Irischer Politiker; der Sohn eines kubanischen Vaters und einer irischen Mutter kam 1886 nach Irland, wo ab 1906 Mathematik unterrichtete und sich in der Gälischen Liga engagierte, bevor er sich 1913 der irischen Unabhängigkeitsbewegung anschloß und den Irish Voluteers, dem militanten Flügel der Sinn Féin, beitrat. 1916 war er an führender Position am Osteraufstand in Dublin beteiligt, wurde verhaftet und mit der Todesstrafe belegt, die in lebenslange Zwangsarbeit gewandelt wurde. Nachdem er 1917 im Rahmen einer Generalamnestie freigelassen worden war, übernahm er die Führung der Sinn Féin und nahm einen Sitz im britischen Unterhaus ein. Obwohl er 1918 erneut verhaftet worden war, wählte ihn das 1919 illegal zusammengetretene irische Parlament in Abwesenheit zu seinem Präsidenten. Noch im gleichen Jahr gelang es ihm, in die Vereinigten Staaten zu fliehen, aus denen er 1921 nach Irland zurückkehrte. Nach Verhandlungen mit der britischen Regierung unter Lloyd Georges im Juli des gleichen Jahres konnte ein Waffenstillstand erzielt werden. Im Dezember kam schließlich ein Vertrag zwischen den Iren und der britischen Regierung zustande, dem im Januar 1922 das irische Parlament zustimmte und demzufolge Irland ohne die Provinz Ulster den Status eines Freistaates und eines britischen Dominions erhalten sollte. de Valera, der den Vertrag mißbilligte, trat daraufhin als Präsident zurück und führte im anschließenden Bürgerkrieg den radikalen Flügel der Sinn Féin im Kampf gegen die Regierung des irischen Freistaates unter William Cosgrave. Von Mitte 1923 bis Mitte 1924 erneut in Haft, legte er 1926 den Vorsitz der Sinn Féin nieder und gründete die gemäßigtere Oppositionspartei Fianna Fáil, die ihn nach ihrem Wahlsieg im Jahre 1932 zum Ministerpräsident wählte. Als solcher betrieb er die Loslösung des Freistaates von Großbritannien. Schließlich trat am 29.12.1937 eine neue Verfassung in Kraft, unter der der Freistaat zur souveränen Republik Irland (Eire) wurde. De Valera engagierte sich für eine Wiedervereinigung mit Nordirland, wandte sich jedoch gegen den Einsatz von Gewalt. Sein Ziel, Irland aus dem Verband der Commonwealth-Staaten herauszulösen, wurde 1949 erreicht. de Valera, der das Amt des Ministerpräsidenten bis 1948 innehatte, wurde in dieses Amt von 1951 bis 1954 und erneut von 1957 bis 1959 gewählt. Von 1959 bis 1973 war er Staatspräsident der Republik Irland.
Irischer Nationalist und Politiker; der Sohn eines anglo-irischen Grundbesitzers und einer amerikanischen Mutter studierte an der Universität Cambridge. 1875 wurde er, der ein Anhänger der irischen Home-Rule-Bewegung war, als Abgeordneter in das britische Unterhaus gewählt und verfolgte als solcher eine systematische Obstruktionspolitik. 1879 wurde er zum Präsidenten der neu gegründeten Irish Land League gewählt. Zunächst stand er auf Seiten des Liberalen Gladstones, wechselte jedoch 1880, als dieser sich für das Land Act aussprach, auf die Seite der Opposition, da es die Forderungen der irischen Nationalisten nicht ausreichend berücksichtigte, und sprach sich für Boykottmaßnahmen gegen den Land Act aus. Dieser Aufruf führte zu seiner und seiner Anhänger Verhaftung und zum Verbot der Irish Land League. Nachdem er sich mit Gladstone im sogenannten Kilmainham Treaty (Abstand von der Pachtverweigerung) geeinigt und zum Gewaltverzicht aufgerufen hatte, wurde er aus der Haft entlassen. Nachdem jedoch Mitglieder der Irish Invincibles dem Minister Lord Frederick Charles Cavendish und den Staatssekretär für Irland Thomas Burke in Dublin ermordeten und obwohl Parnell diese Taten scharf verurteilte, scheiterten seine Bemühungen um eine Friedenspolitik. Es kam zu Terroranschlägen, auf die die Briten mit scharfen Gesetzen reagierten. Gladstone, der die Gesetze 1885 verlängern wollte, scheiterte am Widerstand Parnells Partei und mußte schließlich von seinem Amt zurücktreten. Aufgrund eines Skandals, der durch eine private Angelegenheit (Vorwurf des Ehebruchs) ausgelöst worden war, büßte er an Einfluß sowohl bei seinen irischen als auch englischen Anhängern ein: es kam zur Spaltung der Irish Nationalist League, der Nachfolgeorganisation der verbotenen Irish Land League. Parnells Bemühungen, die Spaltung rückgängig zu machen, scheiterten; erst nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Irland die Home Rule gewährt.
