaftstheorie sind mit seinem Namen verbunden, so das Ramsey-Theorem, das Ramsey-Substitut, die Braithwaite-Ramsey-Hypothese. Ramsey starb bereits im Alter von nur 26 Jahren an Hepatitis, die er sich bei einer Unterleibsoperation zugezogen hatte.
Werke u.a.: General Propositions and Causality (1929).
Cambridge, Ascension Parish Burial Ground
(r.) pixit Angelica Kauffmann
Deutscher Archäologe und Kunstgelehrter; der Sohn eines Schusters studierte evangelische Theologie an der Universität von Halle (Saale), sowie Geschichte, Recht, Naturwissenschaft und Philologie. Ab 1748 war er Bibliothekar im Dienste des Reichsgrafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden. Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses als gräflicher Bibliothekar im Jahre 1754 widmete sich Winckelmann, der 1754 zum Katholizismus konvertierte, in Dresden dem Studium der bildenden Künste. Angeregt durch diese Studien und ausgestattet mit einem kursächsischen Stipendium, reiste er 1755 nach Rom, wo er 1757/58 Bibliothekar des päpstlichen Kardinalstaatssekretärs Alberico Archinto (*1698, †1758), 1758 Bibliothekar und Kustos der Antikengalerie des Kardinals Alessandro Albani und 1763 Scriptor der Vatikanischen Bibliothek war. 1764 übernahm er schließlich die Aufsicht über die Altertümer in und um Rom, wurde Antiquar der Apostolischen Kammer. Auf mehreren Reisen besuchte er Neapel und die antiken Stätten in Paestum, Herculaneum und Pompeji, wo gerade vor kurzem mit Ausgrabungen begonnen worden war. Begeistert von den Altertümern - “Die reinsten Quellen der Kunst sind eröffnet” - publizierte er 1764 in zwei Teilen sein Hauptwerk Geschichte der Kunst des Alterthums und gilt damit als Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft. Seine Betrachtungen der griechischen Antike hatten bedeutende Ausstrahlung auf das europäische Geistesleben. Winckelmann lenkte erstmals den Blick von der römischen auf die griechische Antike: “Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der Griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt und eine stille Größe, sowohl in der Stellung als auch im Ausdruck” und prägte das idealisierte Antikebild der deutschen Klassik. Auf der Rückreise von einem Besuch in Deutschland wurde er von seinem Zimmernachbarn, dem wegen Diebstahls an seinem Dienstherren vorbestraften Francesco Arcangeli (*~1730, †1768), während eines Zwischenstopps in Triest im dortigen Hotel Locanda Grande, wo er auf die Überfahrt nach Ancona wartete, zunächst mit einer Schlinge erfolglos gewürgt und dann mit sieben Messerstichen niedergestochen und tödlich verwundet; Hintergrund der Tat war vermutlich der Versuch, seine Geldbörse mit Goldmünzen, die Winckelmann zuvor seinem Mörder gezeigt hatte, zu entwenden; jedoch gab es immer wieder Spekulationen über den Grund für die Ermordung des Deutschen.
Werke u.a.: Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst (1755), Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen (1762), Anmerkungen über die Baukunst der Alten (1762), Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, und dem Unterricht in derselben (1763), Anmerkungen über die Geschichte der Kunst des Alterthums (1764), Versuch einer Allegorie, besonders für die Kunst (1766), Monumenti antichi, inediti spiegati ed illustrati (3 Tle., 1767-79).
