Hermann Freiherr von Schlagintweit  (seit 1859 bzw. 1866)

                          

Deutscher Naturforscher und Reisender; Sohn eines Augenarztes; älterer Bruder von Adolf Schlagintweit und Rudolf Schlagintweit: er wurde wie sein Bruder von einem Hauslehrer, einem Ägyptologen, unterrichtet, der sie für die Wissenschaft und die Natur begeisterte. Gemeinsam mit seinem Bruder Adolf unternahm er ausgedehnte Touren in den Alpen; so bestiegen sie den Großglockner und die Wildspitze in den Ötztaler Alpen, sowie 1852 mit dem Bergführer Peter Taugwalder den 4.618 Meter hohen Monte Rosa in den Walliser Alpen. Im selben Jahr bestieg er mit seinem Bruder Robert und dem vierten Bruder Emil die Zugspitze. Sie erforschten Gletscher, machten Temperaturmessungen und bestimmten Baumgrenzen. Die Ergebnisse ihrer zwischen 1846 und 1848 in den Alpen erfolgten Untersuchungen und Beobachtungen veröffentlichten sie in ihrer Schrift Untersuchungen über die physikalische Geographie der Alpen, die 1850 publiziert wurde. Durch sie wurde Hermann als Bergsteiger und Naturbeobachter bekannt und erhielt einen Ruf an die Berliner Universität, an der er Meteorologie und Physische Geographie lehrte. Entscheidend für Hermann war die Bekanntschaft mit dem 80-jährigen Alexander von Humboldt, den er 1849 in Berlin kennenlernte. Dieser stellte ihn König Friedrich IV. von Preußen vor und empfahl ihn König Maximilian II.. In der Folge brachen er und seine Brüder Robert und Adolf 1854 zu einer wissenschaftlichen Reise nach Indien auf. Sie bereisten - teil gemeinsam, teil einzeln - Kaschmir, Ladakh und Baltistan. Hermann und Robert gingen bis über die Gebirgsketten des Karakorum und des Kwen-lun in das chinesische Turkestan. Die wissenschaftliche Erforschung des Karakorum und des Kwen-lun sind die Hauptergebnisse dieser Reise. Hermann erhielt als Ersteiger des Kwen-lun (Kunlun) in China den Ehrennamen Schlagintweit-Sakünlünski.

Hermann Schlagintweit (M.) mit seinen Brüdern Robert (l.) und Adolf.

Hermann reiste durch Hindustan und Bengalen nach Nepal und verließ im April 1857 Indien über Kalkutta, um mit Robert in Ägypten zusammenzutreffen, nachdem sie auf ihrer Forschungsreise über 20.000 Kilometer .zurückgelegt hatten; sie landeten schließlich im Juni in Triest. Bruder Adolf überquerte im selben Jahr den Karakorum, wurde in Turkestan als Spion verhaftet und im August in Kaxgar hingerichtet. Im Anschluß an die Expedition widmete sich insbesondere Hermann Schlagintweit Zeit seines Lebens der Auswertung dieser Expedition; er hatte zahllose Objekte, darunter Gesteinsproben, zoologische Präparate, und ethnografische Alltags- und Kulturgegenstände, von seiner Reise mit nach europa gebracht.

Werke u.a.: Reisen in Indien und Hochasien (1869-80), Results of a scientific mission to India and High Asia (gemeinsam mit seinem Bruder Robert (1861-66).

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Bilder: Herbert Fröschl (12/2016)

München, Alter Südlicher Friedhof

Ernst Waldemar Bauer

 

 