Sozialistischer Aktivist und Führer der irischen Gewerkschaftsunion; zweitältester von drei Söhnen und drei Töchtern des Gießereiarbeiter James Larkin, und dessen Frau Mary Ann, née McNulty; wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und mußte bereits als Kind die Familie unterstützen. Bereits im Alter von 19 Jahren war sein Interesse für die sozialistischen Ideen geweckt, 1905 nahm er als einer der wenigen Arbeiter am Streik im Liverpooler Hafen teil, wurde in das Streikkomitee gewählt und verlor seine Arbeitsstelle. In den folgenden Jahre arbeitete er für die National Dock Labourers' Union (NDLU) und organisierte verschiedene Streikaktionen in Schottland sowie 1908 in Dublin und den Provinzen Cork und Waterford. In Irland gründete er im Dezember 1908 die Irish Transport and General Worker’s Union (ITGWU), 1912 zusammen mit James Connolly (*1868, +1916) die Irish Labour Party und wurde in die Dublin Corporation gewählt. Im sieben Monate währenden Dubliner Generalstreik, dem sogenannten Dublin Lockout von 1913 spielte er eine führende Rolle. Nach Beendigung der Auseinandersetzung ging Larkin in die Vereinigten Staaten, wo er Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei der USA wurde und aufgrund dieser Mitgliedschaft, seiner radikalen sozialistischen Veröffentlichungen und der in den USA herrschenden Angst vor den “Roten” 1920 wegen "krimineller Anarchie” verhaftet und zu 5-10 Jahren im berüchtigten Sing-Sing Gefängnis verurteilt, allerdings 1923 begnadigt und später abgeschoben. Nach seiner Rückkehr setzte er sich für die Beendigung des irischen Bürgerkriegs ein und gründete noch im gleichen Jahr die Irish Worker League. 1924 trat Larkin dem Kongress der Komintern bei und wurde in dessen Exekutivkomitee gewählt. Bei den Wahlen im September 1927 wurde Larkin in Nord-Dublin zwar gewählt, konnte den Sitz wegen einer Verleumdungsklage jedoch nicht einnehmen. Bei den Wahlen im Jahre 1932 noch erfolglos für die Kommunisten angetreten, wandte er sich - vermutlich wegen des Mißerfolgs - Anfang der 1930 Jahre von der Sowjetunion ab und bezeichnete sich nunmehr als “unabhängiger Arbeiter”. Obwohl er 1936 erneut einen Sitz im Irischen Parlament, der Dublin Corporation, und auch bei den Wahlen 1937 einen Sitz im irischen Unterhaus erlangte, verlor er diesen bereits 1938 wieder. In diesem Zeitraum schloß sich die Workers' Union of Ireland (WUI) dem “mainstream” der Gewerkschaften und wurde daraufhin vom Dubliner Gewerkschaftsbund 1936 anerkannt. Nach dem Inkrafttreten eines neuen, umstrittenen Gewerkschaftsgesetzes, das im Jahre 1941 in das Parlament eingebracht worden war, bat er mit Erfolg um Aufnahme in die Labour Party. Als Gegenreaktion auf die ihrer Meinung nach “kommunistische Unterwanderung” der Partei spaltete sich die ursprünglich von Larkin gegründete ITGWU unter Führung von William O’Brien ab und bildete die rivalisierende National Labour Party. Larkin selber arbeitete von 1943 bis 1944 als Deputierter der Labour Partei im Dáil Éireann, dem irischen Unterhaus.
Deutscher Ingenieur und Politiker; im Ersten Weltkrieg Offizier und Flugzeugbeobachter, wurde er bereits im Februar 1922 Mitglied der NSDAP und 1931 Standartenführer. Zwei Jahre später avancierte er zum Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen und übernahm die Verantwortung für den Ausbau der Reichsautobahnen. 1938 gründete er die Organisation Todt, die für das militärisches Bauwesen verantwortlich war und später sowohl den Westwall als auch Atlantikwall errichtete. 1940 wurde Todt zum “Reichsminister für Bewaffnung und Munition” ernannt. Er starb bei einem Flugzeugabsturz, nachdem er zuvor mit Hitler in der Wofsschanze ein Gespräch geführt hatte. Zu Todts Nachfolger im Amt ernannte Hitler Albert Speer.
Hinweis: Im Hintergrund ist das Grabmahl Scharnhorsts zu sehen.
Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld
Deutscher Diplomat; der Sohn eines Militärs nach am Deutsch-französischen Krieg (1870/71) teil, studierte Jura an den Universitäten von Leipzig und Straßburg und arbeitete zunächst als Richter, bevor er 1877 in das Auswärtige Amt wechselte und 1881 Legationsrat in München an der preußischen Gesandtschaft wurde. Hier lernte er Prinz Wilhelm von Preußen, der künftigen Kaiser Wilhelm II., der des Öfteren Ludwig II. besuchte, kennen, zu dem sich bald eine enge Freundschaft entwickelte. Eulenburg, der 1890 am Sturz Otto von Bismarcks, mit dem der neue Kaiser des Reiches, Wilhelm II., nicht zurecht kam, maßgeblich beteiligt war, schied er nach der Beendigung seiner Tätigkeit als Botschafter des Deutschen Reiches in Wien (ab 1894) 1903 zwar aus dem diplomatischen Dienst aus, blieb aber weiterhin enger Vertrauter Wilhelms, der Eulenburg häufig auf Schloß Liebenberg zur Jagd traf. Als Maximilian Harden 1906 das private Umfeld des Kaisers zum Inhalt einer Artikelserie der Zeitschrift Die Zukunft machte und das Gerücht in Umlauf brachte, Eulenburg habe homosexuelle Neigungen, kam es in den folgenden Jahren zu drei Prozessen gem. § 175, die in der Öffentlichkeit viel Staub aufwirbelten. Obwohl im Herbst 1908 der Prozeß aus gesundheitlichen Gründen des Angeklagten dauerhaft ausgesetzt wurde, sah sich Wilhelm gezwungen, Eulenburg fallenzulassen, da die Presse eine Verquickung von Macht und persönlichen Ansprüchen argwöhnte. Eulenburg zog sich ins Privatleben zurück.
