Deutscher Chemiker; zweiter Sohn eines armen Schneiders; arbeitete nach dem Besuch der Stadtschule in seiner Geburtsstadt sechs Jahre in der Adler- und Ratsapotheke in Quedlinburg, war dann zwischen 1766 und 1771 Gehilfe in verschiedenen Apotheken: in der Hofapotheke in Hannover, der Engel-Apotheke in der Mohrenstraße in Berlin, wo er sich bei den Chemikern Johann Heinrich Pott und Andreas Sigismund Marggraf weiterbildete, und der Ratsapotheke in Danzig, von wo aus er 1771 nach Berlin zurückkehrte und in der Apotheke Zum weißen Schwan von Valentin Rose dem Älteren arbeitete, mit dem er sich anfreundete. Als Rose kurze Zeit darauf verstarb, führte Klaproth die Apotheke weiter und übernahm die Erziehung der vier Kinder seines Arbeitgebers, darunter Valentin Rose dem Jüngeren. Zur Durchführung experimenteller Untersuchungen richtete er sich ein Laboratorium ein. Von 1771 bis Ende März 1772 arbeitete der Schweizer Apotheker, Politiker und Dichter Wernhard Huber (*1753, †1818) - später in begeisterter Anhänger der Französischen Revolution - als Gehilfe unter Klaproth. 1780 erwarb er die Bären-Apotheke in Berlin. Danach arbeitete Klaproth als ordentlicher Chemiker an der Akademie der Wissenschaften und als Nachfolger von Franz Carl Achard. Nebenamtlich wirkte er seit 1787 als Professor der Chemie an der Berliner Artillerieschule, als Dozent am Collegium medico-chirurgicum und als Lehrer des Berg- und Hütteninstitutes. Zu Beginn der 1790er Jahre unternahm Klaproth gemeinsam mit Alexander von Humboldt Experimente
In den Jahren von 1795 bis 1815 gab Klaproth, dessen besondere Vorliebe der Mineralienanalyse galt, sechs Bände seiner Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper heraus; wobei auch die Bestimmung des Silber-, Kupfer-, Zinkgehaltes von Metallen, Münzen und der Glasanalyse sein Interesse fand; ferner entwickelte er ein Aufschlußverfahren für Silikate (Eindampfen mit Kalilauge, Schmelzen im Silbertiegel). Er fand Phosphate im Harn, klärte die Zusammensetzung von Alaun, Apatit auf, analysierte Rotkupfererz, Gelbbleierz, Aragonit, Lepidolith, Dolomit, Smaragd, Topas, Granat und Titanit.
1810 erhielt er auf Vorschlag Alexander von Humboldts eine Berufung als Professor der Chemie an die neu gegründete Berliner Universität und 1815 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.
Verheiratet war er mit der vermögenden Christiane Sophie, née Lehmann, einer Nichte des Chemikers Andreas Sigismund Marggraf.
Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinden
Französischer Psychoanalytiker und politischer Theoretiker; studierte als einer der wenigen Farbigen im französischen Kolonialreich in Paris Medizin und Philosophie. 1952 veröffentlichte der politischer Theoretiker und Vordenker der Entkolonialisierung sein Werk Peau noire, masques blancs (dt, Schwarze Haut, weiße Masken), eine aus der Beobachtung der Bevölkerung der Antillen schöpfende Studie, die sich mit der psychischen Identität von Schwarzen und Weißen auseinander setzt. Daraus entwickelte er sein theoretisches Konzept, in das u a. Gedanken der Négritude-Bewegung1 um Aimé Césaire einflossen.