Deutscher Biologe, Sachbuchautor und Dokumentarfilmer; wurde nach dem Abitur im Zweiten Weltkrieg ab 1944 als Flakhelfer herangezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung studierte er Biologie und Geologie an der Universität Tübingen, an der er 1952 promoviert wurde. In den 1950er Jahren begann er mit der Publizierung von Bücher und Schriften über Biologie und Geologie. In dieser Zeit betätigte er sich auch als Lehrer und Lehrerausbilder, insbesondere am Georgii-Gymnasium in Esslingen am Neckar. In den 1960er Jahren wirkte Bauer als Autor und Herausgeber der Zeitschrift Die Natur; von 1964 bis 1988 war er Direktor des Staatlichen Seminars für Schulpädagogik in Esslingen am Neckar. Einem breiten Publikum wurde er ab 1965 als Moderator der für das im Hessischen Rundfunk (hr) neu geschaffene Bildungsprogramm die Reihe Album der Natur. 1968 ging die von ihm konzipierte Sendereihe Wunder der Erde, von der zunächst 89 Folgen im 3. Fernsehprogramm des hr liefen, auf Sendung. Nach dem Tod Bernhard Grzimeks im Jahre 1987 übernahm Bauer am 8.9.1987 den Sendeplatz der ebenfalls vom Hessischen Rundfunk für das 1. Programm der ARD produzierten äußerst beliebten TV-Sendung Ein Platz für Tiere .

Bereits ab 1984 war Bauer Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP) und für den Wahlkreis Esslingen Mitglied des Baden-Württembergischen Landtages; außerdem war er umweltpolitischer Sprecher der FDP/DVP-Fraktion und wurde später in den Stiftungsrat des WWF Deutschland, des Verein zur Förderung des World Wildlife Fund, gewählt. Bauer engagierte sich auch als Mitglied der Europäischen Akademie für Umweltfragen in Tübingen für den Naturschutz.

Verheiratet war Ernst W. Bauer seit 1950 mit der Photographin Isolde, née Mühlich, die er bereits 1943 kennengelernt hatte.

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Bilder: Matthias Bauer (02/2017)

Ostfildern OT Ruit, Weiler Park, Friedhof Parksiedlung

Władysław Bartoszewski

 

 

Polnischer Historiker, Publizist und Politiker; studierte nach dem Abitur am Gymnasium. St. Stanislaus Kostka in Warschau im Jahr 1937 und an der Fakultät für Geisteswissenschaften Bildungsgesellschaft "Zukunft" in Warschau. 1939 schloß er sein Studium ab. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen schloß sich dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung Polens an und wurde im September 1940 als Gefangener in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt, aus dem er - schwer erkrankt - im April 1941 entlassen wurde. Anschließend setzte er seine Studien an der Philosophischen Fakultät der im Untergrund arbeitenden Universität zwischen 1941 und 1944 fort 1944 nahm er am Warschauer Aufstand teil. Nach dem Ende des Krieges schloß sich Bartoszewski der Polskie Stronnictwo Ludowe (PSL, Polnische Volkspartei) an, der einzigen legalen Oppositionspartei gegen die Vorherrschaft der damals stalinistisch ausgerichteten Kommunisten. 1948 nahm er zum dritten Mal seine Studien an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Warschau auf, die jedoch im Dezember 1949 durch eine 5-jährige Haft unterbrochen wurden. Erst im November 1958 wurde er zum Studium des Polnischen an der Fakultät für Philologie als externer Student zugelassen, wurde allerdings im Oktober 1962 erneut von der Liste der Studenten entfernt. Von November bis Dezember 1963 lebte Bartoszewski in Österreich, wo er mit österreichischen intellektuellen und politischen Gesellschaften verkehrte, und im November 1963 begann er seine Zusammenarbeit mit Radio Free Europe. In den folgenden Jahren reiste er in die Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Italien, Israel und die Vereinigten Staaten. In den Jahren von 1973 bis 1982 und erneut von 1984 bis 1985 unterrichtete er als Dozent, hielt Vorträge zur jüngeren Geschichte (mit besonderem Schwerpunkt auf Krieg und Besatzung) in der Abteilung für Neuere Geschichte Polnisch an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Katholischen Universität Lublin, 1980 schloß er sich der Gewerkschaft Solidarnosc an. Nachdem das Kriegsrecht von Wojciech Jaruzelski als Regierungschef der Volksrepublik Polen verhängt wurde, wurde er 1981 erneut inhaftiert, konnte jedoch Dank der Hilfe einer befreundeten Familie befreit werden. In den Folgejahren war Bartoszewski unter anderem Gastprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, KU Eichstätt und Universität Augsburg. 1990 wurde er von Präsident Lech Wałęsa zum Botschafter Polens in Österreich ernannt. 1995 übernahm er das Außenministerium, trat jedoch von diesem Amt zurück, als Aleksander Kwaśniewski zum Präsidenten gewählt wurde. Von Juni 2000 bis September 2001 war er erneut Außenminister Polens, diesmal in der Regierung von Jerzy Buzek.

