Roland Barthes

 

Französischer Literaturkritiker und Schriftsteller; wuchs nach dem Tode seines Vaters, eines Marineoffiziers, der 1916 in der Seeschlacht vor dem Skagerrak getötet wurde, in Bayonne auf, bevor seine Mutter mit ihm 1924 nach Paris übersiedelte. Von 1935 bis 1939 studierte er an der Sorbonne Philologie. Wegen eines Tuberkuloseleidens blieb ihm der Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg erspart, aber er mußte sich bis 1947 mehrmals in Sanatorien aufhalten. Die Zeit nutzte er, um sich intensiv mit dem historischen Materialismus von Karl Marx und mit den Schriften des Historikers Jules Michelet auseinanderzusetzen. Als Begründer der Nouvelle Critique verfaßte er ab 1946 literaturkritische Artikel für die linke Tageszeitung Combat. Ab 1948 hielt er Vorlesungen an der Universität von Bukarest. Danach wandte er sich lexikologischen und soziologischen Studien am Pariser Centre National de la Recherche Scientifique zu und untersuchte Gesellschaftsphänomene. 1962 wurde Barthes zum Leiter der École Pratique des Hautes Études, 1976 Professor für Semiologie am Collège de France. Er starb bei einem Autounfall in Paris.

Werke u.a.: Michelet par lui-même (1954, dt. Michelet), Mythologies, 1957, dt. Mythen des Alltags), La mort de l’auteur (1968, dt. Der Tod des Autors), Sade, FourierLoyola (1971), Le plaisir du texte (1973, dt. Die Lust am Text).

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Kurt Alder

 

Deutscher Chemiker; studierte Chemie zunächst ab 1922 an der Universität von Berlin, bevor er seine Studien in Kiel fortsetzte und 1926 bei Otto Diels mit der Arbeit Über die Ursachen und den Verlauf der Azoesterreaktionen promovierte. 1930 hielt er Lesungen über Chemie an der Philosophischen Fakultät der Kieler Universität; die Habilitation erfolgte 1934. 1936 ging er als Abteilungsleiter zum I.G. Farben-Werk nach Leverkusen, wo er vor allem an der Weiterentwicklung des synthetischen Gummis Buna arbeitete. Seit 1940 war er Inhaber des Lehrstuhls für Chemie an der Universität zu Köln. 1938 wurde Alder Mitglied der Kaiserlich Leopold-Karol-Deutsche Akademie der Naturforscher in Halle (Saale).

Auszeichnungen u.a.: Emil Fischer Erinnerungsmedaille (1938); Nobelpreis für Chemie (1950) zusammen mit Otto Diels für die Diensynthese.

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Jules Michelet

  fec. F. Nadar  michelet_alt_bd

Französischer Historiker; einer traditionellen protestantischen Familie entstammend; Sohn eines Druckers in der kaiserlichen Druckerei, der ihn auf das Lycée Charlemagne schickte. Ab 1821 war er Professor am Collège Rollin in Paris, ab 1830 an der École normale supérieure, bevor er zum Sektionschef am Nationalarchiv ernannt wurde. 1838 wurde Michelet, der ein großer Anhänger der Demokratie und Kritiker des Klerus war, Mitglied der Académie des sciences morales et politiques sowie Professor für Geschichte am Collège de France, verlor aber beide Positionen im Rahmen der revolutionären Vorgänge des Jahres 1848 nach heftiger Auseinandersetzung, da er sich weigerte, Napoléon III. den Treueid zu leisten. In der Folgezeit wandte er sich moral-philosophischen Themen zu und verfaßte zahlreiche, seinerzeit viel gelesene Schriften.

Werke u.a.: Histoire de France (17 Bde., 1833-67, dt. Geschichte Frankreichs), L’Histoire de la Révolution francaise (7 Bde, 1847-53, dt. Geschichte der Französischen Revolution).

