Tschechischer Chemiker; Sohn eines Jura-Professors; studierte ab 1909 Physik, Mathematik und Chemie zunächst an der Karls-Universität in Prag, setzte sein Studium dann ab 1910 am University College in London fort und erwarb 1913 seinen Bachelor of Science Abschluß bei William Ramsay (*1852, †1916). Nach Abschluß des Studiums wurde er 1914 als Soldat des Österreichisch-Ungarischen Heeres eingezogen und im Sanitätsdienst als Chemiker in der Radiologie eingesetzt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges setzte er seine Studien fort und promovierte 1918 in Prag, gefolgt ebendort von der Habilitation im Jahre 1920. Anschließend war er dort als Dozent für Physikalische Chemie tätig und wurde 1922 außerordentlicher Professor und 1926 Ordinarius für Physikalische Chemie. Ab 1950 war Heyrovsky Leiter des neugegründeten Polarographie-Institutes der Karls-Universität Prag (jetzt Heyrovský-Institut für Polarographie der Akademie der Wissenschaften der ČSSR). Für seine besondere Leistungen auf dem Gebiet der Elektrochemie wird bis heute die Heyrovský-Medaille vergeben. Für die Entwicklung der Polarographie wurde er 1959 mit dem den Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
Joseph Louis de Lagrange eigentl. Giuseppe Ludovico Lagrangia
Französischer Mathematiker und Astronom italienischer Herkunft; studierte an der Universität von Turin und wurde bereits mit 19 Jahren zum Professor für Geometrie an die Artillerieschule Turin berufen. 1758 gründete er eine Gesellschaft, aus der sich später die Turiner Akademie der Wissenschaften entwickelte. 1766 wurde er als Direktor der mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Nachfolger Leonhard Eulers eingesetzt, der 1766 wieder nach Sankt Petersburg zurückging. 1787 folgte Lagrange einer Einladung König Ludwigs XVI. und ließ sich in Paris nieder. Zur Zeit der Französischen Revolution war Lagrange, der als herausragender Gelehrter des 18. Jahrhunderts gilt, für die Kommission zur Aufstellung eines neuen Systems der Maße und Gewichte verantwortlich und gehörte dem Komitee für Erfindungen an. Nach der Revolution ernannte man Lagrange zum Professor an der neu eingerichteten École Normale, und unter Napoléon I. wurde er Mitglied des Senats und zum Grafen ernannt. Er entwickelte die Variationsrechnung und wurde durch seine Zusammenfassung der Prinzipien der Mechanik zu den nach ihm benannten Gleichungssystemen der Begründer der analytischen Mechanik; Beiträge zur Theorie der analytischen Funktionen, zur Himmelsmechanik und Hydrodynamik.
Werke u.a.: Mécanique analytique (1788, dt. Analytische Mechanik.
Prag, Vysehrad Friedhof
Paris, Panthéon
Adolf Friedrich Johann Butenandt
Deutscher Biochemiker; Sohn eines Kaufmanns; studierte in Marburg und Göttingen Chemie. Nach seiner Promotion im Jahre 1927 und Habilitation 1931, folgte er 1933 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Danzig. Danach unterrichtete er an den Universitäten von Tübingen und München. Von 1936 bis 1972 war er Direktor des Kaiser-Wilhelm (seit 1948 Max-Planck-Instituts) für Biochemie, von 1960 bis 1972 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft als Nachfolger Otto Hahns.
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1939) für die Isolierung und Konstitutionsermittlung der Geschlechtshormone.
München, Waldfriedhof (Neuer Teil)
Stahnsdorf, Südwest-Friedhof
Georg Wilhelm Alexander Hans Graf von Arco
Deutscher Physiker und Ingenieur; besuchte mathematische und physikalische Vorlesungen an der Universität Berlin und schlug anschließend die Offizierslaufbahn ein. Er war 1903 Mitbegründer der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, der späteren Telefunken-Gesellschaft, und bis 1930 einer der beiden Geschäftsführer der Gesellschaft, verantwortlich für den wissenschaftlich-technischen Bereich. Er wirkte federführend an der Entwicklung leistungsstarker Sendeanlagen mit. Gemeinsam mit seinem Lehrer Adolf Slaby war er maßgeblich an der Erforschung und Entwicklung der Hochfrequenztechnik in Deutschland beteiligt, führte den Hochfrequenzmaschinensender mit magnetischem Frequenzwandler in der Funktechnik ein. Er war Anhänger des Monismus und 1921/1922 Vorsitzender des Deutschen Monistenbundes, sowie Pazifist.