Wie diese forderte er die Schwarzen auf, eine Solidargemeinschaft mit allen Unterdrückten der Erde zu bilden, die eigenen “Rassenmerkmale" positiv umzuwerten und für Freiheit und Menschlichkeit zu kämpfen. Während die Négritude jedoch den Waffen des Wortes treu blieb, glaubte Fanon, der sich im Zweiten Weltkrieg dem französischen Widerstand anschloß mehr und mehr an einen Erfolg des aktiven Kampfes gegen das Kolonialregime. 1954 schloß er sich in Algier der FLN an und identifizierte sich zunehmend mit den Idealen der algerischen Revolution; er sprach sich eindeutig für eine gewaltsame Befreiung von der französischen kolonialen Herrschaft aus und beteiligte sich selbst beim Aufbau einer von Mali aus agierenden revolutionären dritten Front.
Seine Erfahrungen mit Arabern, die angesichts der Grauen des Algerienkrieges psychisch erkrankten, bilden den Mittelpunkt der Bücher L'An Cinq de la Révolution Algérienne (1959, dt. Im fünften Jahr der algerischen Revolution) und Les damnés de la terre (1961, dt. Die Verdammten der Erde), in dem er - auf Karl Marx, Sigmund Freud und Lenin aufbauend - die Notwendigkeit gewaltsamer antikolonialer Revolution zu begründen suchte, übte großen Einfluß in der Dritten Welt aus. Von Fanon stammen die Parolen Blackpower und Black America.
Das Werk erlangte auch durch ein Vorwort Jean-Paul Sartres Berühmtheit, in welchem dieser auf René Maran anspielte und scharf Stellung gegen die französische Politik im Algerienkonflikt bezog.
Zuletzt lebte Fanon in Algerien und arbeitete dort als Chefarzt im Militärhospital Blida.
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1 Politische Strömung, die für eine kulturelle Selbstbehauptung aller Menschen Afrikas und ihrer afrikanischen Herkunft eintritt.
Algerien, Aïn-El-Karma, Cimetière des Martyrs
Deutscher Mathematiker und Epigrammdichter; Sohn des Juraprofessors Abraham Kästner; studierte seit 1731 Philosophie, Physik und Mathematik, habilitierte sich 1739 in Leipzig und war seit 1746 dort Professor und lehrte Mathematik, Philosophie, Logik und Recht. 1756 folgte einem Ruf als ordentlicher Professor für Naturphilosophie und Geometrie nach Göttingen, wo Georg Christoph Lichtenberg - einer seiner Doktoranden - ihn sehr bewunderte. Seit 1763 war Kästner als Nachfolger von Tobias Mayer auch Leiter der dortigen Sternwarte - seit 1961 ist ein Mondkrater nach ihm benannt.
Seit 1751 war Kästner Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Kästner, der Anhänger der Gottschedschen Schule war, verfaßte Lehrbüchern, stellte Enzyklopädien zusammen und betrieb originelle Forschungsarbeiten. Bekannt wurde er allerdings vor allem durch seine epigrammatischen Gedichte; Kästner errang mit seinen scharf zugespitzten, zu seiner Zeit sehr populären Epigrammen, Erfolge.
Verheiratet war Kästner mit Anna Rosina,née Baumann, seit 1757 - ein Jahr, nachdem er 12 Jahre mit ihr verlobt war und ein Jahr, bevor sie an einer Lungenentzündung verstarb; später bekam Kästner mit seiner Putzfrau eine Tochter, die auf den Namen Catharine getauft wurde.
Werke u.a.: Sinngedichte (1781), Anfangsgründe der Mathematik (6. Aufl. 1800), Schönwissenschaftliche Werke (4 Bde., 1841).