Liebenberg b. Templin, Dorffriedhof
Hinweis: Die Beisetzung fand zunächst auf dem kleinen Kirchhof statt, der zum Schloßkomlex gehört. Da die Grabstätten der Eulenburgs während der DDR-Zeit verwahrlost waren, beschloß man nach der “Wende” die sterblichen Überreste auf den dörflichen Friedhof umzubetten und lediglich eine entspr. Gedenktafel anzubringen.
Maximilien François Marie Isidore de Robespierre
Französischer Politiker; der Sohn eines Advokaten, der die Familie verließ und 1777 in München starb, nachdem seine Mutter bereits 1764 im Wochenbett verstorben war; er und sein jüngerer Bruder kamen zum Großvater, einem Brauer. Mittels eines Stipendiums, für das der Bischof sorgte, konnte er ab 1769 das renommierte Pariser Collège Louis le Grand besuchen, wo er der ärmste unter den etwa 600 Schülern war. Dort konnte er auch noch wohnen, bis er sein Abschlußexamen an der juristischen Fakultät auf der Place du Panthéon als einer der besten ablegte - er wurde sogar auserkoren, bei einem Besuch Ludwigs XVI. eine Begrüßungsansprache zu halten - und in seiner Freizeit bei einem Staatsanwalt im Templeviertel zu arbeiten. Nachdem Robespierre 1780 sein Examen als Anwalt abgelegt hatte, ließ er sich im Folgejahr als Anwalt in seiner Geburtsstadt nieder. Aus dieser Zeit ist einer der von ihm vertretenen Fälle berühmt geworden, in dem er 1783 einen Mann vertrat, dessen furchtsamer Nachbar sich gegen einen auf dem Dach montierten Blitzableiter zur Wehr setzte (Robespierre verlor diesen "Blitzableiterfall, in der zweiten Instanz). In Arras traf er auch erstmals einen Mann, der während der Französischen Revolution als “Mitrailleur de Lyon” (dt. Der Schlächter von Lyon) für ca. 1.600 Todesurteile verantwortlich war und auch im Kaiserreich Napoléons eine zweifelhafte Berühmtheit erlangte: Joseph Fouché, damals Physiklehrer an der dortigen Oranienschule.. 1789 wurde Robespierre als Vertreter des dritten Standes für seine Heimatgemeinde Arras in die Versammlung der Generalstände gewählt, die Ludwig XVI. einberufen hatte, um die dringenden finanziellen Problemen des Landes zu lösen. Als begnadeter Rhetoriker - allerdings der freien Rede nicht mächtig, bereitete er seine Reden sorgfältig schriftlich vor - errang er während der Revolution rasch Aufmerksamkeit, wurde in den nach ihrem Tagungsort, dem ehemaligen Dominikanerkloster Saint-Jacques genannten Klub der Jakobiner, einem Sammelpunkt radikaler Republikaner, aufgenommen und als Anhänger radikaler Ziele 1790 an deren Spitze gewählt. Schon wenig später galt Robespierre bei der Pariser Bevölkerung als “der Unbestechliche”, begründet auch auf seinen bescheidenen Lebensstil. Seit September 1792 Mitglied des Nationalkonvents, wurde er einer der Führer der Bergpartei. In dem Bestreben, die alten Strukturen Frankreichs radikal zu ändern, betrieb er Ludwigs XVI., dem man den bürgerlichen Namen Bürger Carpet gegeben hatte, und dessen Gattin Marie Antoinettes Hinrichtung, für die er eine, wenn auch knappe Mehrheit im Nationalkonvent gewinnen konnte, sowie mit Hilfe der Sansculotten den Sturz der Girondisten, die sich im Gegensatz zu Robespierre für einen Krieg Frankreichs gegen Österreich und Preußen ausgesprochen hatten. Mehr 1.000 Menschen fielen seiner kompromißlosen Idee von einer Demokratie der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, der sich das Individuum im Interesse der Republik unterzuordnen hatte, zum Opfer. Dieser Idee, daß alles Alte aus dem Gedächtnis auszulöschen sei, dienten alle seine Maßnahmen: Die Abschaffung des Königtum, der Säkularisierung von Kirchen und Klöstern, Einführung eines neuen Kalenders, Reform des Militärwesens und Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Schulpflicht und der Verbeamtung aller Lehrer, das allgemeine und gleiche Wahlrecht etc.. Seit 27.7.1793 Mitglied des Wohlfahrtsausschuß, verwandte er seine wachsende, quasi diktatorische Macht, um mittels der Schreckensherrschaft (“La Terreur”) die Krise von 1793 zu überwinden. Im Frühjahr des folgenden Jahres klagte er seine politischen Gegner (u.a.Jacques-René Hébert (*1757, †1794), Camille Desmoulins und Georges Jacques Danton) an, ließ sie verhaften, verurteilen und hinrichten und schaltete sie somit aus. Kritik des Konvents an den Verhaftungen wies er zurück :”Ich behaupte, daß, wer immer in diesem Augenblick zittert, schuldig ist, denn die Unschuld hat von der öffentlichen Überwachung nichts zu befürchten.