Georg Kampffmeyer

 

Deutscher Arabist; Sohn des Seiden- und Lederfabrikanten Daniel Kampffmeyer; wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei Verwandten zweiten Grades auf. Er besuchte das Köllnische Gymnasium in Berlin, an dem er 1883 die Reifeprüfung (Abitur) ablegte, bevor er in Bern, Lausanne und Florenz und danach sechs Semester in Berlin Theologie und Philosophie, vor allem aber romanische und semitische Philologie studierte.

1890 legte er in Leipzig das philosophische Staatsexamen ab und voluntierte 1890/91 an der Universitätsbibliothek Göttingen, wo ihm die Katalogisierung der Kirchen-Ministerialbibliothek in Celle übertragen wurde (1896 verfaßte er dazu die Schrift Zur Geschichte der Bibliothek in Celle). 1892 wurde er an der Universität Leipzig bei Albert Socin mit einer Arbeit über syrische und palästinensische Ortsnamen zum Dr. phil. promoviert. Zu dieser Zeit trat er auch in den von Socin gegründeten Deutschen Palästinaverein ein. 1900 habilitierte er sich an der Universität Marburg mit einer Schrift über Verbalpartikel im Arabischen für das Fach semitische Philologie. Im Frühjahr 1901 hielt sich Kampffmeyer zum ersten Mal zu Sprachstudien in Marokko auf, Ende des Jahres habilitierte er sich an der Universität Halle um. Ab von 1906 bis 1929 lehrte er am 1887  von Friedrich III. von Preußen an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin gegründeten Seminar für Orientalische Sprachen.

Als Verfasser wissenschaftlicher Abhandlungen und besonders als Leiter (bis 1936) der Deutschen Gesellschaft für Islamkunde, die er 1912 mit dem Islamwissenschaftler Martin Hartmann (*1851, †1918) gegründet hatte, und Herausgeber der Welt des Islams, lenkte er die Entwicklung der wissenschaftlichen Arabistik in Deutschland.

Während des Ersten Weltkrieges baute Kampffmeyer, der auch staatliche Stellen beriet, eine Bibliothek der türkischen Literatur auf, die er später dem Deutschen Archäologischen Institut in Istanbul übereignete.

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Bilder: Günter Bihn (03/2024)

Berlin-Dahlem, St.-Annen-Kirchhof

Eduard Rudolf Hermann Klostermann

 

 

Deutscher Jurist; studierte nach dem Besuch von Gymnasium in Essen und Emmerich zwischen 1849 und 1849 Rechtswissenschaften in Halle (Saale), Bonn und Berlin, begann 1850 sein Referendariat in Hamm und legte 1856 in Bochum die Gerichtsassessorenprüfung ab. 1857 wurde er Justiziar am Märkischen Bergamt, bevor er  als Hilfskraft in das Preußische Handelsministerium wechselte. Aufgrund seiner baldigen Spezialisierung im Bereich des Bergrechts wurde Klostermann 1866 als Bergrat an das Oberbergamt Bonn berufen. 

Nach der Reichsgründung im Jahre 1871 kam die Frage auf, einen einheitlichen Patentschutz zu erarbeiten, um einen für alle geltenden Schutz geistigen Eigentums zu gewährleisten. .So wurde auf Anregung von Werner von Siemens und des damaligen Chemnitzer Oberbürgermeisters Dr. Wilhelm André der Patentschutzverein gegründet, der unter dem Vorsitz von Siemens die Juristen André sowie Rudolf Klostermann und Joseph Rosenthal beauftragte, einen Entwurf für das Patentgesetz auszuarbeiten.

Doch erst als sich Werner von Siemens persönlich an Kanzler Otto von Bismarck wandte, ging es in der Einführung des deutschen Patentrechtes voran. Dabei wies Werner von Siemens darauf hin, daß deutsche Produkte bisher in aller Welt als “billig und schlecht“ galten. Deswegen diene aus seiner Sicht ein Patentgesetz auch dazu, die deutsche Industrie zu stärken und ihr mehr Ansehen in der Welt zu verschaffen1 .

Der 1856 gegründeteVerein Deutscher Ingenieure (VDI) hatte Experten eingeladen, Aufsätze zum Patentrecht zu verfassen. Klostermanns Aufsatz Zur Reform der Patentgesetzgebung gewann den ersten Preis. Als das Reichspatentrecht vorgestellt wurde, veröffentlichte Klostermann auch ein Buch mit seinen Kommentaren.

Am 25. Mai 1877 wurde das deutsche Patentgesetz verabschiedet. Der André-Entwurf war nur leicht modifiziert von den Abgeordneten angenommen worden. Seine Grundzüge gelten bis zum heutigen Tage.

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1 Am 23. August 1887 wurde der Merchandise Marks Act, das britische Handelsmarkengesetz, in Kraft gesetzt, das eine Kennzeichnung des Herkunftsland des importierten Produkts forderte. Die Kennzeichnung “Made in Germany”, die eigentlich deutsche Waren zwar als billig, aber schlecht” stigmatisieren sollte, führte im Zusammenhang mit einer Steigerung der Qualität am Ende des 19. Jahrhundert zum gegenteiligen Effekt - die deutschen Produkte fanden eine besondere Wertschätzung.

