Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

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Theologe und Philosoph (ev.); der Sohn eines reformierten Feldpredigers - geprägt von der Tradition des Pietismus der Herrnhuter Brüdergemeine - studierte nach Abschluß des Gymnasiums in Halle (Saale) von 1787 bis 1789 Theologie, Philosophie und alte Sprachen, war zunächst als Hauslehrer (1790-93) und Hilfsprediger (1794-96) tätig und wurde 1796 Prediger an der Berliner Charité. In engem Kontakt mit den Romantikern um Karl Wilhelm Friedrich Schlegel entstand hier 1799 anonym sein religiös-philosophisches Frühwerk über die Religion Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (er und Schlegel verachteten die Amtskirche und wünschten sich eine neue Form christlicher Spiritualität). Seit 1802 war er Hofprediger in Stolp (heute Slupsk) und wurde 1804 als außerordentlicher Professor für Theologie und Universitätsprediger nach Halle (Saale) berufen. Nachdem die Universität kurzzeitig kriegsbedingt geschlossen worden war, arbeitete er politisch engagiert in Berlin (seit 1807); dort wirkte er mit Wilhelm von Humboldt und Freiherr vom Stein an der Vorbereitung der Gründung der Friedrich-Wilhelms-Universität mit, an der er dann ab 1810 Professor war, und wurde 1809 Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche sowie 1811 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

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Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Petrus [griech. Πέτρος Petros, Stein, Fels] eigentl. Simon

 pinxit Peter Paul Rubens

Apostel; die führende Persönlichkeit im Jüngerkreis Jesu und in der Urgemeinde stammte aus Betsaida (heute et-Tell, nahe der Mündung des Jordan in den See Genezareth), wo er wie sein Vater Jonas und sein Bruder Andreas als Fischer tätig war. Zur Zeit seiner Berufung durch Jesus lebte er in Kapernaum. Er trat als Wortführer der Jünger auf, gehörte zum Kreis der engeren Vertrauten Jesu (“Du bist Petrus, und auf dich will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein” [Mattäus, 16. Kapitel, Vers 16-18]). Als Jesus verhaftet und vor den Hohepriester Kaiphas geführt wurde, verleugnete er Jesus jedoch dreimal “noch eher der erste Hahnenschrei den neuen Tag verkündet.” Nach Jesu Tod allerdings war er über mehrere Jahre hinweg der Leiter der Jerusalemer Urgemeinde, zunächst als Erster der Zwölf Apostel, später als das führendes Mitglied eines Dreierkollegiums, der das Evangelium in der Öffentlichkeit verkündigte. Als er durch Herodes Agrippa I. bedroht wurde, entzog er sich 41 durch Flucht nach Antiochia am Orontes. Er widmete sich der Judenmission, wobei ihn seine Frau auf seinen Reisen begleitete. Beim Apostelkonzil (48/49) befand er sich wieder in Jerusalem. Während er dort die gesetzesfreie Heidenmission, wie sie Paulus praktizierte, befürwortete, kam es kurz darauf in Antiochia am Orontes wegen Petrus’ widersprüchlichen Verhaltens zum Konflikt mit Paulus. Ende der 50er- oder Anfang der 60er-Jahre kam Petrus nach Rom. Obwohl über sein Lebensende kaum verläßliche Nachrichten überliefert sind, scheint sicher zu sein, daß er unter Nero Mitte der 60er Jahre ein Martyrium erlitt. Als eher unwahrscheinlich gilt, daß er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sei.

Inschrift: Grab des heiligen apostolischen Petrus.

Petrus und Paulus an der Seite Christi (Katakombe des Hl. Marcellinus in Rom)

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Bilder: Dieter Georg (2005)

Karl Barth

Quelle: Karl Barth Archiv, Basel (GNU Free Documentation License)

 

 

 

 

 

