Englischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Geograph und Mystiker; Sohn eines Kurzwarenhändlers und Höflings Heinrich VIII.; besuchte, nachdem er zunächst Schüler an der Chelmsford Chantry School (heute King Edward VI Grammar School) gewesen war, ab 1535 das St John's College in Cambridge, wo er im November 1545 oder Anfang 1546, im Alter von 15 Jahren, zu BA graduierte. Bei dessen Gründung im Jahre 1546 wurde er auch Stipendiat des Trinity College in Cambridge. Dee förderte seine wissenschaftlichen Studien auf dem Kontinent mit einem kurzen Besuch im Jahre 1547 und einem längeren Aufenthalt von 1548 bis 1551 (beide Male in den Niederlanden) unter die Mathematiker-Kartographen Pedro Nuñez, Gemma Frisius, Abraham Ortelius und Gerardus Mercator, sowie durch seine eigenen Studien in Paris und anderswo. Dee lehnte 1551 eine mathematische Professur an der Universität von Paris ab und 1554 eine ähnliche Stelle an der Universität von Oxford, offenbar in der Hoffnung, eine offizielle Position bei der englischen Krone zu erlangen. Nach seiner Rückkehr nach England schloß er sich dem Königshof an und bot sowohl den Höflingen als auch den Seefahrern Unterricht in den mathematischen Wissenschaften. Er diente auch als Berater und Astrologe unter anderem für Königin Maria I.. Bald aber wurde er aufgrund seiner Tätigkeit der schwarzen Magie und Zauberei bezichtigt, kam 1555 ins Gefängnis, wurde jedoch bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach Marias Tode und der Thronbesteigung Elisabeths I. im Jahr 1558 wurde Dee wissenschaftlicher und medizinischer Berater sowie zum Hofastrologen und königlichen Berater der Königin ernannt - er erstellte für die Königin Horoskope -- seiner Prophezeiung folgend, wählte sie sogar den Tag ihrer Krönung. 1564 unterrichtete er Elisabeth I. in Astrologie und beriet sie als auch ihre Minister Francis Walsingham und William Cecil. Mitte der 1560er Jahre etablierte er sich in Mortlake, in der Nähe von London. Dort richtete er ein Laboratorium ein und baute zu dieser Zeit die größte Privatbibliothek in England auf, die mehr als 4.000 Bücher und Manuskripte zählen sollte. Großzügig machte er seine Bibliothek allen Gelehrten zugänglich. Dee, der einen Großteil seines Lebens dem Studium der Alchemie, Wahrsagerei und hermetischer Philosophie widmete, war aber auch ein Verfechter der imperialen Expansion Englands in ein "British Empire". So beschäftigte er sich mit den Grundlagen für mehrere englische Erkundungsreisen und wies die Kapitäne und Entdecker in die Prinzipien der mathematischen Navigation ein, erstellte Karten für ihre Verwendung und stattete sie mit verschiedenen Navigationsinstrumenten aus. Er war eng mit den Expeditionen nach Kanada unter der Leitung von Sir Martin Frobisher in den Jahren 1576 bis 1578 verbunden und mit Diskussionen im Jahre 1583 über eine geplante, aber nie in Auftrag gegebene Suche nach der Nordwestpassage beschäftigt. 1582 empfahl Dee auch die Einführung des gregorianischen Kalender in England, stieß aber auf den Widerstand der anglikanische Kirche, die diese als eine "popische" Innovation ablehnte.
In den frühen 1580er Jahren schwand Dee Einfluß am Hofe .und er begann, in dem Bemühen, Weisheit zu erlangen, sich dem Übersinnlichen zuzuwenden; so beschäftigte er sich mit Angelologie und insbesondere mit der Kommunikation mit Engeln. 1582 lernte er das englische Medium, den Alchemisten und Spiritisten Edward Kelley kennen, einen Mann von zweifelhaftem Charakter, der ihn aber mit seinen angeblichen Fähigkeiten in seinen Bann zog, so daß er ihn in seine Dienste nahm und begann sich ganz übersinnlichen Zielen zu widmen. Im September 1583 verließ er, begleitet von Kelley, England und reiste über die Niederlande und Lübeck nach Stettin zum Landgut von Albrecht Laski, den er zuvor in England kennengelernt hatte, dann weiter nach Krakau und hielt sich schließlich mehrere Monate in Prag auf, um sich dort mit Rudolph II. einem Förderer von Alchemie und okkulten Lehren, zu treffen. Nach wenigen Monaten wurden sie auf Verlangen des päpstlichen Gesandten, der sie wegen Ketzerei und Hexerei anklagen wollte, aus Prag verwiesen und reisten über Erfurt und Kassel wieder nach Krakau, fanden jedoch bei König Stephan Báthory nur vorübergehend Aufnahme und zogen wieder nach Böhmen auf die Burg von Wilhelm von Rosenberg, einem Förderer der Alchemie, in Wittingau. 1589 kam es zur Trennung von Kelley und John Dee kehrte nach England zurück, wo er seine Bibliothek ruiniert vorfand, viele seiner wertvollen Bücher und Instrumente waren während seiner Abwesenheit gestohlen worden. Seine Freunde sammelten Geld für ihn und intervenierten für ihn bei Königin Elisabeth, die ihn schließlich 1592 zum Rektor des Christ’s College in Manchester (inzwischen Manchester Grammar School) ernannte. Dees letzte Lebensjahre waren dennoch von Armut und Isolation geprägt.