Inschrift:

Que dieu reçoive mon âme reconnaissante de tant de bien, de tant d‘annees laborieuses, de tant d‘amities [dt. Möge Gott meine dankbare Seele für solch viele Gaben, so viele arbeitsreiche Jahre und so viele Freundschaften entgegennehmen].

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Bild: Renaud Camus (07/2009)

Urt, Dép. Pyrénées-Atlantiques

Bilder: Matthias Bauer (04/2009)

Köln-Poll, Deutzer Friedhof

Eduard Meyer

 pinxit Lovis Corinth (1910)       

Deutscher Historiker; Sohn eines Altphilologen; entwickelte eine besondere Vorliebe für das Latein und die klassische griechische Sprache; studierte zunächst in Bonn, wechselte dann aber an die Universität Leipzig, an der er Altphilologie sowie Geschichte, Philosophie und Völkerkunde belegte. Nach dem Studium, der Promotion und der Ableistung des obligatorischen Militärdienstes erhielt er eine Anstellung beim britischen Generalkonsul in Konstantinopel, dann eine Stelle als Hauslehrer in England und war nach seiner Rückkehr als Privatdozent in Leipzig tätig. 1884 wurde er Professor in Leipzig, 1885 in Breslau, 1889 in Halle (Saale) und 1902 in Berlin (bis 1923), wobei er sich ab 1904 für einige Jahre in den Vereinigten Staaten aufhielt. Meyer verfaßte eine Universalgeschichte des Altertums, die in 5 Bänden unter dem Titel Geschichte des Altertums zwischen 1884 und 1902 erschien.

Werke u.a.: Ägyptische Chronologie (1904), Der Papyrusfund von Elephantine. Dokumente einer jüdischen Gemeinde aus der Perserzeit und das älteste erhaltene Buch der Weisheitsliteratur (1912), Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus (1918), Ursprung und Anfänge des Christentums (3 Bde., 1921-23), Oswald Spengler und der Untergang des Abendlandes (1925).

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Bild: Audrey (03/2009) flickr.com/photos/afelix/3358909579
Bilder: Steve (07/2007)

Hinweis: Jules Michelet wurde nach einer Trauerfeier, an der 25.000 Menschen teilgenommen haben sollen, zunächst auf dem Friedhof von Hyères beigesetzt, schließlich aber am 18.5.1876 auf dem Père Lachaise in Paris.

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Armin von Gerkan

 

Deutscher Archäologe und Bauforscher; enstammte einer deutsch-baltischen Adelsfamilie; nach nach dem Architekturstudium in Riga und Dresden von 1908 bis 1914 an den Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts unter Theodor Wiegand (*1864, †1936) in Kleinasien an diversen Ausgrabungen teil, u.a, Milet, Didyma, Priene und Samos. Während des Ersten Weltkrieges kämpfte er als Offizier auf der russischen Seite im Kaukasus, da er russischer Staatsangehöriger war. 1919 beteiligte er sich in der Baltischen Landeswehr am Feldzug zur Befreiung des Baltikums von der Roten Armee. Nach seine Einbürgerung in Deutschland studierte er an der Universität Greifswald klassische Archäologie und promovierte 1921 zum Dr.-Ing. und 1922 zum Dr. phil.; 1923 folgte seine Habilitation. 1924 wurde er zunächst Zweiter Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, von 1938 bis 1945 dessen Erster Direktor. Von 1948 bis 1953 war er Professor in Bonn. Gerkan leistete v.a. Arbeiten zur Architektur und Topographie der Antike. 1926 wurde auf seine Initiative hin die Koldewey-Gesellschaft e.V. in Bamberg als Arbeitsgemeinschaft archäologischer Architekten, gegründet; sie besteht als Vereinigung für baugeschichtliche Forschung mit Sitz in Berlin (Technische Universität Berlin) bis heute fort.

Werke u.a.: Das Theater in Priene (1921), Griechische Städteanlagen (1924).

