Gustav Adolf Neuber

 

Deutscher Mediziner; Sohn eines Apothekers; der Großvater, Senator Johann Schweffel, war Mitbesitzer der Maschinenbauanstalt und Eisengießerei Schweffel und Howaldt, der späterer Howaldtswerft. Nach der Absolvierung der Wehrpflicht und der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, studierte er Medizin in Tübingen, Leipzig, Halle, Wien und Kiel. Angeregt von durch Robert Koch durchgeführte Untersuchungen über die Äthologie der Wundinfektionskrankheiten, die diese 1878 veröffentlicht hatte, machte Neuber sich besonders verdient um die Einrichtung keimfreier Operationsräume, die er insbesondere in seiner eigenen, im Kieler Stadtteil Gaarden 1886 eröffneten Klinik in vollem Umfang umsetzen konnte. Neuber, seit 1895 mit dem Titel eines Geheimen Sanitätsrats geehrt und von Wilhelm II. 1901 zum Generalarzt der kaiserlichen Marine ernannt, wurde 1911 in das Preußische Herrenhaus berufen. 1923 ernannte ihn die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie zu ihrem Ehrenmitglied.

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Bilder: Klaus Beneke (10/2009)

Kiel, Südfriedhof

Bilder: Klaus Decker (11/2009)

Emil Theodor Kocher

Schweizer Arzt (Chirurg); Sohn eines Ingenieurs; studierte in Zürich, Berlin, London, Paris und Wien, u.a. bei Theodor Billroth und Bernhard von Langenbeck. 1864 beendete er sein Medizinstudium und promovierte an der Chirurgischen Universitätsklinik von Bern und wurde dort Assistent bei Georg Albert Lücke (*1829, †1884), dessen Nachfolger als Professor für Chirurgie er 1872 wurde. In dieser Stellung verblieb er in seiner gesamten akademischen Laufbahn, obwohl Angebote anderer Kliniken vorlagen.

1909 wurde er als erster mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

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Bern, Bremgartenfriedhof

Herman Friedrich Grimm

Deutsche Kunst- und Literaturhistoriker; Sohn von Wilhelm Grimm und dessen Gattin Dorothea; ab 1831 lebte er in Berlin, wo er Schüler des Historikers Leopold von Ranke war. In Berlin gehörte er zum Freundeskreis von Bettine von Arnim, deren Tochter Gisela er 1859 heiratete. Ab 1847 studierte er Rechtswissenschaften und Philologie. Nach seiner Habilitaion im Jahre 1870 wurde er 1873 Professor für Neue Kunstgeschichte an die Universität Berlin. Außerdem gehörte er zu den Mitbegründern der Goethe-Gesellschaft und war einer der Herausgeber der Weimarer Ausgabe von Goethes Werken. Grimm schrieb Essays und Biographien: Das Leben Michelangelos (2 Bde., 1860-63), Goethe (2 Bde., 1877).

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Bild: Franz Josef Mörsch jr. (11/2003)

Berlin, Friedhof der St. Matthäi-Gemeinde

Hinweis: Herman Grimms Grab ist dasjenige links außen.

Bild: Hugovk (02/2007)
Bild: Glaukon (07/2009)

James Prescott Joule

    

Englischer Physiker; dritter Sohn eines Brauereibesitzers; studierte ab 1834 bei John Dalton Mathematik und Naturwissenschaften und richtete sich 1837 ein chemisches Labor ein. 1838 begann Joule auf der Grundlage von Arbeiten William Sturgeons (*1918, †1985) mit elektromagnetischen Experimenten, wandte sich dann aber der Wärmelehre zu, insbesondere der Wärmewirkung des elektrischen Stroms. Er stellte fest, daß sich sich beim fließendem Strom der Leiter erwärmte (Joulesche Wärme). Aufgrund seiner Experimente formulierte er 1841 das Joulesche Gesetz, den Energiesatz, nach dem die Wärme proportional dem Produkt aus dem Quadrat der Stromstärke und dem Widerstand des Stromkreises ist. Diesen Nachweis erbrachte fast gleichzeitig und unabhängig von ihm auch von Robert von Mayer in Deutschland. Außerdem entdeckte Joule bei der Untersuchung der den Gasen innewohnenden Energie bei Gasdrosselversuchen zugleich mit dem Physiker William Thomson (später Lord Kelvin, *1824, †1907) den Abkühlungseffekt (Joule-Thomson-Effekt).