John Dee soll William Shakespeare als Vorbild für die Figur des Prospero in dem Theaterstück The Tempest (1611, dt. Der Dturm) gedient haben; auch in Umberto Ecos Roman Das Foucault'sche Pendel kommt der Figur des John Dee eine besondere Bedeutung zu.
John Dee führt vor Königin Elizabeth I. ein Experiment durch (pinxit Henry Gillard Glindoni) Wellcome blog post
London OT Mortlake, St. Mary the Virgin
Hinweis: Es gibt keine genaue Angabe über das genaue Datum seines Todes, da die Kirchenbücher nicht mehr vorhanden sind. Auch der Grabstein existiert nicht mehr. Im Jahre 2013 wurde die obige Gedenktafel an der Südwand der heutigen Kirche angebracht.
Deutscher Soziologe; wuchs, nachdem seine Eltern mit ihm und seinen vier Schwestern nach Westdeutschland übersiedelt waren, in Hannover auf; studierte zunächst in Freiburg im Breisgau Rechtswissenschaften, erhielt ein Stipendium und studierte dann Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaft an der Universität München, an der er .1972 promovierte und anschließend dort bis 1979 als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete. Nach seiner Habilitation im Fach Soziologie war er Professor für Soziologie an den Universitäten Münster und Bamberg, bevor er 1992 nach München zurückkehrte. Als Direktor des Soziologischen Instituts blieb er dort bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009. Außerdem lehrte Ulrich Beck, ein überzeugter Proeuropäer, als Gastprofessor von 1995 bis 1998 in Cardiff (Wales) und ab 1997 an der London School of Economics and Political Science (LSE). 2011 wurde er Professor der Pariser Wissenschaftsstiftung Fondation Maison des Sciences de l'Homme (FMSH).
Bekannt wurde Beck 1986 durch sein in mehr als 35 Sprachen übersetztes Buch Risikogesellschaft, das auf die Gefährdungen moderner Gesellschaften hinwies, die vom Staat nicht kompensiert werden können. Er vertrat die Ansicht, daß es nicht die Niederlagen seien, an denen die moderne Gesellschaft leide, sondern vielmehr ihre Erfolge auf dem Gebiet der Industrialisierung, die u.a. zu Massenarbeitslosigkeit und zu einer dramatischen Veränderung des Klimas führe, mit der Folge von Fluchtbewegungen aus besonders betroffenen Regionen der Welt und des Gesundheitswesens, das zu einer überalternden Gesellschaft führe und die Sozialsystem überfordere.
