Ferdinand Christian Baur

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Deutscher Kirchen- und Dogmenhistoriker (ev.); Sohn eines Pfarrers; besuchte die Klosterschule in Blaubeuren, an der er 1817 Professor für Geschichte und Philosophie werden sollte, und Maulbronn und studierte in Tübingen. 1826 wurde er gegen den Widerspruch der Theologischen Fakultät als Professor der Kirchen- und Dogmengeschichte an die Universität von Tübingen berufen. Von Friedrich Schleiermachers Glaubenslehre und Hegels Philosophie beeinflußt, führte er die historisch-kritische Methode in die neutestamentliche Forschung ein und begründete an der Universität die Jüngere Tübinger Schule. Die Geschichte des Urchristentums sah er als dialektische Entwicklung vom Judenchristentum des Petrus (d.h. Gesetzeskirche) über das Heidenchristentum des Paulus (d.h. Geistkirche) zur vorläufigen Synthese der frühkatholischen Kirche an.

Werke u.a.: Untersuchungen über die sogenannten Pastoralbriefe des Apostels Paulus (1835), Paulus, der Apostel Jesu Christi (1845).

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Tübingen, Stadtfriedhof

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Hans Rothfels

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Deutsch-US-amerikanischer Historiker; Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts und Notars; studierte Geschichte und Philosophie in Heidelberg. Er erlitt bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine schwere Verletzung durch einen Sturz von einem Pferd. Seit 1926 Professor an der Albertina in Königsberg, verlor er 1934 wegen seiner jüdischen Herkunft seinen Lehrstuhl, konnte aber noch bis 1938 am preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin Quellenstudien betreiben, bevor er schließlich 1939 das nationalsozialistische Deutschland verließ und über England in die Vereinigten Staaten emigrierte. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück. In den 1950er Jahren war er Mitglied der wissenschaftlichen Kommission für die Dokumentation der Vertreibung der Deutschen. 1950 erhielt er einen Ruf an die Universität Tübingen, setzte aber parallel dazu seine Lehrtätigkeit an der Universität Chicago fort. Als Mitherausgeber der 1953 erstmals erschienenen Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte nahm er bis zu seinem Tod maßgeblichen Einfluss auf die thematische und konzeptionelle Entwicklung der westdeutschen Zeitgeschichtsschreibung.

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Tübingen, Bergfriedhof

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Bild: Matthias Süßen (11/2010)

Johannes Fabricius

 

Deutscher Astronom; ältester Sohn von acht Kindern des Pastors und Astronomen David Fabricius; besuchte die Lateinschule in Braunschweig und studierte zunächst ab 1605 an der Universität von Helmstedt, wechselte aber 1606 an die Universität von Wittenberg undstudierte dort neben Grammatik, Dialektik und Rhetorik auch Geometrie, Astronomie, Chronologie sowie Physik, bevor er 1609 an der Universität von Leiden Medizin studierte. 1611 zog es ihn nach Wittenberg zurück, wo er im September den Titel eines Magisters der Philosophie erwarb. Später war er als Prediger in Hatshausen tätig; sein weiteres Leben bis zu seinem Tod auf einer Reise nach Basel, um dort den doctor medicinae zu erwerben, liegt überwiegend im Dunkeln.

Er entdeckte 1610 unabhängig von Galileo Galilei und anderen die Sonnenflecken. und schloß aus deren Beobachtung, daß die Sonne rotiere.

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Osteel (Ldkrs. Aurich), Friedhof

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David Fabricius

 

Deutscher Astronom und Theologe; Sohn eines Schmieds; Vater von Johannes Fabricius; besuchte die Lateinschulen in Norden und in Braunschweig, wo er Theologie studierte und sich für die Astronomie zu interessieren begann. Er war dann Prediger im ostfriesischen Dorfes Resterhafe, wo er heiratete und sich ganz der Astronomie hingab. 1596 entdeckte er den veränderlichen Stern Mira im Sternbild Walfisch, das sich südlich des Aries (Widders, befindet (Mira ist einer der größten bekannten Sterne mit einem Durchmesser von mehr als 350 Millionen Kilometern - mehr als der Durchmesser der Laufbahn der Erde um die Sonne - und übertrifft dabei an Leuchtkraft die Sonne um das 250fache). Fabricius’ Interesse bezog sich aber auch auf die Meteorologie; er beobachtete das Wetter und trug seine Beobachtungen täglich in ein Calendarium ein. 1597 besuchte er Tycho Brahe in Wandsbek (heute zu Hamburg), um mit ihm u.a. über seinen Fund zu diskutieren. Nachdem Brahe sich 1599 in Prag niedergelassen und Fabricius dorthin eingeladen hatte, besuchte er ihn dort im Mai 1601, wenige Monate vor dessen Tod. Dort lernte Fabricius auch Johannes Kepler kennen, mit dem er später in regem brieflichem Kontakt blieb. 1603 wurde er als Prediger nach Osteel versetzt, wo er später auf tragische Weise ums Leben kam: er wurde von einem Bauern mit einer Schaufel erschlagen, der sich als (vermutlicher) Hühnerdieb ertappt sah.