Inschrift: I must work the works of him that sent me, while it is day: the night cometh, when no man can work (S. JOHN, IX, 4.) [dt. Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann].

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Manchester OT Brooklands, Cemetery

Hinweis: Die Zahlenfolge 772.24 auf dem Kopfteil des Grabsteins steht für die mechanische Arbeit, die notwendig ist, um die Temperatur von einem engl. Pfund Wassers um ein 1 Grad Fahrenheit zu erhöhen ( 772.24 engl. foot pound Kraft = 4.1550 J·cal).

Bilder: Steffi Eckold (04/2009)

Victor Klemperer

1962 Bild: Bundesarchiv

Deutscher Literaturwissenschaftler, Schriftsteller; Sohn eines Rabbiners; Vetter des Dirigenten und Komponisten Otto Klemperer; verließ das Gymnasium vorzeitig und begann auf Drängen der Eltern eine kaufmännische Lehre. Nachdem er das Abitur 1902 doch noch nachgemacht hatte, studierte er Philosophie, Romanistik und Germanistik in München, Genf, Paris und Berlin. Ab 1905 lebte er als freier Publizist in Berlin. Im Jahr 1912 konvertierte er zum Protestantismus. Von 1914 bis 1915 arbeitete Klemperer als Lektor an der Universität Neapel und meldete sich anschließend als Kriegsfreiwilliger. Vom Winter 1915 bis Frühjahr 1916 war er als Artillerist an der Westfront eingesetzt, später bei der Militärzensur als Buchprüfer in Kowno und Leipzig. Im Jahr 1920 wurde er als Professor für Romanistik an die Technische Hochschule Dresden berufen, bis er 1935 aus dem Dienst entlassen wurde, ihm der Zugang zu den Lesensälen und schließlich dem Gebäude untersagt wurde. Deswegen mußte er schließlich seine Arbeit an seiner Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert, die er 1933 begonnen hatte, abbrechen. 1940 wurden er und seine Ehefrau Eva née Schlemmer aus seinem Haus in Dresden-Dölzschen vertrieben; sie lebten danach in verschiedenen sog. Judenhäusern. Die Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. auf den 14.2.1945 gab ihnen Gelegenheit zum Untertauchen, so daß sie der drohenden Deportation entkamen. Nach mehrmonatiger Flucht durch Sachsen und Bayern und dem Ende des Krieges kehrten das Paar im Juni 1945 nach Dresden zurück. In der Erwartung, daß hier ein gerechterer Staat aufgebaut würde, blieben sie im Osten Deutschlands. Klemperer trat der KPD bei und war zwischen 1947 und 1960 an den Universitäten Greifswald, Halle und Berlin tätig. Im Jahr 1950 wurde er als Vertreter des Kulturbundes Abgeordneter der Volkskammer der DDR sowie ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und bemühte sich, der französischen Sprache eine angemessene Stellung in der DDR einzuräumen. Klemperers Fachgebiet war v.a. die französische Literatur des 18. Jahrhunderts; bekannt wurde er jedoch mit seinen persönlichen Aufzeichnungen, veröffentlicht unter dem Titel Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945 (2 Bde., 1995) und So sitze ich denn zwischen allen Stühlen. Tagebücher 1945-1959 (2 Bde., 1999), Zeitdokumenten geistigen Widerstands gegen den Totalitarismus. Als sein wichtigstes Werk gilt LTI. Lingua Tertii Imperii (1947, 1966 unter dem Titel Die unbewältigte Sprache), eine entlarvende Analyse zum Sprachgebrauch in totalitären Systemen.

