Joseph (Jozef) Guislain

 

Belgischer Psychiater; ältester Sohn von Cornelius Guislain und Constantia-Francisca, née Landtsheer; besuchte die École de Médecine und war einer der ersten Studenten an der von König Willem I.1817 in Gent gegründeten Universität. 1819 schloß er sein Studium mit der Promotion mit der Arbeit De exhalationibus sanguinis in genere oder Über die blutigen Ausdünstungen im Allgemeinen ab. 1828 wurde er Direktor der psychiatrischen Anstalten der Stadt Gent und 1835 zum ordentlichen Professor an der Universität Gent ernannt. Im Jahr 1841 übernahm Guislain den Vorsitz eines Ausschusses, der die Lage in den belgischen psychiatrischen Einrichtungen verbessern sollte und begann das Krankenhauswesen und die Gesetzgebung im Sinne einer modernen Psychiatrie zu reformieren. 1828 wurde er Direktor der psychiatrischen Anstalten der Stadt Gent 

Ab 1831 beteiligte sich Guislain an den Initiativen des neuen Königreichs Belgien unter der Führung von Edouard Ducpétiaux für die notwendigen Verbesserungen der Einrichtungen für Geisteskranke, da keines der bestehenden Einrichtungen den Anforderungen an ein Pflegeheim erfüllte. 1835 wurde er zum ordentlichen Professor an der Universität Gent ernannt und verantwortlich für die Kurse Human- und Vergleichende Physiologie sowie Geschichte der Medizin und Hygiene. Im Jahr 1841 übernahm Guislain den Vorsitz eines Ausschusses, der die Lage in den belgischen psychiatrischen Einrichtungen verbessern sollte und begann das Krankenhauswesen und die Gesetzgebung im Sinne einer modernen Psychiatrie zu reformieren. 1848 wurde er zum Stadtrat von Gent gewählt und 1851 wiedergewählt und auch zum Provinzialrat gewählt, wobei er die ihm von den Gemeinde- und Provinzräten angebotene Tribüne nutzte, um seine Ideen der politischen Welt vorzustellen. 1854 zog er sich aus der Politik zurück, und 1858 brach er krankheitsbedingt auch seine Lehrtätigkeit ab.

Auszeichnungen u.a.: Ernennung zum Offizier des Leopold-Ordens (1855).

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Günter Bihn (05/2023)

Gent OT Sint-Amandsberg, Begraafplaats Campo Santo

Alfred Heinrich Bucherer

 

Deutscher Physiker; Sohn des Besitzers einer Chemie-Fabrik; studierte von 1884 bis 1899 an der Leibniz-Universität Hannover, und anschließend an der Johns-Hopkins-Universität Baltimore, wo er die wohlhabende junge Frau Camilla, née Hegeler, deren Eltern aus Deutschland stammten, kennenlernte und heiratete. Das Paar plante in den Vereinigten Staaten zu bleiben, kehrte aber wieder nach Europa zurück. zunächst nach Straßburg, dann nach Leipzig und schließlich 1899 nach Bonn, wo Bucherer Professor an der Universität wurde. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn schloß er 1899 seine Studien mit der Habilitation ab und lehrte anschließend bis 1923 Physik und Mathematik.

Bekannt wurde er vor allem für seine Experimente zur relativistischen Masse bekannt wurde. Bucherer war auch der Erste, der wörtlich den Begriff Einsteinsche Relativitätstheorie gebrauchte.

 

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Günter Bihn (05/2023)

Bonn, Südfriedhof

MartinTheodor von Heuglin

heuglin_theodor_bd

 

Deutscher Afrika- und Polarforscher, Ornithologe; ältestes von sechs Kindern des evangelischen Pfarrers Ludwig Friedrich Heuglin und dessen Frau Wilhelmine Friderike, née. Hildebrand, verw. Mayer; studierte im Alter von 15 Jahren Metallurgie in der Wissenschaftlichen Bildungsanstalt in Ludwigsburg. 1842/43 besuchte Heuglin das Polytechnikum in Stuttgart. Im ersten Halbjahr 1843 arbeitete er als Praktikant bei den Württembergischen Eisenwerken in Königsbronn, 1845 bis 1847 als Assistent bei der Fürstlich Fürstenbergischen Amalienhütte.