Bartoszewski bemühte sich um Vermittlung zwischen Christen und Juden sowie zwischen Polen und Deutschen. 1986 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Sein schriftstellerisches Werk befaßt sich v.a. mit der Kriegszeit der Jahre von 1939 und 1944 in Polen

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Bild: Mateusz Opasinski (08/2016) Wikipedia.pl
Bild: Mateusz Opasinski (08/2016) Wikipedia.pl

Warschau, Cmentarz Powazkowski

Sir Francis Beaufort

pinxit Stephen Pearce

 

Irischer Hydrograph; Marineoffizier; Nachfahre französischer Hugenotten, die im 16. Jahrhundert während der französischen Religionskriege Frankreich verließen, nach London flohen und sich später in Irland niederließen. Sein Vater Daniel Augustus Beaufor ,protestantischer Geistlicher, war Mitglied der Royal Irish Academy. und schuf im Jahre 1792 eine neue Karte von Irland. Francis Beaufort wuchs bis zu seinem 13. Lebensjahr in Wales und Irland auf, bevor er die Schule verließ und 1789 mit vierzehn Jahren als Kadett auf einem Handelsschiff der East India Company zur See ging. Damals erwachte bereits sein Interesse für die Wetterphänomen, und er verfaßte kurze Kommentare über das allgemeine Wetter. Im Ersten Koalitionskrieg während der Napoleonischen Kriege wurde er zum Midshipman (Fähnriche zur See), 1796 zum Leutnant, 1800 zum Commander befördert Im Jahr 1805 erhielt er sein erstes Kommando auf der Fregatte H.M.S. Woolwich,, einem Versorgungsschiff, und wurde mit ihr nach Südamerika für hydrographische Untersuchungen abgestellt. Während dieser Zeit entwickelte Beaufort 1805 als Erster eine Windskala für die Schätzung von Windstärken ohne den Einsatz von Instrumenten, ein System auf der Grundlage von subjektiven Beobachtungen der Meeresoberfläche und deren Strömungen. Obwohl später Erweiterungen durch Beobachtungen der Situation auf dem Lande zur Beaufortschen-Windskala hinzugefügt wurden und auch die quantitativen Windgeschwindigkeiten für jede Kategorie im Jahr 1926 ergänzt wurden, ist die Skala zur Ermittlung der Geschwindigkeit und die Stärke des Windes immer noch weit verbreitet. 

Beauforts nächste Aufgaben waren eine hydrografische Untersuchung des östlichen Mittelmeeres und eine Patrouillenmission. Beaufort, 1810 zu Kapitän der Royal Navy befördert, nahm eine umfangreiche Vermessung und Kartierung der die türkische Küste vor, 1812 wurde er durch Feuer von Scharfschützen während eines Konflikts mit lokalen Paschas verwundet, und die Admiralität rief ihn wegen seine Verwundung nach England zurück. 1817 verfaßte er seine Erfahrungen über diese Expedition in einem Buch unter dem Titel Karamania. Zwischen 1831 und 1836 wurde zur Zeit der Forschungsreise der HMS Beagle, auf deren zweiter Reise Charles Darwin an Bord war, fand Beauforts Skala der Windkraft erstmal offiziell Anwendung. Nach einigen Modifikationen schrieb die Admiralität im Jahre 1833 Beauforts Wetternotation für alle Protokolleinträge in der britischen Marine vor. 1838 wurde die Beaufort Windskala dann auch für alle Schiffe offiziell eingeführt.