Schweizer reformierter Theologe; Sohn des Theologieprofessors Fritz Barth (*1856, †1912); studierte von 1904 bis 1908 evangelische Theologie in Bern, Berlin, Tübingen und Marburg, u.a. bei Adolf von Harnack. 1909 wurde er Hilfsprediger in der deutschsprachigen Gemeinde in Genf, ab 1913 Pfarrer in Safenwil im Kanton Aargau, bevor er 1921 zum Honorarprofessor in Göttingen berufen wurde. 1925 folgte Barth einem Ruf als ordentlicher Professor für Systematische Theologie an die Universität Münster, gefolgt 1930 von einem solchen nach Bonn. Barth, der 1915 bereits der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz beigetreten war, war als Gegner des Nationalsozialismus im Kirchenkampf Vater der Bekennenden Kirche und wurde daher 1935 seines Amtes enthoben; er wirkte seitdem bis 1962 als Professor in Basel. Barth war Mitbegründer und Wortführer der dialektischen Theologie. Seine Kritik des liberalen Kulturprotestantismus seit Schleiermacher ist ein Wendepunkt in der Geschichte der protestantischen Theologie. Barth äußerte sich in Reden und Schriften als religiöser Sozialist zu vielen politischen Fragen. Im Sommer 1925 lernte Barth die aus München stammende Krankenschwester Charlotte von Kirchbaum (*1899), kennen. Barth, der seit 1913 mit seiner Frau Nelly, née Hoffmann, verheiratet war und fünf Kinder hatte, verliebte sich in die 13 Jahre jüngere Charlotte. Vier Jahre später zog “Lollo”, wie die Kinder sie nannten, in das Haus der Barths in Münster ein. Da eine Scheidung in der kirchlichen Gemeinde einen Skandal hervorgerufen hätte, ließ sich Barths Frau, obwohl sie eine solche immer wieder in Erwägung gezogen hatte, nicht scheiden. Charlotte von Kirchbaum starb 1975 in geistiger Umnachtung und wurde in der Grabstätte der Barths beigesetzt.

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Basel, Hörnli-Friedhof

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Adolf von Harnack (seit 1914)

Evangelischer Theologe; war der bedeutendste protestantische Theologe und Kirchenhistoriker des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war Professor an den Universitäten von Leipzig, Gießen, Marburg und Berlin und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Seine Geschichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1900, 3 Bde.) erlangte große Beachtung und brachte ihn u.a. mit dem kaiserlichen Hof und mit Kaiser Wilhelm II. selbst in Kontakt. Von 1905 bis 1921 war er nebenamtlicher Generaldirektor der Königlichen Bibliothek, der späteren Preußischen Staatsbibliothek, von 1911 bis zu seinem Tod auch Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, die u.a. auf seine Initiative hin ins Leben gerufen worden war. Als Kirchenhistoriker gab er in zahlreichen Schriften Impulse, u.a. durch seine Geschichte der altchristlichen Literatur (1893-1904, 3 Bde.) und Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten (1902). Er begründete zusammen mit anderen die Theologische Literaturzeitung. Seine zahlreichen Vorträge lösten in der Öffentlichkeit teilweise heftige Diskussionen aus, so z.B. derjenige über Das Wesen des Christentums (1900). Sein wichtigstes Werk, das Lehrbuch der Dogmengeschichte (1886-90, 3 Bde.), hat bis heute nichts an seiner wissenschaftlichen Bedeutung eingebüßt.

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Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Paul Gerhardt

Lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter; der Sohn eines Landwirts studierte Theologie an der lutherischen Hochschule zu Wittenberg. 1647 erschien die Praxis pietatis melica, eine Sammlung von Kirchenliedern. 1651 nahm er eine Stelle in der Pfarrei Mittenwalde bei Berlin an und war ab 1657 Diakon an der Nikolaikirche in Berlin. Als der Große Kurfürst, bestrebt die evangelischen Kirchen zu vereinen, versuchte, die Anerkennung der Calvinisten durch die Lutheraner zu erreichen, weigerte sich Gerhardt das sog. Toleranzedikt 1664 zu unterzeichnen. Zwei Jahre später wurde er zum Rücktritt von seinem Amt gezwungen. Seit 1669 lebte er als Archidiakon in Lübben im Spreewald. Eine Gesamtausgabe seiner Lieder, die tiefe Frömmigkeit und Gottvertrauen gerade in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges widerspiegeln, erschien 1666/67 unter dem Titel Pauli Gerhardi Geistliche Andachten. Die bekanntesten Lieder, die sich heute im evangelischen Gesangbuch befinden, sind: Geh aus, mein Herz und suche Freud, O Haupt voll Blut und Wunden, Ich steh’ an deiner Krippen hier, Lobet den Herren, Nun ruhen alle Wälder und Geh aus mein Herz und suche Freud, Befiehl du deine Wege.

Nun ruhen alle Wälder (1. Strophe)

Nun ruhen alle Wälder,
 Vieh, Menschen, Städt und Felder,
Es schläft die ganze Welt;
Ihr aber, meine Sinnen,
Auf auf, ihr sollt beginnen,
Was eurem Schöpfer wohlgefällt.