Deutscher Staatsrechtslehrer und Politiker; Sohn des Kaufmanns Louis Preuß, des Inhabers einer lithographischen Anstalt; studierte ab 1879 Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Heidelberg. Nach der Promotion im Jahre 1883 und der Habilitation in Staatsrecht 1889 an der Universität Berlin arbeitete er als Privatdozent für öffentliches Recht, da er wegen seines jüdischen Glaubens zu jener Zeit keine Professur erhielt. 1895 wurde er freisinniges Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. 1906 erhielt er schließlich seine erste Professur an der neugegründeten Handelshochschule Berlin, deren Direktor er 1918 wurde. Von 1910 bis 1918 war er ehrenamtlicher Stadtrat des Berliner Magistrats. 1918 war er Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Von 1919 bis 1925 war er Mitglied der Preußischen Landesversammlung und des Preußischen Landtags und gehörte innerhalb der Fortschrittlichen Volkspartei dem linken Flügel an. Nach der Novemberrevolution wurde Preuß am 15.11.1918 zum Staatssekretär des Reichsamts des Inneren berufen und mit dem Entwurf einer Reichsverfassung beauftragt, die - von ihm am 3. Februar 1919 vorgelegt - jedoch v.a. aufgrund der Kritik von konservativer Seite nicht umgesetzt wurde, deren Meinung es war, der Entwurf orientiere sich zu sehr der Paulskirchen- und zu wenig an der preußischen Verfassung. Im Kabinett Philipp Scheidemanns war Preuß, von dem der 1916 geprägte Begriff des “Obrigkeitsstaates” stammt, von Februar bis Juni 1919 erster Reichsinnenminister der Weimarer Republik.
Deutscher Serologe und Bakteriologe; einer jüdischen, 1910 in Bayern geadelten Bankiersfamilie in Bamberg und Berlin entstammend;; zweiter Sohn des bayerischen Hofbankiers Angelo von Wassermann und Alice, née von Taussig, die Tochter von Theodor von Taussig und Schwester der Malerin Helene von Taussig, die sich als Erwachsene hatte katholisch taufen lassen; studierte von 1884 bis 1889 Medizin an den Universitäten München, Erlangen und Straßburg und Wien. Nach seiner Approbation ging er nach Berlin und trat 1891 in das neugegründete, von Robert Koch geleitete Preußische Institut für Infektionskrankheiten, das spätere Robert-Koch Institut. Von 1902 bis 1913 lehrte er an der Universität Berlin und wurde anschließend Direktor des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für experimentelle Therapie in Berlin-Dahlem, ein Amt, das er bis zu seinem Tode ausübte. 1906 übernahm er die Leitung der selbständigen Abteilung für experimentelle Therapie und Serumforschung und veröffentlichte im gleichen Jahr gemeinsam mit Albert Neisser und Carl Bruck die später nach ihm benannte Reaktion zur Serodiagnostik der Syphilis (Wassermannschen Reaktion); (inzwischen wurde dieses Verfahren durch zuverlässigere Tests ersetzt). Wassermann entwickelte zudem eine Antitoxin-Behandlung gegen Diphtherie und Impfungen gegen Cholera, Tetanus und Typhus.
Seine Frau Alice von Wassermann wurde – wie auch ihre Schwestern Clara von Hatvany-Deutsch und Helene von Taussig – Opfer des Holocaust. Der Sohn von August und Alice, Robert von Wassermann (*1897, †1943), floh nach Belgien. Mitte/Ende der 1930er Jahre war die schwerkranke Alice zu ihrem Sohn Robert nach Brüssel emigriert, dessen Frau nichtjüdischer Herkunft war. Robert wurde jedoch 1940 ins Internierungslager Saint-Cyprien und 1943 ins Sammellager Mechelen (Malines) deportiert und dort ermordet.
Berlin-Wedding, Urnenfriedhof Columbariumam, Gerichtsstr.
Berlin-Wedding, Urnenfriedhof am Ruheplatz, Gerichtsstr.