München, Nordfriedhof
Johann Gottfried Ludwig Kosegarten
Deutscher Orientalist und Sprachwissenschaftler; Sohn des Theologen und Dichters Ludwig Gotthard Kosegarten; studierte zunächst Evangelische Theologie und Philosophie an der Pommerschen Landesuniversität, bevor er 1812 in Paris ein Sudium der orientalischen Sprachen aufnahm. 1815 kehrte er als Adjunkt der theologischen und philosophischen Fakultät nach Greifswald zurück und hielt Vorlesungen über die pommersche Landesgeschichte hielt, die ihn zur Herausgabe der alten pommerschen Chronik von Kantzow (Greifswald 1816–1817) veranlaßten, denen er später Pommersche und rügische Geschichtsdenkmäler (Greifswald 1834) und den Codex Pomeraniae diplomaticus (Greifswald 1843) folgen ließ. 1817 folgte er einem Ruf als Professor der orientalischen Sprachen an die Universität Jena , gab er die Moallaka des arabischen Dichters Amr ben Kolthum (Jena 1819), darauf in Verbindung mit Carl Jacob Ludwig Iken die persische Märchensammlung Tuti nameh (Stuttgart 1822) heraus und übersetzte das indische Gedicht Nala (Jena 1820). Er beschäftigte sich aber auch mit der Entzifferung der alten ägyptischen Schriftarten. 1824 an die Universität Greifswald zurückberufen, bearbeitete er nach arabischen Handschriften zu Paris, Gotha und Berlin seine Chrestomathia arabica (1828) und begann die unvollendet gebliebenen Ausgaben der arabischen Annalen des Taberi: Annales Taberlstanenses (1831-53), der arabischen Liedersammlung Kitab al Aghâni (Bd. 1, das. 1846) und der indischen Fabelsammlung Pantschatantra, von welcher der erste Teil (1848) die einfachere Rezension enthält, während der zweite, von welchem aber nur die erste Lieferung (1859) erschien, dem ausführlicheren Text gewidmet werden sollte. Ebenfalls unvollendet blieb seine Ausgabe des arabischen Gedichts The Hudsailian poems, das 1854 in London erschien, und sein Wörterbuch der niederdeutschen.Sprache (Bd. 1, 1859-60) . Kosegarten verfaßte ferner eine Geschichte der Universität Greifswald (1856 bis 1857, 2 Bde.) und lieferte Beiträge zur Kenntnis der maltesisch-arabischen sowie der deutschen Mundarten. In den Jahren 1829, 1838 und 1851 war er Rektor der Universität Greifswald. 1842 erhielt er den Roten Adlerorden 3. Klasse Seit 1829 war er korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1839 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen.
Greifswald, Alter Friedhof
Österreichischer Pädagoge, Philosoph und Soziologe; studierte von 1872 bis 1876 an der Universität Prag klassische Philologie und promovierte über Die Inschrift von Sestos und Polybios. 1878 erhielt er von der Jüdischen Gemeinde in Prag die Lehrerlaubnis als Rabbiner. Bis 1887 war er Gymnasiallehrer in Prag und Nikolsburg in Mähren und anschließend Mitglied des Lehrkörpers am k.k. Staatsgymnasium im VIII. Bezirk Wiens.
Österreichischer Jurist, Politiker und Wissenschaftler; einer assimilierten jüdischen Familie entstammen; Sohn eines Unternehmers; studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und promovierte 1891. Hierauf arbeitete er unter anderem als Praktikant an der k.k. Statthalterei für das Kronland Mähren in Brünn.
Wien, Döblinger Friedhof
Wien, Döblinger Friedhof
Nikolaj Iwanowitsch Lobatschewskij [russ. Николай Иванович Лобачевский]
Russischer Mathematiker; eines von drei Kindern eines Angestellten eines Landvermessungsamt. Nach dem frühen Tdes des Vaters zog die Mutter mit ihren Kindern nach Kasan, wo Lobatschewskij ab 1802 das dortige Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur im Jahr 1807 erhielt er ein Stipendium, bezog die Kasaner Universität, die erst vier Jahre zuvor durch Zar Alexander I. gegründet worden war, und studierte ab 1807 zunächst Chemie und Pharmakologie, bevor er 1808 zur Mathematik, Astronomie und Physik wechselte. 1816 wurde er zum Professor an der Kasaner Universität ernannt, an der er von 1823 bis 1824 Dekan der Physiko-Mathematischen Fakultät, danach von 1825 bis 1835 Direktor der Universitätsbibliothek und von 1827 bis zu seiner Emeritierung 1846 Rektor war. 1837 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben.
Lobatschewskij arbeitete unabhängig von Carl Friedrich Gauß und dem Ungarn János Bolyai über die nichteuklidische Geometrie und publizierte als erster eine Arbeit über dieses Thema. .
Kasan (Republik Tatarstan), Arskoje Friedhof
Deutscher Physiker; Vater von Otto Heinrich Warburg; studierte ab 1863 zunächst Chemie an der Universität Heidelberg u.a. bei bei Robert Wilhelm Bunsen, Hermann von Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff, wechselte dann aber zur Physik. Nach seiner Habilitation im Mai 1970 nahm er als Offizier am Deutsch-Französischen Krieg teil. In der Folge des von Frankreich verlorenen Krieges wurde in Stra0burg die Universität nun unter deutscher Führung neu gegrünfrt, wobei August Kundt der Aufbau der Physikalischen Fakultät übertragen wurde und dieser zu seiner Entlastung beim Aufbau des Instituts eine zusätzliche Stelle für die theoretischen Aspekte der Physik durchsetzte die, seinem Wunsch entsprechend, Warburg zum Wintersemester 1872/73 erhielt. Eine Trennung zwischen Experimentalphysik und theoretischer Physik gab es bis dato nicht. Emil Warburg gilt als einer der letzten Physiker, der beide Aspekte beherrschte und lehrte. 1876 übernahm Warburg mit nur 29 Jahren an der Universität Freiburg im Breisga das Ordinariat für Physik. Hier widmete er sich elektromagnetischen Phänomenen.