Seine letzten Jahre verbrachte Beaufort vor allem im Arktischen Rat der Admiralität, der sich mit der Suche nach der Nordwestpassage beschäftigte. Als von der Expedition seines persönlichen Freunds Sir John Franklin, der mit diesem Auftrag 1845 ausgelaufen war, nach drei Jahren kein Lebenszeichen kam, koordinierte er die verschiedenen Rettungsexpeditionen. 1848 wurde Beaufort von Königin Viktoria zum Knight Commander of the Bath ernannt und durfte sich fortan ”Sir Francis“ nennen. 1854 wollte er seinen Abschied nehmen, doch weil der Krimkrieg begonnen hatte, überredete ihn die Admiralität zu bleiben und kriegswichtige Karten zu liefern. 1855 schied er im Rang eines Rear Admiral (Konteradmiral) aus der Royal Navy aus. Obwohl nicht mehr im aktiven Dienst, war Beaufort als Hydrograph im Dienste der Admiralität tätig, wo er als solcher mit seinen hydrographischen Studien mehrere britische Expeditionen förderte.

Obwohl Beaufort die Schule früh verlassen hatte, bildete er sich stets autodidaktisch weiter. Später hatte er Kontakt und Umgang zu den bedeutenden Wissenschaftler und Mathematiker seiner Zeit, darunter zu dem Astronomen John Herschel, dem Neffen von Coroline Herschel, dem Astronomen und Mathematiker George Biddell Airy und dem Mathematiker Charles Babbage.

Neben der Beaufort-Skala zur Abschätzung der Windstärke, ist die Beaufort Sea (Beaufortsee), ein Teil des Nordpolarmeeres im Arktischen Ozean, nach ihm benannt.

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London-Hackney, St John's Church Gardens

Bild: Kbthompson (02/2007) Wikipedia.en
Bild: Kbthompson (02/2007) Wikipedia.en

Sir John Frederick William Herschel

1846     

Englischer Astronom; Sohn des Astronomen William Herschel: studierte zunächst am Eton College und St. John's College in Cambridge und schloß das Studium 1813 als “senior wrangler” d.h. mit einer Befähigung zum Hochschulstudium, ab, verließ Cambridge 1816 und begann mit seinem Vater zusammenzuarbeiten. Zwischen 1821 und 1823 untersuchte er gemeinsam mit James South, dem späteren Mitbegründer der Astronomical Society of London, die von seinem Vater katalogisierten Doppelsterne. Elf Kataloge von Doppelsternen und ein 5.079 Nebel und Sternhaufen enthaltenden General Catalog of Nebulae and Clusters wurden 1864 veröffentlicht. Ein posthumer Katalog von 10.300 Doppel- und Mehrfachsternen erschien 1874.

1842 entdeckte er den photographischen Prozess zum Belichten von Papierbildern auf der Basis von kolloidalem Gold, den er Chrysotypie nannte. Herschel entdeckte eine Möglichkeit, Silbersalze nach dem Entwickeln an weiterer Reaktion mittels des “Fixersalzes” zu verhindern. Herschel, der mit David Brewster und William Henry Fox Talbot befreundet war, und letzteren bewog, an der Weiterentwicklung der Photographie zu arbeiten, prägte die Begriffe “Photographie“, “Positiv“ und “Negativ“.

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Bild: Stanislav Kozlovskiy (08/2014) Wikipedia.en
Bild: Stanislav Kozlovskiy (08/2014) Wikipedia.en

London, Westminster Abbey, The Nave

Sooß (Bez. Baden b. Wien), Gemeindefriedhof

Johan Just von Berger

 

Deutsch-dänischer Arzt; Sohn eines kurhannoverschen Leibarztes; studierte und promovierte an der Universität Göttingen und bereiste anschließend Holland, England und Frankreich. 1752 folgte er einem Ruf von Graf Johann Hartwig Ernst von Bernstorff nach Dänemark, wo er bereits im Folgejahr zum Hofmedikus ernannt wurde, 1768 zu Rat, 1774 zum Arzt des Königs und 1776 konferensråd (Konferenzrat). Johan Just von Berger, der im Jahre 1779 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm wurde, leistete einen bedeutenden Beitrag für Entwicklung der medizinischen Wissenschaft und medizinischen Kunst in Dänemark. Außerdem war er an der Einrichtung mehrerer wichtigen Institutionen beteiligt, so des Botanischen Gartens, des Frederiks-Krankenhaus, den Koppeindpodnings-Anstalten, der chirurgischen Akademie und auch der ersten Musikgesellschaften in Kopenhagen. Auch wirkte er bei der Erstellung der dänischen Pharmakopöen, einer Sammlung anerkannter pharmazeutischer Regeln, von 1772 mit.