“ Als überzeugter, kompromißloser Vertreter der Rechte aller Bürger hielt Robbespierre die Terrorherrschaft als ein notwendiges Übel, um das Volk für den von Jean-Jacques Rousseau empfohlenen Gesellschaftsvertrag bereit zu machen. Ohne Tugend, meinte Robespierre 1793, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos. Je grausamer die Regierung gegen die Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürger. (“La terreur n'est autre chose que la justice prompte, sévère, inflexible; elle est donc une émanation de la vertu” [dt.Terror ist nichts anderes als sofortige, unnachsichtige und unbeugsame Gerechtigkeit; der ist demzufolge ein Ausfluß der Tugend."] vor dem Konvent am 5.2.1794). Statt den den Terror zu beenden, wurde dieser ganz im Gegenteil noch verschärft wurde indem Georges Couthon das gemeinsam mit ihm verfaßte sogenannte Schreckensgesetz am 10.6.1794 zur Abstimmung vor den Konvent brachte. Durch das Gesetz wurde das Urteil durch die Abschaffung der Verteidigung der Angeklagten – völlig undemokratisch - zu einem reinen Verwaltungsakt gemacht. Als es zu heftigen Reaktionen der Mitglieder des Konvents kam, die sich bedroht fühlte, erklärten Couthon den Sinn des Gesetzes mit den Worten: "Es geht nicht darum, die Feinde des Vaterlandes zu bestrafen, es geht darum, sie zu vernichten." Erst Drohungen Robespierre führte schließlich zur Annahme des Gesetzes. Am 26.7.1794 forderte er eine weitere Reinigung von Konvent und Wohlfahrtsausschuß und wurde durch den Konvent nach tumultartigen Auseinandersetzungen gestürzt, nachdem der Abgeordnete Louchet gefordert hatte: “Ich beantrage das Verhaftungsdekret gegen Robespierre!” Diese Forderung wurde mit Rufen wie “Es lebe die Republik!” und “Es lebe die Freiheit!” stürmisch begrüßt. Nun wurde auch der Haftbefehl gegen Lebas, Saint-Just und Couthon gefordert.
Gegen Robespierre und seinen alles verschlingenden Terror und von dem man annahm, er steuere auf eine Diktatur zu, hatte der Widerstand allerdings zuvor bereits allmählich zugenommen. Cécile Renault, 20-jährige Tochter eines Handwerkers, plante - so wurde später berichtet, obwohl sie es bestritt - am 23.5.1794 einen Anschlag auf ihn, der nur deshalb nicht ausgeführt werden konnte, da sie ihn in seiner Wohnung nicht antraf1. In der Bergpartei, einer politischen Gruppierung im Nationalkonvent, plante man zudem eine Beendigung des Terrors und die Inkraftsetzung der Verfassung von 1793, die Robespierre seinerzeit verhindert hatte.
Robespierre ahnte die Gefahr für sein Leben. Soldaten der Nationalgarde wurden auf die Place de Grève (seit 1803 Place de l’Hôtel-de-Ville) vor dem Hôtel de Ville, in dem er und andere sich aufhielten, beordert. Als sich aber um Mitternacht über Paris ein schweres Gewitter entlud, wurden die Nationalgardisten zerstreut, suchten in umliegenden Kneipen Schutz oder gingen nach Hause. Gegen 2 Uhr nachts am 27. Juli 1794 (dem 9. Thermidor) drangen Gendarmen in das nur noch von wenigen Gardisten bewachte 'Hôtel de Ville ein, um Robespierre, dessen “ganzes Leben der Republik und dem Volke gehörte”, und dessen Anhänger zu verhaften. Während sein Bruder aus dem Fenster sprang und sich dabei ein Bein brach, erlitt Robespierre durch einen Pistolenschuß eine schwere Verletzung am Kopf.
Festnahme Robespierres im l'Hôtel de Ville am 10. thermidor (27. Juli 1794).
Unklar ist, ob er sich die Verletzung am Kiefer selbst beibrachte, weil er sich das Leben nehmen wollte, oder ob sich der Schuß bei dem Handgemenge versehentlich gelöst hatte1. Der Schwerverwundete wurde auf einer Bahre in die Tuilerien gebracht und dort im Vorzimmer zum Wohlfahrtsausschuß notdürftig versorgt. Bereits einen Tag nach seiner Verhaftung, einem brennend heißen Sommertag, wurde er gemeinsam mit seinen Anhängern, u.a. seinem Bruder Augustin und Saint-Just mittels der Guillotine enthauptet. Man hatte die Guillotine, die am Abend vor der von Jacques-Louis David vorbereiteten Fête de l'Etre suprême (Fest des Höchsten Wesens), das am 8. Juni 1794 begonnen wurde, an den südöstlichen Stadtrand geschafft worden war2, eigens dieser Hinrichtung wieder auf der Place de la Révolution (heute Place de la Concorde) aufgestellt. Abends trat der Konvent zusammen, um das Ereignis zu feiern “Unter rauschendem Beifall und Schreien der Freuden”, wie ein Stenograph berichtete, wurde die Sitzung dann aufgehoben. In dem unnachgiebigen Bestreben für das französische Volk die Freiheit zu erzwingen, war Robespierre zum Tyrannen geworden und bezahlte dafür mit seinem Leben.