Otto Heinrich von der Gablentz
Deutscher Politikwissenschaftler, Widerstandskämpfer; Sohn eines im Ersten Weltkrieg 1916 vor Verdun gefallenen Offiziers;. studierte Staatswissenschaften und wurde 1925 Referent im Reichswirtschaftsministerium und im Statistische Reichsamt. Von 1931 bis 1933 war er als Sachverständiger bei den Konferenzen in Lausanne, Basel und London tätig, auf denen über die Reparationsforderungen der Alliierten aufgrund der Vereinbarungen des Versaillers Vertrages verhandelt wurde. Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 aus dem Reichswirtschaftsministerium entlassen. Er arbeitete daraufhin bis zum Ende des Dritten Reiches für die Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie. In dieser Tätigkeit lernte er Horst von Einsiedel (*1905, †1947) kennen, der seit 1940 dem Kreisauer Kreis angehörte und trat diesem ebenfalls 1940 bei. Einer Verurteilung durch die Nazi wegen Zugehörigkeit zu dieser Widerstandsvereinigung und einer Beteiligung am Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 entging er, weil ihm eine Beteiligung an dem Anschlag nicht nachgewiesen werden konnte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er einer der Gründungsmitgliedern der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) in Berlin. 1965 trat er aus der Partei aus, da er ihr ausreichende Reformbereitschaft vorwarf. Von 1948 bis 1950 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates bei der Verwaltung für Wirtschaft der sogenannten Bizone, der der US-amerikanischen und der britischen Besatzungsmacht unterstellten Länder, bzw. beim Bundesminister für Wirtschaft. 1948 war Otto Heinrich von der Gablentz einer der Wiederbegründer der Deutschen Hochschule für Politik sowie deren Direktor von 1955 bis 1959. Von 1953 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1966 war er Professor für Politikwissenschaft an der Freie Universität Berlin (FU).
Berlin, Dahlemer St. Annenfriedhof
Paul Anton de Lagarde eigentl. Paul Anton Böttiche
Deutscher Kulturphilosoph und Orientalist; Sohn des Pädagogen und Theologen Johann Friedrich Wilhelm Bötticher und dessen Ehefrau Luise Klebe, die nur zwölf Tage nach seiner Geburt starb. Als auch seine Stiefmutter, Pauline Seegert, die sein Vater 1831 geheiratet hatte, im Jahre 1854 gestorben war, ließ sich Lagarde von seiner Großtante mütterlicherseits, Ernestine de Lagarde, adoptieren. Nach dem Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin, studierte er ab 1844 evangelische Theologie sowie Orientalistik bei Friedrich Rückert. 1849 beendete er sein Studium mit der Dissertation Initia chromatologiae arabicae und wechselte an die Universität Halle zu August Tholuck, wo er sich 1851 habilitierte. Im März 1869 folgte er einem Ruf als Nachfolger von Heinrich Ewald an die Universität Göttingen auf den Lehrstuhl für orientalische Sprachen und war bei seinen Kollegen an der Universität und auch als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen äußerst unbeliebt.
Lagarde trat für die Gründung einer die Konfessionen überwindenden “nationalen Kirche” ein; verfaßte textkritische Arbeiten zur Septuaginta und kulturkritische Schriften mit antiliberaler sowie antisemitischer Tendenz. Lagarde, der als Wegbereiter des modernen Antisemitismus gilt, äußerte erstmals in seinen Schriften den Gedanke einer ”Evakuierung" der Juden nach Madagaskar, eine Idee, die später die nationalsozialiste Bürokratie unter dem Stichwort “Madagaskaplan” zur Aussiedlung der europäischen Juden auf die vor der Ostküste Afrikas liegende französische Insel Madagaskar aufgreifen wird. In seinen politischen Ansichten propagierte er eine expansionistische Grenzkolonisation - schon 1875 forderte er als Hauptziel einer offensiven deutschen Außenpolitik "die allmähliche Germanisierung Polens", und als Gegner alles Liberalen war er entschieden gegen die Emanzipation von Frauen.
Werke u.a.: Politische. Aufsätze (1874), Deutsche Schriften (neue Ausg. 1903).