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Heinrich Karl Brugsch

Deutscher Ägyptologe; einer preußischen Soldatenfamilie entstammend; bereiste seit 1853 Ägypten und Persien, wurde 1864 preußischer Konsul zu Kairo, nach seiner Rückkehr 1868 erhielt er an der Georg-August-Universität Göttingen eine Professur für Ägyptologie. 1870 ging er auf Einladung des Vizekönigs von Ägypten, Ismail Pascha, nach Kairo und übernahm die Leitung der in Kairo errichteten Ecole d'Égyptologie mit dem Rang eines Pascha. Brugsch war er besonders bei der Bergung der Mumien aus der Cachette von Deir el-Bahari in Theben-West, unter denen sich auch diejenige Ramses II. befand, beteiligt.

1873 vertrat er Ägypten auf der Weltausstellung in Wien und 1877 auch auf der Industrieausstellung in Philadelphia. 1879 verließ er Kairo als der der Vizekönig gestürzt wurde, und kehrte zurück nach Berlin. 1881 begleitete er den Kronprinz von Österreich, Rudolf von Habsburg, nach Philae, 1883 den Prinzen Friedrich Karl von Preußen auf einer Orientreise. Von 1885 bis 1886 war Brugsch Mitglied der deutschen Gesandtschaft in Teheran. 1886 nahm er seinen festen Wohnsitz in Berlin. Brugsch entzifferte die demotische Schrift, die seit etwa dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten gebräuchlich und von Priestern für religiöse Texte vorbehalten war.

Werke u.a.: Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch (7 Bde., 1867-82). Selbstbiographie (1894).

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Bild: Hajo Rackel (04/2009)

Berlin, Parkfriedhof (Thunerstr.)

Bild: Udo Grimberg (04/2009)

Norderstedt, Garstedter Friedhof

Bilder: Hans-Christian Seidel (05/2009)

Berlin, Friedhof III der ev. Luisenkirchen-Gemeinde

Hinweis: Die Grabstele besteht aus dem Deckel eines ägyptischen Sarkophages aus dem Alten Reich.

Carl Eduard Hermann Hartmann

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Deutscher Arzt; fünftes von insgesamt neun Kindern eines Kaufmanns; studierte nach dem Abitur an den Franckeschen Stiftungen in Halle a d. Saale von 1882 bis 1885 dort und in Berlin und Würzburg Medizin. Nach Ableistung des obligatoriischen einjährigen Militärjahres arbeitete er als Assistenzarzt bei mehreren praktischen Ärzten, bevor er sich 1890 selber als Praktischer Arzt und Geburtshelfer in Leipzig niederließ. In einem offenen Brief, den er am 25. Juli 1900 an die Ärzteschaft schrieb, forderte er die Kollegen auf, sich zur Wahrung der Standesinteressen zusammenzuschließen.

„Sehr geehrte Collegen! Lasst uns eine feste, zielbewusste Organisation schaffen zum Zwecke einer energischen Vertretung unserer auf's aeusserste gefährdeten Interessen! Schliessen wir uns fest zusammen, der Einzelne ist Nichts, alle zusammen sind wir eine Macht. Dann soll man nicht mehr mit dem einzelnen Arzt, sondern mit der Gesammtheit rechnen. Ueberall sehen wir die Angehörigen der einzelnen Berufsstände sich zusammenschliessen, um ihre Ziele durch die Wucht gemeinsamen Vorgehens zu erreichen: handeln wir ebenso, der Erfolg kann nicht ausbleiben! Einer für Alle, Alle für Einen! Aerzte aller Deutschen Staaten, organisiert Euch! Mit collegialer Hochachtung Dr. Hartmann“

Anlaß zu diesem Aufruf war die schlechte Entlohnung der Ärzte für ihre Dienste gewesen. Zwei Monate später, am 13.9., gründete Hartmann gemeinsam mit zwanzig Kollegen den Schutzverband der Ärzte Deutschlands zur Wahrung ihrer Standesinteressen, kurz Leipziger Verband, der nach seinem Tode ihm zu Ehren in Hartmannbund – Verband der Ärzte Deutschlands umbenannt wurde.