 

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Matthias Bauer (08/2008)

Stuttgart, Pragfriedhof

Johann Stieglitz  eigentl. Israel Stieglitz

Deutscher Arzt und Autor;

 

 

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Delev Buhre (01/2021)

Hannover, Neustädter Friedhof

Johann Friedrich Sigmund Merkel

 

Deutscher Anatom;

 

 Rektor der Universitäten in Rostock und Göttingen.

 

Zurück zur Personenliste                                          

Biler: Detlev Buhre 06/2023)

Göttingen, Stadtfriedhof

Karl zum Winkel

 

 

Deutscher Radiologe:

 

 

Zurück zur Personenliste                                          

Göttingen, Stadtfriedhof

Bilder: Detlev Buhre (06/2023)

Augustin-Louis Baron Cauchy

Französischer Mathematiker;

Professor in Paris, wurde 1816 Mitglied der Académie des sciences. Cauchy war einer der vielseitigsten Mathematiker; mehr als 800 Veröffentlichungen, v.a. zur Zahlentheorie, Algebra und Funktionentheorie, auch zur Elastizitätslehre, Optik, Himmelsmechanik. Cauchy entwickelte die Theorie der Funktionen einer komplexen Veränderlichen (Cauchy-Riemannsche Differenzialgleichungen, cauchysche Integralformel u.a.).

Cauchy bewies die Existenz periodischer elliptischer Funktionen, gab den ersten Anstoß für eine allgemeine Funktionentheorie und legte den Grundstock für eine moderne Behandlung der Konvergenz unendlicher Reihen. Er vervollkommnete die Integrationsmethode für lineare Differentialgleichungen (siehe Infinitesimalrechnung). Cauchy entwickelte vor allem die Analysis weiter. Er beschäftigte sich außerdem mit der Lichtausbreitung und stellte eine Theorie der Elastizität auf.

Die Akademie gab seine Werke in 26 Bänden (1882 fg.) heraus.

Werke u.a.: Cours d'analyse (1821; dt. 1828)

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Günter Bihn (06/2023)

Sceaux (Dép. Hauts-de-Seine), Cimetière

Wolf-Ernst Reif

 

 

Deutscher Paläontologe und Evolutionsbiologe; ältestes von drei Kindern eines Paares, das als Wissenschaftler an der Universität Jena tätig war. Nachdem Thüringen, das von der US-Army am 16.4.1945 besetzt und im Juli an die sowjetische Militärverwaltung übergeben worden war1, wählten die Amerikaner überwiegend ca. 2.000 deutsche Akademiker aus den Bereichen Raketenwissenschaft, Physiker und Chemiker aus, um sie mit in den späteren US-amerikanischen Teil des ehemaligen Deutschen Reichs zu überführen; zu diesen Personen gehörten Wolfs Vater und dessen schwangere Frau. Der junge Wolf wuchs in Heidenheim auf und interessierte sich schon früh für Steine und Fossilien; bereits im alter von 17 Jahren verfaßte er eine erste, preisgekrönte wissenschaftliche Arbeit. 1966 bezog er Eberhard Karls Universität Tübingen in Heidelberg, studierte dort Geologie, promovierte 1973 über Haie und habilitierte mit seiner Odontoden-Regulations-Theorie. Nach einer befristeten Professur ab 1984, erhielt Reif 1988 eine dauerhafte Professur für Konstruktions-Morphologie an der Universität Tübingen. Gemeinsam mit Frank Westphal machte Reif das Institut für Geologie und Paläontologie in Tübingen zu einem Zentrum der Wirbeltierpaläontologie, aus dem zahlreiche namhafte Paläontologen hervorgingen (z.B. Eberhard ”Dino“ Frey, Günter Bechly, Christian Klug, Michael Maisch, Martin Rücklin und Rainer Schoch).