Inschrift: Via crucis est via salutis (Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Heils)
Göttingen, Stadtfriedhof
Göttingen, Bartholomäus-Friedhof
Heinrich Georg August von Ewald (seit 1841)
Deutscher Theologe (ev.) und Orientalist; Sohn eines Tuchmachers; studierte an der Georg-August-Universität Göttingen als Schüler Johann Eichhorns Evangelische Theologie und Orientalistik und arbeitete bereits vor Beendigung seines Studium ab 1822 als Lehrer am Gymnasium in Wolfenbüttel, an dem er noch ein Jahr blieb, nachdem er 1923 promoviert worden war. Dann wechselte er als Repetent an die Theologische Fakultät der Universität Göttingen und wurde mit 23 Jahren außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen.Als einer der Göttinger Sieben; verfaßte er epochemachende Arbeiten zum Alten Testament und zur hebräischen Grammatik und die erste kritische Gesamtdarstellung der Geschichte des jüdischen Volkes (Geschichte des Volkes Israel bis Christus (6 Bde., 1843-58). 1863 war Ewald in Frankfurt am Main einer der Mitbegründer des Deutschen Protestantenvereins. Nachdem Preußen sich 1866 das Königreich Hannover einverleibt hatte und von allen Staatsdienern die Vereidigung auf den preußischen König forderte, wandte sich Ewald gegen eine deutsche Einigung unter der Vorherrschaft Preußens und verweigerte im März 1867 den Eid. Daraufhin wurde er - allerdings unter Beibehaltung der Bezüge - aus der Philosophischen Fakultät ausgeschlossen, durfte jedoch noch Vorlesungen abhalten. Im Folgejahr wurde er wurde ihm jedoch wegen unbotmäßiger Äußerungen in seiner Schrift Das Lob des Königs und des Volks die Lehrerlaubnis endgültig entzogen. Bis zu seinem ende widersetzte Heinrich Ewald sich der repressiven Politik und dem Militarismus.Preußens.
Hinweis: Das Kolumbarium im Kremstionsgebäude Wedding ist vor Jahren aufgelöst worden. Das Kolumbarium Wedding ist jetzt ein Kulturort ( Silent Green). Das Ehrengrab ist in einer Neuanlage auf dem Urnenfriedhof Gerichtsstraße verlegt worden.
Englischer Agrar-Pionier und Erfinder; Sohn von .Jethro Tull sen. und dessen Frau Dorothy, née Buckeridge; wuchs in Bradfield (Grafschaft Berkshire) auf und immatrikulierte sich im Alter von 17 Jahren am St. John's College in Oxford, wo er eine juristische Ausbildung begann, aber vermutlich nicht zu ende führte. Er wurde Mitglied des Staple Inn in London und am 11. 12.1693 von den Bankern des Honourable Society of Gray's Inn (allgemein bekannt als Gray's Inn) in die Bar (Anwaltsgesellschaft) berufen. Nachdem Tull wenig später an einer Lungenerkrankung erkrankte, reiste er auf der Suche nach einem Heilung nach Europa und hielt sich längere Zeit in Montpellier auf. Während dieser Reise begann er die landwirtschaftlichen Methoden Frankreichs und Italiens mit denen seines eigenen Landes zu vergleichen. Bei Vergleich der Bodenbearbeitung beim Weinanbau fiel ihm auf, daß dort, im Gegensatz zu der Methodik in England, wo die Bewirtschaftung mit Pferden erfolgte, die Winzer Südeuropas ihre Böden ständig mit Hacken bearbeiteten. So erfand er die von einem Pferd gezogene Hacke zum Jäten von Unkraut und brachte Änderungen in das Aussehen des Pflugs, wie er noch heute verwendet wird. Außerdem kam er zu der Erkenntnis, daß Pflanzen ihre Nahrung ausschließlich aus den Mineralien des Bodens ziehen und daß organische Anreicherungen nicht zuträglich seien, da der Pferdemist Unkrautsaat enthält, und hoffte so, diesen als Dünger vermeiden zu können, indem er den Boden pulverisierte, um die Mineralien besser zugänglich zu machen. Als er 1709 nach England zurückkehrte, nahm er die Farm namens Prosperous in Shalbourne (damals in Berkshire, jetzt in Wiltshire) in seine eigenen Hände. Hier nahm er seine früher begonnenen landwirtschaftlichen Bemühungen wieder auf und schrieb seine Horse-hoeing Husbandry (1731) “Pferdehuf-Bewirtschaftung”).
Jethro tull zeichnet für zahlreiche Verbesserungen auf diesem Gebiet verantwortlich, besonders für die Sämaschine (engl. seed drill) (1708), durch deren Hilfe die Saat nicht mehr mit der Hand unregelmäßig über den Boden gestreut wurde. Außerdem wurden jeweils drei Reihen auf einmal bearbeitet, so daß die Keimungsrate sowie der Ertrag erhöht werden konnten.
Seine Erfindungen sind Teil der Grundlagen moderner Landwirtschaft. Jethro Tull gilt insofern als der Vater der Agrarwissenschaft Seinerzeit stießen seine Erfindungen allerdings auf wenig Verständnis und wurden erst viele Jahre später genutzt.
Lower Basildon (Grafschaft Berkshire), St Bartholomew's churchyard
Omnibus salutem!