Von September 1791 bis zu seiner Verhaftung wohnte Robespierre im Haus des Tischlermeisters und Jakobiners Maurice Duplay zur Miete. Angeblich war er mit dessen ältester Tochter Éléonore verlobt. Gemäß seiner Maximen, seiner strengen Gewohnheiten und moralischen Ansichten kam für ihn eine Heirat erst dann infrage, “sobald die Freiheit über ihre Mörder triumphiert hat.” Während seine Mitstreiter, Paul Barras, Marie-Jean Hérault de Séchelles, Jean-Lambert Tallien u.a. abends und nachts “um die Häuser zogen”, verbrachte er seine Abende bei den Jakobinern oder im Hause der Duplays. Auf Frauen übte der “Unbestechliche” einen besonderen Reiz aus. Während seiner Reden im Jakobinerklub saßen sie ihm zu Füßen und hörten ihm verehrungsvoll zu.
Exekution Robespierres und seiner Anhänger am 28. Juli 1794 auf der Place de la Révolution (heute Place de la Concorde). Robespierre (10) wurde als Vorletzter exekutiert. Lebas (5), Couhon (7), Augustin Robespierre (8), Hanriot (9), Dumas (11), Saint-Just (12), Fleuriot-Lescot (13).
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1 Sie wurde verhaftet und guillotiniert, nachdem sie ihrem Ärger darüber Ausdruck gegeben hatte, daß er für die Bürger nie zu erreichen sei: „Das ist doch sonderbar, daß er nie zu Hause ist. Seit drei Uhr suche ich ihm schon. Er ist doch ein öffentlicher Beamter, da hätte er die Pflicht, jeden Bürger, der ihn sprechen will, zu empfangen“ und sie fügte hinzu „Wenn man sich in der alten Zeit beim König meldete, wurde man sofort vorgelassen.“ Auf die Frage hin, ob es ihr Leid täte, daß die Zeit der Könige vorbei sei, antwortete sie: ”Ach, ich gäbe mein Blut her, um wieder einen König zu haben. Da habt ihr meine Antwort. Ihr seid Tyrannen.”
2 Vergeblich hatte man versucht, die Spuren des Blutes der zahllosen Hinrichtungen zu beseitigen. Nicht nur verbreitete sich ein unerträglicher Geruch über die Place de la Révolution, Hunde streunten dort, und Ungeziefer begann eine zunehmenden Gefahr für die Gesundheit darzustellen.
3 Tatsächlich ist die Ursache, die zu der schweren Verletzung Robespieres führte, umstritten: Gemäß der 1802 erschienenen Tableaux Historiques de la Revolution Française wurde er durch einen Schuß eines Gendarmen namens Charles-André Merda bei seiner Festnahme verletzt.
Französischer Revolutionär; war zunächst Schreiber beim Prokurator von Paris. Ab 1786 arbeitete er im Conseil du Roi, wurde 1787 Rechtsanwalt und blieb dort bis 1791. Zugleich Mitglied der Pariser Kammer, wurde er ab Dezember 1791 stellvertretender Staatsanwalt. Bereits im Jahr zuvor hatte er zusammen mit Camille Desmoulins und Jean-Paul Marat den als Cordeliers bezeichneten radikalen Klub der Jakobiner begründet und bildete mit Jean-Paul Marat und Louis Antoine Léon de Saint-Just deren Spitze. Im Nationalkonvent war er Mitglied der Bergpartei, organisierte maßgeblich die nationale Verteidigung und verkündete das Prinzip der natürlichen Grenzen Frankreichs. Als es aufgrund von Meldungen, preußische Truppen hätten die französische Grenze überschritten und Verdun einnehmen können, weil die französischen,überwiegend aristokratischen Offiziere keine Widerstand geleistet hätten, und zudem das Gerücht umlief, in Gefängnissen einsitzende Anhänger der alten Ordnung haben ausbrechen wollen, um die Preußen zu unterstützen, kam es zwischen dem 2. und 6. September 1792 in Paris zu gewalttätigen Handlungen, den sogenannten. Septembermorden, die Danton als Justizminister, der er nach dem Sturm auf die Tuilerien am 10.8.1972 geworden war, duldete. U.a. war Danton an der Organisation des Revolutionstribunals und des Wohlfahrtsausschusses an der Durchsetzung der Schreckensherrschaft (La Grande Terreur) und am Sturz der Girondisten beteiligt. Als er Ende des Jahres 1793 Mäßigung forderte Ende des Jahres 1793 Mäßigung forderte, fand sein Anliegen die Mißbilligung Robespierres, der ihn deshalb anklagte und guillotinieren ließ.
Louise Sébastienne Danton mit ihrem Stiefsohn Antoine.
Am 1.7.1793, vier Monate nach dem Tode seiner ersten Frau Antoinette Gabrielle née Charpentier heiratete Danton die 16jährige Louise Sébastienne née Gely (*1777, †1856).
Hinweis: Urspr. wurde Danton auf dem heute nicht mehr vorhandenen Cimetière des Errancis beigesetzt. Anläßlich des Baus einer Straßenkreuzung am Boulevard Malesherbes wurden seine und die Gebeine anderer 1860 in die Katakomben von Paris überführt, wo sie nicht mehr lokalisierbar sind.
