Abraham Ernst Mendelssohn Bartholdy

   pinxit Wilhelm Hensel (c) SPK

Bankier; Sohn des Philosophen Moses Mendelssohn und dessen Frau Frommet; Vater von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy, sowie der jüngeren Rebecca und Paul, die er allesamt christlich erzog. 1922 konvertierte er gemeinsam mit seiner Frau zum Protestantismus und nahm den Namen Bartholdy an.

Zurück zur Personenliste         

Berlin, Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeine

Berthold Jacob eigentl. Berthold Salomon

 

Deutscher Journalist und Pazifist jüdischen Glaubens; der Sohn eines Kunsthändlers und Seidenfabrikanten arbeitete ab 1920 als Journalist, u.a. von 1925 bis 1928 als Mitarbeiter der Weltbühne, in der ein Artikel veröffentlicht wurde, in dem Fememorde öffentlich gemacht wurden und die Reichswehr beschuldigt wurde, paramilitärische Organisation zu dulden und heimlich aufzurüsten (Schwarze Reichswehr). Als verantwortlicher Herausgeber der Weltbühne wurde Carl von Ossietzky angeklagt und zu einem Monat Haft verurteilt. In einem Berufungsverfahren am 17.4.1928 wurden Ossietzky zu einer Strafe von 600 und Jacob von 1.000 Reichsmark verurteilt. 1928 trat Jacob der SPD bei, wechselte aber 1931 zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) über. 1932 verließ er Deutschland, ließ sich in Straßburg nieder und wurde im August 1933 ausgebürgert. Bei einem Aufenthalt in der Schweiz wurde er am 9.3.1935 von Gestapo-Angehörigen aus Basel nach Weil am Rhein entführt und erst aufgrund von Protesten des Schweizerischen Bundesrates in die Schweiz zurückgeführt, von dort 1938 nach Frankreich abgeschoben und 1939 schließlich in Südfrankreich interniert. Seine Bemühungen um ein Visum für die Vereinigten Staaten scheiterten, Von Lissabon aus, wohin er 1941 geflohen war, wurde er erneut von deutschen Agenten nach Deutschland verschleppt, in Berlin in Gestapo-Haft gehalten und kurz vor seinem Tod in ein jüdischen Krankenhaus entlassen, in dem er starb.

Zurück zur Personenliste        

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Amalie Friedländer née Heine

Kusine und unerwiderte Jugendliebe Heinrich Heines, der ihr zahlreiche Gedichte widmete - sie war Heines “Molly”. In einem Brief an seinen Jugendfreund Christian Sethe schrieb er im Oktober 1816: "Sie liebt mich nicht! Mußt, lieber Christian, dieses letzte Wörtchen ganz leise, leise aussprechen. In den ersten Wörtchen liegt der ewig lebendige Himmel, aber auch in dem letzten liegt die ewig lebendige Hölle."

Zurück zur Personenliste      

Berlin, Friedhof II der Dreifaltigkeitsgemeinde

Ernst Ludwig Heim

1833

Deutscher Arzt; der Sohn eines Pfarrers studierte Medizin und lebte ab 1775 in Spandau (heute zu Berlin); 1776 wurde er zum Stadtphysikus, später zum Kreisphysikus des Havellandes ernannt. 1783 zog er schließlich nach Berlin, dort behandelte er die armen Patienten kostenlos und führte als erster Arzt die Pockenschutzimpfung ein. Seit einem Arztbesuch bei den Humboldts in Tegel unterrichtet er den achtjährigen Alexander von Humboldt in der Pflanzenkunde. Er war der letzte behandelnde Arzt der Königin Luise von Preußen.