Göttingen, Bartholomäus-Friedhof
Schottischer Naturforscher und Geologe; einziger Sohn des Kaufmanns und ehemaligen Schatzmeisters von Edinburgh, William Hutton (†1729), und dessen Gemahlin, der Kaufmannstochter Sarah, née Balfour; besuchte die High School in Edinburgh und studierte ab 1740 an der Universität Edinburgh Geisteswissenschaften, unter anderem Logik bei John Stevenson und Mathematik, Physik und Geographie bei Colin MacLaurin. Danach war er 1743 kurzzeitig Lehrling bei einem Anwalt, kehrte jedoch an die Universität von Edinburgh zurück und studierte von 1744 bis 1947 dort Medizin. Danach hielt er sich zwei Jahre in Paris auf, wo er Chemie und Medizin studierte. 1749 kam er nach Leiden, wo er sich im August an der Universität Leiden im Haus des damaligen Rektors Magnificus Joachim Schwartz einschrieb, um einen Doktortitel in Medizin zu erwerben. Nach seinem Abschluß hielt Hutton sich mehrere Monate in London auf, bevor er Mitte 1750 nach Edinburgh zurückkehrte und dort seine chemischen Experimente gemeinsam mit seinem Freund James Davie wieder aufnahm. Dort wirkte er zunächst als Agrochemiker und später als Privatgelehrter.
James Hutton, der als einer der Begründer der modernen Geologie, speziell der Vorstellung des Kreislaufs der Gesteine (mit Karl Ernst Adolf von Hoff und Charles Lyell) gilt, postulierte, daß sich Naturgesetze über die Zeit und den Raum nicht verändern (Aktualismus) und beschrieb den Kreislauf der Gesteine, bei dem sich durch Verwitterung Boden bildet, dieser abgetragen und ins Meer transportiert wird, wo aus dem eingeschwemmten Material durch Verfestigung wiederum Gestein entsteht; das Gestein gelangt durch Hebung an die Erdoberfläche, an der erneut Bodenbildungsprozesse angreifen; erkannte die magmatische Herkunft von Basalten und Granit durch ihre Beziehung zu den umgebenden Sedimenten; postulierte die Diskordanz und belegte sie 1788 am Siccar Point in Ostschottland.
Werk: Theory Of The Earth (1795, 2 Bde., Band 3 herausgegeben 1899))
Edinburgh, Greyfriars Kirkyard
Schottischer Geologe; zunächst Jurist, war er von 1831 bis 1833 Professor am King's College in London, später Privatgelehrter, ab 1835 Präsident der Geologischen Gesellschaft London. Lyell war einer der führenden Geologen seiner Zeit. Er widerlegte die Katastrophentheorie Georges Cuviers’ und begründete mit James Hutton und Karl Ernst Adolf von Hoff den Aktualismus, i.e. Prinzip der Gleichförmigkeit der Prozesse, grundlegende Arbeiten zur Stratigraphie (u.a. Unterteilung des Paläo- und Neogens), Paläontologie und Alter des Menschen; Begründer der Drifttheorie.
Ihm zu Ehren wird in der Regel jährlich die Lyell-Medaille von der Geologischen Gesellschaft London verliehen.
Werke u.a. Principles Of Geology, (1830-33, 3 Bde.)
London Necropolis, Brookwood_Cemetery
Hinweis: Die Bilder zeigen die Grabstätte der Familie Lyell.Die sterblichen Überreste von Sir Charles Lyell wurden in die Westminster Abbey überführt.
Deutscher Psychologe; zweiter Sohn des Pastors August Friedrich Müller und dessen Ehefrau Rosalie, née Zehme; studierte zunächst zwei Jahre lang Philosophie und Geschichte an den Universitäten Leipzig und Berlin, bevor er sich während des Deutsch-französischen Krieges freiwillig als Nachschubsoldat für das Preußische Eliteregiment "Alexander" meldete. Nach seiner Rückkehr verbrachte er ein weiteres Semester in Leipzig, bevor er 1872 an die Universität Göttingen zu Rudolf Hermann Lotze wechselte. Dort hörte er u. a. Vorlesungen von Gustav Theodor Fechner und Hermann von Helmholtz, bis er schließlich 1873 promoviert wurde. Zum Sommersemester 1880 wurde Müller an die Universität Czernowitz berufen, zunächst als außerordentlicher Professor für Philosophie, ab Oktober 1880 als Ordinarius. Bereits zum Sommersemester 1881 kehrte Müller an die Universität Göttingen zurück, wo er Nachfolger von Lotze auf dem Lehrstuhl für Philosophie wurde. Dort gründete er im Jahre 1887 das – nach Leipzig weltweit zweite – Psychologische Institut, das große Bedeutung in der Experimentalpsychologie errang. 1904 gründete er die Gesellschaft für experimentelle Psychologie, eine Vorläufergesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. 1911 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1914 war Müller, der 1921 emeritiert wurde, korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1933 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Müller ist einer der Begründer der experimentellen Psychologie; er stellte Forschungen zur Psychophysik (Sinnespsychologie und Gedächtnistätigkeit) an und stand im Gegensatz zur der von dem Psychologen Fritz Perls entwickelten ganzheitlichen Psychotherapie (Gestalttheorie). Aus der Reihe seiner Arbeiten zur Psychophysik der Gesichtsempfindungen ragen zwei Werke heraus: die Darstellung und Erklärung der verschiedenen Typen der Farbenblindheit (1924) und die Studie Über die Farbenempfindungen (1930, 2 Bde.)