Auszeichnungen u.a.: Vaterländischer Verdienstorden in Silber (1956), Geschwister-Scholl-Preis (posthum).

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Dresden-Dölzsche, Friedhof

Jöns Jacob Freiherr von Berzelius (seit 1835)

      

Schwedischer Chemiker; begründete die Elementaranalyse, führte die heute gebräuchlichen chemischen Symbole sowie die Begriffe organische Chemie und Isomerie ein. Genaue Atommassenbestimmung sowie die Entdeckung der Elemente Cer, Selen, Lithium, Thorium und die Darstellung von Silicium, Zirkon und Tantal gehen auf ihn zurück. Seine dualistische elektrochemische Theorie besagt, daß die chemische Bindung durch elektrisch positiv und negativ geladene Atomgruppen zustande kommt.

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Bilder: Raphael Saulus (09/2009) wikipedia.se

Solna, Kyrkogård

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Otto Adolf Ludwig Intze

Deutscher Bauingenieur und Professor; Sohn eines Arztes; arbeitete nach dem Realschulabschluß zweieinhalb Jahre bei einer britischen Gesellschaft, die im heutigen Lettland eine Eisenbahnlinie von Riga ins Landesinnere baute. Anschließend studierte er ab Herbst 1862 an der Polytechnischen Schule Hannover Ingenieurwissenschaften, das er 1866 als Jahrgangsbester abschloß, bevor er kurzzeitig als Lehrer an der Baugewerkschule Holzminden tätig war und dann bei der Hamburger Hafenverwaltung den Bau von Brücken, Kaimauern und Schleusen leitete. Später lehrte er als Professor für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre an der Technischen Hochschule Aachen, deren Rektor er 1895 und bis 1898 blieb.

Intze konstruierte Wasserhochbehälter (Wassertürme) nach dem nach ihm benannten Intze-Prinzip, das er später auch auf den Bau von Talsperren anwandte. Er begründete die moderne Wasserwirtschaft in Deutschland.

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Vaals (Prov. Limburg, Niederlande)

Theodor Friedrich Arnold Kestner

 

 

Deutscher Mediziner; fünfter Sohn des hannoverschen Juristen und Archivars Johann Christian Kestner und dessen Gemahlin Charlotte KestnerGoethes Jugendfreundin Lotte und Vorbild für die gleichnamige Figur in dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers; studierte seit 1798 Medizin zunächst in Jena und dann seit 1800 in Göttingen, wo er 1802 promoviert und zum Privatdozenten ernannt wurde. 1804 ließ er sich auf Vermittlung Goethes in Frankfurt am Main als Arzt nieder. Hier wurde er 1813 Professor an der medizinisch-chirurgischen Spezialschule an der Senckenbergischen Stiftung, 1814 Stadtphysikus von Frankfurt, schließlich 1816 Landphysikus.

Kestner war von 1819 bis 1820 Präsident der Polytechnischen Gesellschaft, außerdem 1824 Mitbegründer des Physikalischen Vereins, 1845 des Ärztlichen Vereins sowie Administrator des Städelschen Kunstinstituts.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder:Dieter Georg (05/2021)

Clara Helene Immerwahr (verh. Clara Haber)

 