Zurück zur Personenliste          

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin, Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Bild: Franz-Josef Mörsch jr.
pruss_max1_gb
pruss_max2_gb

Frankfurt am Main, Südfriedhof

Max Pruss

 

Deutscher Flugzeugbauer; kam im Alter von 16 Jahren zur Kaiserlichen Kriegsmarine und wechselte noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zur Marine-Luftschiffahrt, wo er als Höhensteuerer auf Zeppelinen eingesetzt war. Nach dem Ende des Krieges wurde er von der Zeppelinwerft in Friedrichshafen übernommen. Als der Zeppelin LZ 126 im Oktober 1924 in die Vereinigten Staaten nach Lakehurst, wo eine Luftschiffstation eingerichtet war, überführt wurde, war Pruss dort Mitglied der deutschen Instruktionsbesatzung für das Luftschiff, das in den USA den Namen ZR III Los Angeles erhielt. Die deutsche Mannschaft hatte die Aufgabe, eine US-amerikanische Mannschaft in die Bedienung des Luftschiffes einzuweisen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1925 und die Fertigstellung des Luftschiffes Graf Zeppelin 1936 nahm er an sämtlichen Reisen der Graf Zeppelin als Navigationsoffizier und später als Kapitän teil. Als LZ 129 Hindenburg im Marz 1936 in Dienst gestellt worden war, wurde ihm die Leitung des Luftschiffes übertragen. Als die Hindenburg bei der Landung in Lakehurst am 6.5.1937 mit 97 Personen an Bord in einem Inferno von Flammen unterging, war er der verantwortliche Kapitän. 35 Personen an Bord und ein Mitglied der Bodenmannschaft fanden den Tod. Pruss hindenburg_disaster_bildkonnte sich durch einen Sprung aus dem Luftschiff zwar retten, erlitt jedoch schwere Verbrennungen. Pruss, der niemals an einen Sabotageakt glaubte,

Die Katastrophe von Lakehurst

legte mit Luftschiffen, an deren Sinn und ökonomischem Nutzen er trotz der Katastrophe niemals zweifelte, 1.5 Millionen Flugkilometer zurück und überquerte ca. 170 mal den Ozean.

Zurück zur Personenliste                   

Robert Jungk eigentl. Robert Baum

 

Österreichischer Wissenschaftsjournalist und Zukunftsforscher; Sohn eines Dramaturgen, Schauspielers und Regisseurs; begann 1932 nach dem Besuch des humanistischen Mommsen-Gymnasiums in Berlin ein Studium. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde Jungk, der bereits als Jugendlicher im Sozialistischen Schülerbund (SSB) und der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) mitarbeitet hatte, verhaftet, wurde jedoch aufgrund der Intervention eines Neffen von Hjalmar Schacht entlassen. 1934 wurde er von den Nationalsozialisten ausgebürgert. In Paris studierte er an der Sorbonne Psychologie und Soziologie, und arbeitete in dieser Zeit an Filmen von Georg Wilhelm Papst und Max Ophüls in Frankreich, später auch an Filmen in Spanien mit und war für deutschsprachige Pressedienste von Emigranten tätig, hielt sich 1937 eine längere Zeit in Prag auf und war dort und in Zürich und London u.a. als Korrespondent tätig. Anschließend nahm er in Zürich sein Studium wieder auf, diesmal als Hauptfach Geschichte. In der Zeit zwischen 1939 und Kriegsende arbeitete er in Zürich für schweizerische Tages- und Wochenzeitungen unter verschiedenen Pseudonymen, insbesondere als "F.L." für die Weltwoche und schrieb für den englischen Observer. . Danach war Jungk in Paris, Washington (D.C.) und Los Angeles Korrespondent für diverse europäische Publikationen tätig. 1957 kehrte er nach Österreich zurück und ließ sich schließlich 1970 in Salzburg dauerhaft nieder..

Jungk warnte in seinen BüchernDie Zukunft hat schon begonnen (1952) und Der Atomstaat (1977) vor den Gefahren der Nutzung der Kernenergie und war Gegner der atomaren Bewaffnung. In den 1980er Jahren war er ein Repräsentant der Friedensbewegung, und 1992 war er bei den österreichischen Bundespräsidentenwahlen Kandidat der Grünen.