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Bonn, Alter Friedhof

Bilder: Günter Bihn (04/2021)

Jean Baptiste Perrin

1908         1926

Französischer Physiker und Chemiker; wurde während des Deutsch-Französischen Krieges geboren, in dem sein Vater, capitaine Jean Baptiste Perrin, am 18.8. 1870 in der Schlacht von Saint-Privat verwundet und in Metz von der Rheinarmee unter Helmuth von Moltke gefangengenommen wurde; seine Mutter, Thérèse Estelle, née Lasalle, war die Tochter eines Lebensmittelhändlers aus Boulogne-sur-mer (Dép. Pas-du-Calais.

Perrin studierte an der École normale supérieure in Paris. Nach seinem Abschluß 1894 arbeitete er dort als wissenschaftlicher Assistent und promovierte im Jahr 1897 mit der Schrift Rayons cathodiques et rayons de Röntgen. Études expérimentales. Perrin arbeitete hauptsächlich auf den Gebieten der Kernphysik und der physikalischen Chemie - u a. gelang es ihm, die negative Ladung der Kathodenstrahlung nachzuweisen, und er entdeckte die ionisierende Wirkung von Röntgenstrahlung. Außerdem befasste er sich mit der Brown'schen Molekularbewegung und mit Kolloiden.

Perrin wirkte als Professor für Chemie und Physik an der Sorbonne und begründete 1939 das Centre National de la Recherche Scientifique (Staatliche Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS) in Paris.

Für Arbeiten zum diskontinuierlichen Aufbau der Materie und für die Entdeckung des Sedimentationsgleichgewichts (Verteilung von Teilchen in Gasen oder Flüssigkeiten) wurde er 1926 mit den Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Während des Ersten Weltkriegs war Atheist und Sozialist Offizier im Pionierkorps. Als im Juni 1940 die Deutsche Wehrmacht in Frankreich einmarschierte, floh Perrin mit einem Teil der französischen Regierung auf dem Ozeandampfer Massilia nach Casablanca und im Dezember 1941 an Bord der SS Excambion weiter nach New York City und kam dort am 23. Dezember an.

 Mit dem französischen Biologen Louis Rapkine gründete er die Free School of Advanced Studies of New York, deren Präsident er wurde.

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Bild: Günter Biehn (06/2024)

Paris, Panthéon

Paul Painlevé

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Französischer Mathematiker und Politiker; väterlicherseits Nachfahre von Winzern und Küfern aus dem Dép. Eure-et-Loir, mütterlicherseits von Steinmetzen aus Meaux im Dép. Seine-et-Marne. Sein Großvater väterlicherseits ließ sich in Paris nieder, wo er als Typograph arbeitete, bevor er im Alter von neunundfünfzig Jahren beschloß, mit der Arbeit aufzuhören und kehrte in sein Heimatdorf zurück, wo er zwanzig Jahre später starb. Paul Painlevés Vater folgte – wie sein Onkel – der Karriere seines Großvaters in der Druckindustrie in Paris und wurde Lithograph. Anfang der 1870er Jahre eröffnete er in Malakoff im Dép.Hauts-de-Seine eine Druckfarbenfabrik., womit die Familie einen gewissen finanziellen Wohlstand erreichte.

1883 begann er an der École normale supérieure ein Studium der Mathematik und promovierte 1887 mit der Schrift Sur les lignes singulières des fonctions analytiques, nachdem er zuvor eine Zeit lang bei Felix Klein und Hermann Amandus Er war Professor an der Universität Lille I, ab 1892 unterrichtete er in Paris an der Sorbonne, der École polytechnique und später am Collège de France und an der École normale supérieure.

Seit 1900 war er gewähltes Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften, deren Präsident er 1918 wurde. 1904 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Heidelberg (Le problème moderne de l'intégration des équations différentielles).

Painlevé, Mitglied des reformsozialistischen Parti républicain-socialiste, wurde 1917 und nochmals 1925 jeweils für wenige Monate Premierminister der Dritten Französischen Republik.

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Bild: Günter Biehn (06/2024)

Paris, Panthéon

Marcelin Pierre Eugène Berthelot

 

Französischer Chemiker, Wissenschaftshistoriker und Politiker; eines von drei Kindern des einer Familie von Eisenschmieden entstammenden Jacques-Martin Berthelot und dessen Frau Ehefrau Ernestine Sophie Claudine, née Biard, der im Jahre 1822 in Paris Medizin studierte und während der Cholera-Epidemie im Jahre 1832 als Arzt tätig war. Marcelin trat im Alter von elf Jahren dem Collège Henri -IV in Paris bei.

Obwohl Berthelot sich als Schüler sehr für Geschichte und Philosophie interessiert hatte, wandte er sich im Studium den Naturwissenschaften zu. Im Jahre 1847 wurde Berthelot bachelierés lettres und besuchte Kurse an der Pariser Fakultät für Medizin und der Fakultät für Naturwissenschaften. Er erhielt seinen Abschluß im Juli 1849.