Werke u.a.: Zur Grundlegung der Psychophysik (1876), Zur Analyse der Unterschiedsempfindlichkeiten (1899, zus. mit L.J. Martin), Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufes (1911-17, 3 Teile), Komplextheorie und Gewalttheorie (1923), Abriß der Psychologie /1924).
Auszeichnungen u.a.: Dr. h. c. (Leipzig 1897, Oslo 1911, Frankfurt 1920)
Göttingen, Stadtfriedhof
Friedrich Salomon ”Fritz“ Perls auch Frederick S. Perls
Deutsch-US-Amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut; studierte ab 1914 Medizin, nachdem er sein Abitur am Askanischen Gymnasium im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg abgelegt hatte; im Ersten Weltkrieg war er in Feldlazaretten eingesetzt. Während des Studiums spielte Perls am expressionistischen Theater bei Max Reinhardt und teilte dessen Forderung nach Wahrheit und Echtheit im Gegensatz zu “jener leeren Schauspielerei, von der das Leben voll ist“. 1921 wurde Perls zum Dr. med. promoviert, es folgte eine psychoanalytische Ausbildung. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA begann Perls eine Psychoanalyse bei der deutsch-US-amerikanischen Psychoanalytikerin und Vertreterin der Neopsychoanalyse Karen Horney.
Seit 1926 arbeitete Perls als Assistenzarzt bei Kurt Goldstein; gemeinsam führten sie Studien an Hirnverletzten durch. Goldstein machte Perls mit der Gestaltpsychologie vertraut, die einen großen Einfluß auf die Entwicklung der Gestalttherapie haben sollte. Während dieser Zeit lernte er Lore Posner, eine Studentin Goldsteins, kennen, die er 1930 heiratete. Gemeinsam mit ihr und mit Goldstein war er Mitbegründer der Gestalttherapie - eine ganzheitliche Psychotherapie, die sowohl von der Psychoanalyse und der Gestaltpsychologie als auch von existenzialistischen und fernöstlichen Philosophien beeinflußt ist.
1952 gründeten Fritz und Laura Perls das Gestaltinstitut in New York. 1953 folgte eine weitere Gründung in Cleveland. Perls entwickelte eine typische experimentelle Arbeitsweise, die rasch Anhänger fand. Zu seinen Kontakten gehörten Judith Malina und Julian Beck, die das Living Theatre aus der Arbeit mit Erwin Piscator entwickelten.
Ab 1960 beschäftigte sich Perls mit existenzieller Psychiatrie und studierte in Japan Zen. 1964 ging er an das Esalen-Institut im kalifornischen Big Sur, einem Begegnungsort der Human-Potential-Bewegung in den 1960er Jahren. Hier führte Perls seine Gestalt-Workshops mit angehenden Psychotherapeuten durch. Durch die Zusammenarbeit mit Steve Andreas, dem Eigentümer des Verlages Real People Press, und dessen Herausgabe des Buches Gestalt Therapy Verbatim im Jahr 1968 konnte die Gestalttherapie in den USA insgesamt an Bekanntheit gewinnen. 1969 gründete Perls dann am Lake Cowichan auf der kanadischen Vancouverinsel eine Gestalt-Gemeinschaft. Fitz Perls starb während einer Vortragsreise.