Deutsche Chemikerin; Tochter des promovierten Chemikers und aufgeklärten Freigeists Philipp Immerwahr und dessen Ehefrau Anna, née Krohn; erhielt wie ihr drei älteren Geschwister zunächst Privatunterricht, bevor sie in eine höhere Mädchenschule im 25 Kilometer entfernten Breslau geschickt und dort ihr Interesse für Chemie von einer Lehrerin gefördert wurde. Allerdings konnte sie nur im privaten Umfeld ihre Interesse weiter verfolgen, da Frauen seinerzeit an den Universitäten keine Zulassung zu einem wissenschaftlichen Studiengang erlangen konnten. So wirkte sie zunächst nach einem entsprechenden Abschluß als Lehrerin und einer Tätigkeit als sogenannte Gouzvernate (Erzieherin von Kindern). Schließlich aber bezog sie die Universität von Breslau als Gasthörerin, wobei Professor Richard Abegg (*1869, †1910), Chemiker und Vordenker der Valenztheorie sowie der Oktettregel, ihre besonderen Fähigkeiten erkannte, ihr persönlicher Mentor wurde und später, nachdem sie 1897 das Abitur als externe Schülerin an einem Jungengymnasium abgelegt hatte und sich als Vollstudentin immatrikulieren konnte, ihr Doktorvater. Im Jahre 1900 erwarb sie dort 1900 einen Doktorgrad in Chemie und arbeitete wissenschaftlich auf dem damals neuen Feld der physikalischen Chemie. Nach einem Jahr Berufstätigkeit am chemischen Institut von Richard Abegg in Breslau, heiratete sie 1901 den späteren Nobelpreisträger Fritz Haber und mußte ihren Beruf aufgeben. Die Ehe verlief unglücklich, insbesondere nach der Geburt ihres Sohnes im Jahre 1902.

Clara Haber erschoß sich aus Protest gegen die Teilnahme ihres Mannes an der Giftgasentwicklung und -anwendung vor dem Haus der gemeinsamen Villa mit einem Revolver, nachdem sie zuvor öffentlich seine Unternehmungen als Perversion der Wissenschaft mißbilligt hatte.

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Basel, Hörnli-Friedhof

Georges Edouard Lemaître

ca. 1930

Belgischer Astrophysiker und Theologe (kath.); besuchte eine Jesuitenschule, bevor er 17-jährig zur Katholischen Universität Löwen wechselte, wo seine Studien allerdings aufgrund des Ersten Weltkrieges unterbrochen wurden, während dessen er als Freiwilliger in einer Artillerieeinheit der belgischen Arme kämpfte. Nach dem Ende des Krieges setzte er seine Studien in Löwen fort, wechselte jedoch vom Fach Technik zu Physik und Mathematik. Durch seine Kriegserlebnisse geleitet, schrieb er sich zusätzlich im Priesterseminar der Erzdiözese Mechelen ein. 1920 promovierte er mit der Arbeit L’approximation des fonctions de plusieurs variables réelles (Näherung von Funktionen mehrerer reeller Variablen). 1923 wurde er zum Priester geweiht, setzte jedoch seine Studien bis 1924 an der Universität Cambridge fort, wo Arthur Eddington ihn in die moderne Stellarastronomie und die numerische Analyse einführte. Zwischen 1924 und 1927 folgte ein Studium am Massachusetts Institute of Technology mit Promotion. 1925 übernahm er an der Universität Löwen eine Teilzeitprofessur.

Lemaître, der u.a. Mitglied der Belgischen Akademie und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften war, arbeitete wie 1917 der niederländischen Astronom Willem de Sitter und 1922 der russische Mathematiker Alexander Alexandrowitsch Friedmann über dynamische Modelle des Universums und über die kosmologische Anwendung der von Albert Einstein entwickelten Relativitätstheorie. Er stellte die These vom “Primitivatom" auf, derzufolge die Galaxien Bruchstücke dieses Atoms wären, die bei der Explosion diese “Ur-Atoms” weggeschleudert worden seien, was zur Ausdehnung des Universums führte. Das war der Ausgangspunkt für die Theorie vom Urknall (engl. Big Bang Theory) als Ursprung des expandierenden Universums. Seine Gedanken zu diesem Thema erschienen erstmals 1927 in den Annales de la Société scientifique de Bruxelles, also zwei Jahre früher als die Arbeiten Edwin Hubbles, dem das Konzept von der Expansion des Universums bisher zugeschrieben wurde.

 

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Bild: Jmh2o (11/2020) Wikipedia.org
Bild: Jmh2o (11/2020) Wikipedia.org

Charleroi OT Marcinelle (Provinz Hennegau, Belgien), Ccimetière comunal

Wissenschaft & Forschung LXVI

Omnibus salutem!