Bilder: Carolyn Naumann (03/2010)

Hermann Staub eigentl. Samuel Staub

1904

Deutscher Jurist; aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, studierte er Rechtswissenschaften in Breslau, wechselte aber im Oktober 1876 an die Königliche Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin; nach Abschluß des Studiums im Mai 1877 in Breslau war er ab November des selben Jahres als Referendar am Appellationsgericht Ratibor (heute Racibórz) tätig. Nach 1882 bestandenem Assessorexamen ließ er sich in Berlin als Anwalt nieder -eine angestrebte Karriere als Professor an der Universität blieb ihm als Juden verschlossen.

Seine bedeutendste Arbeit war der 1893 veröffentlichte Kommentar zum Handelsgesetzbuch, der alleine bis zur “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 vierzehn Auflagen erreichte. Nachdem er dann nicht mehr publiziert werden durfte, erschien das Werk nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges neubearbeitet als 7-bändiger Großkommentar beim Verlag Walter de Gruyter.

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Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Bilder: Peter Stein (03/2010)

Jean Piaget

 

 

Schweizer Psychloge; Sohn eines Professors für mittelalterliche Literatur; studierte an der Universität von Neuchâtel und promovierte in Zoologie bereits im Alter von 22 Jahren, wandte sich dann aber dem Studium der Psychologie zunächst in Zürich, dann an der Sorbonne in Paris zu, wo er sich mit der Entwicklung kognitiver Fähigkeiten beschäftigte; so zeigte er in seinen Untersuchungen u.a. wie das Kind seinen anfänglichen Egozentrismus überwindet. 1921 wurde er an die Universität Genf berufen, an das Institut J.-J. Rousseau, dessen Leiter er von 1933 bis 1971 war. 1925 wurde er Professor der Psychologie, Soziologie, Philosophie der Wissenschaft in Neuenburg (Neuchâtel); 1929 folgte er einem Ruf als Professor für Geschichte des wissenschaftlichen Denkens an die Universität Genf (bis 1939). Ebenfalls 1929 wurde er dort Direktor des Bureau International d'Éducation (bis 1967); dort gründete er 1955 Centre International d’Épistémologie. dessen Direktor er wurde. In den 1930er Jahren veröffentlichte er einige Schriften über das kindliche Weltbild und seine Moral. Ab Mitte der 1930er Jahre verfaßte er Werke über die frühkindliche Entwicklung, die auf der Beobachtung seiner eigenen Kinder - Piaget hatte mit seiner Frau Valentine née Châtenay, die er 1923 geheiratet hatte, drei Kinder - in der entsprechenden Entwicklungsphase und der Analyse ihres Verhaltens fußen. 1938 wurde Piaget Professor für Psychologie und Soziologie in Lausanne und 1939 für Soziologie und 1940 für experimentelle Psychologie in Genf (bis 1951 bzw. 1971). 1952 bis 1963 unterrichtete er als Professor an der Sorbonne. Ab den 1950er Jahren beschäftigte er sich v.a. mit theoretischen und philosophischen Grundfragen seines Systems. 1958 erschien sein Grundlagenwerk mit dem Titel Das Wachsen des logischen Denkens von der Kindheit bis zur Pubertät. Mit der Beschäftigung der Logik des Kindes leistete er bahnbrechende Arbeit, und Piagets Studien hatten großen Einfluß in den Bereichen Kinderpsychologie und Pädagogik.

Werken u. a.: Le language et la pensée chez l’enfant (1923, dt. Sprechen und Denken des Kindes), Le jugement chez l’enfant (1932, dt. Das moralische Urteil beim Kinde), La naissance de l’intelligence chez l’enfant (1936, dt. Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde), La genèse des structures logiques élémentaires (1959, dt. Die Entwicklung der elementaren logischen Strukturen) und Psychologie et pédagogie (1969, dt. Theorien und Methoden der modernen Erziehung).