Pforzheim, Jüdischer Friedhof
Deutscher Geophysiker; begann 1917 an der Georg-August-Universität in Göttingen sein Studium, das er 1923 mit einer Dissertation mit dem Thema “Neue Methoden zur Berechnung und Darstellung der täglichen Luftdruckschwankung bei starken unperiodischen Störungen” bei dem Geographen Wilhelm Meinardus abschloß. Zu seinen Lehrern gehörten neben Emil Wiechert u.a. Max Born, Richard Courant, James Franck und David Hilbert. Er selbst war später Lehrer des bekannten Geophysikers und Hydrodynamikers Hans Ertel.
Nach seiner Habilitation lehrte er seit 1936 als ordentlicher Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) und seit 1946 in Göttingen. Er war Direktor des Instituts für Geophysik der Georg-August-Universität Göttingen. Außerdem war er von 1955 bis 1964 Direktor des Instituts für Physik der Stratosphäre des Max-Planck-Instituts für Aeronomie in Katlenburg-Lindau. Im Jahr 1941 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und 1947 zum ordentlichen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.
Julius Bartels identifizierte die Sonne als Quelle regelmäßig wiederkehrender geomagnetischer Störungen, die u.a. Störungen im Funkverkehr verursachen. Er entwickelte 1949 als Maß für die geomagnetische Aktivität den Kp-Index1, der mit einem standardisierten Verfahren aus den Daten von 13 weltweiten Observatorien bestimmt wird und auch heute noch weite Anwendung findet. Der Kp-Index ist von der IUGG/IAGA (International Association of Geomagnetism and Aeronomy) als wichtige Maßgröße anerkannt und wird seit 1997 am erdmagnetischen Observatorium Niemegk bestimmt.
Nach Bartels, der sich mit den Wechselwirkungen Sonne-Erde befaßte, sind die Bartels'sche Rotationszahl der Sonne sowie der Mondkrater Bartels.
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1 Der Name Kp-Index bezeichnet eine planetarische Kennziffer. Dieser Index wurde entwickelt, um solare Teilchenstrahlung durch ihre magnetische Wirkung darzustellen.
Göttingen, Stadtfriedhof
Deutscher Physiker; Sohn des Königlichen Postassistents Paul Meyer und dessen Ehefrau Margarethe, née. Schleiffer; studierte ab 1918 Physik und Mathematik an der Universität Breslau, wo er 1922 in Akustik bei Erich Waetzmann (*1882, †1938) mit einer Arbeit über Ponderometrische Wirkungen von Tonwellen auf resonierende Membranen promoviert wurde. Nachdem er sein Staatsexamen abgelegt hatte, war er 1923/24 Vorlesungsassistent von Otto Lummer (*1860, †1925) in Breslau. 1924 ging er an das Telegraphentechnische Reichsamt in Berlin, wo er viele heute gängige Verfahren der akustischen Messtechnik und Elektroakustik entwickelte. 1928 habilitierte er sich an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin (heute TU Berlin) mit Moderne Verfahren der Klanganalyse.
Danach war er zunächst als Privatdozent tätig und leitete ab 1929 die Akustik-Abteilung des damals neu gegründeten Heinrich-Hertz-Instituts für Schwingungsforschung in Berlin. Ab 1934 war Meyer als nichtbeamteter außerordentlicher Professor, ab dem 1.4.1938 als ordentlicher Professor für Technische Akustik am Institut für Schwingungsforschung an der Fakultät III für Maschinenwesen der Technischen Hochschule zu Berlin tätig. Von ihm stammt zum Beispiel die Auskleidung schalltoter Räume (für Messungen) mit Absorptionskeilen aus porösem Material und eine Messmethode für den Aussteuerungsgrad von Schallplatten. entwickelt. Im Zweiten Weltkrieg beschäftigte er sich mit Schallabsorptionshäuten für U-Boote, um die Geräusche zu minimieren.