Inschrift: Ioanni Winckelmann domo Stendalia praef monumentis Romae curandis egerundis maxima politioris humanitatis laude florenti adita Vindobona sedem honoris sui repetens manu advenae proditioris hac in urbe peremptus estui eid iun an MDCCLXVIII agens an L m V d XXX. Tergestini aere conlato fac cur an MDCCCXXXII explanatori praestantissimo antiquitatis. [Johann Winckelmann, Bürger Stendals, Aufseher zum Schutz und über die Ausgrabungen der Monumente Roms, hochberühmt für seine verfeinerte Kultur, wurde nach einem Besuche Wiens, als er sich anschickte, an den Sitz seines Amtes zurückzukehren, in dieser Stadt durch die Hand eines ausländischen Verräters am 8. Tage des Juni 1768 im Alter von 50 Jahren, 5 Monaten und 30 Tagen ermordet. Die Bürger Triests realisierten nach einen öffentlichen Subskription 1832 [dieses] für den hervorragenden Interpreten der Altertümer].
Triest, Beinhaus im heutige Orto Lapidario
Hinweis: Schon bald nach der Beisetzung Winckelmanns war die Lage seines Grabes in Vergessenheit geraten. , Dem öffentlichen Prokurator Domenico Rossetti ist es zu verdanken, daß nach seit 1808 laufenden Vorbereitungen 1832 zu Ehren und in Erinnerung an Winckelmann ein Kenotaph errichtet werden konnte.
Wilhelm Grimm
Deutsche Germanisten; ältere Brüder von Ludwig Emil Grimm; studierten Rechtswissenschaft in Marburg an der Philipps-Universität, an der einer ihrer Lehrer Friedrich Carl von Savigny war. Nach Beendigung des Studiums bekleideten sie zunächst Ämter im diplomatischen und Bibliotheksdienst in Kassel. 1830 gingen beide nach Göttingen, wo Wilhelm Grimm, der sich hauptsächlich mit Text- und Literaturkritik befaßte, auch hier als Bibliothekar tätig war, während sein Bruder Jacob - schon immer interessiert an germanischer Sprach- und Altertumskunde - als Professor deutsche Altertumswissenschaft lehrte. Beide gehörten zum Kreis der Göttinger Sieben (s.a. Dahlmann). 1837 wurden sie daher ihrer Ämter enthoben und ließen sich zunächst wieder in Kassel nieder, bis sie 1841, einer Einladung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. folgend, nach Berlin gingen und Lehraufträge an der Universität übernahmen. Bereits nach Abschluß ihrer Studien 1806 hatten die Brüder, angeregt von ihren Freunden Achim von Arnim und Clemens Brentano, gemeinsam mit der Sammlung von Märchen, die sie aus dem Volke, aus Romane der Barockzeit und alten Geschichten aus dem Freundeskreis zusammentrugen und teilweise überarbeiteten, begonnen. Diese veröffentlichten sie in zwei Bänden als Kinder- und Hausmärchen (1812-1815), durch das sie allgemein bekannt wurden. Als das letzte große Sammelwerk der Brüder erschienen die Deutschen Sagen (1816-18). Ihr bedeutendstes wissenschaftliches Werk ist die Deutsche Grammatik (1819-37), an dem Wilhelm bis zu seinem Tode, der den älteren Bruder sehr erschütterte, noch mitgearbeitet hatte und welches ihren Ruhm als bedeutendste Sprachwissenschaftler ihrer Zeit begründeten und sie zum Begründer der germanischen Philologie machte.
Wilhelm Grimm war mit Dorothea née Wild verheiratet, während Jacob unverheiratet blieb.
Titelblatt der Erstausgabe von 1854
Märchen u.a.: Die Sterntaler, Der Froschkönig, Hänsel und Gretel, Das tapfere Schneiderlein, Aschenputtel, Frau Holle, Rotkäppchen, Dornröschen, Schneewittchen, Rumpelstilzchen.