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Genf OT Pleinpalais, Cimetière des Rois

Bilder: Longbow 4u (02/2006) wikipedia.de

Friedrich Benjamin Osiander

Deutscher Urologe und Geburtshelfer; Sohn des Theologen Johann Rudolf Osiander; absolvierte nach dem Besuch von Schulen in Kirchheim unter Teck und 1775 der Klosterschule in Denkendorf ab 1775 ein Medizinstudium an der Universität Tübingen und promovierte dort 1779 mit einer Dissertation über die Heilquelle von Owen mit De fonte medicato Owensi zum Doktor der Medizin. Anschließend ließ er sich als Arzt in Kirchheim unter Teck nieder, war zwischenzeitlich ein halbes Jahr an der Universität Straßburg, war 1781 ein Jahr Gast beim Hofrat G. W. Stein an der Entbindungsanstalt in Kassel und erwarb sich als praktischer Geburtshelfer mit der Schrift Beobachtungen, Abhandlungen und Nachrichten, welche vorzüglich Krankheiten der Frauenzimmer und Kinder und die Entbindungswissenschaft betreffen einen ausgezeichneten Ruf. 1792 wurde Osiander Professor der Gynäkologie und Geburtshilfe, sowie 1791 Direktor des Klinikums und des Entbindungshauses in Göttingen. Bei ihm hörte u.a. die spätere erste deutsche Frauenärztin Charlotte Heidenreich-von Siebold. 1805 wurde er zum Hannoverschen Hofrat ernannt. Osianders Hauptverdienst liegt in der Entwicklung mehrere Instrumente für die Geburtshilfe; insbesondere ist hier seine Lehre von der Zange zu nennen. Zudem setzte er sich für operative Eingriffe bei Entbindungen ein.

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Göttingen, Albanifriedhof

Bilder: Steffi Eckold (04/2010)

Heinrich Georg Barkhausen

Deutscher Physiker; nach Abitur und einem 6-monatigem Praktikum im Ausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn in Bremen studierte er zunächst an der Technischen Hochschule München, dann an den Universitäten von Berlin (1902), München (1903) und Göttingen (1903), wo er ab 1906 als Assistent von Hermann Theodor Simon am Institut für angewandte Elektrizität arbeitete und dort auch promovierte. 1911 folgte er einem Ruf an die Technische Hochschule Dresden als außerordentlicher Professor und Direktor des neu gegründeten Instituts für Schwachstromtechnik. Während des Ersten Weltkrieges war er in Kiel bei der Marineinspektion des Torpedo- und Minenwesens mit dem Auftrag betraut, den Verlust von Energie bei der Übertragung von Nachrichten über längere Distanzen per Kabel zu verbessern. 1919 entdeckte Barkhausen, der über Elektronenröhren und elektrische Schwingungen arbeitete, den sog. Barkhausen-Effekt: Diskontinuierliche Änderungen der Magnetisierung von eisenhaltigen, magnetischen Werkstoffen bei einem Wechsel des magnetischen Feldes, deren Ursache elementare magnetische Momente in kleinen Bereichen, den sogenannten Weiss-Bezirken, liegen; dies läßt sich als Barkhausen-Rauschen nachweisen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem das Institut in Dresden durch die schweren Bombenangriffe der britischen RAF im Februar 1945 zerstört worden war, kehrte er nach Dresden zurück und baute das Institut für Schwachstromtechnik wieder auf. 1953 zog er sich in das Privatleben zurück.

Auszeichnungen u.a.: Nationalpreis der DDR (1949).

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Dresden-Tolkewitz, Urnenhain

Claude Lévi-Strauss

UNESCO/Michel Ravassard (Wikipedia.en)Bild: UNESCO/Michel Ravassard (Wikipedia.en) cc_somerightsreserved

Französischer Ethnologe und Anthropologe; Sohn eines Portraitmalers; lebte während des Ersten Weltkrieges bei den Großeltern - der Großvater war Rabbiner der Synagoge von Versailles -, bevor seine Eltern nach Paris zogen. wo er an der Sorbonne Rechtswissenschaften und Philosophie studierte. Zwischen 1935 bis 1939 unternahmen er und seine erste Frau Dina, eine Ethnologin, mehrere ethnographische Forschungsreisen in den Mato Grosso und in das Amazonasgebiet. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Frankreich zurück und leistete von 1939 bis 1940 freiwilligen Militärdienst, verließ aber nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht das Land über Marseille und Martinique und kam im Frühjahr 1941 in die Vereinigten Staaten. In New York City unterrichtete er von 1942 bis 1945 an der New School for Social Research. Nach der Befreiung rief ihn 1944 das französische Außenministerium nach Frankreich zurück, entsandte ihn aber im Folgejahr als Kulturberater der französischen Botschaft erneut nach New York. 1948 ließ er sich von diesem Posten entbinden, um sich seinen Forschungen zu widmen und wurde Subdirektor des Musée de l'Homme in Paris. 1949 reiste er nach Ost-Pakistan. Anschließend war er bis 1974 Direktor der École pratique des hautes études. 1955 veröffentlicht er seinen Reisebericht Tristes Tropiques (dt. Traurige Tropen), zugleich eine strukturalistische, in den 1960er Jahren vielgelesene Programmschrift. Von 1959 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1982 lehrte Lévi-Strauss, der als Begründer des ethnologischen Strukturalismus und früher Vertreter einer Ethnosoziologie gilt, als Professor für Sozialanthropologie am Collège de France. 1973 wurde Lévi-Strauss Mitglied der Académie française und wurde mit dem Erasmus-Preis ausgezeichnet.