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Bild: Finn Halling Larsen (09/2011)

  Kopenhagen, Christians Kirke-Christianskirche

Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius

 

Deutscher Theologe und Orientalist; Sohn eines Arztes; genoß zunächst eine private Erziehung, bis er die Tertia des Gymnasiums bezog. Im Alter von 15 Jahren kam er nach dem Tode seines Vater in die Obhut des Studiendirektors Christoph Ludwig Lenz, der sein Interesse an klassischen Sprachen weckte. Er studierte an der Universität Helmstedt Philosophie und Theologie bei Heinrich Henke und wurde 1813 zum Doktor der Theologie und Philosophie promoviert. Seit 1810 war er außerordentlicher Professor und noch im selben Jahr ordentlicher Professor an der Universität Halle.

Gesenius lehrte mit großer Regelmäßigkeit über dreißig Jahren - unterbrochen nur in den Jahren 1813-1814 durch den Befreiungskrieg der Koalition gegen Napoléon, während dem die Universität geschlossen war, und aufgrund zweier längerer Studienreisen, zuerst 1820 nach Paris, London und Oxford und im Jahre 1835 nach England und den Niederlanden im Zusammenhang mit seinem phönizischen Studium.

Er war Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, der Asiatischen Gesellschaften von Paris, Großbritannien und Irland und der Philosophischen Gesellschaft zu Cambridge. Seine Vorlesungen erfreuten sich außergewöhnlicher Popularität. In einem Nachruf wird davon berichtet, daß er zuweilen bis zu tausend Hörer hatte, bei einer Gesamtzahl von 1.500 Studenten an der Universität Halle-Wittenberg.

Gesenius war Begründer der wissenschaftlichen hebräischen. Sprachkunde durch sein Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über die Schriften des Alten Testaments, das in mehreren Teilen zwischen 1810 und 1812 erschien und die Hebräische. Grammatik.

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Bilder: Holger Hübner (10/2014)

Halle (Saale), Stadt-Gottesacker

Leo Hendrik Baekeland

~ 1906

 

Belgisch-US-amerikanischer Chemiker und Erfinder; Sohn eines Schusters und eines Dienstmädchens; entwickelte bereits Interesse für die Naturwissenschaften, konnte jedoch aus finanziellen Gründen kein Gymnasium besuchen, sondern machte seine schulische Ausbildung an der städtischen Grundschule Kramersplein. Aufgrund seiner besonderen Leistung erhielt er ein Stipendium, das es ihm ermöglichte, auf das Koninklijk Atheneum aan de Ottogracht (heute Koninklijk Atheneum Voskenslaan), ein Gymnasium, zu wechseln. Ab ab 1880 studierte er Chemie an der Universität Gent, wo er 1884 auch summa cum laude promovierte und ab 1888 als Außerordentlicher Professor für Chemie lehrte. Angeregt durch die Autobiographie von Benjamin Franklin, wanderte er 1891 in den Vereinigten Staaten aus, in denen er sich zu Studienzwecken bereits 1889 aufgehalten hatte. Ab 1893 betrieb er eine Produktionsfirma – die Nepera Chemical Company (Nepera Park, NY). Die Rechte eines von ihm entwickelten Fotopapiers (Velox) (eine Papiersorte für schnelles Entwickeln von Photos bei Kunstlicht) verkaufte er 1899 für eine Million Dollar an die Firma Eastman Kodak., so daß er nun seine privaten Forschungen weiter fortsetzen konnte. Ab 1905 beschäftigte er sich mit der seit 1872 bekannten Kondensationsreaktion von Phenol und Formaldehyd , der sog. Baeyer-Villiger-Oxidation, zu und entwickelte bis 1907 den ersten Massenkunststoff Bakelit; Baekeland gilt somit als "The Father of the Plastics Industry". 1907 erhielt er das wichtige Hitze-Druck-Patent. In den Folgejahren kam es zwar zu Patentstreitigkeiten, die er aber für sich entscheiden konnte. Ende 1910 gründete er mit seinen Prozeßgegnern die General Bakelite Company, die 1939 von Union Carbide übernommen wurde. In Deutschland erwarben die Rütgerswerke eine Lizenz und begannen 1909 mit der Herstellung von Bakelit. Baekeland gründete dazu am 25.5.1910 gemeinsam mit den vom Unternehmer Julius Rütgers gegründeten Rütgerswerken, die Bakelite Gesellschaft mbH in Erkner bei Berlin.