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Hinweis: Bei dem abgebildeten Objekt handelt es sich um ein Denkmal; die Grabstätten sind nicht mehr vorhanden.

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Wilhelm Heinrich von Riehl (seit 1883)

                         

Deutscher Kunsthistoriker und Novellist; Sohn eines herzoglich nassauischen Schloßverwalters; besuchte in Wiesbaden zunächst die Lateinschule und anschließend das Gymnasium in Weilburg. Ab 1841 studierte er Theologie in Marburg, Tübingen und Gießen, sowie danach Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte in Bonn. Von Ernst Moritz Arndt, bei dem er u.a. hörte, beeinflußt, gab er das ursprünglich angestrebte Berufsziel eines Pfarrers auf und beschloß Schriftsteller zu werden. Nach Abschluß der Studien arbeitete er als Redakteur und verfaßte Artikel für Zeitungen in Frankfurt am Main, Karlsruhe und Wiesbaden. Von 1848 bis 1851 gab er in Wiesbaden die konservative Nassauische Allgemeine Zeitung heraus. In dieser Zeit hatte er die musikalische Leitung des Hoftheaters in Wiesbaden inne, und er war 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Anschließend arbeitete er bis 1854 als Redakteur für die Augsburger Allgemeine Zeitung. Seit 1854 war Riehl Professor in München und seit 1885 auch Direktor des Bayerischen Nationalmuseums. In seiner Naturgeschichte des deutschen Volkes... (1851-69, 4 Bde.) beschrieb er die sowohl materielle als auch die geistige Situation der verschiedenen Volksschichten in verschiedenen historischen Epochen und wurde somit einer der Begründer und Vordenker der wissenschaftlichen Volkskunde in Deutschland, der Kulturgeschichte und der Soziologie. Seit den 1860er Jahren widmete sich Riehl dann v.a. der Kulturgeschichte. Einem breiteren Publikum bekannt waren v.a. seine humorvoll verfaßten Novellen, die ab Mitte der 1870er Jahre erschienen..

Werke u.a.: Musikalische Charakterköpfe (1853), Kulturgeschichtliche Novellen (1856), Die Pfälzer. Ein rheinisches Volksbild (1857), Kulturstudien aus drei Jahrhunderten (1859), Die deutsche Arbeit (1861), Geschichten aus alter Zeit (1863-1864), Aus der Ecke. 7 neue Novellen (1874), Am Feierabend. 6 neue Novellen (1880), Lebensräthsel. 5 Novellen (1888).

 

Riehls Geburtshaus in der Elisabethenstraße in Wiesbaden-Biebrich

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München, Alter nördlicher Friedhof

Wissarion Grigorjewitsch Belinskij [russ. Виссарион Григорьевич Белинский]

1843

Russischer Literaturkritiker und Philosoph; Sohn eines Marinearztes; studierte von 1829 bis 1831 an der Lomonossow Universität in Moskau, von der er jedoch wegen angeblich “fehlender Begabung“ relegiert wurde; tatsächlich verwies man ihn wegen seines romantischen Dramas Dimitri Kalinin, in dem Belinskij, der sich zu jener Zeit dem Kreis russischer Anarchisten um Bakunin angeschlossen hatte, Kritik an der Leibeigenschaft übte. Er arbeitete daraufhin für die in Moskau erscheinende Zeitschrift Teleskop, die 1836 verboten und deren Redaktion geschlossen wurde. !837 ließ er sich wegen seiner Tuberkuloseerkrankung in Pjatigorsk behandeln, wo er Michail Lermontow kennenlernte, der dorthin strafversetzt worden war. Ab 1839 arbeitete Belinskij in Sankt Petersburg als Journalist bei der Zeitung Otetschestwennyje Sapiski. 1842 förderte Belinskij - seit Anfang der 1840er Jahre der bedeutendste literarische Kritiker Rußlands - die sozialkritische Literatur in Rußland, so setzte er sich für Nikolaj Gogol ein und unterstützte ihn beim Druck seines durch die Zensur verbotenen Romans Мёртвые души (dt. Die Toten Seelen). Er wandte sich jedoch von Gogol ab, nachdem dieser nach dem Sinn seiner Tätigkeit als Schriftsteller sinierte und den 2. Teil der Toten Seelen vernichtete und sich der Lobpreisung christlicher Idealen zuwandte, was in Выбранные места из переписки с друзьями (1847, dt. Ausgewählte Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden) zum Ausdruck kam, die Belinskij als Apologie der Leibeigenschaft und der Autokratie verurteilte. Auch machte er Fjodor Dostojewskij bekannt, dessen ersten Roman Бедные люди (1846, dt. Arme Leute) er als Werk eines Genies lobte. Philosophisch entwickelte Belinskij, der zum Kreis der Западники (“Westler”) zählte, seine Positionen in den vierziger Jahren vom Hegelianismus zum vormarxistischen Materialismus weiter.