Werke u.a.: Le cru et le cuit (1964, dt, Das Rohe und das Gekochte), Du miel au cendres (1967, dt. Vom Honig zur Asche), L’homme nu (1971, dt. Der nackte Mensch), Le Regard éloigné (1983, dt. Der Blick aus der Ferne), La Potière jalouse (1985, dt. Die eifersüchtige Töpferin), Histoire de lynx (1991, dt. Luchsgeschichte), Regarder, écouter, lire (1993, dt. Sehen Hören Lesen).

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Lignerolles

Bilder: Bernd wolter (08/2010)
Bilder: Jürgen Bockstiegel (07/2010)

Telgte b. Münster (Westfalen), Waldfriedhof Lauheide

Gerhard Johannes Paul Domagk

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Deutscher Pathologe und Bakteriologe; Sohn eines Schulrektors; begann eine Studium der Medizin an der Universität Kiel, das er unterbrach, um sich als Kriegsfreiwilliger zu melden. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges verwundet, arbeitete er anschließend als Sanitäter. Nach dem Ende des Krieges setzte er sein Studium an der Universität von Greifswald mit Schwertpunkt auf bakterieller Forschung fort. Ab 1929 forschte und entwickelte er, vorzugsweise im Stammwerk der Bayer AG innerhalb der I.G. Farben in Wuppertal-Sonnborn. Er führte die Sulfonamide in die Chemotherapie der bakteriellen Infektionen ein und entwickelte wirkungsvolle Tuberkulostatika. 1935 entdeckte er die antibakterielle Wirkung des Farbstoffs Prontosil, für dessen Entdeckung er 1939 den Nobelpreis erhielt, den er jedoch erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1947 entgegennehmen konnte.

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Julius Mohl

 

Deutscher Orientalist; Bruder des späteren Staatswissenschaftlers Robert von Mohl, Nationalökonom und Wirtschaftspolitiker Moritz Mohl und Botaniker Hugo von Mohl; der als der Entdecker der Kernteilung gilt, studierte in Tübingen zunächst Theologie und als er erkannte, daß die Theologie nichts für ihn sei, in England und in Paris orientalische Sprachen, mit Schwerpunkt Persisch, Arabisch und Chinesisch. 1826 erhielt er eine außerordentliche Professur der orientalischen Literatur in Tübingen, verbrachte aber die nächsten Jahre meist in Paris, London und Oxford mit. 1829 veröffentlichte er in Paris die gemeinsam mit Olshausen bearbeiteten Fragments relatifs à la religion de Zoroastre. Danach veröffentlichte er zwei ältere lateinische, von gelehrten Jesuiten herrührende Übersetzungen chinesischer Religionsbücher: Confucii Chi-king, sive liber carminum, ex latina P. Lacharme interpretatione, die 1830 in Stuttgart erschienen, sowie zwischen 1834 und 1839 Y-king, antiquissimus Sinarum liber, ex interpretatione P. Regis in zwei Bänden. Anschließend wandte er sich dem Studium des Persischen zu. Von der französischen Regierung mit der Herausgabe und Übersetzung des Shâhnâme von Firdusi für die Collection orientale beauftragt, nahm er 1834 in Tübingen seinen Abschied von seiner dortigen Tätigkeit, ließ sich dauerhaft in Paris nieder und wurde französischer Staatsbürger. Später wurde er Sekretär und schließlich Präsident der Asiatischen Gesellschaft in Paris. 1844 wurde er an Stelle von Eugène Burnouf zum Mitglied der Akademie der Inschriften, 1847 zum Professor des Persischen am Collège de France und 1852 zum Inspektor des orientalischen Druckes in der kaiserlichen Druckerei ernannt.

Verheiratet war Julius Mohl seit 1847 mit Mary née Clarke, Tochter einer in Frankreich lebenden Engländerin. Mary, die bereits vor ihrer Ehe eng mit Madame Récamier befreundet war, führte über fast vierzig Jahre hinweg einen Salon, in dem zahlreiche Intellektuelle sich ein Stelldichein gaben.