Verheiratete war Leo Baekeland seit 1889 mit Celine, Tochter seines ehemaligen Professors für Chemie, Theodore Swarts.

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Bild: Anthony22 (03/2010) Wikipedia.en
Bild: Anthony22 (03/2010) Wikipedia.en

Sleepy Hollow (New York), Sleepy-Hollow-Cemetery

Gustave Le Bon

                            

 

Französischer Soziologe, Sozialpsychologe und Arzt; Sohn eines Hypothekenverwalters; besuchte das Lycee in Tours und studierte anschließend Medizin in Paris, wo er 1866 zum Dr. med. promoviert wurde. Sein erstes, 1866 erschienenes Werk La mort apparente et inhumations prématurées (1866, dt. Scheintod und vorzeitige Bestattungen) befaßte sich mit der Definition des Todes. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges meldete er sich zur französischen Armee und war als Militärarzt in Lazaretten tätig. 1884 reiste Le Bon, der bereits zwischen 1860 und 1880 Reisen durch Europa unternommen und Länder in Asien und Nordafrika bereist hatte, im Auftrag der französischen Regierung durch Asien, um über die dortigen Zivilisationen zu berichten. Die Reisen schlugen sich in einer Reihe von Büchern nieder. Das erste Buch mit dem Titel La Civilisation des Arabes erschien 1884. In ihm fand er anerkennende Worte für die zivilisatorische Leistung der Araber, identifizierte jedoch den Islam als Ursache für die eingetretene Stagnation. Anschließend bereiste er als erster Franzose Nepal und veröffentlichte 1886 darüber das ReisebuchVoyage au Népal. Später beteiligt sich Le Bon aktiv am französischen intellektuellen Leben, das sich hauptsächlich in Paris abspielte. Im Jahr 1902 regte er die Gründung dieBibliothek der wissenschaftlichen Philosophie bei Flammarion, die sich zu einem Verlagserfolg mit mehr als 200 veröffentlichten Titeln und mehr als zwei Millionen bis zu seinem Ableben verkauften Exemplaren entwickelte. Ab 1902 organisierte er eine Reihe von déjeuner du mercredis (Mittwoch-Mittagessen), an denen Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft teilnahmen, darunter Henri und Raymond Poincaré, Paul Valéry, Camille Saint-Saëns, Marie Bonaparte, Aristide Briand, Henri Bergson. Zu seinen regelmäßigen Gästen gehörte auch Gräfin Greffulhe, eine Ikone der Belle Epoque und Marcel Prousts Vorbild für die Gräfin Guermantes in seinem Werk À la recherche du temps perdu (dt. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), mit der er eine unfangreiche Korrespondenz führte.