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Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Lübben, Paul-Gerhardt-Kirche

Hinweis: Über dem Petrusgrab schuf Bernini von zwischen 1624 und 1633 im Innenraum von Sankt Peter einen Bronzebaldachin, der aus der Bronze-Kassettendecke des Pantheons gefertigt sein soll .

Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche), Vatikanische Grotten

Julius August Kardinal Döpfner

  Bilder: Peter Müller (1972)

Deutscher Theologe (kath.) Bischof von Würzburg (1948) und Berlin (1957); Erzbischof von München und Freising (1961); Kardinal seit 1958; Sohn eines Hoteldiener; wuchs in einfachen Verhältnissen auf; studierte Theologie zunächst an der Universität Würzburg, wechselte aber bereits nach einem Semester mit einem Stipendium an das Collegium Germanicum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1939 erhielt er das Sakrament der Priesterweihe. Zwischen 1941 und 1944 war Döpfner als Kaplan in verschiedenen Orten tätig und im Folgejahr Präfekt am bischöflichen Knabenseminar Kilianeum in Würzburg; im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Subregens am Würzburger Priesterseminar. 1948 ernannte ihn Papst Pius XII. als Nachfolger von Matthias Ehrenfried zum Bischof von Würzburg, im Januar 1957 zum Bischof von Berlin, wo er bei der DDR-Regierung wegen zahlreicher Behinderungen des kirchlichen Lebens seiten des Staates offiziell Beschwerde einlegte, und knappe zwei Jahre später, im Dezember 1958, erfolgte durch Johannes XXIII. die Erhebung zum Kardinalpriester der Titelkirche Santa Maria della Scala, womit Döpfner der jüngste Kardinal der katholischen Kirche war. 1961 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von München und Freising. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils 1962 bis 1965 wurde er zu einer ”der prägendsten Figuren der katholischen Kirche“. 1965 erfolgte in Rom seine Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Von 1971 bis 1975 war er zudem Präsident der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland.

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München, Dom zu Unserer Lieben Frau (vulgo Frauenkirche)

Bilder: Peter Müller (08/2014)

Hinweis: An der Wand Öl auf Leinwand: Passionstriptychon 1916/1917 (Leidensweg und Auferstehung Jesu Christi)

Bilder: Peter Müller (08/2014)

Friedrich Christian Carl Heinrich Münter

 

Deutscher Theologe (luth.); Kirchenhistoriker, Orientalist, Altertumsforscher; Sohn von Balthasar Münter; älterer Bruder der Schriftstellerin Friederike Brun; kam bereits als Dreijähriger mit seinen Geschwistern 1765 nach Kopenhagen, als sein Vater dort am 25. August sein Amt in der St. Petrikirche, einer deutschen Enklave und Kulturkolonie, die sich dort, seit Johann Hartwig Ernst von Bernstorff dort Minister geworden war, etabliert hatte, antrat. In seinem dortigen Elternhaus, das Mittelpunkt der deutschen Gemeinde Kopenhagens wurde, lernte er u.a. Friedrich Gottlieb Klopstock, die Brüder Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg und Christian zu Stolberg-Stolberg, Matthias Claudius, den Dichter Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, Schriftsteller und Theologen Johann Andreas Cramer, Johann Bernhard Basedow sowie den Kartographen und Forschungsreisenden Carsten Niebuhr kennen. 1778 begann er an der Universität Kopenhagen ein Studium der Theologie und Philosophie und legte im Frühsommer 1780 sein philosophisches und ein Jahr später am 15. Mai sein theologisches Examen ab. 1781 begann er dann ein Studium an der Universität Göttingen und erhielt 1784 als erster Protestant den Doktortitel der Philosophie an der Universität von Fulda. Anschließend sandte ihn Christian VII. von Dänemark zu Fortsetzung seiner Studien nach Italien und Sizilien. In Rom hatte er Kontakt zu dem späteren Kardinal Stefano Borgia. Dort erlernte er die koptische Sprache.In Deutschland traf er viele seiner Bekannten aus seiner Kindheit und Jugend in Kopenhagen wieder. Am “Musenhof” in Weimar traf er Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder, und war einer der vielen Besucher Johann Wolfgang von Goethes, mit dem er in dem kleinen Gartenhaus an der Ilm ästhetische und theologische Probleme diskutierte. Zuvor hatte er Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem gen. Abt Jerusalem von Riddagshausen, den Vater des unglücklich Jugendfreund Goethes, Karl Wilhelm Jerusalem, getroffen. Im Jahre 1787 kehrte er nach Kopenhagen und wurde Professor an der Universität von Kopenhagen. Als Münters Hauptwerk wird seine Schrift Die Religion der Karthager (1816) angesehen, die 1821 in einer erweiterten Ausgabe erschien und die Ergebnisse neuerer Forschungen berücksichtigt. Friedrich Münter gilt als erster Erforscher des mittelalterlichen Templerordens in der Neuzeit.