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Bilder: Herbert Herterich (10/2014)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Otto Nikolas Grautoff

 

 

Deutscher Kunsthistoriker und Romanist; Sohn eines Buchhändlers; besuchte zunächst das Progymnasium Dr. Bussenius, dann das Katharineum zu Lübeck, wo der ein Jahr ältere Thomas Mann sein Schulkamerad war. Während dieser Zeit gaben die beiden Freunde die Schülerzeitschrift Der Frühlingssturm heraus. Ebenso wie Mann blieb Grautoff dreimal sitzen, und beide verließen 1894 mit der sog. Obersekundreife gemeinsam das Gymnasium. Grautoff machte anschließend in Brandenburg eine Buchhändlerlehre. Obwohl sich nach dem vorzeitigen Schulabbruch die Wege der beiden trennten, blieben sie später in regem Schriftverkehr. 1904 ging er nach Paris, während Mann zu seiner Mutter nach München zog.

1928 gründete Grautoff in Berlin die Gesellschaft der Deutsch-französischen Rundschau (später umbenannt in Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG). Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten mußte Grautoff 1933 Deutschland verlassen und ging nach Frankreich in das Exil. Als die deutsche Wehrmacht 1940 Teile von Frankreich besetzte, entschloß er sich, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, starb aber kurz bevor er diesen Plan realisieren konnte,.

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Bilder: Herbert Herterich (10/2014)

Thiais (Dép. Val-de-Marne), Cimetière de Thiais

Viktor Freiherr von Weizsäcker

 

 

Deutscher Mediziner; Sohn des späteren Württembergischen Ministerpräsidenten Karl von Weizsäckers; Bruder des späteren Staatssekretärs unter NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop, Ernst von Weizsäckers; Onkel des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker; studierte ab 1904 Medizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen, sowie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wobei sein Interesse zeitweise auch der Philosophie galt, schließlich aber blieb er bei der Medizin. 1920 wurde er Nachfolger von Wilhelm Erb in der von jenem gegründeten Nervenabteilung an der Medizinischen Klinik in Heidelberg. 1941 übernahm er als Leiter das Otfried-Foerster-Instituts, eine neurologische Klinik in Breslau, an der u.a. nter anderem auch Hirne von getöteten Kindern aus der Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Loben untersucht wurden. Kurz bevor die Rote Armee Breslau eroberte, verließ er 1945 auf Befehl die Stadt, geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, konnte jedoch noch im selben Jahr wieder nach Heidelberg zurückkehren. Dort wurde er auf den Stuhl des Ordinariats für Allgemeine Klinische Medizin, aus der später die Psychosomatische Abteilung an der Krehlklinik in Heidelberg hervorgegangen ist, berufen.

von Weizsäcker gilt als ein Begründer der Medizinischen Anthropologie und der psychosomatischen Medizin, d.h. einer Medizin, der die Seele [griech. ψυχή, psyche] und den Körper [griech. σῶμα, soma] gleichermaßen für Krankheiten verantwortlich, also zu einem Teil der “Biographie” des Erkrankten machte: sie entstünden oftmals "an Wendepunkten biographischer Krisen". Berühmt wurde er v.a. durch seine Konzeption des Gestaltkreises für ein “pathisches“ Menschenverständnis, d.h. der Wechselbeziehung von Umwelt und Organismus.

Werke u.a.: Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen (1940)-

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 2014)

Heidelberg-Handschuhsheim, Friedhof

Dian Fossey

 

 