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Bild: Heiko Bockstiegel

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Vuk Stefanović Karadžić

1816       

 

Serbischer Philologe und Dichter; Lesen und Schreiben erlernte er bei einem Verwandten, den einzig gebildeten Menschen in seiner Umgebung. Im damaligen, zum österreichischen Kaiserreich gehörenden Karlowitz (heute Sremski Karlovci, Serbien) besuchte er Anfang des 19. Jahrhunderts die Schule, an der er Latein und Deutsch lernte. Danach war er Sekretär des serbischen Führers Nenadović und wurde Geheimsekretär des Senats in Belgrad und mit wichtigen politischen Missionen betraut. Als die Osmanen 1813 wieder die Herrschaft erlangten und der Anführer des Aufstandes Karađorđe nach Österreich fliehen musste, ging Karadžić gegen Ende des Jahres nach Wien. Von dem slowenischen Sprachwissenschaftler und Slawisten Jernej Kopitar angeregt, begann er, sich mit Sprache der Serben zu beschäftigen und veröffentlichte zahlreiche sprachwissenschaftliche Arbeiten u.a. über Volkslieder sowie eine serbische Grammatik und ein umfangreiches Wörterbuch, das er erarbeitet hatte. Sein wichtigstes Werk ist seine Übersetzung des Neuen Testaments in die serbische Volkssprache gemäß seinen Sprach- und Schriftreformen, die bis heute in der serbisch-orthodoxen Kirche gilt. Karadžić gilt damit als der wichtigste Sprachreformer Serbiens und Schöpfer der serbischen Schriftsprache. Als er 1828 wurde vom Fürsten Miloš Obrenović, dem Herrscher des inzwischen autonomen Serbien, mit der Ausarbeitung eines Gesetzbuches beauftragt wurde, übersiedelte er von Wien nach Belgrad, kehrte aber zwei Jahre später wieder nach Wien zurück.

Verheiratet war Vuk Karadžić war mit der Österreicherin Anna, née Kraus; das Paar hatte 13 Kinder.

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Bild: Djordje Stakic (05/2008) Wikipedia.org
Bild: Djordje Stakic (05/2008) Wikipedia.org
Hans-Peter Laqueur (04/2014)

Wien, St. Marxer Friedhof

Belgrad, Kathedrale Hl. Michael

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Urspr. Grabstätte: Die sterblichen Überreste wurden 1897 von Wien nach Belgrad überführt.

Max Kommerell

 

 

Deutscher Literaturhistoriker und Schriftsteller; siebentes Kind eines Oberamtsarztes; studierte nach dem Ersten Weltkrieg Fach Germanistik an der Universität Heidelberg und an der Universität Marburg. Bereirs während des Studiums schloß er sich dem Kreis um Stefan George an, dessen Sekretär er von 1924 bis 1928 war, und zu dem u.a. auch Ludwig Klages, Friedrich Gundolf, Reinhold Lepsius und Karl Wolfskehl zählten. 1930 aber verließ er den Kreis. 1930 war er als Privatdozent an der Universität Frankfurt tätig. 1938 wurde er dort außerordentlicher Professor für Germanische Philologie; im Folgejahr wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). 1941 wechselte er auf den Stuhl des Ordinarius für deutsche Philologie an der Philipps-Universität Marburg und hatte diese Position bis zu seinem Tode inne..

Kommerell hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung der modernen Textinterpretation, gilt als Begründer der Komparatistik. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit lag im Barock, der Klassik und Romantik. So war er auch Übersetzer von Werken Calderóns und Michelangelos und publizierte Hölderlin, Jean Paul, Goethe, Schiller und Hofmannsthal. Er selbst schrieb Lyrik, Stücke, Erzählungen.

Werke u.a.: Geist und Buchstabe in der Dichtung, Essays, (1940), Der Lampenschirm aus drei Taschentüchern (1940), Gedanken über Gedichte (1943).

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Bilder: Thomas Haas (06/2014)

Marburg, Hauptfriedhof

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Wissenschaft & Forschung LXI

Omnibus salutem!