Werke u.a.: Nachrichten über beide Sizilien (1790), De aetate versionum Novi Testamenti copticorum (1790), Sendschreiben an Kreuzer Über Sardische Idole (1822), Der Tempel der himmlischen Göttin zu Paphos (1824), Religion der Babylonier (1827).

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Bild:  Finn Halling Larsen (09/2015)

Kopenhagen, Sankt Petrikirche (Im Kräutergarten)

Balthasar Münter

 

 

Deutscher Pfarrer (luth.); Kirchendichter; Sohn eines Lübecker Kaufmanns; studierte nach dem Besuch des Katharineum zu Lübeck ab 1754 in Jena Theologie. 1757 habilitierte er sich dort als Privatdozent und war im folgenden Jahre Adjunkt (Assistent) der philosophischen Fakultät. Als Mitglied der Freimaurerloge zur Hoffnung hielt er einige vielbeachtete Reden, die in den Jahren 1759 bis 1762 veröffentlicht wurden. Auf Vermittlung des Herzogs zu Gotha erhielt er eine Stellung als Hofdiakon und Waisenhausprediger. 1763 wurde er auf eigenen Wunsch als Superintendent nach Tonna unter der von ihm akzeptierten Bedingung versetzt, einmal monatlich vor der herzoglichen Familie in Gotha zu predigen. 1765 wurde er zum Hauptprediger an der deutschen St. Petrikirche in Kopenhagen berufen. Dort wurde er 1769 Mitglied der dänischen Königlichen Akademie der Wissenschaften, eine Stellung, die er bis zu seinem Lebensende innehielt. Münter hat sich insbesondere um das Schul- und Armenwesen seiner Gemeinde im Sinne der Aufklärung verdient gemacht.

Im Jahr 1772 erhielt er den Auftrag, den Grafen Johann Friedrich Struensee auf dessen Hinrichtung geistlich vorzubereiten. Er hat vom 1. März bis 28. April insgesamt 38 Unterredungen mit dem Grafen gehabt, hatte sich zu jeder sorgfältig vorbereitet; den Inhalt seiner Gespräche mit dem zum Tode Verurteilten schrieb er detailliert nieder.

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Bilder:  Finn Halling Larsen (09/2015)

Kopenhagen, Sankt Petrikirche (Im Kräutergarten)

Munditia “Protogenia”

 

 

Christliche Heilige; wurde nach einem vermutlich erlittenen Martyrium1 in den römischen Cyriaka-Katakomben - heute Standort der Kirche S. Lorenzo fuori le Mura - beigesetzt.

Die Gebeine der Heiligen der Munditia wurden im Heiligen Jahr 1575 in Rom dem Münchner Ratsherrn und Kaufmann Franz Benedikt Höger als Geschenk für die Pfarrkirche Peterskirche übergeben, wohin sie 1677 gelangten und seitdem dort aufbewahrt werden. Im Jahr 1804 wurde beschlossen, die Gebeine vor den Augen der Gläubigen und des Publikums zu verbergen, indem man sie in einen Holzschrein verwahrten. Nach der Renovierung des “Alten Peters” im Jahre 1883 wurde die Ganzkörperreliquie allerdings wieder öffentlich zur Schau gestellt.

Inschrift: DDM MUNDICIE PROTOGENIE BENEMERENTI QUAE VIXIT ANNOS LX QUAE IBIT IN PACE XV KAL D [dt. Zum frommen Gedenken an Munitiia Protogenia die Wohlverdiente. Sie lebte 60 Jahre und ging ein in den Frieden am 15. Tage vor den Kalenden des Dezember].

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1  Darauf läßt das in ihrem Grab gefundene Blutfläschchen schließen, das sie der Überlieferung gemäß durch das Beil erlitt.

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Bilder: Peter Müller (10/2015)

München, Pfarrkirche St. Peter (“Alter Peter”)

Cosmas und Damian [griech. Κοσμάς και Δαμιανός]

 

 

Syrische Ärzte und Märtyrer zu Zeiten Kaiser Diokletians; die Zwillingsbrüder haben - so in einer Legende über sie - Kranke unentgeltlich behandelten, von denen sich viele anschließend zum Christentum bekehren ließen. Die Geschwister werden aufgrund ihres selbstlosen und segensreichen Wirkens noch heute verehrt. Der Legende zufolge gelang ihnen sogar eine Beintransplantation, nämlich der Ersatz eines verfaulten Beines durch dasjenige eines verstorbenen Mohren.