Im Jahr 1847 reiste er nach Berlin und weiter nach Salzburg, wohin er sich zur Behandlung seiner langjährigen Krankheit begab.

Verheiratet war Belinskij mit Maria Wassiljewna Orlowa; aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.

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Bild: FearChild (02/2008) Wikipedia.ru
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Hinweis: Im Vordergrund das Grab Plechanows, in der Mitte von Belinskij, rechts von Nikolaj Dobroljubow.

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Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof

Nikolaj Alexandrowitsch Dobroljubow [russ. Николай Александрович Добролюбов]

 

Russischer Literaturkritiker, Publizist und Philosoph; Sohn eines Priesters; studierte an einer pädagogischen Hochschule in Sankt Petersburg. Bereits in dieser Zeit kam er in Kontakt mit oppositionellen Studenten und beteiligte sich an der Herausgabe einer illegalen Zeitung. 1856 lernte er die Autoren Nikolaj Tschernyschewskji (*1828, †1889) und Nikolaj Nekrassow kennen. Er wurde einer der Redakteure der liberalen Literaturzeitschrift Sowremennik, in der er u.a. seine Parodien veröffentlichte und für die er Feuilletons schrieb. Dobroljubow schrieb Aufsätze u.a. über Gontscharows Обломов (1859, dt. Oblomow) und die Dramen Alexander Ostrowskijs (*1823, †1886). Wie Tschernyschewskij forderte er eine Literatur, die sich radikal mit der gesellschaftlichen Situation auseinander setze. 1860 erkrankte er an Tuberkulose und war gezwungen, seine Tätigkeit für die Zeitung aufgeben. Er suchte Heilung im Ausland, hielt sich zu - erfolglosen - Behandlungen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien auf, bevor er im Juli 1861 nach Sankt Petersburg zurückreiste, wo er im folgenden Jahr starb.

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Hinweis: Im Vordergrund das Grab Plechanows, in der Mitte von Belinskij, rechts dasjenige von Nikolaj Dobroljubow.

Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof

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Bild: FearChild (02/2008) Wikipedia.ru
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Curt Heinrich Dathe

1961 Bild: Bundesarchiv cc_somerightsreserved

Deutscher Zoologe; Sohn eines Bürovorstehers; studierte ab 1930 Zoologie, Botanik und Geologie an der Universität Leipzig, wurde 1934 Assistent bei Professor Karl Max Schneider im Leipziger Zoologischen Garten und stellvertretenden Direktor des Zoos im Jahr 1940. Nachdem er 1947 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, kehrte er nach Leipzig zurück. 1950 erhielt er wieder eine Anstellung im Leipziger Zoo - wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft war er zunächst für alle öffentlichen Ämter gesperrt - und lehrte an der Universität. Im August 1954 wurde Dathe eine "nationale Aufgabe" übertragen, nämlich der Aufbau eines neuen Tierparks im Ostteil Berlins, der Hauptstadt der DDR. Im “Kampf der Systeme” wollte die DDR dem unter der Direktorin Katharina Heimroth geführten Westberliner Zoo, dem ältesten und bis dahin bedeutendsten Tiergarten Deutschlands, etwas zumindest Gleichwertiges entgegensetzen. Als passendes Gelände wurde der verwilderte, 160 Hektar umfassende Schloßpark Friedrichsfelde gewählt, der von Peter Joseph Lenné 1821 gestaltet worden war. Am Sonnabend, dem 2.7.1955 wurde der Tierpark eröffnet. Es waren großzügige Freianlagen und Tierhäuser entstanden, in denen rund 8.000 Tiere in annähernd 1.000 Arten präsentiert wurden. Insbesondere durch die Zucht von Afrikanischen Elefanten ist der Tierpark bald über Berlin hinaus bekannt geworden. Dathe, der 34 Jahre lang der Direktor des Tierparks Berlin war, machte den Tierpark nicht nur in der DDR, aber auch international sehr bekannt.