Sir Humphry Davy (seit 1812), Baronet (seit 1818)
Englischer Chemiker; da sein Vater, ein Holzschnitzers, bereits 1794 starb und Davy seine Familie unterstützen mußte, machte er zunächst eine Lehre bei einem Arzt und Apotheker seines Heimatortes. 1798 entdeckte Davy, der sich als Autodidakt auf dem Gebiet der Chemie ein umfangreiches Wissen angeeignet hatte, die für die medizinische Behandlung wichtige anästhesistische Wirkung von Stickstoff(I)-oxid: vulgo Lachgas. 1801 wurde er am Royal Institution in London Professor, wo Michael Faraday, der seine Aufzeichnungen aus Davys Vorlesungen gebunden und diesem geschenkt hatte, 1813 sein Laborgehilfe wurde; zweimal allerdings opponierte er gegen die Wahl Faradays zum Mitglied dieser Institution (1814 jedoch wurde Faraday schließlich aufgenommen). Davy isolierte die Elemente Kalium, Natrium sowie Calcium und entdeckte später das Element Bor. Außerdem erbrachte er den Nachweis, daß Diamanten aus stark komprimiertem Kohlenstoff bestehen und entdeckte das lichtempfindliche Silbersalz, das Silberiodid, und schuf damit eine wesentliche Voraussetzung für die spätere Photographie. 1815 erfand er eine Wetterlampe für Bergleute, mit deren Hilfe es möglich wurde, in Stollen ausströmende Explosivgase rechtzeitig anzuzeigen.
1827 erkrankte Davy schwer, vermutlich aufgrund des Umgangs mit diversen Gasen während seiner wissenschaftlichen Arbeiten. Während eines Aufenthaltes in Rom erlitt er einen Herzanfall, an dessen Folgen er schließlich in Genf verstarb.
Werke u.a.: Elements of Chemical Philosophy (1812), Elements of Agricultural Chemistry (1813).
(lks.) The National Archives
Englischer Kernphysiker und Spion deutscher Herkunft; der Sohn des evangelischen Theologen Emil Fuchs studierte von 1930 bis 1931 Mathematik in Leipzig und anschließend an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, wo er sich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) anschloß. Politisch verfolgt, emigrierte er 1933 über Paris nach England und studierte in Edinburgh und Bristol Physik. 1940/41 von den Briten noch als “feindlicher Ausländer“ interniert, arbeitete er ab Mai 1941 am britischen Atomprogramm an der Universität Birmingham mit. Während dieser Zeit nahm der “Verräter aus Verantwortungsgefühl“ 1942 Kontakt zum sowjetischen Geheimdienst auf und berichtete bis zu seiner Enttarnung im Jahr 1950 über das Atombombenprojekt in Großbritannien und den USA, wohin er 1943 übersiedelte, zunächst nach New York, um schließlich nach Los Alamos, um dort am Los Alamos National Laboratory an dem streng geheimen Manhattan Project zur Entwicklung einer atomaren Bombe mitzuwirken. Nach seiner Enttarnung wurden auch David Greenglass und das Ehepaar Julius und Ethel Rosenberg enttarnt. Fuchs selber wurde 1959 begnadigt und in die DDR abgeschoben. Dort wurde er 1967 Mitglied des Zentralkommittees (ZK) der SED und 1972 auch Mitglied des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der DDR. Bis 1974 war er stellvertretender Direktor des Zentralinstitut für Kernforschung (ZfK) und leitete bis 1978 den Bereich Theoretische Physik.
Auszeichnungen u.a.: Vaterländischer Verdienstorden (1971), Nationalpreis (1975).