Hinweis: Urspr. wurde Robespierre auf dem heute nicht mehr vorhandenen Cimetière des Errancis mit anderen in eine bereits vorbereitete Grube geworfen und mit gelöschtem Kalk überschüttet, “um zu vermeiden, daß eines Tages mit ihnen ein Kult getrieben wird.”
Anläßlich des Baus einer Straßenkreuzung am Boulevard Malesherbes wurden seine und die Gebeine anderer 1860 in die Katakomben von Paris überführt, wo sie nicht mehr lokalisierbar sind.
Berlin, Invalidenfriedhof
Paris, Les Catacombes
Dublin, Glasnevin Friedhof
Dublin, Glasnevin Friedhof
Dublin, Glasnevin Friedhof
Paris, Les Catacombes
Konstantin Ustinowitsch Tschernjenko [russ. Константин Устинович Черненко]
Sowjetischer Politiker; einer sibirischen Arbeiterfamilie entstammend; Sohn eines Minenarbeiters und einer Landwirtin; trat 1926 dem Komsomol – der Jugendorganisation der KPdSU – und 1931 der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) bei und diente von 1930 bis 1933 bei den Grenztruppen der OGPU an der sowjetisch-chinesischen Grenze. Er begann seine politische Laufbahn in seiner Heimatregion Krasnojarsk und wurde 1948 in die Moldawische Sozialistische Sowjetrepublik (SSR) versetzt, nachdem er Parteischulen besucht hatte und 1945 in Moskau sein Abschlußdiplom erlangt hatte. 1953 beendete er ein Fernstudium für eine Lehrerausbildung. Von Leonid Breschnew gefördert, kam er 1956 nach Moskau und trat in die Agitprop-Abteilung des Zentralkomitees (ZK) ein. Von 1960 bis 1965 war Tschernenko Sekretär des Präsidiums des Obersten Sowjets, wurde 1971 Mitglied des ZK und fünf Jahre später Sekretär des ZK. 1978 kam er ins Politbüro, und 1983 wurde er Leiter der Agitprop-Abteilung des ZK. Nach dem Tod von Jurij Andropow wurde Tschernenko im Februar 1984 zum Generalsekretär der KPdSU ernannt; im April wurde er Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit Staatsoberhaupt der Sowjetunion.
Moskau, Nekropole an der Kremlmauer
Leonid Iljitsch Breschnew [russ. Леонид Ильич Брежнев]
Sowjetischer Politiker ukrainischer Nationalität; Sohn eines Metallarbeiters; absolvierte eine technische Ausbildung am Metallurgischen Institut mit einem Abschluß als Diplomingenieur. 1923 trat er der Komsomol, der kommunistischen Jugendorganisation, bei. 1931, als Stalin unangefochtener Führer der Partei war und für viele Jungkommunisten ein Vorbild war, wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Ab 1923 absolvierte er seinen Militärdienst in der Roten Armee und wurde dort nach einer Ausbildung zum Panzersoldaten Politkommissar. Als Anhänger von Nikita Chruschtschow stieg er rasch in der ukrainischen KP-Organisation auf und wurde 1939 Parteisekretär im Gebietskomitee in Dnepropetrowsk, zuständig u.a. für Propaganda und für die lokale Rüstungsindustrie. Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges am 22.6.1941 wurde Breschnew politischer Kommissar und nahm - zuletzt im Range eines Generalmajors - am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg wirkte Breschnew in verantwortlicher Position am Wiederaufbau der Ukraine mit.
Von 1950 bis 1952 war Breschnew Erster Sekretär des ZK der KP Moldawiens und 1954/55 der KP Kasachstans; gehörte 1952/53 und erneut seit 1956 dem ZK, seit 1957 dem Präsidium beziehungsweise (seit 1966) dem Politbüro der KPdSU an. 1960 bis 1964 stand er als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets formal an der Spitze des sowjetischen Staates. Von 1964 bis 1982 war Breschnew Generalsekretär der KPdSU, von 1977 bis 1982 als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjet Staatsoberhaupt und vierfacher ”(*1766, †1841) “Герой Советского Союза” (Held der Arbeit) - eine Auszeichnung für persönliche und kollektive, mit einer Heldentat verbundene Verdienste für Staat und Gesellschaft der Sowjetunion“
1964 beteiligte sich Breschnew am Sturz Chruschtschows und übernahm dessen Nachfolge als Erster Sekretär (seit 1966 Generalsekretär) der KPdSU. In der Folgezeit baute er seine innenpolitische Machtstellung aus; Alexej Kossygin und Nikolaj Podgornyj, die 1964 gemeinsam mit ihm die Führung des Landes übernommen hatten, sahen sich nach 1970 immer stärker von ihm in den Hintergrund gedrängt. 1976 erhielt Breschnew den Titel eines Marschalls der Sowjetunion und übernahm 1977 als Vorsitzender des Obersten Sowjets erneut das Amt des Staatsoberhauptes.
Unter seiner Führung wurde die Entstalinisierung abgebrochen und eine vorsichtige Rehabilitierung Stalins gefördert; es setzte wieder eine stärkere Kontrolle und Reglementierung des kulturellen Lebens ein. Seit den 1970er Jahren suchte Breschnew die unter dem Eindruck der Schlußakte von Helsinki von 1975 entstandene sowjetische Bürgerrechtsbewegung zu unterdrücken, indem es u.a. zu Lagerhaft für Dissidenten oder deren Einweisung in psychiatrische Anstalten, 1974 Ausweisung Alexander Solschenizyns und 1980 Verbannung von Andrej Sacharow kam.