Jurij Garagin besucht den Tierpark im Oktober 1963: Dathe rechts von Gagarin (mit Brille) cc_somerightsreserved

Seine besondere Popularität resultierte aber auch aus der Tatsache, daß er jeweils sonntags die Radiosendung Im Tierpark belauscht gestaltete, in der jeweils ein anderes Tier vorgestellt wurde. Später kam noch die Fernsehsendung Tierpark-Teletreff hinzu, die wiederum mit Berhard Grzimeks vom hessischen Rundfunk in 150 Folgen ausgestrahlten Fernsehsendung Ein Platz für Tiere konkurrieren sollte. Nach der “Wende”, d.h. der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990, geriet der Tierpark im Osten Berlins in das Visier der Politiker aus dem Westen, da es ja bereits im Westen den Zoologischer Garten als “Kostenfaktor” gab. Da im Einigungsvertrag festgelegt war, daß Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, die das 60. Lebensjahr erreicht hatten, nicht übernommen werden sollten, wurde Dathe kurz Briefmarke der Post der DDR, 1973nach seinem 80. Geburtstag zwangspensioniert. In der Kündigung, die ihm am 7.12.1990 per Boten zugestellt wurde, hieß es lapidar: "Sie haben noch Zeit bis zum Freitag, dem 14. Dezember, Ihr Büro zu übergeben. Leider müssen wir Sie auch anweisen, bis Ende des Monats ihre Dienstwohnung zu räumen, was hoffentlich kein Problem für Sie sein wird." Diese Anweisung mußte Dathe nicht mehr ausführen, denn er starb wenig später auf dem Gelände des Zoos.

Auszeichnungen u.a.: Nationalpreis der DDR (1966).

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Berlin-Lichtenberg OT Karlshorst, Ev. Neuer Friedhof Friedrichsfelde

Kristian Olaf Bernhard Birkeland

 

Norwegischer Physiker; nach seinem Examensabschluß an der AARS und Voss Schule in Kristiania im Jahre 1885 studierte er an der dortigen Universität Chemie, Mathematik und Physik. Zwischen 1893 und 1895 bereiste er zu Studienzwecken Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde er 1896 das bis dato jüngste Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften. Nach mehreren von ihm organisierten norwegischen Polarexpeditionen erstellte er 1896 die erste wissenschaftliche Analyse des Nordlicht-Phänomens. In den Terrella-Experimenten brachte er 1896 und 1913 das Nordlicht (Aurora Borealis) auch experimentell in seinem Labor hervor. 1898 wurde er Inhaber des Lehrstuhls für Physik an der Universität Kristiania. Bekannt wurde er nicht nur aufgrund seine Forschungen über das Phänomen der Nordlichter, sondern auch wegen einer Vielzahl z.T. origineller aber auch bahnbrechender Erfindungen, u.a. des nach ihm benannten Birkeland Eyde-Verfahren zur Herstellung eines Stickstoff-basierten Calciumnitrats zur Verwendung in Düngemitteln. Auf der Grundlage dieses Forschungsergebnisses gründeten er und der Ingenieur und Geschäftsmann Sam Eyde 1905 die norwegische Norsk Hydro1. 1907 zog Birkeland sich zwar aus dem Unternehmen zurück, arbeitete aber auch weiterhin an einer Verbesserung des Verfahrens mit dem Ziel einer größeren wirtschaftlichen Effektivität. Bereits ab der frühen 1910er Jahre verschlechterte sich seine Gesundheit, vermutlich aufgrund einer Quecksilbervergiftung, die er sich in Zusammenhang mit den Terrella-Experimenten zugezogen hatte. Dennoch unternahm er weiterhin Forschungsreisen; so besuchte er u.a. Jordanien, Indien und Ägypten, wo er im südlich von Kairo gelegenen Helouan eine Immobilie erwarb. 1914 zog er dorthin und betrieb ein eigenes Observatorium, um mehr über das Nordlicht in Erfahrung zu bringen; er kam zu der Überzeugung, daß das Magnetfeld der Erde sowohl Pfad als auch Verbreitung von elektrisch geladenen Teilchen der Sonne beeinflußt und daher signifikant für die Entwicklung der Nordlichter sein müsse. 1917 plante er die Rückreise nach Norwegen, um dort seinen 50. Geburtstag zu feiern. Da jedoch eine Reise durch das vom Ersten Weltkrieg im Umbruch befindliche Europa unmöglich erschien, nahm er den Vorschlag des dänischen Konsuls in Kairo an, mit diesem gemeinsam über Asien in die Heimat zurückzukehren. Als er in Tokio angekommen war, beschloß er jedoch, dort eine Weile zu bleiben, um mit Kollegen an der dortigen Tokio Universität zu arbeiten. Während seines Aufenthalts verschlimmerte sich sein gesundheitlicher Zustand. Am Morgen des 15. Juni 1917 wurde er in seinem Hotelbett leblos aufgefunden; neben ihm auf seinem Nachttisch fand man eine Packung Veronal und einen Revolver.