Schon 1936 hatte Meyer, der bereits 1931 Fellow an der Acoustical Society of America geworden war, Gastvorlesungen an US-amerikanischen Universitäten und 1937 an der Universität London gehalten. 1939 wurde er ordentlicher Professor an der TU Berlin. 1947 wurde er Leiter des damals neu gegründeten dritten Physikalischen Instituts der Universität Göttingen. 1947 verließ Meyer, der sich mit Akustik und Schwingungsphysik beschäftigte und als der führende deutsche Akustiker seiner Zeit gilt, Berlin und wurde als ordentlicher Professor an der Universität Göttingen tätig. Zu seinen Doktoranden gehörte u.a. der Elektrotechniker und Akustiker Lothar Cremer (*1950, †1990).
Erwin Meyer war Mitgründer der Akustischen Zeitschrift (1936 bis 1944) und Acustica (1951) und verfaßte Lehrbücher über Schwingungsphysik und Akustik.
Er starb während eines Winterurlaubs an einem Herzinfarkt. Sein Nachfolger in Göttingen wurde sein Schüler Manfred Schroeder.
Auszeichnungen u.a.: Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Universität Berlin (1958), Lord Rayleigh Goldmedaille der British Acoustical Society (1969).
Göttingen, Stadtfriedhof
Deutscher Psychiater, Hochschullehrer und Klinikdirektor;
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Göttingen, Stadtfriedhof
Christoph Friedrich Hegelmaier
Deutscher Botaniker; der Sohn eines Pfarrers besuchte das Seminar in n Stift Urach, eine evangelische Einrichtung, in der die Schüler zwei Jahre der Gymnasialzeit vor dem Abitur verbrachten. Dort erwachte sein Interesse an der artenreichen Pflanzenwelt der Schwäbischen Alb. Nach Ablauf der Zeit studierte er in Tübingen von 1850 bis 1856 Medizin und nicht etwa wie aufgrund seiner Schulbildung zu erwarten gewesen wäre, Theologie. Nach seiner Promotion zum Dr. med. im Jahr 1857 war Hegelmaier zunächst als Militärarzt in Ulm tätig, bevor er 1862 in Berlin Botanik bei Alexander Brau studierte. 1864 habilitierte er sich in Tübingen und wurde 1867 zum außerordentlichen Professor ernannt; 1902 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Honorarprofessor und lehrte und erforschte er neben den Institutsleitern Hugo von Mohl, Wilhelm Hofmeister, Simon Schwendener, Wilhelm Pfeffer und Hermann Vöchting systematische und angewandte Botanik, später speziell Forstbotanik. In Berlin hat Hegelmaier sich Brauns vergleichend-morphologischer Forschungsrichtung angeschlossen, diese aber später durch eigene entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen ergänzt.
In seinem Werk Monographie der Gattung Callitriche (1864) hat er die Systematik der durch einen stark reduzierten Blütenbau gekennzeichneten “Wassersterne“ gefördert, sondern vor allem hinsichtlich der Histologie, Entwicklungsgeschichte und Lebensweise wichtige Beiträge geliefert.
Grundlegend waren seine Untersuchungen u.a. zur Entwicklung des Embryos der Monokotylen und Dikotylen. Sein Herbarium, welches neben dem Belegmaterial zu seinen Veröffentlichungen vor allem Laubmoose, Lebermoose und Pflanzen des von ihm wiederholt bereisten Mittelmeergebietes enthält, bildet einen wertvollen Bestandteil des Museums für Naturkunde in Stuttgart.
Seit 1873 war Friedrich Hegelmaier Mitglied der Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Sein botanisches Autorenkürzel lautet Hegelm.
Werke u.a.: Die Lemnaceen (1868)
Tübingen, Stadtfriedhof
Omnibus salutem!