Seit 1851 gehörte er als Assistent der Arbeitsgruppe seines ehemaligen Hochschullehrers Antoine Jerome Balard am Collège de France an., wo er 1854 die Doktorwürde erhielt. In seiner Dissertation hatte er die Struktur und Synthese der Fette, die Zusammensetzung von Glycerin und das Wesen der Alkohole mit mehreren Hydroxylgruppen behandelt; 1856 synthetisierte Berthelot Methan und entdeckte eine noch heute angewandte Synthese der Ameisensäure aus Kohlenmonoxid.

Von besonderer Bedeutung waren seine Arbeiten über Sprengstoffe und Farbstoffe sowie die bei chemischen Reaktionen erzeugte Wärme. An der École Supérieure de Pharmacie wurde Berthelot 1859 Professor und 1865 auch am Collège de France.

Berthelot wurde 1873 zum Mitglied der französischen Académie des Sciences gewählt, wo er den französischen Chemiker Louis Pasteur 1889 als ständigen Sekretär ablöste.

1876 wurde Berthelot zum Hauptinspekteur für öffentliche Bildung ernannt und 1881 zum Senator auf Lebenszeit gewählt. Von 1886 bis 1887 war er Unterrichtsminister und in den Jahren von 1895 bis 1896 Außenminister.

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Paris, Panthéon

Hinweis: Die Asche Jean Perrins sowie die seines Kollegen und Freundes Paul Langevin wurden 1948 in das Pantheon überführt.

Hélène Carrère d’Encausse

 

Französische Historikerin, Hochschullehrerin und Politikerin; Tochter des aus Georgien emigrierten Doktors der Philosophie Georges Surabischwili und dessen Ehefrau Nathalie von Pelken Hélène Carrère, auch Carrère d’Encausse (*1929 in Paris als Hélène Zourabichvili; †2023).

 Was als erste Frau in diesem Amt in der mehrhundertjährigen Geschichte der Institution stand sie ab 1999 als Secrétaire perpétuel an der Spitze der Académie française.

 

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Bilder: Herbert Herterich (07/2024)

Paris, Cimetière du Montparnasse GC

Ludwig Darmstaedter

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Deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker; zehntes Kind einer jüdischen Tuchhändler-Familie wurde mit 14 Jahren Waise und danach von seinem wesentlich älteren Stiefbruder groß gezogen.

Darmstaedter, der schon in der Kindheit Interesse zum Sammeln und auch Wandern in der Natur zeigte, studierte ab 1864 an der Universität Heidelberg zunächst bei dem Mineralogen Johann Reinhard Blum, bevor er zum Fach Chemie bei Robert Bunsen und Emil Erlenmeyer wechselte und 1867 promoviert wurde.

Anschließend setzte er an der Universität Leipzig bei dem Chemiker Hermann Kolbe seine Studien fort. und wechselte zu Carl Hermann Wichelhaus, wo er sich in dessen Privatlaboratorium an Arbeiten und Studien zur Alkalischmelze von Sulfosäuren beteiligte. Bereits während dieser Zeit verfaßte er eine Reihe von Arbeiten zur organischen Chemie, die publiziert wurden.

Nach einigen Jahren im Ausland, arbeitete er in Berlin mit dem Chemiker Benno Jaffé an Problemen der industriellen Glyceringewinnung und wurde dessen Teilhaber in dem Unternehmen Dr. Benno Jaffe & Darmstaedter; ab 1884 wurde die Fabrikation um die Reinherstellung von Lanolin erweitert, das u.a. in der Kosmetik Verwendung findet.

Darmstaedters besonderes Interesse galt der Geschichte der Naturwissenschaften. Als Wissenschaftshistoriker verfaßte er u.a. ein Standardwerk der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Er sammelte rund 23.000 Schriftstücken und 9.000 Namen vom ausgehenden 15. Jahrhundert, die er, nachdem seine Sammlungen die Zeit bis zum Jahre 1900 umfaßte, der Königlichen Bibliothek, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin. übergab.

Seit 1920 bis zu seinem Tod war Darmstaedter Mitglied des Senats derKaiser-Wilhelm-Gesellschaft.

Der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, die höchste medizinwissenschaftliche Auszeichnung in Deutschland, wird seit 1952 – nach der Vereinigung zweier zuvor getrennter Preise – jedes Jahr “für wegweisende Forschungen in der Medizinwissenschaft” vergeben. Da Darmstaedter durch seine Schwägerin Franziska “Franska” Speyer, die Frau des Frankfurter Bankiers Georg Speyer, mit Paul Ehrlich verbunden war, unterstützte diese auf Bitte von Darmstaedter die Forschungen Ehrlichs wesentlich durch finanzielle Mittel.

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Bilder: Günter Bihn (09/2024)

Berlin, Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof

Wissenschaftler CXIV

Omnibus salutem!