(09/2005)

Hugo von Seeliger (seit 1902)

 

Deutscher Astronom; einer wohlhabenden Familie entstammend,, konnte Seeliger sich frei jeglicher ökonomischer Sorgen der Wissenschaft widmen. Nach dem Abitur 1867 in Teschen studierte er zunächst in Heidelberg, dann in Leipzig Astronomie, Mathematik und Physik und promovierte dort 1871 über die Theorie der Doppelsternbewegungen. Seelinger war dann für kurze Zeit Assistent an der Leipziger Sternwarte, bevor er 1873 als Observator an die Sternwarte in Bonn kam, wo ihm die Beobachtungen des Meridiankreises übertragen wurden. Nach seiner Habilitation im Jahre 1877 siedelte er nach Leipzig über und war dort als Privatgelehrter tätig. Vom 1.10.1881 bis zum 1.9.1882 war Seeliger Direktor der Sternwarte Gotha. Seit 1882 war er Nachfolger Lamonts auf dem Lehrstuhl für Astronomie und Direktor der Sternwarte im Münchener Stadtteil Bogenhausen. 1919 wurde er zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in München, wo er trotz vieler Angebote - so aus Prag und Straßburg - blieb - gewählt.

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München, Bogenhausener Friedhof

Alphonse Bertillon

  

Französischer Kriminalist und Anthropologe; Sohn eines Arztes; in der Schule ein Versager und als Pedant und Querulant apostrophiert, wurde er auf Fürsprache seines Vaters im März 1879 als Hilfsschreiber bei der Pariser Polizei-Präfektur eingestellt. Bei seiner Arbeit, dem stumpfsinnigen Übertragen von aufgenommener Daten straffälliger Personen auf Karteikarten der Registratur fiel ihm auf, daß es keine zwei Menschen mit den identischen äußeren Merkmalen in einer Kombination gab (z.B. zwar gleiche Körpergröße, aber unterschiedliche Nasen etc.). Aus diesen Beobachtungen entwickelte er in den Jahren 1879 und 1880 ein anthropometrische System zur Personenidentifizierung, das später ihm zu Ehren “Bertillonage” genannt wurde und das der Wiedererkennung rückfälliger Verbrecher diente. Bertillon begründete seine Methode auf der Feststellung, daß sich der menschliche Knochenbau ab dem 20. Lebensjahr nicht mehr verändere. Seine Methodik wurde in vielen Staaten eingeführt. In der Dreyfus-Affaire spielte er eine unrühmliche Rolle: Obwohl kein Graphologe, war er von der Justizbehörde um ein Gutachten gebeten worden war, in dem er klären sollte, ob die auf einem Papier entdeckte Handschrift diejenige Dreyfus’ sei oder nicht. Unter dem Druck des Militärs bestätigte er die vorgefaßte Meinung der Strafverfolgungbehörde. Bis zu seinem Tode weigerte er sich den fatalen Irrtum einzugestehen.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Emanuel Herrmann

 

 

Österreichischer Nationalökonom; Professor an der Militärakademie in Wiener Neustadt, von 1882 bis 1902 an der Technischen Hochschule in Wien. Er schlug am 26.1.1869 in einem Artikel in der Neuen Freien Presse "eine neue Art der Correspondenz mittels der Post" vor, eine offene Karte in Briefformat - mit einer vorgedruckten Briefmarken -, die wesentlich günstiger als das Porto für einen Brief zu sein habe. Herrmann wurde damit zum Erfinder der Postkarte, die 1870 auch in Deutschland vom Generalpostmeister Heinrich von Stephan eingeführt wurde.

Werke u.a.: Leitfaden der Wirtschaftslehre (1870), Technische Fragen und Probleme der modernen Volkswirtschaft (1891).