Genf OT Pleinpalais, Cimetière des Rois
Arthur Meier Schlesinger Jr eigentl. Arthur Bancroft Schlesinger
US-amerikanischer Historiker; Sohn eines Historikers; studierte an der Harvard Universität. die er 1938 summa cum laude verließ. Von 1943 bis 1945 gehörte er einem Ring von Spionen, der vom Office of Strategic Services, einer Vorläuferorganisation des CIA, an. Von 1946 bis 1954 war Schlesinger außerordentlicher, bis 1961 ordentlicher Professor für Geschichte an der Harvard Universität. Nach seiner Wahl zum US-Präsidenten berief John F. Kennedy Schlesinger, der 1952, 1956 und 1960 zum Wahlkampfteam des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei gehörte, zu seinem Sonderberater. Nach dessen Ermordung war er bis 1964, als er sein Amt niederlegte, Sonderberater von Präsident Lyndon B. Johnson. Über Kennedys Amtszeit schrieb Schlesinger später das Buch A Thousand Days: John F. Kennedy in the White House (1965, dt. Die tausend Tage Kennedys). Ab 1967 war er Professor an der City University in New York. Schlesinger, der v.a. die Politik von US-Präsidenten wie Andrew Jackson, Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy und Richard Nixon untersuchte, wurde für seine Bücher zweimal mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet
Werke u.a.: The Age of Jackson (1945), The Age of Roosevelt (3 Bde., 1957-60), The Politics of Hope (1963), The Bitter Heritage. Vietnam and American Democracy (1967, dt. Das bittere Erbe. Vietnam, Prüfstein der Demokratie), The Imperial Presidency (1973), Robert Kennedy and His Times (1978), The Cycles of American History (1986).
Lyndon B. Johnson, Schlesinger, Admiral Burke, Kennedy und Jackie Kennedy beobachten 1961 den Flug des Astronauten Shepard im Büro von Kennedys Sekretärin im Fernsehen (von links nach rechts).
Cambridge (Massachusetts), Mount Auburn Cemetery
Deutscher Jurist; Widerstandskämpfer; studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1923 mit einer Dissertation über Internationales Luftfahrtrecht in Tübingen. Anschließend trat er in den württembergischen Staatsdienst ein und war in der Deutsch-Amerikanischen Schiedskommission im Auswärtigen Amt tätig, bevor er 1927 als Beamter in das Reichsverkehrsministerium und 1933 in das neugegründete Reichsluftfahrtministerium versetzt wurde, in dem er ab 1935 als Ministerialrat die Rechtsabteilung leitete. Am 14.8.1939, zwei Wochen vor Kriegsbeginn, wurde Schleicher als Leiter der Rechtsabteilung abgelöst und auf eine Referentenstelle im Allgemeinen Luftamt versetzt. Die Regierung lehnte sein Eintreten für die Regeln des Völkerrechtes, des Kriegsächtungspaktes (Briand-Kellogg-Pakt) und der Haager Landkriegsordnung in Publikationen und Vorträgen ab. 1939 übernahm Schleicher als Honorarprofessor zusätzlich die Leitung des Instituts für Luftrecht der Universität Berlin und die Herausgabe der Zeitschrift Archiv für Luftrecht. Das Institut wurde in der Folgezeit für konspirative Treffen des Widerstands genutzt. Er war für den Fall des Gelingens des geplanten Attentats auf Hitler, das am 20. Juli 1944 im “Führerbunker” Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreußen erfolgte, als zuständig für die Neuorganisation der Luftfahrt vorgesehen. Nach dem Scheitern des Attentats wurde er verhaftet und erklärte in Verhören nicht nur er lehne das NS-Regime ab, sondern äußerte seine Überzeugung das ein ausgleich mit den westlichen Kriegsgegner nur erfolgen könne, wenn Hitler abtrete. Am 2.2.1945 wurde Schleicher vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 22. auf den 23. April gemeinsam mit zwölf Mitgefangenen, darunter auch sein Schwager Klaus Bonhoeffer, sein Assistent Hans John sowie Friedrich Justus Perels, erschossen. Der von Schleicher begründete Kommentar zum Luftverkehrsgesetz (19331, 19372) wurde nach seinem Tode fortgeführt (Schleicher/Reymann/Abraham: Das Recht der Luftfahrt, 1960/19663).
Verheiratet war Rüdiger Schleicher mit Ursula Bonhoeffer, einer Tochter von Karl Bonhoeffer.