1894 folgte er einem Ruf nach Berlin. 1895 wurde Warburg ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1897 wurde er Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, die 1899 in der neu gegründeten Deutschen Physikalischen Gesellschaft aufging. Von 1905 bis 1922 war er Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Warburg lieferte mit seinen Experimenten zur inneren Reibung, Wärmeleitung und spezifischen Wärmekapazität der Gase eine Bestätigung der kinetischen Gastheorie.
Bayreuth, Stadtfriedhof
Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel
Deutscher Germanist; Vater des Sprachwissenschaftlers Jacob Wackernagel; jüngerer Bruder des Literarturhistoriker Philipp Wackernagel; (*1800, †1877); Schüler von Karl Lachmann, neben Jacob Grimm der angesehenste Germanist seiner Zeit; studierte von 1824 bis 1827 an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Im Zuge der Demagogenverfolgung mußte er 1833 Deutschland verlassen und ging nach Basel, wo er eine Anstellung als Lehrer am Basler Pädagogium fand. Dort war Förderer verschiedener begabter Schüler, etwa des nachmaligen Dichterpfarrers Jonas Breitenstein. Ab 1835 lehrte Wilhelm Wackernagel, der als einer der bedeutendsten Herausgeber deutscher und französischer Literatur des Mittelalters gilt, als Ordinarius an der Universität Basel, wo er 1841, 1855 und 1866 das Rektorat innehatte.
Werke u.a.: Altfranzösische Lieder und Leiche (1846), Deutsches Lesebuch (3. Aufl., 4 Bde., 1873-79), mit Wörterbuch (5. Aufl. 1879), Geschichte der deutschen Literatur (2. Aufl. von Martin, 2 Bde., 1879-94).
Basel, Friedhof Wolfgottesacker
Schweizer Sprachwissenschaftler; Sohn von Wilhelm Wackernagel; studierte von 1871 bis 1875 in seiner Heimatstadt Basel, in Göttingen und in Leipzig Klassische Philologie, Germanistik und Geschichte, wurde 1875 in Basel promoviert und habilitierte sich 1876 ebenfalls in Basel. Von 1879 bis 1881 unterrichtete er zunächst als außerordentlicher Professor griechische Sprache und Literatur in Basel, und von 1881 bis 1902 als Ordinarius. Anschließend war er bis 1915 ordentlicher Professor für Indogermanische Sprachwissenschaft in Göttingen sowie von 1915 bis 1936 für Indogermanistik in Basel.
Jacob Wackernagel, der Werke zur Grammatik des Griechischen und zur Syntaxforschung, verfaßte, ist einer der bedeutendsten “Sprachforscher philologischer Richtung”, wie er sich selbst nannte, und seine Arbeiten gehören auch heute noch zu den bedeutendsten der Indogermanistik.
Ab 1901 war er Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und wurde 1931 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Werke u.a.: Das Dehnungsgesetz der griechischen Komposita (1889), Altindische Grammatik (5 Tle., 1896).
Auszeichnungen u.a.: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1931).
Basel, Hörnli-Friedhof
Jacques Joseph gen. Nasenjoseph
Deutscher Chirurg; studierte von 1885 bis 1889 Medizin an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität und war anschließend Assistent im Berliner Städtischen Krankenhaus Friedrichshain und in der Berliner Kinderpoliklinik tätig, bevor er eine Praxis für Allgemeinmedizin in Kreuzberg eröffnete und Gymnastikkurse für Kinder gab. Nachdem er sich bei Julius Wolff an dessen renommierter Klinik beworben hatte, begann er dort ab 1892 an der Berliner Universitätspoliklinik im Bereich orthopädische Chirurgie zu arbeiten.
war einer der bedeutendsten Plastischen Chirurgen des frühen 20. Jahrhunderts; Joseph gilt vor allem als Pionier der Rhinoplastik.
Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof
Omnibus salutem!