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Bilder: Alexander Krischnig (10/2005)

Wien, Meidlinger Friedhof

Thomas Robert Malthus

Britischer Nationalökonom und Sozialphilosoph; studierte am Jesus College der Universität Cambridge und wurde 1798 vorübergehend Vikar der Gemeinde Albury in der Grafschaft Surrey, bis er ab 1805 bis zu seinem Tode Professor für politische Ökonomie und Geschichte am College der Ostindischen Kompanie in Haileybury (bei Hertford) war. Er war einer der führenden Theoretiker der klassischen Nationalökonomie, wurde v.a. durch seine Streitschrift Versuch über das Bevölkerungsgesetz (1798) gegen William Godwin bekannt, in der er eine pessimistische Bevölkerungstheorie (Malthusianismus) vertrat. Danach nimmt die Bevölkerung schneller zu als das Nahrungsangebot, das sie zu ihrer Ernährung benötigt. Daher sei die übermäßig ansteigende Vermehrung der Bevölkerung die Ursache allen Elends und allen Lasters. Wenn das Verhältnis zwischen Bevölkerung und angebotenen Nahrungsmittel zu ungleich sei, werde dieses übermäßige Wachstum durch Hungersnöte, Krankheiten und Kriege korrigiert. Mit seiner Theorie widersprach Malthus der seinerzeit üblichen Vorstellung, daß es die Fruchtbarkeit einer Gesellschaft sei, die zu wirtschaftlichem Fortschritt führe. Seine Idee waren Anlaß zu ersten systematischen demographischen Untersuchungen.

Werke u.a.: Observations on the Effects of the Corn Laws (1814), Principles of Political Economy (1820, dt. Grundsätze der politischen Ökonomie).

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Bild: Amy Groark (07/2007) flickr.com/photos/amygroark/733018686/
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Bath, Bath Abbey

Bild: Stasa16 (06/2009) wikipedia.ru
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Leonid Witaljewitsch Kantorowitsch [russ. Леони́д Вита́льевич Канторо́вич] 

Sowjetischer Mathematiker und Ökonom; Sohn eines Arztes; studierte von 1926 bis 1930 Mathematik an der Universität von Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg). Im Jahre 1935 wurde er zum Doktor der physikalischen und mathematischen Wissenschaften promoviert - ohne die Verteidigung einer Dissertation. In den 1930er-Jahren optimierte er die Produktion einer Holzfabrik in der Funiere hergestellt wurden, indem er die Schälmaschinen durch Einsatz mathematisch gesteuerter Produktionsplanung effektiver einsetzen konnte - eine Methode, die bei der Lösung zahlreicher wirtschaftlicher Probleme zur Anwendung kam. 1975 wurde er mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet, den er mit Tjalling Koopmans für Die Beiträge zur Theorie für die optimale Zuteilung von Betriebsmitteln teilte.

Verheiratet war Kantorowitsch seit 1938 mit der Ärztin Natalja Iljina.

Werke u.a.: Mathematische Methoden der Organisation und Planung der Produktion (1939).

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Hans Christian Ørsted

Dänischer Physiker und Chemiker; Sohn eines Apothekers; bildete sich mit seinen um ein Jahr jüngeren Bruder Andree autodidaktisch aus. Beide wollten zunächst Prediger werden; der ältere der Brüder studierte jedoch Naturwissenschaften und Pharmazie an der Universität Kopenhagen, an der er ab 1806 Professor für Chemie und Physik worden sollte. 1819 isolierte Ørsted, der ab 1812 Mitglied der Kopenhagener Freimaurerloge Friedrich zur gekrönten Hoffnung, erstmals Piperidin, im Folgejahr entdeckte er mit einem Kompass die magnetische Wirkung des elektrischen Stromes und konstruierte im selben Jahr das Piezometer. Ørsted erkannte die Tragweite der Wechselwirkung zwischen Magnetismus und Elektrizität und löste die rasante Entwicklung der Elektrizitätslehre und Elektrotechnik aus. 1825 stellte er erstmals Aluminium her.