Angesichts stetig wachsender Ausgaben für Raumfahrt- und Rüstungsprojekte der UdSSR sanken die Investitionen in den Bereichen der Landwirtschaft, der Konsumgüterindustrie und des Gesundheitswesens; Versorgungsengpässe und sinkender Lebensstandard seit der frühen 1980er Jahren waren die Folge. Seine v.a. auf den Machterhalt des Parteiapparats zielende Innenpolitik, die stark von Bürokratismus, Korruption und restaurativen Zügen geprägt war, mündete in eine Stagnation des gesamten gesellschaftlichen Lebens.
Außenpolitisch war die Sowjetunion unter Breschnew v.a. um die Behauptung ihrer Weltmachtstellung neben den USA bemüht; durch massive Einmischung in die inneren Vorgänge der Länder des “sozialistischen Lagers” wurde die sowjetische Vormachtrolle unter diesen abgesichert. Durch die militärische Intervention von Staaten des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei im Jahre 1968 unterband Breschnew reformkommunistische Entwicklungen im Ostblock Durch die militärische Intervention von Staaten des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei (1968) unterband Breschnew reformkommunistische Entwicklungen im Ostblock (Breschnew-Doktrin). 1980/81 übte er Druck auch auf die kommunistische Partei- und Staatsführung Polens aus, die Aktivitäten der unabhängigen Gewerkschaftsorganisation Solidarnosc zu unterbinden; daraufhin verhängte General Wojciech Jaruzelski im Dezember 1981 das Kriegsrecht. Nach außenpolitischen Erfolgen in der Entspannungs- und Abrüstungsdiplomatie (z.B. 1970 aufgrund des Moskauer Vertrags, des Berlinabkommen von 1971; von SALT I im Jahre 1972 und 1979 durch SALT II) verschärfte der von Breschnew veranlasste Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan im Dezember 1979 wieder den Ost-West-Konflikt; der hohe sowjetische Rüstungsstand führte u.a. 1979 zum NATO-Doppelbeschluß.
Nach Leonid Breschnews Tod wurde Jurij Andropow sein Nachfolger als Generalsekretär.
Moskau, Nekropole an der Kremlmauer
US-amerikanischer Politiker (Republikaner); 41. Präsident der Vereinigten Staaten (1989-93); Vater des 43. US-Präsidenten George W. Bush und des ehemaligen Gouverneurs von Florida, Jeb Bush; wuchs in Greenwich, einer Stadt im Fairfield County im US-Bundesstaat Connecticut, auf und besuchte die Phillips Academy in Andove (Massachusetts), wo er Kapitän des Baseball-Teams wwurde. Nachdem das Kaiserreich Japan im Dezember 1941 Pearl Harbor, wo sich das Hauptquartier der Pazifikflotte der United States Navy befand, angegriffen hatte, trat er unmittelbar nach Erreichen der Volljährigkeit 1942 in die US Navy ein, diente als der damals jüngste Pilot in der Navy und nahm in der Folge als Marinephotograph an Aufklärungsflügen über Feindesland teil, wobei er auch in Luftkämpfe verwickelt wurde. Am 19.6.1944 mußte er notwassern und wurde von der Besatzung des U-Boots USS Finback (SS-230) gerettet. Bush wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Distinguished Flying Cross, mit drei Air Medals und mit der Presidential Unit Citation. Anfang 1945 erfolgte seine Versetzung an die Naval Station Norfolk in Norfolk (Virginia), und nach der Kapitulation Japans wurde. er im September 1945 ehrenhaft aus der US Navy entlassen. Nach Beendigung seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Yale im Jahr 1948 ging Bush nach Texas und war dort erfolgreich im Ölgeschäft tätig; 1953 gründete er die Firma Zapata Oil. 1962 wandte er sich der Politik zu, konnte jedoch bei den Wahlen 1964 keinen Sitz im Senat erringen, zog aber zwei Jahre später in das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten ein. 1968 wurde er erneut in das Repräsentantenhaus gewählt, gab diesen Sitz aber 1970 auf, um nochmals für den Senat zu kandidieren - wiederum ohne Erfolg. 1971 bis 1972 war er - nach Ernennung durch Richard Nixon - Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen. Danach übernahm er verschiedene politische Ämter, u.a. war er von 1976 bis 1977 Leiter der CIA. Für die 1980 anstehenden Präsidentschaftswahlen verlor er bei der Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten gegen Ronald Reagan und wurde nach dessen Wahl 1981 Vizepräsident. 1984 wurde er für eine zweite Amtszeit gewählt, Bush blieb sein Vizepräsident. 1988 wurde Bush als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert; wobei Dan Quayle, ein US-Senator aus Indiana, sich sich um die Vizepräsidentschaft bewarb. Bushs Wahlkampf gegen den Gouverneur von Massachusetts, Michael Dukakis, galt als einer der härtesten Wahlkämpfe in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Bush war der erste amtierende Vizepräsident seit 1836, der als Präsident ins Weiße Haus einzog.