Gräfin Greffulhe, née Élisabeth de Riquet de Caraman-Chimay (Nadar, 1895)

Gustave Le Bon verfaßte Bücher über Archäologie und Anthropologie der östlichen Kulturen, sowie psychologische Abhandlungen und Beiträge zur Physiologie, Hygiene, Anthropologie und Archäologie. Aufgrund seines Hauptwerkes mit dem Titel Psychologie des foules (1895, dt. Psychologie der Massen) gilt Le Bon als Begründer der Massenpsychologie. Sein Denken ist stark von seinem persönlichen Erleben zweier einschneidender Krisen geprägt: 1848 die Februarrevolution und 1871 die Zeit der Pariser Kommune. Nach Le Bon wird das seelische Verhalten des Einzelnen vom Kollektiv, z. B. der Gruppe, in der er lebt, so stark beeinflußt, daß der Einzelne seine Kritikfähigkeit und das gesunde Urteilsvermögen verliert. Die Masse ist impulsiv, leichtgläubig und leicht zu beeinflussen, sie ist intolerant und reagiert irrational. Seiner Charakteristik der Massen liegt die Annahme zugrunde, daß menschliche Handlungen von unbewußten Impulsen beherrscht werden, die irrational sind. Le Bons Auffassung über die Primitivreaktionen des Einzelnen in der Masse machten ihn zum Gegner von modernen Massenbewegungen wie Demokratie und Sozialismus. Seine Wirkung auf die Nachwelt, wissenschaftlich auf Sigmund Freud und Max Weber, politisch insbesondere auf den Nationalsozialismus und dessen Protagonisten, war groß. Seine Gedanken werden bis heute von der Sozialpsychologie diskutiert.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Pierre-Yves Beaudouin (12/2015), Wikipedia.fr
Bild: Pierre-Yves Beaudouin (12/2015), Wikipedia.fr
Bilder: AK/KN 042006

Oskar Lenz

 

Deutsch-österreichischer Geograph und Forschungsreisender; Sohn eines Schuhmachers; studierte nach dem Abitur am Nicolaigymnasium in seiner Geburtsstadt ab 1866 an der Universität Leipzig Mineralogie, wurde dort 1870 zum Dr. phil. promoviert und war anschließend in Wien als Lehrer an einem Privatinstitut tätig. 1872 erwarb er die österreichische Staatsbürgerschaft und und erhielt eine Festanstellung an der k.k. Geologische Reichsanstalt, nachdem er dort zuvor als Volontär begonnen hatte. Zu seinen aufgaben gehörte dort die Kartierung südlicher und östlicher Gebiete des Österreich-Ungarischen Kaiserreichs. Von 1874 bis 1877 ließ er sich beurlauben, um im Dienste der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas das Ogowe- und Gabungebiet in Westafrika zu bereisen; die Reise mußte er allerdings vorzeitig u.a. krankheitsbedingt abbrechen. Von 1877 bis 1879 beteiligte er sich im Dienstauftrag der Reichsanstalt als Sections-Geologe an den Landesaufnahmen in Ostgalizien mit denen auch mehrfach prähistorische Ausgrabungen verbunden waren. 1879/80 durchquerte er die westliche Sahara von Tanger aus und erreichte 1880 Timbuktu, von wo aus er sich nach Medina am Senegal wandte .Nach Vorträgen bei geographischen Gesellschaften in Spanien, Frankreich und Deutschland kehrte Lenz ab Mitte 1881 wieder an der Geologischen Reichsanstalt nach Wien. Von 1885 bis 1887 war er Führer der österreichischen Kongoexpedition den Kongo aufwärts zum Tanganjikasee bis an die Ostküste bei Kilimane. Während Oskar Lenz sich vorzugsweise auf die geologischen und ethnographischen Studien konzentrierte, war Oscar Baumann für die Kartographierung des Gebietes zuständig; als Baumann die Expedition wegen einer Erkrankung vorzeitig verlassen mußte, übernahm Friedrich Bohndorff dessen Aufgaben. Im März 1887 war Lenz wieder in Wien zurück, wurde aber bereits im Juni des Folgejahres  ordentlicher Professor an der Deutschen Universität Prag, wo er an der 1875 geschaffenen Lehrkanzel für Geographie ein geographisches Institut einrichtete und eine Lehrtradition begründete. Oskar Lenz war 1892/93 Dekan und 1902/03 Rektor der Prager Universität. 1909 zog er sich in den Ruhestand zurück.

Werke u.a.: Skizzen aus Westafrika (1878), Timbuktu (1884; 2. Aufl. 1892), Wanderungen in Afrika (1895).

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Wissenschaft und Forschung LXXXII

Omnibus salutem!