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Bilder: Finn Larsen (02/2011)

Kopenhagen, Assistens-Friedhof

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Sir Ronald Ross  (seit 1911)

 

Englischer Mediziner; ältestes von zehn Kindern eines Generals der Britisch-Indischen Armee; wurde im Alter von acht Jahre zu seiner Tante und seinem Onkel auf die Isle of Wright geschickt, wo er die Grundschule besuchte. Er erhielt seine medizinische Ausbildung am Saint Bartholomew's Hospital in London und trat 1881 in den medizinischen Dienst der Britisch-Indischen Armee ein. Elf Jahre später begann er mit seinen Forschungen zur Übertragung und Bekämpfung der Malaria. Als Leiter einer Expedition in Westafrika identifizierte er 1889 Stechmücken, die Malaria übertragen und überwachte deren großflächige Bekämpfung. Im Jahre 1895 begann Ross mit einer Reihe von Experimenten, durch die er nachweisen konnte, dass Malaria tatsächlich von Stechmücken übertragen wird. Er erforschte den Lebenszyklus des Malariaerregers in der Stechmücke Anopheles. Für diese Entdeckung erhielt er 1902 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Im Jahre 1913 wurde er am King's College Hospital in London Tropenarzt und kurz darauf leitender Direktor des Ross Institute and Hospital for Tropical Diseases in London; 1901 wurde er in die Royal Society aufgenommen.

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Bild: Deeday-UK (08/2014) Wikipedia.en
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London, Putney Vale Cemetery

Ernst Witt

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Deutscher Mathematiker; kam mit seinen Eltern nach China, wo sein Vater als Missionar die Liebenzeller Mission in Changsha leitete. Von dort schickten ihn seine Eltern erst im Alter von neun Jahren zurück nach Deutschland, wo er mit seinem Bruder bei einem Onkel in Müllheim unterkam. Ab 1929 studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, wo er auch sein Abitur gemacht hatte, wechselte aber 1930 an der Georg-August-Universität Göttingen. Ab 1938 war Witt an der Universität Hamburg tätig, zunächst als Dozent, ab 1939 als außerordentlicher und ab 1954 als ordentlicher Professor1 Im Zweiten Weltkrieg wurde er eingezogen und kam 1941 als Fernmelder an die Ostfront, wurde aber wegen einer Erkrankung in die Heimat entlassen, wo er nach seiner Rekonvaleszenz in Berlin im Dechiffrierdienst eingesetzt wurde. In den 1950er Jahren war er auch als Gastdozent in Barcelona, Madrid und Rom tätig.

Verheiratet war Ernst Witt seit 1940 mit der Mathematikerin Erna, née Bannow

Inschrift: Wo Kraft ist, wird auch die Zahl Meisterin: die hat mehr Kraft.

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1  Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war seine Tätigkeit dort für zwei Jahre wegen eines von der britischen Besatzungsmacht angestrengten Entnazifizierungsverfahrens unterbrochen, in dem er 1947 vollständig rehabilitiert wurde; 1933 wurde Witt Mitglied der SA, trat aber 1938 aus der SA wieder aus.

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Hamburg-Nienstedten, Friedhof

Bilder: Udo Grimberg (09/2009)

Andreas Fritz Hillgruber

 

 