Innenpolitisch dominierten in Bushs erstem Amtsjahr 1989 Maßnahmen zur Sanierung der zahlungsunfähigen Staatskasse sowie gegen den illegalen Drogenhandel. Außenpolitisch reagierte er auf die dramatischen politischen Umwälzungen in Osteuropa mit dem Angebot wirtschaftlicher Hilfe für die ehemaligen Ostblockstaaten Tschechoslowakei, Ungarn sowie Polen, außerdem trat er für die Vereinigung Ost- und Westdeutschlands zu einem Staat ein, der ein westlicher Bündnispartner bleiben und seine Position im Nordatlantikpakt beibehalten sollte. In einem Treffen mit Michail Gorbatschow im Dezember 1989 auf Malta verständigten sich beide auf eine Einstellung der Produktion chemischer Waffen, auf eine Abrüstung der Langstreckenraketen um bis zu 50 Prozent sowie auf eine Reduzierung der konventionellen Waffen in Europa.
Nachdem der Irak am 2.8.1990 das benachbarte Kuwait besetzt hatte, ließ Bush in Saudi-Arabien Truppen stationieren. Am 17.1.1991 im Zweiten Golfkrieg begann eine internationale Militärkoalition unter US-Führung die Operation Desert Storm (Operation Wüstensturm): In sechs Wochen gelang die Befreiung des Öl-Scheichtums - doch Saddam Hussein hielt sich als Machthaber im Irak.
Am 31.7.1991 traf sich Busch in Moskau mit Gorbatschow, wo der START-Vertrag zur Reduzierung der strategischen Waffen unterzeichnet wurde. Im selben Jahr nahmen außenpolitische Fragen wie der Zusammenbruch der UdSSR und die Einberufung der ersten Nahostfriedenskonferenz am 30. Oktober seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch, obwohl sich die US-amerikanische Wirtschaft noch immer nicht erholt hatte; im Gegenteil nahmen sowohl die Arbeitslosigkeit als auch das Haushaltsdefizit ständig zu. Dennoch konnte er sich bei den republikanischen Vorwahlen gegen den konservativen Mitbewerber Patrick J. Buchanan durchsetzen.
Bei den Präsidentschaftswahlen am 3.11.1992 unterlag Bush, der in den letzten Wochen seiner Amtszeit noch einen weitreichenden Abrüstungsvertrag mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin unterzeichnet hatte, den Demokraten Bill Clinton und Al Gore, die die Maßnahmen der Regierung Bush in Bezug auf Wirtschaft, Gesundheitssystem und Umwelt scharf attackiert hatten. In zwei Abschiedsreden im Dezember 1992 und im Januar 1993 warnte Bush die USA vor Isolationismus.
Für seine Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung wurde Bush am 20.12.1993 mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 1997 nahm er an den Feierlichkeiten zum Jahrestag der deutschen Einheit in Stuttgart teil und hielt eine Rede. Bei den Feierlichkeiten anlässlich des 10. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1999 hielt Bush zusammen mit Gorbatschow und Helmut Kohl eine Rede im Deutschen Bundestag. 1999 wurde Bush Ehrenbürger von Berlin.
Bush lebte zuletzt in Houston (Texas).
College Station (Texas), George H.W. Bush Presidential Library
Deutsche Politikerin (SPD), Sozialreformerin und Frauenrechtlerin; Tochter eines Zimmerermeisters, der während der Gründerjahre1 in materielle Not geriet. In der Folge mußte Marie nach dem Besuch der Volksschule auf eine weiterführende schulische Ausbildung verzichten. Sie arbeitete zunächst als Hausangestellte, dann als Fabrikarbeiterin, Krankenwärterin und Näherin. 1906 zog sie nach Berlin; dort trat sie zunächst dem Verein der Frauen und Mädchen der arbeitenden Klasse und 1908 der Sozialdemokratischen Partei bei - ein älterer Bruder hatte sie schon früh mit der Gedankenwelt der Sozialdemokratie bekannt gemacht; dort wirkte sie auch bald schon als Rednerin bei Versammlungen. Am 13.12.1919 wurde unter ihrer Leitung die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegründet. Nach der Einführung des passiven Wahlrechts hielt sie am 19. Februar 1919 als erste Frau eine programmatische Rede in der Weimarer Nationalversammlung.
Von 1920 bis 1933 war Marie Juchacz Mitglied des Reichstages (MdR). Während der Herrschaft der Nationalsozialisten hielt sie sich zunächst im Saargebiet, dann, nachdem das Saarland mit der Parole “Heim ins Reich” für die Eingliederung ins Deutsche Reich votiert hatte., im Elsaß auf, bevor sie nach Frankreich und dann in die Vereinigten Staaten ins Exil ging. Als der Zweite Weltkrieg beendet war, organisierte sie in der ersten Nachkriegszeit für Deutschland. bestimmte Hilfsaktionen von den USA aus, bevor sie 1949 schließlich nach Deutschland zurückkehrte, und dort als Beraterin der Arbeiterwohlfahrt (AWF) wirkte, deren Ehrenvorsitzende sie wurde.
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1 Bezeichnung für die Jahre vom Ende des Deutsch-Französischen Krieges (1871) bis zum Beginn der großen Depression (1873); im weiteren Sinn steht der Begriff für die Zeit nach der Reichsgründung (etwa 1870 bis 1890).
Köln, Südfriedhof
Omnibus salutem!