Reif war zeitweise Herausgeber der Fachzeitschriften Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie und Paläontologische Zeitschrift.

1996 zog Wolf-Ernst Reif sich aus Gesundheitsgründen vorzeitig in das Privatleben zurück.

Seine letzte - teils unvollendete - Arbeit Darwin’s Origin As A Modern Theory erschien 2010 posthum.

Auszeichnungen u.a.: Ernst-Mach-Preis der DLR für seine Forschungen auf dem Gebiet der Bionik (1986), Ernennung zum Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft (2008).

_______________________________________________________________

1 Bis zum Sommer 1945 waren weite Teile Ost- und Mitteldeutschlands von den Westalliierten besetzt, während ganz Berlin von der Roten Armee erobert und besetzt worden war. Im Tausch gegen den westlichen Teil Berlins zogen sich die Amerikaner und Briten aus den Ostgebieten auf das Territorium der späteren Bundesrepublik zurück. Aus den ehemals amerikanisch und britisch besetzten Gebieten östlich der Elbe wurde die SBZ, die sowjetisch besetzte Zone - und 1949 dann die DDR. Auch in Schwerin und Westmecklenburg fand ein Besatzungswechsel statt; sind die Landesteile zuerst von Amerikanern und Briten besetzt, übernehmen die Sowjets am 1. Juli die Kontrolle.

Zurück zur Personenliste                                                 

Bilder: Günter Bihn (06/2023)

Tübingen, Bergfriedhof

Robert Michaelis Olshausen (seit 1910 von Olshausen)

 

Deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer; ältester Sohn des Orientalisten Justus Olshausen und dessen Frau Maria; legte 1853 in seiner Geburtsstadt das Abitur ab und studierte anschließend an der Albertus-Universität in Kiel und in Preußen an der Universität Königsberg (seit 1946 Kaliningrad) Medizin; dort promovierte er 1857 mit der Arbeit De laryngitis membranoeae epidemia zum Doktor der Medizin. Zwei Jahre später kam er an die Frauenklinik der Universität Berlin, ab 1861 war er dann als Assistent in Halle tätig, wo er sich im selben Jahr mit der Schrift Observationum de partibus pelvi angusta impeditis particula habilitierte. 1862 erfolgte seine Benennung zum außerordentlichen Professor und Direktor der Universitätsfrauenklinik. 1864 folgte seine Berufung zum ordentlichen Professor. In seine Zeit als Direktor der Frauenklinik fiel auch deren Neubau ab 1878. Um die Anwesenheit des Direktors in der Geburtshilfe gewährleisten zu können, erhielt Olshausen eine Dienstvilla neben der Klinik.

Im Jahr 1879 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. In den Jahren 1880 und 1881 hatte Olshausen das Amt des Rektors der Universität Halle inne. Einen Ruf an die Universität Leipzig lehnte Olshausen 1886 ab, wechselte aber im Folgejahr nach Berlin, wo er die Nachfolge Karl Schroeders, dessen Lehrbuch der Geburtshilfe mit Einschluss der Wochenbettkrankheiten und der Operationslehre er zusammen mit Johann Veit überarbeitete. Neben zahlreichen Beiträgen für wissenschaftliche Zeitschriften verfaßte Olshausen auch Beiträge für Lehrbücher und widmete sich als Herausgeber der Fachzeitschrift Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie.

Zum 100-jährigen Bestehen der Universität 1910 wurde er in den preußischen Adelsstand erhoben.