Aumühle (Schleswig-Holstein), Waldfriedhof
Deutscher Chemiker; Enkel von Gotthelf Greiner, Erfinder des Limbacher Porzellans und Gründer der Porzellanfabrik Limbach AG, die von 1772 bis 1944 existierte; studierte an die Universitäten in Heidelberg, München und Leipzig, an der er 1889 promoviert wurde. Nach einer Tätigkeit in Görlitz wechselte er 1891 zur Firma Bayer & Co. nach Elberfeld (heute zu Wuppertal). Dort begann er nach 1904 gemeinsam mit seinem Freund und Forscherkollegen Richard Kothe auf dem Gebiet der Heilmittelforschung zu arbeiten. Mitten im Ersten Weltkrieg gelang ihnen und dem Mediziner Wilhelm Roehl 1916 die Synthese des Wirkstoffes für das Medikament Bayer 205, das in Deutschland unter dem Handelsnamen Germanin bekannt ist. Dieses Medikament mit dem Wirkstoff Suramin war das weltweit erste wirksame Heilmittel gegen tropische Trypanosomen-Krankheiten. Mit dem Heilmittel konnte die Schlafkrankheit besiegt werden. Für seine Forschungsergebnisse wurde Oskar Dressel zum Prokuristen der I.G. Farben AG ernannt. 1931 zog er sich in den Ruhestand zurück.
Auszeichnungen u.a.: Adolf von Baeyer-Denkmünze (1924), Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig.
Französischer Astronom; Sohn eines Tuchhändlers; erkrankte im Alter von fünfzehn Monaten so ernsthaft an Pocken, daß seine Eltern befürchten mußten, daß er sterbe. Zwar überstand er schließlich die Krankheit, büßte jedoch einen Teil seiner Sehkraft ein und verlor seine Wimpern. Sein Augenlicht war infolge der Krankheit so sehr geschwächt, daß er sein Leben lang nur eingeschränkt sehen konnte. So konnte er im Alter von zwanzig Jahre kaum seine eigene Handschrift lesen; außerdem konnte er direktes Sonnenlicht kaum ertragen. Er besuchte das Jesuitenkolleg in Amiens und erhielt dort Unterricht durch Abbé Jacques Delille, einem Dichter und Jesuiten, der ihm die Ideale des Humanismus und der griechischen Antike vermittelte. Als die Jesuiten 1764 in Frankreich verboten wurden, setzte er seine Studien bei Lehrern fort, die aus Paris herbeigeholt worden waren. Sie ermutigten ihn, seine Ausbildung in Paris fortzusetzen. Er erlangte ein Stipendium am Collège du Plessis in Paris, scheiterte jedoch wegen seiner Sehschwäche bei der Aufnahmeprüfung, da er aufgrund seiner Sehschwäche die Prüfungsaufgaben nicht richtig lesen konnte. Da seine Eltern ein weiteres Studium nicht finanzieren konnte, baten sie ihn, nach Amiens zurückzukehren. Er aber blieb in Paris und versuchte sich selbst weiter zu bilden, wandte sich ab vom Studium des Griechischen und der griechischen Literatur und den Naturwissenschaften zu. Ab 1771 war er als Erzieher am Hof des Generalpächters Jean-Claude Geoffroy d'Assy in Paris angestellt, um dessen Sohn zu unterrichten. An der Académie des Sciences lernte er den Astronomen Jérôme Lalande kennen, der dort über seine Erkenntnisse aus der Beobachtung des Merkurs berichtete. Dieser riet ihm, sich der Astronomie zuzuwenden, worauf Delambre in einem kleinen Observatorium, das d'Assy ihm finanzierte, erfolgreiche Beobachtungen anstellte. Im Jahre 1781 veröffentlichte er Tabellen über die Bewegungen des Planeten Uranus, den William Herschel gerade entdeckt hatte. 