US-amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin; Tochter eines Versicherungsagenten; schrieb sich nach Absolvierung der High School auf Wunsch ihres Vater zu einem sog. Businesskurs am College of Martin ein. Nachdem sie aber ihre Sommerferien auf einer Ranch in Montana verbracht und in engen Kontakt mit Tieren hatte, belegte sie - jetzt neunzehn Jahre alt - ohne Wissen ihres Vater das Fach Biologie an der Universität von Kalifornien, da sie überzeugt war, daß das Leben mit Tieren ihre Bestimmung sei. Da die Familie daraufhin die finanzielle Unterstützung einstellte, arbeitete Dian u..a. als Angestellte in einem Kaufhaus und als Arbeiterin in einer Maschinenfabrik. Da sie trotz ihres Fleißes an den Fächern Physik und Chemie, die als Grundlagen bei einem Studium der Biologie ebenfalls belegt werden müssen, scheiterte, mußte sie die Universität im zweiten Studienjahr verlassen; sie schrieb sich am San Jose State College zu einem Studium der Ergotherapie ein, erwarb 1954 den bachelor's degree und begann als Ergotherapistin an diversen Krankenhäuser zu arbeiten. 1956 nahm sie eine Tätigkeit als Therapeutin am Kosair Children's Hospital in Louisville (Kentucky) an. 1963 ließ sie sich beurlauben und hielt sich sieben Wochen in Afrika auf. 1966 hängte sie ihre Tätigkeit in den Vereinigten Staaten an den Nagel, nachdem sie von dem Anthropologen Louis Leakey, mit dem sie zusammengearbeitet hatte, erfahren hatte, daß ihr finanzielle Mittel für eine Forschungstätigkeit mit den in freier Wildbahn lebenden Berggorillas genehmigt waren waren. Damit konnte sie eine Langzeitstudie in Bezug auf die Lebensweise der Gorillas durchführen, ähnlich der Studien, die Jane Goodall (*1934) mit Schimpasen in Tansania gemacht hatte. Am 24. September 1967 gründete sie das tief im Regenwald in der Provinz Ruhengeri zwischen zwei Vulkanen gelegene Karisoke Research Center. Sie beschäftigte sich dort mit der Erforschung des Verhaltens sowie dem Schutz der Berggorillas. Obwohl das Jagen bereits seit den 1920er Jahren im Nationalpark im Gebiet der Virunga Vulkane unter Strafe gestellt war, hatte sich kaum einer der Parkbediensteten darum geschert, bzw. blieben wegen Bestechung, die gang und gäbe war, untätig. Dank ihres Engagements gelang es, viele der Wilderer gefangen zu nehmen und einer langen Haftstrafe zuzuführen. 1978 gelang es ihr, die Ausfuhr zweier junger Gorillas an den Zoo in Köln zunächst zu verhindern; bei der Gefangennahme der Baby-Gorillas waren 20 erwachsenen Tiere getötet worden. Die beiden traumatisierten Gorillababies wurden ihr zur Pflege übergeben, nach gesundheitlicher Wiederherstellung allerdings doch nach Köln gegeben, wo sie neun Jahre in Gefangenschaft verbrachten und dann beide im selben Monat starben. Fossey erachtete die Haltung von Wildtieren als unethisch. Besonders bitter für sie war der Tod ihres Lieblingsgorillas Digit, der an Silvester 1977 von Wilderern getötet und dessen Kopf für eine Prämie von US$ 20 abgetrennt wurde; seine Hände wurden später zu Aschenbechern umgearbeitet. Fossey gründete – erschüttert von der bestialischen Tat - den Digit Fund, mittels dessen Geld eine Patrouille ins Leben gerufen werden konnte, die die Fallen der Wilderer aufspüren und solche Vorgänge künftig verhindern sollte. Dian Fossey selbst kam auf tragische Weise um ihr Leben, wobei die genauen Umstände im Dunklen liegen; am Morgen des 27.12.1985 wurde sie in ihrer Hütte mit eingeschlagenem Schädel vorgefunden1.

Weltweit wurde Dian Fossey bekannt, als im Jahre 1988 Episoden aus ihrem Leben unter dem Titel Gorillas in the Mist (dt. Gorillas im Nebel) mit Sigourney Weaver (*1949) in der Rolle der Dian Fossey verfilmt wurden.

Inschrift: No one loved gorillas more, rest in peace, dear friend. Eternally protected in this sacred ground, for you are at home [Niemand liebte Gorilla mehr, ruhe in Frieden, auf ewig beschützt in dieser heiligen Erde, denn du bist zu Hause].

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1 Die Meinungen über den Grund für die Ermordung Dian Fosseys gehen auseinander: Manche nehmen an, daß es sich um Wilderer gehandelt habe; andere glauben, sie sei getötet worden - zumal eine Verlängerung ihres Visums kurz vorher abgelehnt, es aber dann doch um zwei Jahre verlängert worden war - , weil sie sich den touristischen Plänen der Regierung in den Weg gestellt hatte.

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Karisoke, (Ruanda), Karisoke Research Center

Bild: Paul M Baldwin (08/2013) flickr.com
Bild: Paul M Baldwin (08/2013) flickr.com
Bild: uskgrub (10/2008)

Gesamtansicht: links, innerhalb der Umfriedung, der Gorilla-Friedhof, rechts hinter der Mauer das Grab von Dian Fossey

Bild: uskgrub (10/2008)

Grabstätte von Digit, Dian Fosseys Lieblingsgorilla - unmittelbar neben dem Grab von Fossey.

Wissenschaft & Forschung LXVII

Omnibus salutem!