Werke u.a.: Die große Maschine (1966), Vom blinden zum wissenden Fortschritt (1969), Der Jahrtausend-Mensch (1973), Der Aufstand gegen das Unerträgliche (1983),Sternenhimmel statt Giftgaswolke oder Den Frieden erfinden (1987).

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Heinz Knisch (11/2011)

Salzburg, Jüdischen Friedhof

Alexander Alexandrowitsch Aljechin (auch Aljochin) [russ. Александр Александрович Алехин auch Алёхин]

Französischer Schachspieler russischer Herkunft; Sohn eines Adligen und der Tochter eines Industriellen; studierte Rechtswissenschaften in Sankt Petersburg. 1914 wurde er bei einem dort stattfindenden Schachtournier Dritter hinter dem deutschen Weltmeister Emanuel Lasker und dem Kubaner José Rául Capablanca und wurde anschließend zum Großmeister ernannt. Als am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, befand er sich gerade bei einem Tournier in Mannheim. Das Tournier wurde abgebrochen, und alle Teilnehmer aus den sog. Feindstaaten wurden in Triberg interniert, darunter neben Aljechin auch Efim Bogoljubow.. Während letzterer auch nach dem Ende des Krieges in Deutschland blieb, nahm Aljechin nach seiner Freilassung in die Schweiz als Sanitäteran der galizischen Offensive der russischen Armee teil. Nach dem Krieg wurde er 1919 in Odessa wegen angeblicher Spionage für die Weißgardisten verhaftet und zum Tode verurteilt, jedoch auf Intervention Trotzkijs freigelassen. 1920 wurde er Meister der russischen Sowjetrepublik. Im Frühjahr 1921 emigrierte er über Berlin nach Frankreich und setzte in Paris sein Studium an der Sorbonne fort, an der er 1925 promovierte. Im selben Jahr erwarb er die französische Staatsbürgerschaft. Auch in Frankreich gewann er eine Reihe bedeutender Schachturniere; so wurde er 1927 Weltmeister im Wettkampf gegen den kubanischen Titelverteidiger Capablanca, verlor den Titel 1935 zwar gegen den Holländer Max Euwe, holte ihn sich 1937 jedoch wieder zurück und behielt ihn bis zu seinem Tod inne.

Aljechin, der als einer der größten Schachspieler aller Zeiten und auch als ein hervorragender Blind-Simultanspieler gilt, starb beim Abendessen in einem portugiesischen Hotel.Die genauen Umstände blieben ungeklärt, vermutlich erstickte er.

Partie Aljechin vs Capablanca im Jahre 1927

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Dr. Claus Spahn (12/2011)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Hinweis: Die Anordnung der Schachfelder auf den Schachbrett vor dem Grabstein ist falsch! Würde man gegen Aljechin spielen, dann müßte das Feld H1 vorne rechts weiß, nicht aber schwarz sein.

Georg Nicolaus Nissen

nissen_nikolaus_bd

Dänischer Diplomat und Schriftsteller; Sohn eines Kaufmanns; studierte Rechtswissenschaften und war ab 1781 als Bevollmächtigter im Generalpostamt in Kopenhagen tätig. Danach trat er in den diplomatischen Dienst und wurde 1791 zum Legationssekretär beim deutschen Reichstag bestellt, bevor er 1793 bei der dänischen Gesandtschaft in Wien tätig wurde. Nach seiner Ernennung zum Legationsrat und 1805 zum Chargé d'affaires wurde er 1810 nach Kopenhagen zurückbeordert, wo ihm das Amt eines Zensors übertragen wurde. Zuvor hatte er am 2.6.1809 in Preßburg (heute Bratislava) Constanze Mozart, die Witwe Wolfgang Amadeus Mozarts geheiratet. 1810 übersiedelten die Eheleute nach Kopenhagen, Nach seiner Emeritierung im Jahre 1820 kehrte er mit Constanze nach Österreich zurück. Als einer der ersten verfaßte er eine Mozart-Biographen. die nach seinem Tode unter dem Titel Biographie W. A. Mozart's. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen mit vielen neuen Beilagen, Steindrucken, Musikblättern und einem Facsimile erschien.