Kristian Birkenland wurde insgesamt sieben Mal für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen, ohne jedoch die hohe Auszeichnung erhalten zu haben.

Inschrift: Han bandt luftens kvelstoff i den elektromagnetiske lysbue, han utforsket nordlysets, natur solens elektiske stråling og jordens magnetiske felt [Er band den atmosphärischen Stickstoff im elektromagnetischen Gürtel, er erforschte die Nordlichter, die natürliche elektrische Sonnenstrahlung und das Erdmagnetfeld].

Chemie- und Wasserkraftwerk Vemork der Firma Norsk Hydro bei Rjukan mit der Anlage zur Herstellung von Schwerem Wasser im Frontgebäude (1935) no_copyright

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1 Es handelt sich um das Unternehmen, das seit 1934 in einer Fabrik bei Rjukan als einzige hochkonzentriertes Schweres Wasser in Europa herstellte. Als Deutschland nach der Okkupation Norwegens im Jahre 1941 die Produktion des Schweren Wassers vorantrieb, um es für das deutsche Uranprojekt als Moderator eines Versuchsreaktors, mit dem u.a. waffenfähiges Plutonium hätte hergestellt werden können, zu verwenden, sprengte eine Gruppe von norwegischen Widerstandskämpfer Teile der Produktionsanlagen am 27.2.1943 in die Luft. Diese Ereignisse lieferten übrigens den Hintergrund für den englischen Spielfilm The Heroes of Telemark (1965, dt. Kennwort Schweres Wasser).

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Oslo, Vestre gravlund

Franz Oppenheim

ca. 1900

 

Deutscher Chemiker und Industrieller; Sohn des Juristen Otto Georg Oppenheim und der Margarethe, née Mendelssohn, einer Enkelin Joseph Mendelssohns und Urenkelin Moses Mendelssohns; begann in Heidelberg bei Robert Wilhelm Bunsen Chemie ein Studium der Chemie, das er nach einer Unterbrechung wegen der Ableistung seines Militärdienstes 1872/73 bei den Gardedragonern, zunächst dort wieder aufnahm, aber im Herbst 1874 nach Bonn wechselte, wo er kurz als Assistent Eduard Pflügers am Physikalischen Institut der Universität Bonn tätig war, bevor er als Volontär--Chemiker in die Düngemittelfabrik Vorster & Grüneberg in Calk bei Köln eintra und schon bald stellvertretender Leiter der Salpeterfabrikation wurde. Im Alter von 28 Jahren kam er zur Actien-Gesellschaft für Anilinfabrikation (Agfa), für die er hauptsächlich tätig war.

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Else Wollheim (*1858, †1904) heiratete Franz Oppenheim 1907 Margarete, née Eisner, verwitwete Reichenheim (*1857, †1935). Das Paar baute am Großen Wannsee in der Colonie Alsen, Große Seestraße 22, beraten von dem Architekten Alfred Messel, eine repräsentative Villa im Landhausstil, zu der ein Gärtner-, Pförtner- und Treibhaus gehörte, und das ”Großen Messel“ genannt wurde.

Mit seiner Frau Margarete trug er eine namhafte Kunstsammlung französischer Impressionisten zusammen.

IG Farben-Aufsichtsrat 1929

Stehend v.l.n.r.: Arthur von Weinberg, Carl Müller, Edmund ter Meer, Adolf Haeuser, Franz Oppenheim

Sitzend v.l.n.r.: Theodor Plieninger, Ernst von Simson, Carl Bosch, Walther vom Rath, Wilhelm Ferdinand Kalle, Carl von Weinberg, Carl Duisberg,

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Bild: OTFW, Berlin (05/2011) Wikipedia.de

Berlin, Neuer Friedhof Wannsee

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Bild: GAD (07/2014) Wikipedia.org
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Wissenschaft & Forschung LXXI

Omnibus salutem!