Der Legende nach haben sie alle Versuche des römischen Präfekten, sie bei der Christenverfolgung zu ertränken, zu verbrennen sowie mit Steinen und Pfeilen zu töten, unversehrt überlebt; erst in der darauf folgenden Enthauptung erlitten sie das Martyrium.

Das sog. Beinwunder (Altarbild aus dem 16. Jahrhundert, heute im. Landesmuseum Württemberg)

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Bilder: Peter Müller (10/2015)

München, St. Michaelkirche (Jesuitenkirche)

Hinweis: Der Schrein wurde um 1400 in Bremen gefertigt und kam 1649 durch Maximilian I. von Bayern nach St. Michael.

Jesper Rasmussen Brochmand

 

Dänischer Theologe (luth.); Sohn des Bürgermeisters Rasmus Sørensen Brochmand; studierte nach Beendigung seiner Schulzeit an der Schule Herlufsholm von 1603 bis 1608 an den Universitäten Leiden und Franeker , bevor er 1610 an die Universität Kopenhagen als Pädagogikprofessor berufen wurde. Drei Jahre später unterrichtete er parallel dazu Altgriechisch, wurde 1615 Professor der Theologie und übernahm 1639 auch im Amt des Bischofs von Roskilde, das er dann bis zu seinem Tode ausübte. 1623/24 und 1629/30 amtierte er als Rektor der Universität Kopenhagen. Brochmand hatte sich bereits sehr früh einen guten Namen auch als Erzieher erworben. So widmete er sich in seinem Haus der Erziehung junger Adeliger. 1636 betraute ihn König Christian VI., der bereits zwischen 1617 und 1620 als Lehrer des Kronprinzen Christian, des Sohns des Königs, fungiert hatte, auch mit der Erziehung seines aus der Beziehung mit Vibeke Kruse, seiner Geliebten und Dienerin seiner morganatischen Gemahlin Kirsten Munk (*1598, †1658) , stammenden illegitimen Sohnes Ulrik Christian Gyldenløve. Da Brochmand an der Entscheidung der theologischen Fakultät hinsichtlich der Entfernung von Kirsten Munk vom Hofe und ihrer Verbannung nach Jütland, an der er maßgeblich beteiligt war, wurde seine Position nach dem Tode des Königs erschüttert; er wurde jedoch schließlich entlastet, da die Untersuchungen auf Befehl des Königs durchgeführt worden war1.

Brochmand, der auch ein gefragter und beliebter Prediger bei Hochzeiten und Beerdigungen war, gilt als einer der zu den wichtigsten Vertretern der lutherischen Orthodoxie; er setzte sich nicht nur in Dänemark gegen den Einfluß von Reformierten sowie Jesuiten ein, sondern wirkte mit seinem an der Konkordienformel orientierten Systema universae theologiae (2 Bde., 1633) auch in Deutschland. Zwischen 1626 und 1628 veröffentlichte er seine 3-teilge Controversiae Sacrae, eine Antwort im Stil der lutherischen Scholastik auf Kardinal Bellarmins Angriffe auf der lutherischen Kirche. Als Bischof führte er die flächendeckende Führung von Kirchenbüchern ein, schaffte den lateinischen Chorgesang ab und begründete die mittwöchlichen Predigten in der Fastenzeit. Seine Hauspostille, d.h. eine Sammlung von Predigten, wurde noch im 19. Jahrhundert benutzt.

Jesper Brochmand starb nach über einen langen Zeitraum fortschreitenden Schwächung seines Körpers am 2. Ostersonntag des Jahres 1652, dem 19. April.

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1 Die “svigersønneparti”, die sogenannte Partei der Schwiegersöhne mit Corfitz Ulfeldt als Kopf, konnte die Demütigung, die Kirsten Munk erfahren hatte - sie war als Folge einer Affäre mit Rheingraf Otto Ludwig Salm geächtet und verstoßen worden - nicht vergessen, Ulfeldt, der mit Leonora Christina, der Tochter von Kirsten Munk verheiratet war, versuchte sich - erfolglos - an Brochmand zu rächen.

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Bilder: Finn Halling Larsen (08/2015)

Køge (Seeland), Sct. Nicolai Kirkegård

Religion / Kirche IX

Omnibus salutem!