Deutscher Historiker; Sohn eines Gymnasiallehrers; diente von 1943 bis 1945 als Soldat in der Wehrmacht. Als Unteroffizier kam er 1945 zunächst in US-amerikanische, anschließend bis 1948 in französische Kriegsgefangenschaft.Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und seiner Enlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte er von 1948 bis 1952 Geschichte, Germanistik und Pädagogik unter anderen bei Percy Ernst Schramm an der Georg-August-Universität Göttingen und promovierte bei Schramm 1952 mit einer Arbeit über die deutsch-rumänischen Beziehungen im Zweiten Weltkrieg. Von 1954 bis 1964 war Hillgruber im höheren Schuldienst, unter anderem am Justus-Liebig-Gymnasium in Darmstadt. Von 1962 bis 1964 war er Oberstudiendirektor an der Elisabethschule in Marburg tätig. Nach einem Lehrauftrag an der Philipps-Universität Marburg erfolgte dort seine Habilitation mit der Studie Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940/1941, Von 1968 bis 1972 war er ordentlicher Professor für neuere und neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und zugleich von 1968 bis 1970 Leitender Historiker des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) in Freiburg im Breisgau. Von 1972 bis zu seinem Tod 1989 war Hillgruber, dessen Spezialgebiet die deutsche Geschichte zwischen 1871 und 1945 war, dann Ordinarius für mittlere und neuere Geschichte an der Universität zu Köln.

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Bilder: Wilfried Paque (06/2011)

Köln, Friedhof Melaten

Ludwig Dehio

 

 

Deutscher Historiker und Archivar; Sohn des Kunsthistorikers Georg Dehio; studierte nach dem Abitur Geschichte und promovierte 1913 bei Harry Bresslau über Innozenz IV. und England zum Dr. phil.. Während des Ersten Weltkrieges war Dehio als Reserveoffizier an der Westfront eingesetzt und wurde mehrmals versetzt. Jahre lang unter den Folgen drer Verwundungen leidend, aber auch aus finanziellen Gründen entschloß er sich nach dem Ende des Krieges nicht, wie ursprünglich geplant eine akademische Laufbahn zu verfolgen, sondern trat in den preußischen Archivdienst ein. Nach seiner Assistentenzeit arbeitete er am Staatsarchiv Berlin und später als Staatsarchivrat am Preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin. Mit der Weimarer Republik begannen so „drei Jahrzehnte relativer und während der Hitler-Zeit schließlich völliger Zurückgezogenheit im Preußischen Archivdienst“.

1946 wurde er Professor für mittlere und neuere Geschichte in Marburg und war von 1946 bis 1954 Direktor des Staatsarchivs Marburg. Von 1948 bis 1956 gab er in Marburg die Historische Zeitschrift heraus.

Werke u.a.: Gleichgewicht oder Hegemonie, Untertitel: Betrachtungen über ein Grundproblem der neueren Staatengeschichte (1948), Deutschland und die Weltpoliltik im 20. Jahrhundert(1955),

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Marburg, Hauptfriedhof

Erna Mohr

 

 

Deutsche Zoologin; Tochter eines Lehrers; absolvierte von 1909 bis 1914 eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar und war anschließend  ab 1914 bis 1934 an verschiedenen Schulen als Lehrerin tätig, Noch während ihrer Ausbildung begann sie, am Zoologischen Museum zu arbeiten, zunächst als Zeichnerin und als Mitarbeiterin in der Fischereibiologischen Abteilung, dann in die Abteilung für niedere Wirbeltiere. 1934ließ sie sich vom Schuldienst beurlauben und wurde Abteilungsleiterin am Zoologischen Museum Hamburg und übernahm 1936 zusätzlich die Abteilung für höhere Wirbeltiere. 1946 wurde sie beim Wiederaufbau des Zoologischen Museums (jetzt Zoologisches Staatsinstitut und Zoologisches Museum) in der Wirbeltierabteilung als Kustos der Wirbeltierabteilung des Zoologischen Museum Hamburg übernommen und war Zuchtbuchführerin des internationalen Zuchtbuchs für Wisente .Diese Position hatte sie bis zu ihrer Pensionierung inne. Zentraler Bestandteil von ihrer Arbeit am Zoologischen Museum war die Anlage, Ordnung und Erweiterung zoologischer Sammlungen.

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Bild: Emma7stern (04/2011) Wikipedia.de

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf (Garten der Frauen)

Wissenschaft & Forschung LXIX

Omnibus salutem!