Zurück zur Personenliste                                          

Bilder: Günter Bihn (07/2023)

Berlin-Schöneberg, Alter St.-Matthäus-Kirchhof

Bilder: Günter Bihn (08/2023)

 Breslau-Wroclaw (Alter Jüdischer Friedhof)

Johann Friedrich Bonhoeffer

 

 

Deutscher Physiker, Molekularbiologe und Neurowissenschaftler; Sohn von Karl-Friedrich Bonhoeffer und älterer Bruder von Martin Bonhoeffer; studierte Physik und wurde 1958 in Göttingen in Kernphysik promoviert (Dr. rer. nat.). Als Post-Doktorand war er an der University of California, Berkeley, wo er sich mit physikalischer Chemie von Makromolekülen beschäftigte. Ab 1961 war er am Max-Planck-Institut für Virusforschung in Tübingen und Gruppenleiter am Friedrich Miescher Labor in Tübingen. Seit 1972 war er Direktor der Biophysikalischen Abteilung am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen (bis zur Umbenennung 1984 in MPI für Virusforschung).

 

 

 

Zurück zur Personenliste                              btn_up            

Bilder: Klaus Paap (04/2023)

Tübingen, Stadtfriedhof

Heinrich Graetz  eigentl Tzvi Hirsch Graetz

graetz_heinrich_bd

 

Deutscher Historiker; wuchs als ältestes von drei Kindern von Jakob Graetz, eines “Shochet”, d.h. jüdischen Ritualmetzgers, der Shechita (Schächten) durchführte, auf; seine Muttersprache war das Jiddische. Er studierte an der Jeschiwa (jüd. Hochschule) in Wolstein (heute Wolsztyn). Später versuchte er, die Karls-Universität in Prag zu besuchen, durfte sich dort jedoch nicht niederlassen, so daß er nach Preußen zurückkehrte, wo er von 1837 bis 1840 bei dem orthodoxen Rabbiner Samson Hirsch in Oldenburg lebte und studierte. Anschließend war er bis 1842 Lehrer in Ostrowo (heute Ostrów Wielkopolski), begann im Oktober sein Studium in Breslau und promovierte 1845 an der Universität Jena.

Seine Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ist ein Standardwerk der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts und eine der prominentesten Gesamtdarstellungen der jüdischen Geschichte überhaupt; das Werk erschien in elf Bänden in den Jahren zwischen 1853 und 1876.

Zurück zur Personenliste                                          

Isidor Kracauer  eigentl. Krakauer

 

 

Deutscher Historiker; besuchte die Gymnaysien in in Sagan und Breslau, studierte anschließend von 1870 bis 1874 klassischen Philologie, Geschichtswissenschaft, Geographie und Germanistik in Breslau und schloß das Studium mit der Promotion (1874) und der Lehramtsprüfung 1875) ab, bevor er von 1875 bis 1919 Lehrer für Geschichte, Deutsch und Erdkunde am Philanthropin in Frankfurt - zunächst als Probekandidat, seit 1880 als festangestellter Lehrer und zuletzt als Oberlehrer.

Zwischen 1885 und 1917 war er ehrenamtlicher Leiter der Julius und Amalie Flersheim’schen Stiftung, eines dem Philanthropin angegliederten Internats zur Erziehung jüdischer Waisenknaben.

Kracauer, der sich intensiv mit der Frankfurter Geschichte, insbesondere mit der Geschichte der Frankfurter Juden beschäftigte, gilt als Kenner des Judentums in Frankfurt am Main,

Verheiratete war Isidor Kracauer mit Hedwig, née . Oppenheimer, die ihn bei der Leitung des Internats unterstützte.

Werke u.a.: Urkundenbuch zur Geschichte der Juden in Ffm. 1150-1400 (1911/14, 2 Teile), Geschichte der Juden in Frankfurt am Main (1150-1824, 2 Bde.).

Zurück zur Personenliste                              btn_up            

Bilder: Ggünter Bihn (11/2020)

Frankfurt am Main, Alter jüdischer Friedhof, Rat Beil Straße

Wissenschaft & Forschung XCII

Omnibus salutem!