1786 stellte er in der Académie des Sciences einen Bericht über die Beobachtung des Transits des Merkurs durch die Sonne vom 4.5.1786 vor, der den Beginn seiner Karriere als Astronom markierte. Im Jahre 1788 wurde er Ausländisches Mitglied der Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, im Jahre 1792 assoziierter Geometer an der Académie des Sciences und ab 1800 Sekretär für Mathematischen Wissenschaften. Als Ampère nach dem Tode seiner Frau Julie nach Paris zog, unterstützte er diesen. Gemeinsam mit dem Astronomen und Geographen Pierre Méchain (*1744, †1804) stellte er zwischen 1792 und 1794 Messungen des Meridians (Halbkreises) zwischen Dünkirchen und Barcelona an, die der Festlegung des metrischen Systems, damit des Grundmaßes des Meters dienten. Im Jahre 1795 wurde er Mitglied des Präsidiums des Bureau des longitudes, 1802 zum Generalinspekteur der Genaralstudien ernannt und 1807 Nachfolger Lalandes für Astronomie am Collège de France. Im Folgejahr wurde er Mitglied des Rates der Universität, dem er bis 1815 angehörte.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Joseph Jérôme Lefrançais de Lalande
Französischer Mathematiker und Astronom; studierte nach dem Besuch einer Jesuitenschule auf Wusch der Eltern Rechtswissenschaften in Paris, wo er im Hotel Cluny wohnte und wo er den Astronomen und Kartographen Joseph-Nicolas Delisle (*1688, †1768) kennenlernte, der dort ein Observatorium eingerichtet hatte. Dort entdeckte er sein Interesse für die Astronomie und wurde ein eifriger Schüler von Delisle und Pierre Charles Le Monnier (*1715, †1799). Mit Zustimmung von Le Monnier reiste er nach Berlin, um von dort aus die Mondparallaxe zu beobachten, während Nicolas Louis de Lacaille zur selben Zeit von Kapstadt aus das Ereignis beobachtete. Mittels der auf der Erde von verschiedenen Beobachtungsorten gemessenen Winkelverschiebung des Mondes versuchten sie die Entfernung des Mondes von der Erde zu bestimmen. Aufgrund des Erfolges dieser Mission wurde Lalande im Alter von nur 21 Jahren in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 1752 zum Direktor der Berliner Sternwarte ernannt. Nach seiner Rückkehr nach Paris erlangte er die Stelle als Assistent des Mathematikers, Geodäten und Physikers Alexis-Claude Clairaut und arbeitete mit diesem gemeinsam an einer besseren Bahnberechnung des Halleyschen Kometen. Mit dessen Methoden konnte Lalande erfolgreich die Bahnstörungen des Kometen durch große Planeten berechnen. 1753 wurde er schließlich Mitglied der Akademie der Wissenschaften. 1755 gründete er in seiner Heimatstadt eine literarische Gesellschaft, welche 1853 zu einer Société d'émulation, einer Gesellschaft, die dem Studium der Kunst, der Wissenschaften und der Literatur wurde. 1762 wurde er Nachfolger seines Lehrers Deslisle als Professor für Astronomie am Collège Royale, eine Position, die er bis zu seinem Tod innehatte. Zwischen 1765 und 1766 bereiste er Italien, wo er Papst Klemens XIII. bat, die Werke von Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei aus dem Index zu streichen. 1769 erschien sein umfangreicher Reisebericht aus Italien. Im Rahmen einer Reise nach England besuchte er Greenwich, um sich dort die berühmten UhrenJohn Harrisons anzuschauen, die in verbesserter Form schließlich das Längengradproblem lösten. Im März 1781 wurde er Mitglied der Akademie von Rouen und zehn Jahre später Rektor des College de France. Jérôme Lalande setzte u.a. auch die Zulassung von Studentinnen durch.
Während der Französischen Revolution legte er das Adelsprädikat “de” ab.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Neuhaus am Rennweg OT Limbach, Am Petersberg, Kapelle Fa. Greiner
Berlin, Friedhof der St. Matthäi-Gemeinde
Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Gedenkstätte der Sozialisten)
Omnibus salutem!