Zurück zur Personenliste                   

Bild: Hugo Oestergaard-Andersen (04/1987)
no_copyright

Salzburg, St. Sebastiansfriedhof

Anna von Helmholtz

 

Deutsche Salonière; Tochter des württembergischen Staatsmannes Robert von Mohl; lebte 1852/53 bei ihrer Tante, der Salonnière Mary Clarke Mohl, in Paris. Nach ihrer Hochzeit mit dem Physiker Hermann von Helmholtz im Jahre 1861 lebte sie mit ihm zunächst in Heidelberg, dann ab 1871 in Berlin, wohin er an die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) berufen worden war. Nachdem im Jahr zuvor Berlin zur Hauptstadt des Deutschen Reichs bestimmt war und sich dort verstärkt Künstler, Gelehrte und Intellektuelle ansiedelten, richtete sie ihren ersten Salon ein (sie verlegte ihn später mehrmals). Von ihm wurden - wegen der Stellung und dem wissenschaftlichen Bekanntheitsgrad ihres Mann - hauptsächlich Mitglieder der Gelehrtenschaft als Habitués1 angezogen; aber im Prinzip trafen sich dort alle Spitzen der Berliner Gesellschaft, auch Politiker und auch Angehörige des kaiserlichen Hofes. Zum näheren Umgang Annas zählte die Tochter der britischen Monarchin Victoria, die Kronprinzessin Viktoria, die spätere Kaiserin Friedrich. Dennoch war sie nicht sehr beliebt; die Berliner Gesellschaft nahm ihr ihren Ehrgeiz, sich als Professorengattin über die Konventionen hinwegzusetzen, übel. Sie pflegte auch Kontakte zu anderen Salons in der Hauptstadt; so war sie häufig Gast im Salon von Mimi von Schleinitz, den allerdings vorwiegend Künstler und Musiker frequentierten. Beide Salons zählten zu den bedeutendsten im Kaiserreich. Sie war u.a. befreundet mit Anna vom Rat, Maximiliane von Oriola, Tochter Bettine von Arnims und Hildegard von Spitzemberg, die alle ebenfalls Salons führten.

Anna von Helmholtz war auch literarisch tätig, und sie hinterließ eine umfangreiche Korrespondenz, aus der man auch. viele Details aus dem Familienleben erfährt, u.a. schilderte sie den Tod ihres erstgeborenen Sohnes Robert am 5.8.1889. Aber sie betätigte sich auch als Übersetzerin; gemeinsam mit Estelle du Bois-Reymond, der Tochter des Physiologen Emil du Bois-Reymond, übertrug sie die Schrift Modern Views of Electricity des Physikers Oliver Lodge (dt. 1896, Neueste Anschauungen über Electricität) ins Deutsche, oder sie bearbeitete gemeinsam mit Clara Wiedemann auf Wunsch ihrer beider Männer die Übersetzung des Buches Heat as a mode of motion des Physikers John Tyndall (dt., Wärme betrachtet als eine Art der Bewegung).

Anna von Helmholtz starb während eines Urlaubsaufenthaltes in Istrien.

Inschrift: Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft. 1. Kor. 4, 20

_________________________________________________________________________

1 Habitué [franz.] ständiger Besuchers eines Salon an einem als jour fixe bestimmten Tag.

Zurück zur Personenliste                   btn_up

Berlin, Neuer Friedhof Wannsee

Bilder: OTFW, Berlin (05/2011), Wikipedia.de
cc_somerightsreserved
Sonstige XXVIII

Omnibus salutem!